Tell, von Joachim B. Schmidt

  • Tell, von Joachim B. Schmidt


    Cover:

    Der berühmte Apfel – das Wahrzeichen von Wilhelm Tell (vermutlich)


    Inhalt und meine Meinung:

    Wilhelm Tell: Ein Klassiker den ich noch aus der Schule kenne. Allerdings ist nicht mehr viel hängen geblieben: außer der berühmte Apfel den er vom Kopf seines Sohnes hat schießen müssen.


    Nun kommt hier eine neue Erzählung. Eine Geschichte die ich auch wieder als Drama bezeichnen möchte.

    Tell, ein Mann der mit sich selber nicht im Reinen ist, der den Tod seines Bruders nicht verkraftet hat, der sich den „Unterdrückern“ nicht beugen will, der immer wieder auch ungewollt aneckt. Aber auch ein Mensch mit Prinzipien der sich wehrt und dann aber (auch um seine Familie zu schützen) für sich die Konsequenzen zieht.


    Der Schreibstil hat mich sehr bewegt.

    Die Personen sind klar und sehr kantig charakterisiert. Sie sind vielschichtig, gehen tiefer, sind lebendig, realistisch mit all ihren Fehlern und Schwächen, wenn ich hier z.B. an die unterschiedlichen Soldaten denke.

    Wir erleben die Geschichte aus dem Blickwinkel dieser vielen Personen, mit all ihren Gedanken und Sichtweisen der Dinge, in kurzen Kapiteln, aber doch so treffend, dass wir und gut in die Zeit und Menschen hinein versetzen können.


    Was mir auch auffällt Hier werden die Frauen sehr stark betont. Sie stehen ihren „Mann“ und wehren sich auch.

    Das einfache, harte und ungerechte Leben wird deutlich.


    Autor:

    Joachim B. Schmidt, geboren 1981, aufgewachsen im Schweizer Kanton Graubünden, ist 2007 nach Island ausgewandert. Er ist Autor mehrerer Romane und diverser Kurzgeschichten, Journalist und Kolumnist. Der Doppelbürger lebt mit seiner Frau und zwei gemeinsamen Kindern in Reykjavík.


    Mein Fazit:

    Ein lesenswertes Drama, für mich wie ein historischer Roman.

    Sehr bewegend.

    Von mir 5 Sterne.


    ASIN/ISBN: 3257072007

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Alte Sage im neuen Gewand...


    Nachdem mir "Kalmann" so unglaublich gut gefiel, musste ich auch zum neuen Buch von Joachim B. Schmidt greifen. Gespannt begann ich mit der Lektüre.


    In der Geschichte geht es um den Bergbauern Wilhelm Tell, in dessen Heimatort die Habsburger ihr Unwesen treiben und die Bevölkerung terrorisieren. Aufgrund eines kleinen Fehlverhaltens folgt der berühmte Apfelschuss, aber das ist erst der Anfang von so viel mehr. Wer wird überleben und wer wird es nicht schaffen?


    Zu Beginn brauchte ich etwas, um in die Handlung zu finden, da mich die vielen Akteure, die alle aus der Ich- Perspektive berichten, etwas verwirrt haben. Man sieht erst nach und nach wer zu wem gehört und wer letztlich wer ist.


    Die insgesamt zehn Kapitel sind nochmals in Sequenzen unterteilt, die recht kurz sind, was für einen enormen Speed in der Handlung sorgt. Ich fühlte mich regelrecht durch die Ereignisse getrieben, weil alles Knall auf Fall geht. Das hat mir gut gefallen, sorgt es doch dafür, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen.


    Ich kannte die Tell- Sage nur wage und kann daher wenig Vergleiche ziehen, was aber absolut nicht nötig ist, da diese Geschichte für sich steht. Was mich besonders berührt hat waren die Geschehnisse bei Vater Loser, weil es einen Bezug zur aktuellen Realität hat, obwohl diese Geschichte ja einige Jahrhunderte vor uns spielt.


    Auch das Leid der Frauen hat mich mitgenommen, sind sie doch oft der Willkür der Männer ausgesetzt und können ihr Schicksal nur hinnehmen.


    Meine absolute Hassfigur und ich denke das war auch so gewollt, war Harras. Wie verbittert muss man sein vom Leben, dass man von allen Menschen nur schlecht denkt und jedem nur Schlechtes wünscht? Die dusseligen Soldaten hingegen fand ich dazu köstlich amüsant.


    Fazit: Ein spannender Roman, der mit hartem Stoff daherkommt, aber eben auch einige witzige Momente zu bieten hat. Klare Leseempfehlung!


    Fazit: 8/ 10 Eulenpunkten