Von Amazon übernommen:
Manchmal macht Liebe uns blind, und manchmal lehrt sie uns sehen.
1939: Mit einem der letzten Schiffe gelingt Hannah und Ada Rosenbaum die Ausreise aus Deutschland nach New York. Während Hannah davon träumt, Ärztin zu werden, ist ihre Schwester Ada schwanger, verheimlicht jedoch den Kindsvater. Kaum sind sie in New York angekommen, kommt Adas Tochter zur Welt – viel zu früh. Hannah kann ihre Nichte nur vor dem sicheren Tod bewahren, weil sie diese in die Obhut des berühmten Martin A. Couney übergibt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frühgeborene zu versorgen. Kann er den Säugling retten? Während Hannah wochenlang um das Leben ihrer Nichte bangt, kann sie nicht umhin, die Arbeit von Mr. Couney zu bewundern. Als er ihr anbietet, in seinem Krankenhaus zu arbeiten, ergreift sie die Chance – und kommt ihrem Traum Stück für Stück näher ...
Eva Neiss verwebt die Geschichte zweier bewegender Frauenschicksale mit spannenden Details aus dem Leben des Martin A. Couney, dem Pionier der Neonatologie
Von einem schwierigen Start ins Leben...
Mit „Das Leben in unseren Händen“ hat Eva Neiss ihr zweites Buch vorgelegt. Ich hatte von ihr schon „Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ gern gelesen und auch dieses gefiel mir wieder ausgesprochen gut.
Ich finde, beide Bücher sind absolut nicht miteinander vergleichbar: „Lotte Lenya“ ist eine Roman-Biografie über eine sehr bekannte Persönlichkeit, während mir Dr. Martin A. Couney bisher nicht mal vom Namen her bekannt war. Eva Neiss schreibt in ihrem Nachwort: „Zuerst wollte ich diese schillernde Persönlichkeit zur Hauptfigur eines eigenen Romans machen, bis mir aufging, dass ich ihn seine Geheimnisse lieber wahren lassen wollte. (…) Er selbst hat das Mysterium um seine Person genährt, in dem er seinen Lebenslauf immer wieder umschrieb. (…) Was jedoch klar ist: Er hat über 50 Jahre seines Lebens dem Überleben von Frühgeborenen gewidmet.“ (S. 413) Ich war so erstaunt über seine vorausschauenden Methoden und seine spektakuläre Finanzierung, dass ich sie hier lieber nicht beschreibe, um den Überraschungseffekt auch zukünftigen Leser*innen zu ermöglichen.
Also: statt Dr. Couney stehen die (fiktiven) Schwestern Hannah und Ada Rosenbaum im Mittelpunkt. Sie können 1939 mit einem der letzten Schiffe aus Europa in die USA flüchten, während ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder auf der „St. Louis“ nachkommen wollen… Kurz nach ihrer Ankunft setzen bei Ada Wehen ein, über zwei Monate zu früh. Zu Hannahs großen Entsetzen wird die Frühgeburt in eine eiskalte Abstellkammer mit geöffnetem Fenster gebracht („Es wird nicht lange dauern.“, (…) „Es kann nicht überleben.“, S. 55). Auf Hannahs Intervention ruft eine mitfühlende Krankenschwester Dr. Couney an… und so bekommt die kleine Sarah eine echte Überlebenschance.
Wir begleiten Hannah und Ada, ihre Verwandten Judith und Simon und eben auch Sarah durch die ersten Jahre in New York, wir besuchen mit ihnen Coney Island, fahren auf das Empire State Building, tauchen ein in das pulsierende Nachleben, erleben den Kriegseintritt der USA – aber erfahren auch, wie sehr viele Menschen damals ums ihr Überleben kämpfen mussten. Hannah und Ada haben vollkommen unterschiedliche Lebensziele – wir nehmen daran teil und können sie für uns werten…
Die Autorin hat einen sehr bildhaften, lebendigen Schreibstil, so dass es mir ausgesprochen leichtgefallen ist, in das damalige Leben einzutauchen, den Schwestern zu folgen und mit ihnen einige Zeit zu verbringen. Es war spannend, immer authentisch und ich habe mich mitgefreut, mitgebangt und mitgelitten…
Die Geschichte endet nach einem kleinen Zeitsprung mit einer Familienfeier nach Kriegsende, Hannah sieht auf das „vollkommen unvollkommene Leben“ um sich herum – ja, das ist es doch, wonach wir uns alle etwas sehnen (da es ja „das vollkommene Leben“ vermutlich nicht gibt): ein vollkommen unvollkommenes Leben…
Nach dem Zuklappen des Buches ist etwas eingetreten, was ich eigentlich selten erlebe: ich hätte gern gewusst, wie es Sarah, Hannah und Ada und ihren Familien weiterhin ergeht, was sie im New York der 1950 / 1960-er Jahre erleben – und hatte sofort einige Bilder vor Augen…
Aber so soll es ja eigentlich auch sein: Bücher sollen anregen, die Geschichte weiterzudenken – insofern: Frau Neiss, das Ziel ist bei mir erreicht! Und na klar: ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen!