Edgar Selge - Hast du uns endlich gefunden

  • Titel: Hast du uns endlich gefunden

    Autor: Edgar Selge

    Verlag: Rowohlt

    Erschienen: Oktober 2021

    Seitenzahl: 304

    ISBN-10: 3498001221

    Preis: 24.00 EUR


    Der bekannte Charakterdarsteller Edgar Selge blickt zurück auf seine Kindheit. Eine Kindheit die er hinter und vor Gefängismauern zugebracht hat. Sein Vater war Anstaltsleiter.

    Aber dieses Buch ist mehr als eine autobiographische Erinnerung an die Kindheit. Es ist auch eine literarische Auseinandersetzung mit einer Kindheit kurz nach dem Krieg und den dann folgenden Fünfzigern.

    Edgar Selge hatte es als Kind wahrlich nicht leicht. Sein Vater war ein Patriarch der alten Schule, manchmal brutal aber auch ab und an sehr weinerlich. An den Jungen wurden Forderungen gestellt ohne auf dessen Bedürfnisse einzugehen.

    Stilistisch meisterhaft erzählt Edgar Selge von dieser Zeit. Eine Zeit, die auch ich sehr bewusst erlebt habe. Als Junge weinte man nicht und man hatte das zu tun was die Eltern sagten. Widerspruch war nicht erwünscht und führt oftmals zu drakonischen Strafen.


    Ein sehr lesenswertes Buch, das mit jeder Seite eine Zeit lebendig werden ließ, die in der heutigen Weicheier-Gesellschaft wohl kaum noch denkbar wäre.


    Der Autor:

    Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. 1948 geboren, wuchs er im ostwestfälischen Herford als Sohn eines Gefängnisdirektors auf. Seine Schauspielausbildung schloss er 1975 an der Otto Falckenberg Schule in München ab. Zuvor studierte er Philosophie und Germanistik in München und Dublin sowie klassisches Klavier in Wien. Für seine Arbeit wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Edgar Selge lebt mit der Schauspielerin Franziska Walser zusammen. Die beiden haben zwei Kinder. «Hast du uns endlich gefunden» ist sein literarisches Debüt.


    ASIN/ISBN: 3498001221

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hast du uns endlich gefunden – Edgar Selge


    Mein Eindruck:

    Auch ich schätze Edgar Selges Buch sehr, da er ein glaubhaftes Porträt einer Kindheit in einer deutschen Familie in einer spezifischen Zeit entworfen hat. Das er auch Schauspieler ist, spielte für mich keine Rolle, denn der Text spricht für sich selbst.


    Selge schafft es, eine gewisse Leichtigkeit in seinen Text zu bringen, zu einem großen Teil durch einen von Selbstironie geprägten Humor.

    Einige Kindheitsepisoden fand ich wirklich originell, z.B. wie die Insassen der Jugendvollzugsanstalt, die der Vater leitet zur klassischen Hausmusik ins Haus kommen oder wie der junge Selge einmal auf den Jahrmarkt gehen wollte.

    Der Vater ist allerdings eine sehr zwiespältige Figur, der seinen Sohn oft hart straft und spät im Buch kommt eine weitere, unerwartete Komponente hinzu.


    Selges Leistung ist das Kunststück, die vergangene Zeit zu lieben ohne sie zu verklären.