Die Trambahn – Claude Simon

  • Dumont

    113 Seiten

    OT: Le tramway


    Kurzbeschreibung:

    „Die Trambahn" ist ein Buch, das die im Schatten des Gedächtnisses ruhenden Erinnerungen befreit und in eine Kindheit im frühen zwanzigsten Jahrhundert zurückführt – nach Perpignan, in die südfranzösischen Sommer- und Herbstmonate des Erzählers. Im Echo auf Marcel Proust wird „Die Trambahn" Claude Simons zum Gefährt durch die Erinnerung: von der Endstation in der Stadt vor dem Kino mit seinen grell lockenden Plakaten, vorbei an den „Rumpfmännern", den Kriegsinvaliden auf ihren Wägelchen, und entlang den Villen der Provinzbourgeoisie bis hinunter zum mondänen Badestrand, wo die Tanzmusik spielt.


    Im Rhythmus der Erinnerung, von Station zu Station, wird eine untergegangene Jahrhundertepoche im minutiös porträtierenden Beschreibungsreichtum der Simonschen Sprache bis in die Gerüche und Düfte genauso lebendig wie die Familiengeschichte – in Gestalt der todkranken Mutter und verbitterten Kriegswitwe.


    Und wenn der Erzähler von einem kürzlichen Aufenthalt im Transitraum der Notaufnahme in einem Krankenhaus erzählt, dann wird Die Trambahn zu einer Meditation über den menschlichen Lebensweg, die Passage zwischen Geburt und Tod.


    Über den Autor:

    Claude Simon wurde 1913 auf Madagaskar geboren, lebte in Paris und im südfranzösischen Roussillon. Er wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem „Prix de l’Express“ (für „Die Straße in Flandern“), dem „Prix Médicis" (für „Geschichte“) und dem „Grand-croix de l’ordre national du Mérite". 1985 erhielt er den Literaturnobelpreis. Claude Simon starb 2005 in Paris.


    Über die Übersetzerin:

    Eva Moldenhauer, 1934 in Frankfurt am Main geboren, war seit 1964 als Übersetzerin tätig. Sie übersetzte Literatur und wissenschaftliche Schriften französischsprachiger Autoren ins Deutsche, u.a. von Claude Simon, Jorge Semprún, Marcel Mauss, Mircea Eliade, Gilles Deleuze und Lévi-Strauss. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis und dem Paul-Celan-Preis. Eva Moldenhauer verstarb am 22. April 2019.


    Mein Eindruck:

    Der beim Erscheinen seines letzten Buches schon 88jährige Literaturnobelpreisträger Claude Simon würdigt einem altertümlich anmutenden Fortbewegungsmittels. Durch die Betonung des Privilegs im Fahrerhaus der Trambahn mitzufahren, erhöht er den Text, der sich durch außerordentlich präzise Sprache auszeichnet.


    Dass das sprachlich so gut wirkt ist sicher auch der herausragenden Übersetzerin Eva Moldenhauer zu verdanken, die leider schon 2019 gestorben ist.


    Die Fahrt durch die Südfranzösische Provinz wird beschrieben.

    Es sind nicht nur Beobachtungen sondern auch Erinnerungen, z.B. an die Zeit als Schüler oder an einem Krankenhausaufenthalt. Angereichert wird das Ganze gelegentlich durch Reflexionen zu Marcel Proust „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Bruchstückhaft, aber elegant setzt sich der Text zusammen.


    Aufgrund der langen Sätze ist das stark verdichtete Buch manchmal schwierig zu lesen, aber die geringe Länge des Textes und der Fluss, in dem er bleibt, erlauben es, das leicht zu bewältigen.


    ASIN/ISBN: 3832158669‎