Iris Kammerer: Der Tribun

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Eigentlich war ich sehr skeptisch bezüglich dieses Buches. Bücher dieses Genres gehören nicht unbedingt zu meinem Favoritenkreis.


    Zu meinem auch nicht.


    Trotzdem haben der Tribun und auch der Tiberius mir sehr gut gefallen. Zwei wunderschön erzählte Geschichten sind das. :anbet

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe meinen SUB soweit reduziert, daß mir heute nachmittag endlich Cinna seine nassen Wimpern entgegenblinzeln konnte. :-)
    Die Atmosphäre gefällt mir gut.
    In der Klemme ist er auch schon.
    Den Lesefluß stört im Moment noch die eigenwillige Ausdrucksweise. Das liest sich nicht glatt. Gut.
    Aufgefallen ist mir: schmiegt sich in die Dunkelheit. Ich bin gestolpert, aber ich glaube, ich mag's.
    dann: Leinen rauschte (da, wo Calpurnia kommt). Ich glaube nicht, daß man da das vertraute 'Seide' einfach durch Leinen ersetzen kann. Vielleicht liegt es auch nur am Klang? Jedenfalls grüble ich seit heute nachmittag, welches Geräusch Leinen macht. Es muß ja auch ganz feines Leinen sein.
    Echtes Problem, no kidding.
    Ich hoffe, ich komme heute abend noch mal zu Cinna. Er liegt hinter seinem Vorhang, schmollt und langweilt sich.
    Ich langweile mich nicht!

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Er liegt hinter seinem Vorhang, schmollt und langweilt sich.


    Schmollen ist ein Wesenszug von ihm, für den ich ihn immer wieder verhauen könnte! Heute z.B. :fetch


    Zitat

    Ich langweile mich nicht!


    Das freut mich -- ich wünsche weiterhin viel Vergnügen. Du hast noch einiges vor dir! :wow




    BTW: Sehr fein gewebtes Leinen macht ähnliche Geräusche wie nicht allzu schwere Rohseide. Und bei Seide finde ich "Rauschen" schon fast trivial ... :-)

  • Na, da Du Dir einen verwöhnten Typen als Hauptfigur ausgesucht hast (oder er sich Dich?) brauchst Du Dich nicht zu wundern, wenn er sich 'according to character' verhält. Ich entnehme dem, daß er noch munter ist, fein!


    Rauschende Seide IST trivial. Trotzdem funktioniert es i.d. R. im Text, eines der Wunder des Schreibens.


    Eine der eindrücklichsten Szenen bis jetzt: wie Cinna vor dem ersten Unterricht mit dem Daumen die Schrift von den Wachstafeln löscht. Die Implikationen sind gewaltig für den Rahmen einer solchen Geschichte.
    Aber in einem solchen Fall bin ich ganz auf Deiner Seite. Mit Bescheidenheit im Entwurf soll man gar nicht anfangen. Ich falle auch lieber vom höchsten Baumwipfel aus auf die Nase als von der Türschwelle. Wobei ich NICHT gesagt habe, daß hier was fällt, nota bene.


    Gestern abend sind wir noch geflüchtet, haben es aber nicht geschafft.
    Ich gehe davon aus, daß wir es wieder probieren :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Na, da Du Dir einen verwöhnten Typen als Hauptfigur ausgesucht hast (oder er sich Dich?) brauchst Du Dich nicht zu wundern, wenn er sich 'according to character' verhält. Ich entnehme dem, daß er noch munter ist, fein!


    Er mußte allein schon deshalb munter bleiben, da ja verlagsseitig nach "mehr" gerufen wurde. :grin


    Zitat

    Rauschende Seide IST trivial. Trotzdem funktioniert es i.d. R. im Text, eines der Wunder des Schreibens.


    Das erinnert an "rauschende Ballnächte". :grin
    BTW: In vergangenen Jahrhunderten benutzte man in nicht ganz so betuchten Häusern sehr feines Leinen oder Baumwolle (letztere gestärkt), wenn man sich Seide nicht leisten konnte. Da wurde enorm an den Spinn- und Webtechniken getüftelt, um zumindest ähnliche Stoffeigenschaften wie bei Seide zu erzeugen. Das glänzte zwar nicht genauso schön, war aber halbwegs bezahlbar. Die Unterkleider und -röcke waren auch nicht aus Seide.
    Aber das weißt du ja selbst. Als gebürtige Krefelderin kam ich nur um das Thema nie rum! :lache


    Zitat

    Eine der eindrücklichsten Szenen bis jetzt: wie Cinna vor dem ersten Unterricht mit dem Daumen die Schrift von den Wachstafeln löscht. Die Implikationen sind gewaltig für den Rahmen einer solchen Geschichte.


    Freut mich, daß du es so siehst. Ich denke, spätestens am Ende des ersten Drittels weißt du auch, warum dieses und ähnliche Bilder/Metaphern immer wieder vorkommen. :-)


    Zitat

    Gestern abend sind wir noch geflüchtet, haben es aber nicht geschafft.
    Ich gehe davon aus, daß wir es wieder probieren :grin


    Ich sehe schon, du magst den Kerl. Ich werde auch traurig sein, wenn ich den letzten Satz geschrieben habe. :cry

  • Ey, das ist interessant über die Stoffe und nein, alles weiß ich auch nicht.
    Außerdem hatte ich es bislang nicht so mit der materiellen Kultur, das ist für mich eher neu.
    Ich bin Büchermensch, bröcklige Lederrücken, vergilbte Seiten, Tinte, Löschsand, die verstaubte Richtung. :lache
    Falls mir noch was auffällt, schreibe ich in der Leserunde weiter, mir ging grad auf, daß ich mit Details hier nicht ganz richtig bin.
    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hmm, also Mädels, bei mir rauscht Seide ja nicht, die knistert, oder raschelt je nach Beschaffenheit. Ist aber vielleicht nur bei mir so.


    Leinen, dieses ganz fein gewebte leichte, macht so gut wie keine Geräusche. :-)



    Ich liebe ja diese feinen Stoffe und könnte mich problemlos einen ganzen Tag nur mit Stoffen umgeben, sie anfassen und in ihren Farben schwelgen. *seufz*

  • Hm. Ich hatte für eine Schultheateraufführung mal einen weiten Rock aus feinem Leinen und ein Leinenoberteil. Der Rock hat leise geraschelt.


    Mein Hochzeitskleid war aus Wildseide. Der Rock davon hat deutlich lauter geraschelt. Für ein Rauschen haben da noch ein paar Meter Stoff gefehlt.


    Bye
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von magali
    Außerdem hatte ich es bislang nicht so mit der materiellen Kultur, das ist für mich eher neu.
    Ich bin Büchermensch, bröcklige Lederrücken, vergilbte Seiten, Tinte, Löschsand, die verstaubte Richtung. :lache


    Was du beschreibst, ist übrigens auch Sachkultur! :wave


    Ansonsten: Sachkultur ist eine extrem spannende Sache. Natürlich gibt es unter den Mittelalter-Freaks eine Menge Phantasten (es geht schon damit los, daß MA und germanisches/keltisches Heidentum oft in einen Topf geschmissen werden), aber die richtig versierten können einem die Epoche, die sie bearbeiten, sehr nahebringen.


    Hast du schon mal einen Eintopf aus wilden Rüben, wildem Lauch mit wilden Zwiebeln und ebenso wilden Kräutern und Einkorn oder Dinkel gegessen? Okay, es ist nicht ganz einfach, die Zutaten zusammenzukriegen, aber es lohnt sich! Aber unbedingt mit Holzlöffel aus dem Holzschaff essen!

  • Ja, bloß ist die von mir beschriebene echt und nicht nachgemacht :lache


    Dein Eintopf klingt, äh, sehr authentisch.
    Für mich bitte das große Hüftsteak, englisch, die Ofenkartoffel mit Sauercreme und den Maiskolben, ja, unbedingt mit Kräuterbutter und, doch gerne, Coleslaw. Machen Sie da eine doppelte Portion draus. Wie bitte? Ob ich..? Nein, nein, keinen Salat extra, um Himmels willen, ich bin diese Woche auf Diät.
    ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Ja, bloß ist die von mir beschriebene echt und nicht nachgemacht :lache


    okay, ich hatte schon ein paarmal was echtes antikes in den Pfoten und bin stolze Besitzerin einer konstantinischen Münze. :-)


    Zitat

    Dein Eintopf klingt, äh, sehr authentisch.


    Da ich einen ziemlich verwöhnten Gaumen habe, kannste mir vertrauen, daß das wirklich schmeckt. Es kommt nicht zuletzt auf die Kräutermischung an.


    Zitat

    Nein, nein, keinen Salat extra, um Himmels willen, ich bin diese Woche auf Diät. ;-)


    Mal den nicht an die Wand -- ich auch! :lache

  • Vor einigen Tagen habe ich den "Tribun" gelesen.


    Normalerweise lese ich keine historischen Romane, damit kann man mich jagen. Gebt mir einen interstellaren Krieg, Aliens und Raumschiffe und ich bin happy ;-) .


    Das Buch hat mir wirklich gefallen, gut gemacht, Iris!
    Ich bin sehr froh, dass ich mich überwunden habe, es zu lesen, denn es ist eine wunderbar erzählte Geschichte.
    Die Fortsetzung werde ich auf jeden Fall lesen.


    ***
    Aeria

  • Oh mein Gott!
    Ich schüttle immernoch ungläubig den Kopf und bin durch.


    "Der Tribun". Er lächelte mich schon seit einer ganzen Weile aus diversen Bücherregalen an - "kauf mich, es lohnt sich!", flüsterte er mir zu. Der Klappentext - gut, überzeugte mich eigentlich nicht wirklich. Doch irgendwann überkam mich der unwiderstehliche Drang, ihn zu nehmen und nach Hause zu schaffen. Da stand er dann eine Woche und wimmerte um Aufmerksamkeit.
    Dann schlug ich die erste Seite auf. "Gaius Cornelius Cinna, Sohn des Gnaeus, Urenkel des großen Pompeius, Nachkomme einer langen Reihe illustrer Vorfahren..."


    Ein ungewöhnlich langer Prolog mit einem ungewöhnlichen Schreibstil, an den ich mich erst gewöhnen mußte - ebenso an die mir ungewohnten Namen. Ein Protagonist, Cinna, dem man anfangs am liebsten den Hals umgedreht hätte für seine Art und Weise, sein arrogantes Auftreten und seine Überheblichkeit.
    Ich kann gar nicht sagen, wann es sich ins Gegenteil wendete, wann ich angefangen habe, ihn zu lieben für seine Art, für sein Talent, in Fettnäpfchen zu treten, für seinen Mut, wann ich nur noch so über die Zeilen flog, um in dieser wunderbar beschriebenen Welt zu bleiben.


    Hraban - ein liebenswerter Charakter, ebenso wie Saldir und auch Sunja - die anfangs Unnahbare, die Eltern und auch Liuba, obwohl man ihn vom ersten Moment an, als er auf der Bühne erschien, hassen mußte.
    Man stand mitten in der Burg, nahm die Gerüche und die Geräusche war, sog alles in sich auf und fühlte sich als außenstehende Beobachterin - aber mitten im Geschehen.



    Ich stand oft vor Rätseln, die sich aber im Laufe der Geschichte auflösten. Man liest Sätze wie: "Würfel, wie sie im gesamten römischen Imperium aus Fäusten auf den Boden perlten, hoffnungsvoll im Fall beobachtet, bejubelt oder verflucht" - herrlich.
    Die Andeutungen aus Cinnas Vergangenheit, ließen bei mir immer wieder Schauer über den Rücken jagen. Die Freundschaften, die sich aufbauten, die Liebe zu Sunja und Saldir und die Entwicklung, die Cinna in dieser Geschichte durchlebt - das alles fügt sich zu einem wunderbaren Roman zusammen.


    Ich glaube nicht, daß man alle geschichtlichen Hintergründe kennen muß, um dem Roman folgen zu können. Nachlesen werde ich aber trotzdem :-].


    "Die Schwerter des Tiberius" stehen im Regal. Heute Abend geht es los. Ich freue mich und danke dir Iris, daß ich einen klasse Roman lesen durfte.
    Und "Der Tribun" hat nicht gelogen - es hat sich wirklich gelohnt!


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

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  • Danke, Jeanne.
    Ich war so überwältigt - das mußte einfach raus.


    Momo

    Momo


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    -Hermann Hesse-

  • :wave@Aeria, Momo & Jeanne


    Die Info vorweg, damit ich es nicht vergesse: Teil3 wird im Herbst 2006 erscheinen (es gab Verschiebungen im Programm wohl wegen der langen Verwirrungen vor, während und nach der Übernahme durch RandomHouse), der Titel und das genaue Erscheinungsdatum liegen steht noch nicht fest, aber sobald ich es weiß, poste ich das natürlich!


    Aeria, es freut mich, daß dir das Buch gefallen hat. :anbet :knuddel1
    Zumindest haben sich die damaligen Römer die "Wilen" ein bißchen alien-mäßig vorgestellt. Was dem Krieg angeht: Der tobt gerade in meinem Kopf und in den Dateien. :grin


    Momo, du siehst mich debil grinsend und mit heißen Ohren vor dem PC sitzen ... :knuddel1
    An der besagten Szene habe ich verdammt lange gesessen, viel recherchiert (z.B. ai-Dokumentationen, Berichte von Folteropfern etc.), mehrfach neugeschrieben und überarbeitet, bis auch der abgebrühteste meiner Testleser nicht mehr unberührt blieb.
    Danach hatte ich eine mehrmonatige Schreibblockade. So was steckt man auch als Autor nicht einfach so weg.

  • Zitat

    Momo, du siehst mich debil grinsend und mit heißen Ohren vor dem PC sitzen ...


    Soll ich noch eins draufsetzen? :grin


    Verstehe das jetzt bitte nicht falsch: man merkt es nicht, daß du ausgerechnet an dieser Stelle noch viel mehr Zeit, Schweiß und Mühe reingesteckt hast.


    Es ist wie der Rest - ausgezeichnet. :anbet


    Momo

    Momo


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    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Original von Momo
    Verstehe das jetzt bitte nicht falsch: man merkt es nicht, daß du ausgerechnet n dieser Stelle noch viel mehr Zeit, Schweiß und Mühe reingesteckt hast.


    Das ist so ziemlich das dickste Kompliment, das man einem Autor machen kann. Danke! :anbet :knuddel1 :anbet