'Mehr als die Erinnerung' - Seiten 080 - 168

  • Vorab mal ein dickes Dankeschön an MelanieM für die vielen interessanten Zusatzinfos!

    Und Euch allen für den tollen Austausch!

    Das freut mich sehr, der Dank für die interessierte Teilnahme wird gleich zurückgegeben :-)

    Fräulein Juliane taut ein wenig auf, ich hatte ja erst ein wenig Sorge als Friederike sie mit dem netten jungen Tischler alleine gelassen hat... aber der konnte ihr ja tatsächlich ein wenig helfen.

    Der ist ein Naturtalent für Psychiatrie und macht später alles besser ;-)

  • Ich überlege die ganze Zeit, in welchem Buch ich schon mal über diese damaligen Behandlungsmethoden gelesen habe...

    Also ich habe unter anderem in "Runas Schweigen" und in "Das Weingut" darüber gelesen. Szenen gab es auch in "Das Buch von Blanche und Marie". Und in jeder Menge anderer Bücher und Filme. Also gerade so etwas wie Elektroschocks und tagelange Bäder, aber auch noch Schlimmeres. Vor allem auch über die Behandlung von weiblicher Hysterie. In Krimis gibt es da auch immer mal wieder solche Hinweise. Ich habe aber schon lang kein Buch mehr gelesen, dass so detailreich und explizit davon handelte wie hier.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Auf Seite 113 fehlen bei mir im 1. Satz im unteren Abschnitt "Langenhagen lag etwas außerhalb..." komplett alle Leerzeichen.

    Oh, ja das stimmt! Das ist ein Satzfehler vom Verlag, im Manuskript und in der Ebookversion ist das nicht der Fall gewesen. Das ist nur in der Druckversion so. Dann werde ich das mal an den Verlag weiterleiten.

  • Die Zustände in der Anstalt sind echt schlimm und da sieht man mal, dass die Ärzte auch vor den Nazis im Prinzip schon Menschenversuche gemacht haben. Die Kriegsversehrten werden ja echt wie Versuchskaninchen behandelt. Insulinbehandlung, Quasiertrinken und Kältebäder bis die Leute ruhig sind, das ist doch wirklich eher Folter als der Versuch der Heilung. All das hinterlässt ja auch körperliche Schäden.

    Und der arme Kuno wird wohl nicht mehr nach Mohlenberg zurückkehren und in Langenhagen wird es niemanden interessieren.

    Für Kuno hoffe ich nur, dass er aus dem Koma nicht mehr erwacht, mehr Qualen möchte ich ihm nicht zumuten.

    Und ja, ich fand das jetzt auch interesssant und zugleich gespenstisch erschreckend, dass schon vor der Zeit des Nationalsozialismus solche Versuche gemacht wurden. Ich glaube, diese Ärzte haben nur auf so eine zeit gewartet um so richtig loszulegen. Und das ganz legal. Nein, dieser Abschnitt hat mir schon ziemlich zugesetzt.

    Ich hoffe nur, Rieke und Bernhard kommen aus dieser Spionnummer gut heraus.


    Juliane hat wohl beobachtet, wie ihr Vater ihren Bruder missbraucht hat. zumindest kann man das nach der kurzen Szene in hannover mehr als vermuten. Dass der Vater nun alles tut um sie als unzurechnungsfähig hinzustellen ist mehr als wahrscheinlich. Er könnte auch der Vater des Kindes sein.

  • Ah fast ergessen.

    Ich habe ja auch die Vermutung, dass Walter mit Absicht auf dem Gut ist und herausfinden will, wie Dr. Weiß das Handwerk zu legen ist und was er wirklich bei der Explosion getan hat. Ich schätze mal, es gab gar keinen Franzosen sondern etwas, woran Weiß mit Schuld war.

    :write:write

  • Diesen Abschnitt fand ich sehr interessant und aufschlussreich.

    Die Methoden zur Behandlung sind nicht ohne und liebe MelanieM du hast diese Szenen so gut geschrieben, dass ich sie vor meinem inneren Auge entstehen lassen konnte. Respekt. :anbet


    Und der arme Kuno wird wohl nicht mehr nach Mohlenberg zurückkehren und in Langenhagen wird es niemanden interessieren.

    Diesen Verdacht habe ich auch und selbst wenn er zurückkommen sollte, wird er nicht mehr der alte Kuno sein.


    Und wieder muss ich sagen, dass ich Dr. Meinhardt als schwachen Charakter empfinde - ich weiß nicht recht, woran ich das immer wieder fest mache, aber er erscheint mir ein wenig "weich".


    Friederike gefällt mir in diesem Abschnitt ausgesprochen gut. Ihr Selbstbewusstsein springt mich als Leserin schon bald an und das mag ich. Sie weiß, wie sie an die gewollten Informationen kommt. Auch die Freundschaft zu Juliane finde ich sehr gut. Denn letzten Endes ist sie auf Gut Mohlenberg irgendwie auch alleine (als Frau).

    Ich frage mich nur, was ihre FAmilie zu neuer Frisur und Kleidung sagen will.

    Als es um die neue Frisur und die neuen Kleider ging habe ich gedacht: "Oh oh, das wird Ärger geben."


    Der kriminelle Teil gefällt mir sehr gut. Ich mag es mit Friederike zu ermitteln. :) Dr. Weiß scheint wirklich Dreck am Stecken zu haben und das Walter nicht einfach so in Gut Mohlenberg gelandet ist, glaube ich so langsam auch.

  • Der kriminelle Teil gefällt mir sehr gut. Ich mag es mit Friederike zu ermitteln.

    Das fand ich auch toll! Ich fand die Ermittlungen auch so nachvollziehbar und logisch, wie Friedrike vorgegangen ist.

  • In diesem Abschnitt ist eine Menge passiert, so allmählich lassen sich Zusammenhänge erkennen. Die beiden Morde rücken dabei etwas in den Hintergrund, aber ich rätsele immer noch, wer es gewesen sein könnte. Bisher ist ja, ausser den Bewohnern (das umfasst jetzt sowohl die Angestellten als auch die Patienten) von Gut Molenberg kaum jemand in Erscheinung getreten, der als Täter in Frage käme. :gruebel

    Da aber keiner von Trudi und ihrer Schwangerschaft wusste, man ihr diese auch noch nicht ansah, muss es jemand sein, dem sich Trudi anvertraut hat? Also ein Arzt? :/

    Interessanter Punkt....


    Friederike findet bei einem Besuch in der Klinik in Langenhagen einiges heraus, was die Kriegsverletzung von Bernhard betrifft - ich denke, dass nicht nur Walter, sondern auch Dr. Weiß in diese Explosion verwickelt waren. Ich vermute, dass Walter etwas über den Arzt weiß, und deswegen nach Molenberg gekommen ist. Ich denke auch, dass Walter bei Bernhard eine Erinnerung ausgelöst hat (ich weiß nicht, wie ich es korrekt ausdrücken soll), vielleicht auf Grund der Stimme? Deshalb hat er zu Walter so schnell vertrauen gefasst.


    Dr. Weiß war mir ja von Anfang an unsympathisch, aber jetzt ist er mir erst recht suspekt - ob er der Spion war, der für die Explosion verantwortlich war? Aber was macht er dann auf Molenberg und in Bernhards Nähe? Will er herausfinden, wieviel Bernhard noch weiß?


    Die Methoden in der Klinik in Langenhagen sind erschreckend - erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass solche Methoden tatsächlich angewandt wurden. Wie gut, dass sich die Medizin weiterentwickelt hat.

    Um Kuno tut es mir leid - ich fürchte, er hat nicht viele Chancen, durchzukommen bzw. körperlich gesund zu werden.


    Mir hat gut gefallen, dass Friederike Juliane mit nach Hannover genommen hat - allerdings war mir etwas mulmig zumute, als sie sie mit Richard Hellmer allein in dem Café der Anstalt zurückgelassen hat. Was wäre passiert, wenn sie wieder einen Aussetzer gehabt hätte, so wie bei dem Vorfall mit Alfons. Überhaupt finde ich es interessant, dass sie sich weder daran erinnert noch an den Vorfall, der zu ihrer Schwangerschaft führte. Ich frage mich halt, wozu sie während dieser "Blackouts" imstande ist? :gruebel


    Jedenfalls bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht.


    Danke an MelanieM für die vielen interessanten Zusatzinfos.

  • Das war wirklich ein sehr spannender Abschnitt. Über die damaligen Behandlungsmethoden möchte man gar nicht nachdenken, aber wie hier schon geschrieben wurde, ohne solche (Fehl-)Behandlungen hätte sich die Wissenschaft wahrscheinlich auch nicht weiterentwickeln können. MelanieM Ist es nicht so, dass noch heute eine Art der Kältetherapie bei psychischen Erkrankungen angewandt wird? Ich meine darüber mal was im Zusammenhang mit Depressionen gelesen zu haben, kann mich aber natürlich irren.


    Friederike mag ich nach wie vor sehr. Ich bin nur gespannt, ob ihr nicht irgendwann alles zu viel wird. Sie ist immer die Freundlichkeit in Person, ist für alle da und vergisst meiner Meinung nach etwas auf ihre eigenen Bedürfnisse. Was sie mit Bernhard erlebt hat kann nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein und ich bin sehr gespannt, ob sie nicht auch irgendwann noch "Kratzer" zeigt.


    Am wenigsten schlau werde ich aus Fräulein Brunner. Zu ihr hab ich ein komisches Bauchgefühl. Mal sehen ob ich nach dem nächsten Abschnitt etwas klarer sehe.

  • MelanieM Ist es nicht so, dass noch heute eine Art der Kältetherapie bei psychischen Erkrankungen angewandt wird? Ich meine darüber mal was im Zusammenhang mit Depressionen gelesen zu haben, kann mich aber natürlich irren.

    Nein, Kältetherapie gibt es für rheumatische Erkrankungen, nicht für Depressionen. Bei Depressionen gibt es neben Psychotherapie und Medikamenten auch noch die Schlafentzugstherapie (die dann aber keine Folter ist, sondern der Schlafrhythmus wird fraktioniert verändert, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass längere Wachphasen und anschließende Übermüdung positiv wirken) und in ganz schweren Fällen die schon beschriebene Elektrokrampf-Therapie.

  • Friederike mag ich nach wie vor sehr. Ich bin nur gespannt, ob ihr nicht irgendwann alles zu viel wird. Sie ist immer die Freundlichkeit in Person, ist für alle da und vergisst meiner Meinung nach etwas auf ihre eigenen Bedürfnisse. Was sie mit Bernhard erlebt hat kann nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sein und ich bin sehr gespannt, ob sie nicht auch irgendwann noch "Kratzer" zeigt.

    Da hast du recht. Friederike ist so empathisch und liebevoll zu allen und jetzt stürzt sie sich auch noch in einen Kriminalfall und versucht Juliane zu helfen. Da muss sie wirklich aufpassen, dass sie sich nicht verzettelt. Sie braucht auf jeden Fall ein wenig Unterstützung. Es könnte ja auch noch gefährlich werden, fürchte ich.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Puh, was hinke ich diesmal hinterher... aber eine/r muss ja die letzte sein...

    Diesmal schreibe ich, ohne mir die anderen Beiträge vorher durchzulesen, ich hoffe, ich bringe nicht allzu viele Wiederholungen...

    In diesem Abschnitt hat mich - ehrlich gesagt - am allermeisten das "Wiedersehen" mit Richard Hellmer gefreut, ach, es war so, als ob man einen guten Bekannten nach längerer Zeit mal wieder trifft... Der Anlass war zwar traurig, aber von Georgs (?) Tod wusste ich ja schon aus den "Lautlosen", denn er war ja tatsächlich Richards Motivation, Medizin zu studieren! Sein Bild mit der "Fackel" für Juliane gefiel mir sehr gut, wirklich ein schönes Symbol...

    Und ansonsten Langenhagen... schrecklich... Aber ich habe sowieso den Eindruck, dass die Psychiatrie fast bis in die 1960/70er Jahre etwas das "Stiefkind" der Medizin war (vom Umgang der Nationalsozialisten mit "lebensunwertem Leben", T 4, usw. mal vollkommen abgesehen)... Irgendwie kann ich mich dunkel an eine Art "Revolution" in der Psychiatrie in den 1970-ern erinnern, irgendwie "klötert" auch dazu noch Italien in meinem Kopf herum...Oder bringe ich da etwas durcheinander, MelanieM ?

    Ach, ich glaube gar nicht mal, dass die Ärzte damals alle Sadisten waren, viele ihrer Behandlungsmethoden waren vielleicht nur hilflose Versuche, eine Linderung herbeizuführen... Aber - und da bin ich ziemlich sicher - lag es auch daran, was sie für ein Menschenbild von ihren Patienten hatten und wenn alle Welt von "Irren" sprach, woher sollten sie dann ein positives Bild haben?

    Aber es war schon erschreckend: die Männer "durften für Deutschland in den Krieg" ziehen, aber wenn sie traumatisiert, verletzt und nicht mehr lebensfähig zurückkehrten, dann tat "Deutschland" nichts für sie... Oder wie Richard sagte: er durfte als Minderjähriger in den Krieg, aber Auskunft über seinen Bruder hat er nicht erhalten (das ist ähnlich bei den Amerikanern: ihre Soldaten "dürfen" ab 18 in den Krieg, aber zu Hause erhalten sie ein Bier erst ab 21 Jahren)...

    Aber zurück zur Geschichte: ich bin mitten drin, die Kombination aus historischen Roman und Krimi gefällt mir ausgesprochen gut... Ich bin sicher, dass Dr. Weiß "Dreck am Stecken" hat (mag aber auch daran liegen, dass ich ihn nicht mag, aber sehr verdächtig ist er!!!), Walter Pietsch mag ich immer noch (und würde ihm deshalb einiges verzeihen), ich könnte mir schon vorstellen, dass er "der Freund" ist, der Bernhard gerettet hat... Aber das war nicht sein einziger Grund, warum er nach Mohlenberg gekommen ist, da steckt noch mehr dahinter... Um Kuno tut es mir leid, ich denke, er wird sich von den "Behandlungen" in Langenhagen nicht mehr erholen. Und auf das Geheimnis um Juliane bin ich richtig neugierig, nachts und Dunkelheit als Stichworte sind schon ziemlich offensichtlich...

  • Quasiertrinken

    Da fiel mir doch sofort das "Waterboarding" ein...

    Und Julianes Tanzpartner fand ich auch sehr erfrischend, das hat dem Ausflug nach Hannover für Juliane den perfekten Abschluß gegeben. Ich frage mich nur, was ihre FAmilie zu neuer Frisur und Kleidung sagen will. Der Vater wird das sicher missbilligen. Ihren Bruder mag sie ja mit dem Tipp, wie er vielleicht doch an ein Auto kommt, besänftigen können.

    Ja, der Tanzpartner gefiel mir auch - und Julianes Familie ist mir insgesamt äußerst suspekt - mein Gefühl sagt mir, ohne sie sei sie besser dran...

  • Spontan wäre es von Margaret Atwood "alias Grace", der mir gut gefallen hat.

    Das ist ja schon mal ein guter Tipp...Danke!

    Vor gaaaanz vielen Jahren habe ich "Ich habe Dir nie einen Rosengarten versprochen" gelesen und war damals beeindruckt, berührt und was noch alles - ob es heute noch so wäre, weiß ich natürlich nicht... Ich habe das Buch auch nicht, ich glaube, ich hätte eben gern mal reingeschaut...

  • Neurologe - der Arzt, der mit den Erkrankungen der Nerven zu tun hat, die nichts mit der Psycho zu tun haben. Also Lähmungen, Parkinson, Hirnschädigungen oder -erkrankungen, Schlaganfälle etc.

    Psychiater - der Arzt, der mit den psychischen Erkrankungen, die Umgangssprachlich auch "Nervenerkrankung" genannt werden, obwohl sie nicht neurologisch sind, zu tun hat

    Nervenarzt - das Bindeglied zwischen beiden - heute gibt es einen Facharzt für Nervenheilkunde, die Leute müssen dann drei Jahre Neurologie und drei Jahre Psychiatrie machen. Im Gegensatz dazu machen Psychiater 1 Jahr Neurologie und 4 Jahre Psychiatrie und eine komplette Psychotherapieausbildung, wie sie auch Psychologen machen müssen, wenn sie eine Approbation als kassenärztlicher psychologischer Psychotherapeut wollen. Und Neurologen machen 1 Jahr Psychiatrie und 4 Jahre Neurologie.

    Oh, da habe ich endlich mal die ganzen Unterscheidungen kennengelernt, das wusste ich alles nicht! Vielen herzlichen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen!