Eric Walz: Die Herrin der Päpste

  • Bei Eric Walz' "Die Herrin der Päpste" handelt es sich um eine dramatisierte Biographie der mächtigen Römerin Marocia, die im 10. Jahrhundert lebte. Marocia war die Geliebte, Mutter und Großmutter dreier Päpste und hatte Zeit ihres Lebens großen Einfluß auf die Politik des Kirchenstaates, der sich gegen die Einflüsse vieler mächtiger Nachbarn und vor allem gegen Byzanz zur Wehr setzen musste. Weil sie versuchte, Italien gegen Byzanz zu einen, ist diese Frau auch eine der Schöpferinnen des heutigen Italien.
    Walz übertreibt es etwas, indem er Marocia zur (Mit-)Urheberin wirklich aller politischen Großtaten dieser Zeit erhebt, bis hin zum Aufstieg der Ottonen. Das mildert er zwar teilweise dadurch, dass diese Großtaten gelegentlich auch Folgen fehlgeschlagener Aktivitäten sind. Aber es wirkt manchmal trotzdem übertrieben.
    Gut gefällt mir, dass Walz Modernismen meidet. Das lässt einen in diese andere Welt richtig eintauchen und zeigt viel besser als heutige Fachbegriffe, wie nah uns die damaligen Menschen waren.


    Fazit: Alles in allem bietet das großformatige und dicke Taschenbuch spannende und informative Unterhaltung, auch wenn es bei diesem Umfang unvermeidlich Längen gibt.

  • Das Buch liegt bereits seit ein paar Wochen auf meinem SUB. Habe mir eben die Äuglein ganz verdutzt gerieben, als ich die Amazon-Kundenrezis sah mit all ihren *****-Wertungen. Das mit der Übertreibung hatte ich nämlich auch schon einmal vernommen und dadurch war das Buch ein wenig nach unten gesackt im SUB. Na, mal schauen. :-)

  • Zitat

    Original von Antiope
    Fazit: Alles in allem bietet das großformatige und dicke Taschenbuch spannende und informative Unterhaltung, auch wenn es bei diesem Umfang unvermeidlich Längen gibt.


    Ich denke schon, dass man Längen als Autor vermeiden kann ^^
    Sogar der Lektor kann es... Zauberwort: KÜRZEN!


    LG
    Angelcurse


    PS: Ich hasse nichts mehr als langatmige Bücher.. ich denke beim Lesen dann immer daran wie viele tolle, spannende Bücher ich in der Zeit lesen könnte ;)

  • Zitat

    Original von Angelcurse
    Ich denke schon, dass man Längen als Autor vermeiden kann ^^
    Sogar der Lektor kann es... Zauberwort: KÜRZEN!


    Das "Patentrezept" :rolleyes
    Allerdings verhält es sich damit wie mit dem Zuschneiden eines Kleides: Wenn du dich erst verschnitten hast, ist es hin und nicht mehr zu retten.


    Zitat

    PS: Ich hasse nichts mehr als langatmige Bücher.. ich denke beim Lesen dann immer daran wie viele tolle, spannende Bücher ich in der Zeit lesen könnte ;)


    Was du langatmig findest, finden vermutlich andere, vielleicht sogar viele andere spannend. Man sollte nie seinen persönlichen Geschmack verabsolutieren. ;-)

  • Zitat

    Original von Iris


    Was du langatmig findest, finden vermutlich andere, vielleicht sogar viele andere spannend. Man sollte nie seinen persönlichen Geschmack verabsolutieren. ;-)


    Das möchte ich mal ausdrücklich unterschreiben! Jeder hat einen anderen Geschmack und ein anderer findet genau diese Stellen im Buch als bereichernd, die andere langatmig finden. :wave

  • Eric hat uns in Lindau erzählt, daß er seinen Erstling heute auch mit etwas anderen Augen sieht, kritischer ist. Vielleicht empfindet er ja heute auch einige Stellen als zu langatmig? Aber da er ja jetzt eine Eule geworden ist, wird er uns das vielleicht an dieser Stelle noch selbst verraten. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Angelcurse
    Habe ich das mit auch nur einem Wort irgendwie getan?


    Du hast das durch dein Posting in einen deutlichen Kontext gebracht. Wozu war denn dieser Kommentar zur Rezension eines Buches, das du dem Anschein nach gar nicht kennst, gedacht? :-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Das "Patentrezept" :rolleyes
    Allerdings verhält es sich damit wie mit dem Zuschneiden eines Kleides: Wenn du dich erst verschnitten hast, ist es hin und nicht mehr zu retten.


    :lache Frei nach dem Motto: Abgeschnitten und immer noch zu kurz.
    Für mich gibt es jedenfalls nichts Schlimmeres als Bücher, die nur aus Action bestehen.



    Zitat

    Original von Iris
    Was du langatmig findest, finden vermutlich andere, vielleicht sogar viele andere spannend. Man sollte nie seinen persönlichen Geschmack verabsolutieren. ;-)


    Kann ich nur unterschreiben.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Als langatmig sehe ich meine "Herrin der Päpste" überhaupt nicht. Im Gegenteil, im Lektorat war man zu Recht der Meinung, ich würde manches etwas zu prägnant schreiben und könnte an einigen Stellen etwas mehr in die Breite und Tiefe gehen. Und von einigen Lesern bekam ich sogar zu hören, ich sei zu schnell, das Thema sei so schön, dass man doch hätte zwei Bände daraus machen können.


    Ein Leben von 94 Jahren (so alt wurde die historische Herrin nun einmal) auf 630 Seiten ... Nein, also wirklich, viel ist das nicht.


    Es stimmt, ich würde ich die Herrin heute anders schreiben als damals, ein wenig - wie soll ich sagen? - epischer vielleicht. Ein paar Charaktere würde ich komplexer machen. Marocia würde ihr Tun etwas eher hinterfragen. Ich denke, dass viele Autoren ihre Bücher fünf Jahre später anders schreiben würden.


    Ich bin erfahrener geworden - die Herrin war ja mein Erstling. Ich habe seither Techniken weiter entwickelt oder neu erlernt. Und das wird hoffentlich nie aufhören, denn solange ich lerne, lebe ich.


    In meinem Autorenporträt schreibe ich, dass ich mal ein richtig guter Geschichtenerzähler werden möchte. Sagt mir, wenn es soweit ist. Aber vergesst es nicht, es könnte lange dauern. :write :kiss

  • Die Geschichte beschreibt das Leben der römische Senatorentochter 'Marocia', die mit 94 Jahren in einem italienischen Kloster stirbt. Mehr als 80 Jahre Lebensgeschichte umfasst dieser Roman - Fiktion gepaart mit historischen Tatsachen - auf 640 Seiten. Dies zusammenzufassen würde eindeutig den Rezensionsrahmen sprengen, denn nicht nur die Fakten, sondern auch die Vielschichtigkeit der Story, sind enorm. Aus diesem Grund begrenze ich mich auf meinen persönlichen Eindruck, der ebenso enorm ist.
    Nachdem ich die erste Seite gelesen habe, wusste ich, dass ich den Roman bereits kenne. Umso erstaunlicher ist es, dass er mich erneut - und ohne Abstriche - gefesselt hat. Schon wieder habe ich regen Anteil an Marocias Leben genommen und musste abwechselnd lachen und weinen.
    Die Geschichte hat mich an manchen Stellen an 'Die Päpstin' von Donna W. Cross erinnert bzw. an die Biografie von 'Eleonore von Aquitanien', die ein ähnlich reich gefüllten Leben geführt- und ähnlich viel geleistet hat; ein Leben mit allen Rück- und Tiefschlägen, aber auch gefüllt mit grosser Liebe. Selbst die Beziehung zu Hugo, dem späteren König von Italien, erinnerte mich ein kleines bisschen an Henry, obwohl der sicherlich nicht derart gewissenlos war, wie der gute Hugo - wenngleich der ebenfalls seine Frau viele Jahre in Haft gehalten hat.
    Um jetzt aber nicht für unnötige Verwirrung zu sorgen:
    Dieser Roman hat einmal mehr einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Insbesondere der humorvolle Schreibstil hat mir eine riesen Freude bereitet, wie das Tempo, das enorm ist und kaum Luft zum atmen lässt. Auch die Vielschichtigkeit der Charaktere, die verflochtenen politischen- wie persönlichen Beziehungen um Marocia waren gleichermassen fesselnd wie atemberaubend.


    Wer historische Romane liebt (und/ oder Rebecca Gables 'Warringham-Trilogie' mag), für den ist dieser Roman ein Juwel ,o)


    _________________________________________

  • Meine Meinung


    Bisher hatte ich noch nichts von Eric Walz gelesen, bin aber ständig um seine Bücher herum geschlichen. Ich glaube, mit „Die Herrin der Päpste“ habe ich einen guten Anfang gemacht, denn es hat mir so gut gefallen, dass ich noch mehr von diesem Autor lesen möchte.


    Sprachlich und stilistisch hat mir das Buch äußerst gut gefallen, beides vermittelt mittelalterliches Flair, ist dabei aber flüssig und angenehm zu lesen. Der Einstieg in das Buch fiel mir unheimlich leicht, auch wenn mich der Prolog doch zunächst ein wenig verwirrt hatte. Aber er hat mich neugierig gemacht, vor allem weil er quasi nach der eigentlichen Handlung angelegt ist. Eric Walz hat sich für zwei Zeitebenen entschieden, in denen er Marocias Leben erzählt. Zum einen gibt es einen Haupthandlungsstrang, der Marocias Leben chronologisch von Kindheit an erzählt (ab 896), und zum anderen, einen Nebenstrang, der mit dem Prolog beginnt (963) und sich dann ausschließlich im ersten Kapitel jedes neuen Buchteiles fortsetzt. So erfährt man in kleinen Lichtblitzen schon vor der eigentlichen Handlung etwas aus Marocias Zukunft, was mir sehr gut gefallen hat, stieg die Spannung und der Drang weiterlesen zu müssen dadurch deutlich. Zum Ende hin treffen sich beide Zeitebenen und bilden ein rundes, zufriedenstellendes Ende.


    Ich wusste im Prinzip nichts über das Leben Marocias und eigentlich hege ich auch kein sonderliches Interesse an italienischer Geschichte, aber der Klappentext las sich gut und ich wurde zum Glück auch nicht enttäuscht. Die Geschichte ist spannend und rasant erzählt, leider ist sie auch hin und wieder mit etwas größeren Zeitsprüngen gespickt. Da Marocia aber ein recht ereignisreiches, langes und erfülltes Leben geführt hat, verzeihe ich das dem Autor gerne. Wahrscheinlich wäre das Buch ansonsten unsagbar lang geworden. So wie es nun ist, ist die Handlung in sich schlüssig und es blieben bei mir keine wesentlichen Fragen offen. Auch war das Buch nicht zu lang und an keiner Stelle auffallend langatmig.
    Die Historischen Hintergründe und politischen Wirrnisse hat Eric Walz gekonnt, wenn auch teilweise vereinfacht, in die Handlung eingewoben. Mich hat das nicht gestört, wie gesagt, Italien ist nicht gerade mein Steckenpferd. Von daher bin ich dem Autor dankbar, dass er es in diesem Fall für den Leser so einfach wie möglich gehalten hat. Bei einem anderen Thema hätte ich dies vermutlich kritisiert. So aber konnte ich allen Ereignissen gut folgen und fühlte mich angenehm unterhalten.
    Sehr schön und vor allem aufschlussreich ist das ausführliche Nachwort des Autors, in dem er darauf hinweist, was über Marocia historisch belegt ist und wieso er sich gerade für diese Version ihres Lebens entschieden hat. Zudem runden Karten und Personenverzeichnis das Buch ab.


    Die Figuren haben mir äußerst gut gefallen. Gerade Marocia ist ein unglaublich vielschichtiger, lebendiger Charakter. Nicht einfach gut, oder einfach böse, sondern mit viel Tiefe und Potential. Wie ihr Leben sich entwickelt, so entwickelt sich auch die Figur und das absolut glaubwürdig. Aber auch die übrigen Figuren, die Marocias Leben bzw. Lebensabschnitte begleiten, strahlen Vielschichtigkeit und Lebendigkeit aus. Nicht ein Charakter kam mir unglaubwürdig oder farblos vor.


    Nach diesem wirklich gelungenen historischen Roman ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder zu einem Roman von Eric Walz greifen werden. „Die Herrin der Päpste“ hat mich aufschlussreiche, spannende und kurzweilige Lesestunden geschenkt, und ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Romane des Autors.


    Meine Bewertung


    8/10

  • Historische Romane sind nicht ganz mein Beuteschema. Dieser Roman war ein Geschenk, daß ich mit Genuß gelesen habe. Flüssig geschrieben, für mich gab es keine Längen und die Lebensgeschichte von Marocia war spannend und unterhaltend.
    Ein historischer Schinken, der über seine 600 Seiten zudem auch noch geschichtliches vermittelt.Von mir acht von zehn Punkten


    LG zen-71

    :lesend Jonathan Tropper - Sieben verdammt lange Tage


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    Albert Einstein

  • Ganz ehrlich, für mich war das Buch schon fast zu kurz. Ich hätte mir gerne noch ein paar mehr Seiten gewünscht. Ich fand das Buch richtig klasse, für mich auch sehr flüssig geschrieben.
    Und da ich auch gerne Sachen lese, die auf wahre Sachen beruhen, habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche bekommen.


    Eines meiner Lieblingsbücher.

  • Das Buch Subt seit einiger Zeit bei mir rum. Aber ich werde es auf jeden Fall demnächst noch angehen. Ich bin sehr gespannt, nach euren Berichten.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat