Alles anzeigenIch glaube ja nicht, dass es an mangelnde Empathie liegt oder der Tatsache, das jüdische Volk wäre mir bei dieser Thematik egal. Ich kann sehr viel sehr schlimm finden und es als belastend empfinden, daher äußerte ich ja die These, dass es mit der Tatsache, dass ich keine deutschen Wurzeln habe, zu tun hat.
Ich würde euch allen grundsätzlich zustimmen, dass es sehr wichtig ist, sich mit so einem Thema zu beschäftigen. (Auch ich fände es übrigens gut und wichtig, etwas aus diesem Bereich wieder mit euch zu lesen.) Und ja, solche Völkermorde dürfen nicht passieren und so etwas zu verhindern ist eine wichtige Aufgabe. Es widerspricht sich auch in meinen Augen überhaupt nicht, auf sein eigenes Land stolz zu sein - trotz solcher dunklen Flecken in der Vergangenheit (aber gut, die Deutschen - und ja, hier nehme ich mich bewusst raus - und das Stolzsein auf sein Land, das ist so eine Sache...).
Ob es einem passt oder nicht, das Thema gehört zu der Vergangenheit von Deutschland und sollte immer Platz in Geschichtsbüchern haben, aus vielen bereits genannten Gründen.
Das hat in meinen Augen auch nichts damit zu tun, ob man an den Untaten beteiligt war (was allein alterstechnisch bei keinem hier möglich ist), ob eigene Vorfahren beteiligt waren oder ob es "nur" das eigene Volk war. In meinen ("ausländischen") Augen geht es auch nicht vorrangig um Schuld oder Verantwortung alleine. Sondern eher erstmal um das Wissen darum, was war und darum, sich bewusst zu sein bzw. bewusst zu werden, was da passiert ist. Ich glaube, so wirklich begreifen kann man das trotzdem nicht und die Angst der Menschen kann ich mir bei keiner Lektüre wirklich vorstellen. Dieses Bewusstsein finde ich für alle wichtig - ganz egal, ob man in Deutschland geboren und/oder aufgewachsen ist. Sich mit solchen Themen zu beschäftigen ist auch für andere Länder mehr als sinnvoll.
Ich denke schon, dass es damit zu tun hat, dass ich weder deutsche Wurzeln habe (zumindest keine, die mir bekannt sind) noch in Deutschland aufgewachsen bin. Und ich glaube einfach, dass sich das ganz anders "einprägt", wenn man mit diesem Teil der Geschichte aufwächst, wenn es quasi von Kind auf irgendwie "im Blut" ist. Ich kann das nicht so gut erklären jetzt hier schriftlich. Es geht auch weit über das Buch hinaus. Aber auch wenn der Begriff nicht immer so beliebt ist - ich glaube, viele Menschen in Deutschland fühlen diese Art "Kollektivschuld", die mir fremd ist. Ich habe mich mit wenigen Menschen mit deutschen Wurzeln wirklich darüber unterhalten, mich aber selbst oft damit beschäftigt. Ich finde es auch in anderen Zusammehängen interessant - ich finde es interessant, weil ich oft das Gefühle habe, viele Deutsche fühlen sich mitschuldig, mich aber frage, wie viele dieser Deutschen mal einen "Nicht-Deutschen" gefragt haben, wie er die Schuldfrage einschätzt. Ich finde es interessant, weil ich der Meinung bin, dass vieles, was in Deutschland politisch geschieht, teilweise vielleicht noch von dieser Schuldfrage "gesteuert" wird - das muss nicht unbedingt negativ sein, stößt vielleicht in vielen Ländern auf Unverständnis. Aber das sind nur meine Überlegungen - sie sind sehr abstrakt evtl., würden vielleicht einer Überprüfung oder weiterer Argumentation nicht statthalten und beinhalten sicher noch andere Aspekte. Oder sind einfach nur falsch, weil ich bestimmte Aspekte nicht berücksichtige.
Ein sehr komplexer post liebes Gummibärchen aber auch jemand mit russischen oder polnischen? Wurzeln sollte sich in seiner Geschichte auskennen.
Ich finde auch, jedes Volk sollte sich mit seiner Geschichte und den Verfolgungen von Minderheiten beschäftigen und auseinandersetzen. Ob es die Amerikaner sind oder vorher die Spanier, Engländer Franzosen, die die indigene Bevölkerung ihrer Länder und ihres Lebens beraubt haben, oder die Türekenm die an den Armeniern ein unwahrscheinliches Massaker mit 1, nochwas Millionen Toten verübt haben. Die Norweger, die den Sami unwahrscheinliches Leid zugefügt haben, die Engländer die Indien ausgebeutet haben, die Franzosen die Algerien ausgeblutet haben, jedes Volk sollte sich seiner nicht immer ehrenvollen Geschichte bewusst sein und daraus lernen.
Ich kann daran keine "Schuld" haben, da ich da noch lange nicht geboren war, aber Empathie kann ich da schon empfinden und mir Gedanken dazu machen.
Man sagt ja so schön: "die Gnade der späten Geburt" das kann ja jedes Volk für sich heute in Anspruch nehmen, aber leider ist es ja immer noch gang und gäbe, bei manchen Leuten, zu meinen, sich nehmen zu können, Länder z.B. die ja schon immer zu ihnen gehört hätten.
Was andere Länder von dieser "deutschen" Schuldfrage halten ist mir relativ egal. Jeder soll vor seiner eigenen Tür kehren.
Aber du hast mein Gefühl richtig interpretiert. Ich fühle mich den Juden irgendwie verbunden. Ich mag ihre Kultur, ihre Musik, ihr Essen, mein größter Wunsch ist ein Besuch in Israel. Ob da in diesem Leben noch klappt, wohl nicht. Aber vielleicht im nächsten.