Chor der Plize – Hiromi Goto

  • Cass-Verlag, 264 S.

    2020

    OT: Chorus of Mushrooms


    Kurzbeschreibung:

    Natürlich spricht sie die neue Sprache, auch wenn keiner in der Familie das glaubt. Dabei könnte sie, wenn sie wollte, im Kopfstand Shakespeare zitieren, bis sie Nasenbluten bekommt, behauptet die alte Dame. Sie ist vor zwanzig Jahren aus Japan eingewandert, sitzt unverrückbar im Flur ihres kanadischen Hauses und beobachtet alles. Als sie ins Heim soll, macht sie sich mitten in einem Schneesturm davon, geht mit einem jungen Trucker, der sie aufliest, auf einen Roadtrip. Niemand weiß, wo sie sich aufhält – außer ihrer Enkelin Muriel, eine junge, schon in dem neuen Land geborene Frau, mit der die Großmutter in ständiger telepathischer Verbindung steht. Man erzählt sich drei Leben, ein altes, ein neues, ein mögliches, doppelt gespiegelt und in allen Facetten veränderlich. Ein erzählerisches Meisterstück über kulturelle Identität, Feminismus, Rassismus, und eine Hommage an die Heimat, die wir alle im Kopf haben: unsere Sprache. Mit Passagen von betörender Schönheit.


    Über die Autorin:

    Hiromi Goto, geboren 1966 in Japan (Präfektur Chiba); kam 1969 mit der Familie nach Kanada. Für Chor der Pilze (OT: A Chorus of Mushrooms, The NeWest Press 1994 und 2014) erhielt sie 1995 den Commonwealth Writersʼ Prize Best First Book (Canada and Caribbean Region), außerdem den Canada-Japan Book Award. Das Buch wurde ins Japanische, Koreanische, Italienische und Hebräische übersetzt. Goto schreibt auch Kinder- und Jugendbücher, zuletzt Darkest Light. Sie lebt in Vancouver.


    Mein Eindruck:

    Im Original ist der Roman 1994 erschienen. Er wurde von der japanisch-kanadischen Autorin auf Englisch verfasst und Karen Gerwig ind Deutsche übersetzt.


    Erzählt wird von 3 Frauen: Die 85jährige Naoe, die aus Japan nach Kanada auswanderte, ihre Tochter Keiko und ihre Enkelin Muriel, die oft Murasaki genannt wird.

    Keiko ist in Kanada assimiliert und hat ihre Tochter mit einem westlichen Namen benannt und entsprechend erzogen. Muriel soll ganz und gar Kanadierin sein.

    Naoe, die jetzt im Alter nur noch japanisch vor sich hinmurmelt, kann sich von ihren Erinnerungen nicht lösen.

    Während eines Schneesturms verschwindet die alte Dame plötzlich.


    Der Roman ist nicht direkt schwierig zu lesen, ist aber doch kunstvoll mit mehreren Perspektiven erzählt. Dabei ist beeindruckend, wie unterschiedlich der Ton in den Passagen von Naoe und ihrer Enkelin ist, wobei sie in manchen Abschnitten miteinander im Dialog stehen. Und manchmal rätselt man, ob einige Szenen nicht in Wirklichkeit nur aus der Vorstellungskraft heraus imaginiert sind.


    Hirmoi Goto hat einen so ausdrucksstarken wie sensiblen Stil!



    ASIN/ISBN: ‎3944751248