Lesenswert Quartett am 16. Dezember 2021 um 23:15 Uhr im SWR

  • Lesenswert Quartett am 16. Dezember 2021 um 23:15 Uhr im SWR

    als Gast: Rainer Moritz


    Vier aktuelle Bücher, vier meinungsstarke Leser*innen. Literaturexperte Denis Scheck moderiert die Gesprächsrunde aus dem historischen E-Werk in Baden-Baden. Stammgäste sind die freie Literaturkritikerin Insa Wilke sowie Ijoma Mangold, Redakteur im Feuilleton der „Zeit“. In jeder Sendung gibt es einen wechselnden Gast, der das Quartett vervollständigt. Dieses Mal ist es Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses in Hamburg.


    Im Mittelpunkt der Sendung stehen die Bücher – Ziel ist es, dass die Zuschauer*innen und potenziellen Leser*innen am Ende eine klare Vorstellung haben, worum es geht und warum es sich lohnt (oder auch nicht), die Bücher zu lesen.


    Und diese Bücher sind dabei:

    Marieke Lucas Rijneveld: Mein kleines Prachttier

    Edgar Selge: Hast Du uns endlich gefunden

    Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum

    Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist Du


    Am Schluss der Sendung empfiehlt jedes Quartett-Mitglied noch ein Buch, das ihm/ihr persönlich sehr am Herzen liegt. (Text: SWR)


    Marieke Lucas Rijneveld: Mein kleines Prachttier


    Dies ist die Geschichte eines Tierarztes und seiner ›Auserwählten‹ – der jungen Tochter eines Bauern, auf dessen Hof der Arzt von jeher die Kühe behandelt. Eines Sommers finden die beiden zueinander. Er will vor einem Trauma und seiner Einsamkeit fliehen, für sie ist es die Flucht aus der Provinz in eine aufregende Fantasiewelt. Bei ihm kann sie sein, wer und was sie will. Der Sommer schreitet voran, und die beiden entwickeln eine immer gefährlichere Faszination füreinander.


    Mein kleines Prachttier erzählt von einem Mann, der einer fatalen Leidenschaft folgt, und einer jungen Frau, die Geborgenheit und einen Platz im Leben sucht. Es ist das Zeugnis einer Liebe von animalischer Wucht und moralischer Zweifelhaftigkeit.


    ASIN/ISBN: 3518430254


    Edgar Selge: Hast Du uns endlich gefunden


    Das literarische Debüt von Edgar Selge: Ein Zwölfjähriger erzählt seine Geschichte zwischen Gefängnismauer und klassischer Musik. Exemplarisch und radikal persönlich.

    Eine Kindheit um 1960, in einer Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre verlorenen Jahre nennen.

    Überall spürt der Junge Risse in dieser geordneten Welt. Gebannt verfolgt er die politischen Auseinandersetzungen, die seine älteren Brüder mit Vater und Mutter am Esstisch führen. Aber er bleibt Zuschauer. Immer häufiger flüchtet er sich in die Welt der Phantasie.

    Dieser Junge, den der Autor als fernen Bruder seiner selbst betrachtet, erzählt uns sein Leben und entdeckt dabei den eigenen Blick auf die Welt. Wenn sich der dreiundsiebzigjährige Edgar Selge gelegentlich selbst einschaltet, wird klar: Die Schatten der Kriegsgeneration reichen bis in die Gegenwart hinein.

    Edgar Selges Erzählton ist atemlos, körperlich, risikoreich. Voller Witz und Musikalität. Ob Bach oder Beethoven, Schubert oder Dvořák, Marschmusik oder Gospel: Wie eine zweite Erzählung legt sich die Musik über die Geschichte und begleitet den unbeirrbaren Drang nach Freiheit.


    ASIN/ISBN: 3498001221


    Emine Sevgi Özdamar: Ein von Schatten begrenzter Raum


    Nach dem Putsch 1971 hält das Militär nicht nur das Leben, sondern auch die Träume der Menschen in der Türkei gefangen. Künstlerinnen und Künstler, Linke, Intellektuelle fürchten um ihre Existenz; auch die Erzählerin, die aus Istanbul übers Meer nach Europa flieht. Im Gepäck: der Wunsch, Schauspielerin zu werden, und das unbedingte Verlangen, den so jäh gekappten kulturellen Reichtum ihres Landes andernorts bekannt zu machen und lebendig zu halten, ohne sich im »Tiergarten der Sprachen« auf die bloße Herkunft beschränken zu lassen. Und dort, inmitten des geteilten Berlin, auf den Boulevards von Paris, im Zwiegespräch mit bewunderten Dichtern und Denkern, findet sie sich schließlich wieder in der »Pause der Hölle«, in der Kunst, Politik und Leben uneingeschränkt vereinbar scheinen.

    Emine Sevgi Özdamars neuer Roman ist das vielstimmige Loblied auf ein Nachkriegseuropa, in dem es für kurze Zeit möglich schien, allein mit den Mitteln der Poesie Grenzen einzureißen. Er ist der sehnsuchtsvolle Nachruf auf die Freunde, Künstler, Bekanntschaften, die sie auf ihrem Weg begleiteten. Vor allem aber ist er die wortgewaltige Eröffnung eines Raums zwischen Bedrohung und Geborgenheit, eines von Schatten begrenzten Raums.


    ASIN/ISBN: 3518430084


    Sally Rooney: Schöne Welt, wo bist Du


    Alice trifft Felix. Sie ist eine erfolgreiche Schriftstellerin, er arbeitet entfremdet in einer Lagerhalle. Sie begehren einander, doch können sie einander auch trauen? Alice' beste Freundin Eileen hat eine schmerzvolle Trennung hinter sich und fühlt sich aufs Neue zu Simon hingezogen, mit dem sie seit ihrer Kindheit eng verbunden ist. Sie lieben sich, doch ist der Versuch der Liebe den möglichen Verlust ihrer Freundschaft wert?


    Zwischen Dublin und einem kleinen Ort an der irischen Küste entfaltet Sally Rooney eine Geschichte von vier jungen Menschen, die sich nahe sind, die einander verletzen, die sich austauschen: über Sex, über Ungleichheit und was sie mit Beziehungen macht, über die Welt, in der sie leben. Schöne Welt, wo bist du ist eine universelle Geschichte über den Raum zwischen Alleinsein und Einsamkeit und über die Freiheit, sein Leben mit anderen zu teilen – überwältigend klug, voller Klarheit und Trost.


    ASIN/ISBN: 3546100506

  • Danke für den Link. Ich habe mir das Lesenswert-Quartett gerade angesehen.


    Die Sendung hatte diesmal wirklich Niveau und es wurde entsprechend auf unterhaltsame Art gestritten. Auch die Buchauswahl war interessant.


    „Ein von Schatten begrenzter Raum“ ist anscheinend ein lesenswertes Buch, nur traue ich mich zur Zeit nicht an ein so langes Buch heran.


    Edgar Selge und Sally Rooney hatte ich schon gelesen und konnte mit den Diskussionen dazu durchaus etwas anfangen.


    Bei dem Buch von Marieke Lucas Rijneveld passe ich aber lieber.