Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Prag, 1342. Der halbwüchsige Otlin gerät in eine Katastrophe: Die aufgepeitschte Moldau zerstört in einer Gewitternacht die Judithbrücke und reißt seine Mutter mit in die Fluten. In seiner Angst stößt er ein Gelübde aus: Wenn Gott seine Mutter rettet, will Otlin ihm eine neue Brücke bauen, eine Brücke der Ewigkeit. Wie durch ein Wunder überlebt sie. Jahre später erhält Otlin Gelegenheit, sein Versprechen einzulösen. Er bewirbt sich bei einem Wettbewerb, doch er hat Feinde, allen voran den Steinmetz Rudolph, der ebenfalls aufs Amt des Bauleiters der neuen Brücke schielt. Um den Konkurrenten auszuschalten, sucht Rudolph Hilfe bei der gerissenen Astrologin Ricarda, die ein Bettlermädchen als Waffe missbraucht.
Autor (Quelle: Verlagsseite)
Wolf Hector ist das Pseudonym eines mehrfach preisgekrönten Autors von Krimis, Fantasy- und historischen Romanen. Zuletzt wurde er mit dem goldenen HOMER für den besten historischen Roman des Jahres 2019 ausgezeichnet. Wolf Hector lebt mal in der Karlsruher, mal in der Wismarer Gegend. Wenn er gerade einmal nicht schreibt, läuft er durch die badische Hügellandschaft oder schwimmt in einem Mecklenburger See.
Allgemeines
Erscheinungstermin: 29 November 2021* im Ullstein Verlag als TB mit 608 Seiten
Gliederung: Karte von Prag um 1400 – Personenverzeichnis historischer und fiktiver Romanfiguren – Zeittafel – Prolog – Roman in vier Büchern, jeweils mit nummerierten Kapiteln - Nachwort und Dank – Glossar
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: größtenteils Prag, 1342 bis 1367, 1380 (Epilog)
Inhalt
Im Mittelpunkt des Romans um die Entstehung der Karlsbrücke in Prag steht der Baumeister Jan Otlin, eine historische Persönlichkeit, über die jedoch nicht viel bekannt ist.
Jan überlebt als Jugendlicher mit seiner Familie die Sturmflut von 1342, bei der die Judithbrücke zerstört wird, nur knapp und gelobt Gott, eine steinerne Brücke über die Moldau zu bauen. Jahre später bewirbt er sich tatsächlich um den Posten des Baumeisters, trifft aber in dem Straßburger Steinmetz Rudolph auf einen entschlossenen Konkurrenten, der auch nicht davor zurückschreckt, eine zwielichtige Sterndeuterin zur Unterstützung zu „engagieren“ und auch sonst keinerlei Skrupel kennt, wenn es sich um die Umsetzung seiner Wünsche handelt.
Als dritte Hauptfigur tritt ein junges Mädchen namens Maria Magdalena auf, das ganz auf sich allein gestellt ist und das es in das Haus der Sterndeuterin, die zudem als Bordellwirtin Geschäfte macht, verschlägt. Das unschuldige Mädchen wird manipuliert und in die Machenschaften der Sterndeuterin und des Steinmetzes verwickelt, es soll in deren finsteren Treiben zum Bauernopfer gemacht werden…
Beurteilung
Der Autor hat gründlich über die Entstehung der Karlsbrücke und die Lebensverhältnisse im 14. Jahrhundert recherchiert, es treten neben den fiktiven Romanfiguren einige historische Persönlichkeiten auf, darunter König Karl IV (eigentlich Wenzel) von Böhmen und der berühmte Bildhauer Peter Parler, der am Veitsdom arbeitete.
Die Rahmenhandlung des Romans spielt im Jahr 1367, als Jan Otlin sich in einer sehr schwierigen Lage befindet und nicht nur um seinen Posten als Baumeister, sondern auch um seine Freiheit und das Leben seiner eingekerkerten Frau fürchten muss. Zu Beginn eines jeden Hauptteils erzählt er seinem Schwiegervater, den er erst kürzlich kennengelernt hat, von den Ereignissen der vergangenen Jahre; im Folgenden springt die Handlung zurück in die jeweils angesprochene Zeit, sodass der Leser selbst Zeuge der von Intrigen, Geheimnissen und skrupelloser Brutalität geprägten Ereignisse wird. Dabei werden die Charaktere der Romanfiguren gründlich ausgearbeitet. Der Erzählstil ist anschaulich und oft spannend, gelegentlich hätte die Erzählung ein wenig gerafft werden können. Historische Fakten werden geschickt mit der fiktiven Ausarbeitung durch den Autor verknüpft, wobei stellenweise einige Details nicht vollkommen realistisch wirken.
Das Zusatzmaterial in Form einer mittelalterlichen Karte von Prag, einer chronologischen Zeitleiste, eines Personenverzeichnisses unter Kennzeichnung historischer Persönlichkeiten sowie das Glossar ist sehr hilfreich.
Fazit
Fesselnde Unterhaltung, die Fakten und Fiktion gelungen verschmilzt – gut geeignet für winterliche Lesestunden am Kamin!
8 Punkte
* Vorzeitige Veröffentlichung mit Genehmigung durch Vorablesen