Deutsche Philosophen Antisemiten?

  • Deutsche Philosophen Antisemiten?


    Im Buch „Die Netzflickerin“ von Maarten`t Hart steht, dass die deutschen Philosophen durchweg alle Antisemiten (Zitat: Judenhasser) sind. Insbesondere Luther, Hegel und Schopenhauer, auch Nietzsche usw.
    Wer kann mir dazu etwas sagen?
    Stimmt das?


    Wer kennt gute Fachliteratur zu diesem Thema?

  • Wenn jemand behauptet alle deutschen Philosophen seien Antiseminten, dann steht zumindest fest, dass die Person, die ein solches Pauschlaurteil abgibt selbst fremdenfeindlicher Rassist ist.


    Bekanntermaßen gibt es ja zwei Dinge, die Holländer nicht mögen: Rassismus und Deutsche!

  • Zitat

    Original von Rabarat
    Wenn jemand behauptet alle deutschen Philosophen seien Antiseminten, dann steht zumindest fest, dass die Person, die ein solches Pauschlaurteil abgibt selbst fremdenfeindlicher Rassist ist.


    Bekanntermaßen gibt es ja zwei Dinge, die Holländer nicht mögen: Rassismus und Deutsche!


    Heißt das jetzt auch, daß jemand der das Pauschalurteil abgibt, die Holländer seien bekanntermaßen gegen Rassismus und gegen Deutsche , selbst ein Rassist und ein Deutscher ist? :wow

  • Zitat

    Original von Wilma Wattwurm


    Heißt das jetzt auch, daß jemand der das Pauschalurteil abgibt, die Holländer seien bekanntermaßen gegen Rassismus und gegen Deutsche , selbst ein Rassist und ein Deutscher ist? :wow


    Aber ja doch! :lache

  • @ Wilma


    Mal im Ernst; mein Spruch mit den Holländern ist ein Witz, gleich ob er nun geschmackvoll oder geschmacklos ist und keinesfalls zu vergleichen mit der in einem Buch veröffentlichten Meinung.


    Im realen Leben habe ich viele nette Holländer kennen gelernt, bin aber auch mehr als einmal von Holländern alleine wegen meiner Nationalität angepöbelt worden. Und ich finde Rassismus auch dann Scheisse, wenn er sich gegen Deutsche richtet.

  • Rabarat
    Keine Sorge, ich hab schon verstanden was du sagen wolltest. :wave
    Das mit dem Antideutsch-Sein der Niederländer ist zum großen Teil auch nur anerzogen oder etwas, was "in" ist, nicht zuletzt wegen dem Fußball.
    Glaub mir es gibt genug Holländer, die keine Antipathie gegenüber den Deutschen haben, und es gibt nette und weniger nette Holländer, genauso wie es nette und weniger nette Deutsche gibt.
    Und in Holland schreit zwar jeder kein Rassist zu sein, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus.

  • Auch wenn sich der Satz, eine antideutsche Haltung, sei "nur" anerzogen oder "in" einigermaßen gruselig anhört, sehen wir die Sache sicher gleich.


    Wie ich schon sagte, bin ich schon vielen netten Holländern (wie zuletzt im Urlaub in Italien) begegnet, aber gerade im Fußball gewinnt man manchmal den Eindruck, dass einige Oranjes Hass und Rivalität nicht trennen können. Ich denke beispielsweise an die Szene, als dereinst Romald Koeman sich nach einem Länderspiel vor laufender Kamera mit einem deutschen Trikot den Po abwischte. Hätte ein deutscher Spieler sich umgekehrt so benommen, er hätte das letzte Länderspiel hinter sich gehabt.

  • Der Fairness halber muss ich jedoch auch erwähnen, dass beim letzten Länderspiel D - NL die Holländer auf ihren Trikots sowohl eine kleine niederländische, als auch ein deutsche Fahne hatten. Fand ich klasse!

    Bilder

    • Flagge_NL.jpg

    wer schreibt, bleibt

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  • Das mit dem Judenhaß oder den Verfolgungen ist doch komplett europäisch.
    Diese Glaubensgruppe wurde im Mittelalter in GB, Deutschland, Frankreich genauso verfolgt, wie in anderen Staaten Europas.


    Angeblich waren sie ja schuld an der Pest, so die damalige Schuldzuweisung.


    Es ist also nicht allein ein rein deutsches Problem.


    Ich denke aber mal, daß dieser Mann sich besonders an dem unglaublichen Mord einer Glaubensgruppe im 3. Reich besinnt und das mit den anderen Sachen gleichstellt.


    Dieser Judenhaß, sog. Antisemitismus, auf den sich dieser Schriftsteller bezieht, kam aber Ende des 19. Jhdts. besonders aus Österreich.


    Und ein Österreicher, der paradoxerweise Reichkanzler und Führer werden konnte, in der Weimarer Republik, hat diesen Judenhaß pervertiert bis hin zum Mord an Millionen von Menschen, die nur einen anderen Glauben hatten.

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    Deutsche Philosophen Antisemiten?


    Im Buch „Die Netzflickerin“ von Maarten`t Hart steht, dass die deutschen Philosophen durchweg alle Antisemiten (Zitat: Judenhasser) sind. Insbesondere Luther, Hegel und Schopenhauer, auch Nietzsche usw.
    Wer kann mir dazu etwas sagen?
    Stimmt das?


    Um zur ursprünglichen Frage zurückzukehren:



    Darüber habe ich eigentlich noch gar nie nachgedacht, auch noch nie was in die Richtung gehört.


    Für mich persönlich ein bisschen verwunderlich, ich schiebe die Philosophen in die Ecke "Intellektuelle" (jetzt mal ganz pauschal gesagt), wo ich Schriftsteller, Musiker, u.a. Künstler, etc. dazu zähle, und dort befinden sich ja viele Juden bzw. Personen mit jüdischen Wurzeln (Joseph Roth, Alfred Döblin, Friedrich Torberg, Stefan Zweig (?), Karl Kraus, Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Felix Mendelssohn-Bartholdy, etc.)

  • Zitat

    Original von Jersey Darüber habe ich eigentlich noch gar nie nachgedacht, auch noch nie was in die Richtung gehört.


    Genau so ist es :-(
    Und ich denke gerade, weil ich z.B. gerne Nietzsche zitiere, ja ich mag ihn, ob man das ethisch und moralisch überhaupt vertreten kann. :wow


    Ich werde mich auf jedem Fall in diese Thematik noch einlesen, und der Sache näher auf den Grund gehen.

  • Sirius Black :


    Deinen Beitrag lese ich erst jetzt, und kann ihn nicht so einfach stehen lassen.


    Zitat

    Dieser Judenhaß, sog. Antisemitismus, auf den sich dieser Schriftsteller bezieht, kam aber Ende des 19. Jhdts. besonders aus Österreich. Und ein Österreicher, der paradoxerweise Reichkanzler und Führer werden konnte, in der Weimarer Republik, hat diesen Judenhaß pervertiert bis hin zum Mord an Millionen von Menschen, die nur einen anderen Glauben hatten.


    Mich nervt dieses dauernde Bestehen auf "der Führer war schließlich ein Österreicher." in Deutschland, genau so wie mich das dauernde Herumdrehen "der Führer war eher Deutscher" in Österreich.


    Ja, der Führer war aus Österreich. Aber warum muss man das in Deutschland jedesmal bei solchen Diskussionen betonen, wenn es um den 2. Weltkrieg geht?


    Etwa nicht, die eigene Schuld zu relativieren, indem man immer wieder so nebenbei betont, dass der Führer, der das der Ursprung der Katastrophe war ja ein Ösi war? :wow


    Was tut die Nationalität des Führeres eigentlich belang? Diese Frage stelle ich mir immer wieder.


    Fakt ist, dass der Führer - total gescheitert in Österreich, er landete damals in ein Obdachlosenasyl - zuerst in Deutschland Nährboden fand, gewählt wurde, und dann - mit großer Zustimmung der Bürger in Ö - in Österreich einmarschiert ist.


    Traurig ist das genug.


    Warum man aber dauernd in Deutschland auf die andere Nationalität des Führers besteht, als würde es irgendetwas relativieren, kann ich nicht verstehen.


    Gruß

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Perseus ()

  • @HeidiHof


    ich bin ziemlich verwundert über das statement 't Haarts.
    Es ist unsinnig, Spuren von Antisemitimus bei einigen wenigen Größen aufzusuchen. Verbreitung fand der Gedanke gerade im Deutschland nach 1815 durch Druckerzeugnisse von Autoren, deren Namen längst vergessen sind, von Professoren bis zum Journalisten von Provinzzeitungen.
    So aus dem Stand fallen mir bloß Schönerer und Lueger ein, (entschuldige, Perseus, wieder Österreicher, aber ihre Verbreitung fanden sie, wie Du oben schon geschrieben hast, eben im Deutschen Reich.) Ach, und Heinrich von Treitschke natürlich, endlich mal was deutsches.
    Das sind aber nur drei Namen von zig anderen.
    Unterschiede machen sollte man auch zwischen einem Theologen wie Luther und eben Philosophen. Luther hat vor allem in seinen späten Jahren sehr böse antisemitische Schriften verfaßt, ihre Bedutung ist unter evangelischen Theologen heute umstritten. Ihre Wirkung nach außen war zunächst sicher begrenzt.
    Nietzsche ist ein schwieriger Fall, weil gerade der in diesem Zusammenhang vielzitierte 'Wille zur Macht' nicht von ihm in der bekannten Form veröffentlicht wurde, sondern von der Schwester und seinem Schwager, die beide im völkischen Umkreis zu finden sind (Bernhard Förster und Elisabeth Förster-Nietzsche).
    Mit Schopenhauer kenne ich mich leider nicht aus, meinem begrenzten Wissen nach hatte der aber doch seine Schwerpunkte ganz woanders?
    Und Hegel?
    Hegel versteht kein Mensch ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Der Fred ist zwar alt, jedoch nicht vollständig.
    Über solche Thesen könnt ich mich aufregen: Was soll das werden?
    Ein Kurs in "Wie man Philosophen garantiert nicht versteht"?


    Zitat

    Original von magali
    Nietzsche ist ein schwieriger Fall, weil gerade der in diesem Zusammenhang vielzitierte 'Wille zur Macht' nicht von ihm in der bekannten Form veröffentlicht wurde, sondern von der Schwester und seinem Schwager, die beide im völkischen Umkreis zu finden sind (Bernhard Förster und Elisabeth Förster-Nietzsche).)


    Endlich mal ein Kommentar mit Hintergrund.
    Hinzukommt, dass Nietzsches Kommentare zu Juden und Judentum (das ist bei ihm nicht dasselbe) zwar durchaus nicht einfach zu tragen sind - allerdings gibt es eine Gruppe von Menschen, für die er durchweg überhaupt keine (!) positiven Worte findet: Antisemiten.
    (Ergänzung: Nietzsche hatte sich mit seiner Schwester zerstritten aufgrund ihrer Heirat mit dem Antisemiten Förster.)


    Aber das findet sich halt nicht in den bekannten Aphorismen-Büchern.