'Die Ullsteinfrauen und das Haus der Bücher' - Seiten 196 - 282

  • Für Lili und Emil sieht es ja im Moment richtig gut aus, Emil hat einen Job als Fotograf und Lilis Rman scheint auch anzukommen, zumindest Vicky hat sie auf jeden Fall schon mal überzeugt. Wenn da nur nicht die Wohnungsnot wäre, hat sich nicht viel geändert in Berlin in den letzten 100 Jahren. Und jetzt ist da ja auch noch der Börsencrash...

    Ich glaube, dass es keine gute Idee von Rosalie ist, eigenmächtig diesen Artikel über den Crash zu schreiben, das sehen die anderen Ullstein Frauen bestimmt wieder als ungebührliche Eigenmächtigkeit.


    Besonders gut gefallen hat mir Lilis Mutter in dem Konzert, wie sie da der Frau mit ihren judenfeindlichen Sprüchen die Stirn bietet und das in einer Umgebung, in der sie sich wie ein Fremdkörper fühlen muss.

  • Besonders gut gefallen hat mir Lilis Mutter in dem Konzert, wie sie da der Frau mit ihren judenfeindlichen Sprüchen die Stirn bietet und das in einer Umgebung, in der sie sich wie ein Fremdkörper fühlen muss.

    Die Szene hat mir auch gut gefallen. Frau Blume ist überhaupt eine aufgeschlossene Frau. Schon, dass sie Gundi den Aufenthalt in Paris ermöglicht. Sie hatte sicher auch einmal andere Vorstellungen vom Leben, aber damals kamen die Kinder und die Frauen waren an den Herd gebunden. Dass sie sich wie ein Fremdkörper gefühlt hat im Konzert, kam mir nicht so vor. Ich glaube, sie hat schon bessere Zeiten gesehen.

  • Als die "Ullsteinfrauen" bezeichnen sich überwiegend durch ihre Ehe mit einem Ullstein zur Familie gehörende Frauen. - Nicht die erfolgreichen weiblichen Angestellten im Verlag. - Gattin eines mächtigen, einflussreichen und reichen Mannes sind diese, aber sie nehmen sich auch das Recht die Stimme zu erheben für und gegen einen geborenen Ullstein. Aufgrund der Macht der Gatten kann er sie aber auch leicht wieder austauschen, denn hier ist Ehevertrag an der Tagesordnung. An sich auch wichtig, denn der Verlag ist in der Familie zusammen zu halten. Dafür sind es schon viel zu viele, die mitbestimmen. Zwei Gattinnen wählten den Freitod, wollten ihre Männer nicht weiter belasten...


    Dr. Franz sehe ich mit gemischten Gefühlen. Rosalie ist intelligenter frischer Schmuck an seiner Seite und positiv behandelt er sie zu jeder Zeit als auf Augenhöhe. Freiheiten auf beiden Seiten werden zugestanden. Die Ehe ein Agreement.

    Mit dem Verschenken des Verlobungsringes seiner Frau als Geburtstagsgeschenk für Rosalie beweist er kein Taktgefühl für Familie und auch Beschenkte. Man kann richtig froh sein, da Lisbeth nun den Schmuck ihrer Mutter hat, dass er nun nicht in die Schatulle einfach greifen kann, um es Rosalie schenken zu können, sondern etwas neu kaufen lassen muss/ ersteigern lässt? Sein Einsatz für den Verlag ist beachtenswert und selbstverständlich für das Erbe/ Imperium seines Vaters...


    Für meinen Arbeitgeber gesprochen, unser früherer geschäftsführender Gesellschafter nimmt mit 90 weiterhin regen Anteil am Unternehmen. Und Verantwortung zeigt er, dass seine Anteile nicht weitervererbt werden, sondern nach seinem Tod in die Stiftung wechseln, die sein Vorgänger Mitte der 60er gegründet hat. Das ist so wichtig, dass nicht Erben Mitsprache erhalten, die kein Interesse am Unternehmen haben, sondern nur am Profit. Nachfolgende GF werden auch nicht mehr neue Gesellschafter.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Auf S. 263 bin ich über einen Satz gestolpert und da ich unsicher bin, ob es sich um einen Fehler handelt, führe ich es sicherheitshalber auf.



    Antonie zu Franz: 8. Zeile von oben...wollte dich diskret darauf hinweisen, dass es nicht besonders geschmackvoll von dir war, dieser Frau Lottes Verlobungsring zu schenken.

    Zeile 11 von oben: Lisbeth nimmt ihr das sehr übel.


    Ich fände passender, wenn hier stehen würde:

    Lisbeth nimmt dir das sehr übel.



    Denn Franz ist der unsensible Tölpel, der Rosalie und Lisbeth verletzt. Rosalie verliert die Freude am Ring, als sie die Geschichte erfährt und Lisbeth kann Rosalie nur übel nehmen, wenn ihr trotz Kenntnis der Vorgeschichte der Ring noch die Freude wie vorher macht. Eigentlich soll sie gern an den Tag des Antrages zurückdenken, aber der Ring, auch wenn er als Geburtstagsgeschenk gemeint ist, hat einen blöden Beigeschmack.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Im Grunde hast Du recht. Doch da Lisbeth eh schon gegen Rosalie voreingenommen ist und nicht gerade objektiv urteilt, nimmt sie es - ungerechterweise - ihr übel. Das ist menschlich, oder?

  • Im Grunde hast Du recht. Doch da Lisbeth eh schon gegen Rosalie voreingenommen ist und nicht gerade objektiv urteilt, nimmt sie es - ungerechterweise - ihr übel. Das ist menschlich, oder?

    So habe ich das auch verstanden. Und ich finde, dass das gerade deshalb so eine Bedeutung hat.

  • die liebe Familie nervt mich schon ein wenig. Nicht einer macht sich die Mühe, Rosalie selbst kennenzulernen. Rudolf zählt scheinbar nicht, weil der ja alle schöne Frauen toll findet (was ihm gegenüber im Übrigen auch sehr herablassend ist)

    Aber Lisbeths Meinung ist die Bibel, wenn sie sie nicht mag, dann kann sie ja nichts taugen. Warum lädt denn nicht eine der zuküftigen Schwägerinnen mal ein und macht sich selber ein Bild?


    Die Ullsteinfrauen ruhen sich auf dem Polster aus, das ihnen die Männer bereiten. Rosalie fällt mit ihrem Beruf und dem Wunsch, den auch weiter zu betreiben, natürlich auf. Aber deswegen muss sie doch nicht den Untergang des Ullstein-Verlags wollen.

    Ich finde es immer wieder schwierig, wie Frauen sich gegenseitig bekriegen, anstatt sich zu unterstützen.


    Franz dagegen empfinde ich als sehr aufgeschlossen. Er geniesst Rosalies Gegenwart und ist sich bewusst, dass körperlich der Altersunterschied vielleicht doch zu groß ist. Die Frage ist nur, ob er wirklich cool bleibt, sollte Rosalie tatsächlich mit einem anderen Mann ins Bett steigen. Immerhin lässt er auch noch das Foto verschwinden, dass dann doch Rosalie und Dr. Ritter zeigt


    Die Familie Blume gefällt mir ausgesprochen gut, wobei die Frauen schon das Sagen in der Familie haben :lache

    Das Frau Blume die andere Konzertbesucherin anspricht ist schon mutig, sowas kann ja auch gehörig schief gehen.

    Schön, dass Lilis Roman gut ankommt und Vicky versuchen wird, ihn unterzubringen. Jetzt müssen Lili und Emil nur noch ne Wohnung bekommen.

  • die liebe Familie nervt mich schon ein wenig. Nicht einer macht sich die Mühe, Rosalie selbst kennenzulernen. Rudolf zählt scheinbar nicht, weil der ja alle schöne Frauen toll findet (was ihm gegenüber im Übrigen auch sehr herablassend ist)

    Aber Lisbeths Meinung ist die Bibel, wenn sie sie nicht mag, dann kann sie ja nichts taugen. Warum lädt denn nicht eine der zuküftigen Schwägerinnen mal ein und macht sich selber ein Bild?

    Weil es viel einfacher und bequemer ist, sich einfach der Meinung anderer anzuschließen. Und man gerät nicht in Verdacht, Stimmung gegen die Familie zu machen.

    Ich denke auch, sich gegen die Einstellung der Ehemänner aufzulehnen war damals nicht en vogue. Man war schließlich auf deren Geld angewiesen. Frauen wie Rosalie, die unabhängig waren, haben sowohl Neid und Mißgunst als auch ein gewisses Maß an Misstrauen hervor gerufen. Sie könnte ja den eigenen Ehemännern auch gefährlich werden.

  • Tja, auf jeden Fall ist die Ehe von Franz und Rosalie anders als die der anderen Ullstein-Brüder. Aber Franz ist ja auch uneingeschränkt anderen Lebensalter und hat vielleicht auch gar keine Lust mehr auf trautes Heim und Kinder. Er hat ja schon Kinder und braucht niemanden, der die versorgt. Er braucht nur jemanden, mit dem er sein Leben neben dem Verlag teilen kann. Da ist ein Heimchen am Herd, das sich nur mit Frauendingen beschäftigt eher nix.
    Das hat ja auch erst einmal nichts mit den anderen zu tun. Aber das will scheinbar keiner sehen. Gehört wohl in die Kategorie „das war schon immer so und wird nicht geändert“. Andere Lebensentwürfe gibt es nicht in der Familie Ullstein.

  • Franz dagegen empfinde ich als sehr aufgeschlossen. Er geniesst Rosalies Gegenwart und ist sich bewusst, dass körperlich der Altersunterschied vielleicht doch zu groß ist. Die Frage ist nur, ob er wirklich cool bleibt, sollte Rosalie tatsächlich mit einem anderen Mann ins Bett steigen. Immerhin lässt er auch noch das Foto verschwinden, dass dann doch Rosalie und Dr. Ritter zeigt

    Wie aufgeschlossen und unaufgeregt Franz ist, wenn es um Rosalies Liebesleben geht, da bin ich einerseits überschrascht und kann das auch emotional gar nicht nachvollziehen :grin andererseits habe ich das Gefühl, dass Franz entweder sein Licht unter den Scheffel stellt und sich nicht vorstellen kann, dass er eine jüngere Frau sexuell befriedigen kann :gruebel oder er sieht tatsächlich das nüchterne Arrangement im Vordergrund. Letzteres kommt so aber gar nicht bei mir an. Ich denke schon, dass er sie wirklich liebt und unbedingt glücklich machen will. Er hofft wohl auch, dass sich nach der Hochzeit alles regelt und Rosalie keine Veranlassung mehr dazu sieht sich einen Liebhaber zu nehmen. Zumindest nicht, bis Franz wirklich zittrig und uralt ist.

    die liebe Familie nervt mich schon ein wenig. Nicht einer macht sich die Mühe, Rosalie selbst kennenzulernen

    Stimmt natürlich. Wobei ich schon finde, dass Franz sehr schnell von Hochzeit gesprochen hat und da kannte wirklich noch niemand von der Familie Rosalie näher. Er hat vor allem seine Kinder vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich schätze auch mal, da alle Familienmitglieder pikiert waren - egal weswegen - hat sich das richtig hochgeschaukelt. Und Franz war ja nie einfach. Er hat sicher schon früher Familien- und Betriebsangehörige mit seiner Art - und seinem Geschrei - vor den Kopf gestoßen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Die Familie Blume gefällt mir ausgesprochen gut,

    Dieser zweite Erzählstrang - der erfundene - gefällt mir ausnehmend gut und alle gehen so nett miteinander um. Kontrastprogramm zu den Ullsteins.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Stimmt natürlich. Wobei ich schon finde, dass Franz sehr schnell von Hochzeit gesprochen hat und da kannte wirklich noch niemand von der Familie Rosalie näher. Er hat vor allem seine Kinder vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich schätze auch mal, da alle Familienmitglieder pikiert waren - egal weswegen - hat sich das richtig hochgeschaukelt. Und Franz war ja nie einfach. Er hat sicher schon früher Familien- und Betriebsangehörige mit seiner Art - und seinem Geschrei - vor den Kopf gestoßen.

    Das wird sicher mit reinspielen. WIr hatten das hier auch in der Familie, mein Schwiegervater hat sich da auch eher ungeschickt angestellt. Trotzdem ist die neue immer freundlich behandelt worden und respektvoll. Auch wenn es nicht immer einfach ist in der neuen Familienkonstellation.

  • Puh, solche Familientreffen kenne ich auch. Da wird man auf sein Leben angesprochen und soll einiges überdenken und das ohne dass das Gegenüber überhaupt irgendwas über die jeweilige Sache weiß. Ich verachte sowas sehr. Man sollte sich immer erst mal selber ein Bild machen bevor man urteilt.

    Lisbeth geht mir mit ihrer Art ziemlich auf den Keks. Ständig die beleidigte Leberwurst zu spielen und sich nicht mal in ihren Vater hinein zu versetzen, finde ich ziemlich unreif. Und Rosalie gegenüber verhält sie sich dann auch noch wie ein bockiges Kleinkind. Wenn sie wenigstens ihrem Vater gegenüber Dinge mal konkret ansprechen würde, könnte auch er damit besser umgehen. Und dann hausiert sie noch in der Familie damit und bringt alle gegen Rosalie auf.


    Erschreckend finde ich, dass diese Frau im Theater einfach mal ihre judenfeindlichen Worte los werden kann und nur eine Person was sagt. Eigentlich müssten alle etwas sagen. Aber heute ist es ja auch nicht anders.


    Ob Lili mit ihren Schäferstündchen mit Emil nicht einen Fehler macht? Aber vielleicht wird dadurch die Hochzeit beschleunigt. Einen Job hat er ja jetzt :)


    Was mir sehr positiv auffällt: Sowohl Vicki als auch Rosalie werden sehr lebenslustig und positiv denkend dargestellt. Sowas mag ich ja. Nicht mal Ärger kann beiden länger etwas anhaben.

  • Stimmt natürlich. Wobei ich schon finde, dass Franz sehr schnell von Hochzeit gesprochen hat und da kannte wirklich noch niemand von der Familie Rosalie näher. Er hat vor allem seine Kinder vor vollendete Tatsachen gestellt. Ich schätze auch mal, da alle Familienmitglieder pikiert waren - egal weswegen - hat sich das richtig hochgeschaukelt. Und Franz war ja nie einfach. Er hat sicher schon früher Familien- und Betriebsangehörige mit seiner Art - und seinem Geschrei - vor den Kopf gestoßen.

    Ich mag es generell nicht, wenn Leute aus irgend einem Grund pikiert sind und das nicht ansprechen. Er hat ja das Recht zu heiraten wen er will. Deswegen direkt anzunehmen, dass er Rosalie sein Erbe vermacht ist ja auch irgendwie nicht wertschätzend. Wenn sich einer nur mal deren Geschichte angehört hätte, wären sie leicht drauf gekommen, dass es alles ganz anders ist.


  • Lisbeth geht mir mit ihrer Art ziemlich auf den Keks. Ständig die beleidigte Leberwurst zu spielen und sich nicht mal in ihren Vater hinein zu versetzen, finde ich ziemlich unreif. Und Rosalie gegenüber verhält sie sich dann auch noch wie ein bockiges Kleinkind. Wenn sie wenigstens ihrem Vater gegenüber Dinge mal konkret ansprechen würde, könnte auch er damit besser umgehen. Und dann hausiert sie noch in der Familie damit und bringt alle gegen Rosalie auf.

    Lisbeths Verhalten ist mir auch sehr sauer aufgestoßen. Erstens hat ihr Vater das Recht zu heiraten wen er mag, die Kinder sind ja erwachsen und haben bereits eigene Familie, da braucht er ja kein Kindermädchen mehr für sie. Allerdings hat Lisbeth wohl eine andere Auffassung. Gut, das mit dem Ring war eher geschmacklos von Franz. Dass sie das aufbringt kann man verstehen. Aber Rosalie die Schuld daran zu geben, die ja die Geschichte nicht kennt ist nicht fair.

  • Ich sehe das mit dem Ring anders. Ich finde es eher schön, dass er ihr den Ring seiner verstorbenen Frau geschenkt hat. Einfach um ihr zu zeigen wie sehr er sie mag. Ich verstehe bedingt, dass Lisbeth das nicht gutheißt, aber ich glaube, wenn ihre eigene Ehe liebevoller wäre, hätte sie da nicht so ein Problem mit. Mir scheint da schon sehr viel Neid mitzuschwingen.


    Es ist für sie natürlich seltsam, dass nur so kurze Zeit vergangen ist, seitdem ihre Mutter tot ist, aber trotzdem darf man dem eigenen Vater das Glück schon gönnen. Vor allem, weil ich schon offensichtlich fand, dass er unter dem Tod der Mutter gelitten hat. Das scheinen seine Kinder aber nicht bemerkt zu haben.