'Gesang der Fledermäuse' - Seiten 238 - Ende

  • Die Ungerechtigkeit ist ja schon vorher passiert. Das sollte ja durch die Todesfälle ausgeglichen werden.

    Ich fand das ja schon schlimm was der Pfarrer sagte, dass Tiere keine Seele haben usw. woher will er das so genau wissen? Und Tiere leiden genau wie Menschen, von daher ist Janinas Feldzug gut zu verstehen und man ist eigentlich ganz bei ihr und gönnt ihr die Freiheit.

    So gesehen bin ich da vollkommen bei dir. Dass die Opfer Strafe verdient haben, ist außer Frage. Aber es bleibt halt doch Selbstjustiz... :gruebel

  • Dass die Opfer Strafe verdient haben, ist außer Frage. Aber es bleibt halt doch Selbstjustiz...

    Das finde ich auch.

    Und dann ist da die Frage, kann man wirklich hergehen und alle Jäger als Tierquäler betrachten? Wenn man damit anfängt, muss man noch ganz andere Menschen verurteilen.


    Letztlich gibt es in jeder Gemeinschaft Gesetze, an die sich alle zu halten haben.

    Dann taucht hier die Frage auf, was tun, wenn die staatlichen Organe willkürlich die Augen zumachen, wenn gegen bestimmte Gesetze verstoßen wird. Was kann der Einzelne dann tun?


    Solche Fragen bleiben hier aktuell und nicht nur in diesem Buch.

  • Und dann ist da die Frage, kann man wirklich hergehen und alle Jäger als Tierquäler betrachten? Wenn man damit anfängt, muss man noch ganz andere Menschen verurteilen.

    Die Wilderer sind meiner Meinung nach alles Tierquäler. Aber die "regulären" Jäger können nicht so unter Generalverdacht gestellt werden. Die geregelte Jagd ist ja aktiver Naturschutz, auch wenn der Gedanke, dass Tiere getötet werden, weh tut.


    Vor einigen Jahren war ich ganz entsetzt, als der damalige Leiter des Naturschutzzentrums Aletsch im Wallis mir erzählte, er würde auf die Jagd gehen. Er hat mir dann erklärt, dass es darum geht, den Tierbestand zu regulieren und damit den Wald zu schützen. Wenn man nichts täte, würden die Wälder geäst werden und die Tiere dann elendig verhungern.

  • So gesehen bin ich da vollkommen bei dir. Dass die Opfer Strafe verdient haben, ist außer Frage. Aber es bleibt halt doch Selbstjustiz... :gruebel

    Vor einigen Jahren war ich ganz entsetzt, als der damalige Leiter des Naturschutzzentrums Aletsch im Wallis mir erzählte, er würde auf die Jagd gehen. Er hat mir dann erklärt, dass es darum geht, den Tierbestand zu regulieren und damit den Wald zu schützen. Wenn man nichts täte, würden die Wälder geäst werden und die Tiere dann elendig verhungern.

    Das ist es, ja, und ich bin auch gegen Selbstjustiz. Wobei, gerade habe ich gelesen, dass der junge Mann, der unter heftigem Alkoholeinfluss und nach Aussagen des Mitfahrers auch mit Absicht eine junge Frau tot gefahren hat, gerade mal 1 Jahr bekommt, da stellen sich mir schon die Haare auf und ich wüsste nicht, was wäre, wenn das meine Tochter gewesen wäre. Gut, ich neige nicht zur Gewalttätigkeit, aber verstehen kann ich es.


    Dass gewissenhafte Jäger den Tierbestand in Zaum halten ist mir auch klar. Dagegen ist auch nichts zu sagen.

    Ich esse auch gerne mal Wild. Und da sehe ich auch keinen Unterschied zu anderem Fleischkonsum von Rind, Schwein, Schaf etc. Es kommt eben darauf an wie. Ich kaufe auch kein Supermarktfleisch, weil ich weiß, wie die Tiertransporte ablaufen.

  • Das ist es, ja, und ich bin auch gegen Selbstjustiz. Wobei, gerade habe ich gelesen, dass der junge Mann, der unter heftigem Alkoholeinfluss und nach Aussagen des Mitfahrers auch mit Absicht eine junge Frau tot gefahren hat, gerade mal 1 Jahr bekommt, da stellen sich mir schon die Haare auf und ich wüsste nicht, was wäre, wenn das meine Tochter gewesen wäre. Gut, ich neige nicht zur Gewalttätigkeit, aber verstehen kann ich es.


    Dass gewissenhafte Jäger den Tierbestand in Zaum halten ist mir auch klar. Dagegen ist auch nichts zu sagen.

    Ich esse auch gerne mal Wild. Und da sehe ich auch keinen Unterschied zu anderem Fleischkonsum von Rind, Schwein, Schaf etc. Es kommt eben darauf an wie. Ich kaufe auch kein Supermarktfleisch, weil ich weiß, wie die Tiertransporte ablaufen.

    Das kann ich alles genauso unterschreiben. :write :)

  • Mit dem Buch bin ich zwar schon seit zwei Wochen fertig, aber leider hat mich das Leben am Schreiben gehindert :(. Mir hat es sehr gut gefallen und auch das Ende ist rund. Ich habe zwar nicht erwartet, dass Nina die Morde begangen hat (hätte vielmehr an ihren Nachbarn gedacht), aber es ist stimmig und passt.

    Die Frage ob sie zurechnungsfähig ist finde ich interessant. Ich würde sie schon als zurechnungsfähig beschreiben. Sie hat nur andere Werte im Leben als ihre Mitmenschen, sie schätzt und achtet die Natur und die Tiere wohl höhere als die Menschen. Ich finde es selbst natürlich nicht gut einen Menschen zu töten. Aber für ihre eigene Wertevorstellung war ihre Handlung wohl einfach folgerichtig.

    Das sehe ich auch so. Es entspricht ihrem Weltbild - allerdings nicht den gängigen Gesetzen. Aber ich denke, das hat sie bewusst in Kauf genommen. Zwar rechtfertigt sie sich mit dem "Auftrag" der Tiere, aber ich schätze sie so klarsichtig ein, dass sie genau weiß, sie tut Unrecht. So tragisch und falsch der Tod ihrer Hunde auch ist, diese Morde sind dadurch natürlich nicht zu rechtfertigen. Sie weiß das und das deutet sich für mich auch in der mahnenden Erscheinung der Mutter und Großmutter an. Das personifizierte schlechte Gewissen sozusagen, das aber von Nina ganz bewusst in den Heizungskeller gesperrt wird.

    Trotz allem möchte ich auch nicht, dass sie ins Gefängnis kommt. Und das obwohl es für mich fast nichts Schlimmeres gibt als Ungerechtigkeit. Das hat die Autorin gut hinbekommen. :zwinker

    Das finde ich auch! Obwohl ich Ninas Taten nicht richtig finde, habe ich als Leserin für sie Verständnis und mit ihrem schlechten Gewissen weiterzuleben ist auch eine Art von Strafe. Sie ist alt, krank und einsam und ich gönne es ihr, wenn sie zumindest in Freiheit, wenn auch in "Verbannung" weiterleben kann.

    So, finito, am Ende und auch schon mittig hat mich das Buch überzeugt. Ich halte es für sehr philosophisch. Man könnte darüber diskutieren, über das Verhältnis Mensch zu Tier, Selbstjustiz, Unzurechnungsfähigkeit, warum immer wieder die Kirche sich so unmäßig präsentiert.

    Mir hat es auch gefallen und es bietet ganz ganz viele Gedankenansöße. "Philosphischer Krimi", wie im Verlagsprogramm ausgeschrieben, trifft es wirklich gut. Ich werde wohl das Buch in unserem analogen Lesekreis für nächstes Jahr vorschlagen, denn Gesprächststoff bietet es genügend.


    Ich mag auch den Humor des Buches: Dialog auf S. 24:

    "Ich schnappte meinen Samurai und wir fuhren nach Hause."

    "Wer ist der Samurai?" fragte der Polizist.

    "Ein Freund" antwortete ich wahrheitsgemäß.

    "Familienname des Freundes?"

    "Samurai Suzuki." :lache:lache:lache Sowas mag ich einfach :thumbup:.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021