'Das Kaffeehaus - Geheime Wünsche' - Seiten 609 - Ende

  • Ausgelesen (einschl. Nachwort).


    Aus den im vorigen Abschnitt genannten Gründen bin ich froh, durch zu sein. Der letzte Abschnitt hat mich darin bestärkt - für kaum ein Buch bisher habe ich so starke Nerven gebraucht wie hier, nicht mal bei der Savage-Destiny-Serie, obwohl es da deutlich härter zuging (incl. sterbenden Hauptfiguren). Aber mit mehr Personen und über rund sechzig Jahre hinweg.


    Mehr zum Abschnitt dann später, ggf. erst morgen oder am Montag.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Jetzt mehr.


    Jetzt also (endlich?) kommt die im Buchrückentext erwähnte Sabotage. Es war mir von Anfang an klar, daß das jemand aus dem Betrieb sein muß - so, wie Toni seit dem Gespräch mit Sophie dargestellt wurde, hatte ich ihn eigentlich so gut wie nicht mehr auf dem Radar. Allerdings wurde uns Lesern die Information vorenthalten, daß es kürzlich ein Gespräch gegeben hatte, in welchem Sophie ihm die mögliche Beendigung seiner Geschäftsführertätigkeit angekündigt hat, so daß er besser da stand, als er war. Das relativ milde Urteil des Gerichts führe ich nach Lektüre des Buches darauf zurück, daß die Inhaberin des Café Prinzess eine Frau ist. Hätte er einem Mann solchen Schaden zugefügt, wäre Toni vermutlich härter bestraft worden. Daß er später die Rezepte des Cafés verrät, sagt viel über seinen Charakter aus und darüber, daß Sophies Onkel sich in ihm getäuscht hat.


    Alfred flieg also auf - auch noch durch seine Vorsicht, das Geld nicht sofort abzuholen. Und es kommt, wie es kommen muß - er erschießt sich. Damit ist der Weg für Richard als Majoratsherr frei. Wie schon im letzten Abschnitt erwähnt, hätte das für mich nicht sein müssen. Ich denke, er wäre auch ohne den Grafentitel glücklich geworden - vielleicht sogar glücklicher. Dieser Strang war mir in mancherlei Hinsicht eigentlich zu viel, ich hätte ich durchaus nicht gebraucht.


    S. 694: als von „diesem Russen“ die Rede war, mußte ich daran denken, wie sehr sich die Meinung über die Russen verändert hat. Wenn man Wilhelm von Kügelgens „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ liest, wird man daran erinnert, daß es eine Zeit gab, als 1813 ein Einmarsch von Russen von der Bevölkerung freudig begrüßt wurde - hier nun spioniert man sich gegenseitig aus - von Freude war bei der Bevölkerung 1956 in Ungarn und 1968 in der Tschechoslowakei keine Spur vorhanden, als die Russen (bzw. Sowjets) einmarschierten. Und heute geht es auch zunehmend gegen- statt miteinander.


    Zunächst wird die Bitte um Ehescheidung vom Kaiser abgelehnt, Sophie gelingt es dann durch Einsatz ihrer Unterlagen zu den Geschehnissen von Mayerling, die Zustimmung zu erhalten.


    Und dann ist das Buch zu Ende?!


    Auf das Happy End wird dann im Epilog hingewiesen, es selbst aber nicht mehr thematisiert. Ganz ehrlich? Nach rund 2.100 Seiten Bangen, Unheil und Leid erwarte ich eigentlich schon

    1) ein langsames Ausklingen des Buches (was der Epilog bietet)

    2) und ein auserzähltes Ende - was mir hier, da das Ziel der Wünsche vierzehn Tage nach Ende des Romans erst stattfindet, zumindest teilweise fehlt und mich etwas unbefriedigt zurück läßt. Als ob in einem Film mitten in der letzten Szene noch vor dem eigentlichen Filmende ausgeblendet wird und das Wort "Ende" erscheint.


    Insgesamt gesehen (über alle drei Bände hinweg) hat mir die Geschichte um Richard und Sophie gut gefallen; selten habe ich einen Roman (ich betrachte die Bände als Einheit) gelesen, der historisch dermaßen gut war. Daran gibt es nichts zu Rütteln. Allerdings war er mir zu überfrachtet. Ich hatte im Verlauf dieses Buches zunehmend das Gefühl, daß alles an Problemen und Widrigkeiten, die es damals gab, noch ins Buch mit hinein sollte. Als ob es eine Liste gab mit allem Schlimmen jener Zeit und die Punkt für Punkt abgehakt wurde. Das war mir persönlich zu viel des Guten.


    ASIN/ISBN: 1494254867



    Nachtrag mit etwas Abstand

    Amelie und Fredl sind eigentlich tragische Figuren, die man genau genommen nur bedauern kann. Vom Ende her gesehen relativiert sich dann manches möglicherweise harte Urteil von früher.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Ich bin leider unter der Woche überhaupt nicht zum posten gekommen, aber immerhin zum lesen :-)


    Mir hat der Abschluss dieses Buches und dieser Reihe gut gefallen, am Ende ging es ein bisschen schnell mit Sophie und Richard. Aber für mich war wichtig, dass sie es geschafft haben, aber bis dahin mussten sie noch viele Hürden nehmen.


    Dass die Sabotage auf das Konto von Toni geht, war mir auch erst relativ spät klar.


    Es hat mich gefreut, dass Sophies Mutter sich von ihrem Mann hat scheiden lassen können und Milli so gut in der Schule wird.


    Alfred ist also enttarnt worden und muss die Konsequenzen ziehen. Um ihn tat es mir irgendwie mehr leid, als um Maxi.


    Vielen lieben Dank Marita, für die wundervollen Lesestunden. Ich freue mich schon unbändig auf deine neue Saga! Rezension folgt in Kürze.

  • Oh je, der Schluss ging mir tatsächlich auch zu schnell.. da hätte ich mir noch zumindest die Hochzeit der Beiden gewünscht.

    Ansonsten hat mir der Roman als Abschluss der Trilogie sehr gut gefallen.

    Ja, es gab viel zu erleben, aber ich fand es spannend zu sehen, in welche Richtung die Erzählstränge sich entwickeln.

    Einzig der Teil mit der Frauenbewegung war mir persönlich etwas too much. Natürlich war es auch mal interessant, das Ganze aus der Perspektive einer gut situierten Person zu lesen und wie diese erschüttert ist wegen der Zustände, aber irgendwie bin ich etwas übersättigt, was die Thematik betrifft.

    Also weniger Schuld der Autorin, als mehr meine eigene aktuelle Sichtweise.

    Was mich wiedermal regelrecht sprachlos zurück lässt, ist die enorme Recherchearbeit und das wirklich authentische Eintauchen in das Wien des späten 19. Jahrhunderts.

    Die Person der Sisi lässt mich tatsächlich etwas ernüchternd zurück. Natürlich war ich nicht mehr verklärt durch die Sissi Filme, da ich auch schon die ein oder andere Biographie über Kaiserin Elisabeth gelesen habe... aber wie verhärmt, egozentrisch und verhärtet Sisi dann wirklich auf ihr Umfeld gewirkt haben muss, wurde mir erst durch die Romanreihe wirklich bewusst.

  • Jetzt also (endlich?) kommt die im Buchrückentext erwähnte Sabotage. Es war mir von Anfang an klar, daß das jemand aus dem Betrieb sein muß - so, wie Toni seit demGespräch mit Sophie dargestellt wurde, hatte ich ihn eigentlich so gut wie nicht mehr auf dem Radar.

    Ich habe gar nicht mehr an Toni gedacht, muss ich sagen und für mich war das eine totale Wendung. Er hatte sich so sehr eingesetzt und so viel Geld ausgegeben, dass ich das für ausgeschlossen hielt.

    Irgendwie hätte ich gedacht, dass er sich da eher anders mit Sophie einigen wird, bspw. in einer weiteren Niederlassung in einer anderen Stadt oder so.


    Daßer später die Rezepte des Cafés verrät, sagt viel über seinen Charakter aus und darüber, daß Sophies Onkel sich in ihm getäuscht hat.

    Dieser Punkt hat mich irgendwie auch ein wenig gestört. Konnte Sophies Onkel sich so sehr täuschen oder hat Toni sich einfach sehr verändert, nachdem er erfahren hat, dass er doch nicht das Kaffeehaus erben wird? Und das er am Ende dann tatsächlich Sophies Onkel verrät und sein geheimes Rezept weiter gibt... Ich weiß nicht, das war mir irgendwie fast zu viel. Ach, allgemein hätte ich mir wirklich ein anderes Ende für die beiden gewünscht. Aber nun gut, es hat nicht sollen sein.


    Zunächst wird die Bitte um Ehescheidung vom Kaiser abgelehnt, Sophie gelingt es dann durch Einsatz ihrer Unterlagen zu den Geschehnissen von Mayerling, die Zustimmung zu erhalten.

    Ich habe mich ständig gefragt, wozu der Brief noch gut sein wird, denn es wird ja immer wieder erwähnt, dass er nochmal wichtig sein wird. Am Ende wird die Scheidung deswegen bewilligt. Danke Mary! So konnte sie immerhin über ihren Tod hinaus ihre Freundin noch unterstützen.


    Auf das Happy End wird dann im Epilog hingewiesen, es selbst aber nicht mehr thematisiert. Ganz ehrlich? Nach rund 2.100 Seiten Bangen, Unheil und Leid erwarte ich eigentlich schon

    1) ein langsames Ausklingen des Buches (was der Epilog bietet)

    Das wurde ja auch von anderen Leserinnen gesagt und ich kann mich den Stimmen anschließen. Ich hätte den beiden auch noch ein paar Seiten mehr zu ihrem Happy End gegönnt, wo man so viel gelesen und so lange mit ihnen gefiebert hat.


    Es hat mich gefreut, dass Sophies Mutter sich von ihrem Mann hat scheiden lassen können und Milli so gut in der Schule wird.

    Oh ja, das war ein Ende, über das ich mich sehr gefreut habe! Milli ist einfach ein zu tolles Mädchen, als dass sie nicht Besserung verdient hat und wie Henriette sich ihr Leben noch gestaltet, ist auch wundervoll zu lesen. Vor allem dass sie es schafft, der ganzen verlogenen Wiener Adelsschicht den Rücken zu kehren, war super!


    Was mich wiedermal regelrecht sprachlos zurück lässt, ist die enorme Recherchearbeit und das wirklich authentische Eintauchen in das Wien des späten 19. Jahrhunderts.

    Das habe ich mir auch immer wieder gedacht. Es gab so viele Kleinigkeiten in dem Roman, in dem man die Recherche gespürt hat und alles so authentisch und gefühlsecht herübergebracht haben, dass ich das Buch, bzw. die ganze Reihe, so gerne gelesen habe - trotz der vielen, vielen hundert Seiten. Es ist nie langweilig geworden und der Hauptgrund liegt genau bei der akuraten Recherche!

  • Im Moment "bastele" ich noch an meiner Rezi. Die fällt mir etwas schwer, weil die drei Bücher für mich eine Einheit sind und ich nun nicht so recht weiß, was ich noch schreiben bzw. wie ich das, was ich schreiben will, formulieren soll. Nur das Fazit steht schon fest, was ich hier vorab schon zitieren will:


    Mein Fazit

    Auch wenn er mir am Ende etwas zu überfrachtet war, ist dieser Roman - wie die ganze Trilogie - einer der absolut besten historischen Romane, die ich je gelesen habe. Selten wurde eine vergangene Epoche dermaßen gut zum Leben erweckt wie in den „Kaffeehaus-Büchern“. Bitte mehr davon.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Es war mir von Anfang an klar, daß das jemand aus dem Betrieb sein muß - so, wie Toni seit demGespräch mit Sophie dargestellt wurde, hatte ich ihn eigentlich so gut wie nicht mehr auf dem Radar

    Das freut mich jetzt erst einmal, denn genau darauf hatte ich es ja angelegt. Ich nehme es als Kompliment für mich.

    Allerdings wurde uns Lesern die Information vorenthalten, daß es kürzlich ein Gespräch gegeben hatte,in welchem Sophie ihm die mögliche Beendigung seiner Geschäftsführertätigkeit angekündigt hat, so daß er besser da stand, als er war

    diesen Satz verstehe ich allerdings nicht. Ich lese jetzt die Stellen nicht mehr genau nach, dazu fehlt mir wirklich die Zeit, aber in meiner Erinnerung ist Sophie durch die Sabotageakte dermaßen entnervt, dass sie daran denkt, ihre Geschäftsführertätigkeit aufzugeben. Hast du das gemeint? Denn das motiviert Toni ja dann zu seinem entscheidenden Sabotageakt, bei dem er dann aufliegt.

    Alfred flieg also auf - auch noch durch seine Vorsicht, das Geld nicht sofort abzuholen. Und es kommt, wie es kommen muß - er erschießt sich. Damit ist der Weg für Richardals Majoratsherr frei. Wie schon im letzten Abschnitt erwähnt, hätte das für mich nicht sein müssen. Ich denke, er wäre auch ohne den Grafentitel glücklich geworden - vielleicht sogar glücklicher.Dieser Strang war mir in mancherlei Hinsicht eigentlich zu viel, ich hätte ich durchaus nicht gebraucht.

    wie ich im Nachwort ja erwähnt habe, ist dies ein Stück der Oberst-Redl-Affäre nachgestellt. Dramaturgisch hat dies zwei Hintergründe:

    Mit irgendetwas musste ich ja auch Richard beschäftigen, während Sophie ihren Weg geht, und das musste mit der Armee zu tun haben. Irgendetwas aus den Fingern saugen konnte und wollte ich nicht und was ich über die historischen Zustände in der allgemeinen Armee fand, hatte ich ja schon für Bd. 2 verwendet. Da bot sich eben der Zyankali-Mord und diese Spionageaffäre an.

    Dass Richard am Ende Majoratsherr wird, hatte ursprünglich eine ganz andere Bedeutung: denn, wie ich ja schon an anderer Stelle ausgeführt habe, plante ich zunächst eine uneinvernehmliche Scheidung von Amalie. Wenn Richard dann nicht Herr über sich selbst gewesen wäre, hätte er Sophie niemals heiraten können, was ich ja von Anfang an so beabsichtigt hatte. Denn der Majoratsherr hatte das unbedingte Sagen in der Familie. Dass ich mich Richard seinem Vater mit der Heirat von Sophie widersetzen lasse, ist dabei historisch schon recht gewagt. Aber den wollte ich am Ende dann nicht auch noch sterben lassen.

    Mit einem Majoratsherrn, der Richards Ehe missbilligt und der aufgrund der Zeitspanne, die der Roman umfasst, ja dann am ehesten Richards Onkel gewesen wäre, der die Ehe mit Amalie mit eingefädelt hat, wäre Richard unbedingt geächtet worden, wenn er sich seinem Willen widersetzt hatte. Historisch unwahrscheinlich wäre dann auch das Druckmittel von Marys Abschiedsbrief gewesen, denn Kaiser Franz Joseph hätte sich niemals dem Wunsch eines Familienoberhaupts widersetzt.

    Es ist dir ja wahrscheinlich aufgefallen, dass daher die Tatsache, dass Richard eines Tages Majoratsherr wird, am Ende des Buches kaum eine große Rolle spielt und der Grafentitel erst recht nicht. Dies ist allerdings eine Wende, die erst über meine Recherchen zu Bd. 3 dramaturgischso eingetreten ist.

  • Oh je, der Schluss ging mir tatsächlich auch zu schnell.. da hätte ich mir noch zumindest die Hochzeit der Beiden gewünscht.

    Dann gehe ich jetzt hier an dieser Stelle auf diesen Aspekt ein: Bd. 3 meiner Weingut-Trilogie beginnt mit der Hochzeit der beiden fiktiven Hauptfiguren Irene und Franz, die auch bis dahin zwangsgetrennt bleiben mussten. In der Kaffeehaus-Trilogie noch mal eine solche Hochzeit nachzustellen, hätte ich als Wiederholung empfunden.

    Abgesehen davon, dass ich das selbst nicht gewollt hätte, hätte wieder meine Lektorin Einspruch dagegen erhoben. Denn eins der wichtigsten Kriterien für einen dauerhafteren Schriftsteller-Erfolg ist eben, dass man sich nicht von Roman zu Roman wiederholt.

  • diesen Satz verstehe ich allerdings nicht. Ich lese jetzt die Stellen nicht mehr genau nach, dazu fehlt mir wirklich die Zeit, aber in meiner Erinnerung ist Sophie durch die Sabotageakte dermaßen entnervt, dass sie daran denkt, ihre Geschäftsführertätigkeit aufzugeben. Hast du das gemeint? Denn das motiviert Toni ja dann zu seinem entscheidenden Sabotageakt, bei dem er dann aufliegt.

    Ganz kurz, weil ich momentan nicht mehr viel Zeit habe: nein, das meinte ich nicht. In meiner Erinnerung (die Stelle finde ich jetzt nicht) gab es ein Gespräch zwischen Sophie und Toni, in welchem sie Toni mitteilte, daß sie die Zusammenarbeit zu beenden gedenke, wenn sich einige Dinge nicht ändern würden. Dies wurde im Nachhinein (nach den Sabotageakten) erwähnt, als schon stattgefunden, Damit blieb Toni für mich nicht in Verdacht, weil es anscheinend (s. weiter oben) keine Verdachtsmomente mehr gab.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Dieser Punkt hat mich irgendwie auch ein wenig gestört. Konnte Sophies Onkel sich so sehr täuschen oder hat Toni sich einfach sehr verändert, nachdem er erfahren hat, dass er doch nicht das Kaffeehaus erben wird? Und das er am Ende dann tatsächlich Sophies Onkel verrät und sein geheimes Rezept weiter gibt... Ich weiß nicht, das war mir irgendwie fast zu viel.

    Ja, als Unternehmensberaterin mit 30 Jahren Berufserfahrung in diesem Metier habe ich es viele Male erlebt, dass genau solche Wendungen möglich sind. Ehemals beste Freunde, die sich bis aufs Messer zerstreiten, weil der eine Führungskraft wird und der andere nicht. Schwer gekränkte ältere Mitarbeiter, die ehemals sehr loyal und zuverlässig waren und es jetzt nicht verkraften können, dass Jüngere das Sagen haben. Und ich könnte noch weitere Episoden schildern.

    Aber ich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass Leserinnen und Leser etwas als "too much" erleben, was ich in der Realität genau so erfahren habe. Und ärgere mich gleichzeitig über viele Autorinnen und Autoren, die geschönte psychologische Entwicklungen darstellen, die es, sorry, so in der Realität so gut wie nie geben würde.

    Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich selbst mit dem Schreiben begonnen habe.

  • Dies wurde im Nachhinein (nach den Sabotageakten) erwähnt, als schon stattgefunden,

    nach meiner Erinnerung gibt es ein klärendes Gespräch zwischen Toni und Sophie, wo Toni Sophie zunächst nachgibt. Unmittelbar wird in der Retrospektive im Anschluss erzählt, dass Toni sich danach verändert hat. Ich glaube, dass Sophie Richard das erzählt. Schau doch noch einmal nach! das ist lange vor dem Beginn der Sabotageakte.

    Dass ich später nach der Sabotage diesen Aspekt noch einmal aufgegriffen habe, ist sicher möglich. Aber dass ich ihn völlig verschwiegen habe bis zu diesem Zeitpunkt, glaube ich nicht. Sorry, dass ich nicht noch einmal nachschaue.

    Aber auch ich bin mit dem Kaffeehaus-Thema jetzt durch und arbeite an einem ganz anderen;)

  • Ich habe mich ständig gefragt, wozu der Brief noch gut sein wird, denn es wird ja immer wieder erwähnt, dass er nochmal wichtig sein wird. Am Ende wird die Scheidung deswegen bewilligt. Danke Mary! So konnte sie immerhin über ihren Tod hinaus ihre Freundin noch unterstützen.

    das war tatsächlich von Anfang an so geplant. Aber ursprünglich hätte die Majoratsherrschaft Richards die Voraussetzung dafür sein müssen.

    Ich habe ja an anderer Stelle beschrieben, warum ich das dann dramaturgisch anders gestaltet habe.

  • ihr Lieben,

    da die meisten von euch ja jetzt mit dem Lesen des Buches durch sind, möchte ich mich aus der Leserunde verabschieden. Ich bedanke mich für eure engagierte Mitarbeit, die auch einmal kontroverse Diskussionen möglich machte.

    Die verschiedenen Ansichten über einzelne Aspekte im letzten Teil des Buches haben mir noch einmal die Möglichkeit gegeben, sowohl inhaltlich als auch historisch zu beschreiben, was hinter welchem Aspekt steckt. Um ehrlich zu sein, verändern würde ich dadurch nichts an den Inhalten und der Dramaturgie. Aber es war sehr interessant für mich, einmal zu hören bzw. zu lesen, welche Wirkungen möglich sind, an die ich natürlich nie von selbst gedacht hätte. Insbesondere war ich sehr stolz darauf, die Fortsetzung der Beziehung zwischen Sophie und Richard im Epilog nur grob zu skizzieren, anstatt (eben wie in der Weingut-Trilogie) den Beziehungsstatus auch dann ausführlicher zu beschreiben, wenn sich die beiden endlich gefunden haben.

    Ich persönlich hätte es also langweilig gefunden, das zu tun. Die wichtigste Erkenntnis für mich aus all euren Beiträgen war daher tatsächlich, dass ihr euch ein romantischeres Ende gewünscht hättet.

    Nun, in meinem nächsten Projekt, auf das ich euch schon einmal neugierig mache, geht es nicht mehr um lange verhinderte Beziehungen zwischen Liebenden. Wahrscheinlich ganz instinktiv habe ich den Plot diesbezüglich dramaturgisch ganz anders aufgebaut. Es wird sicherlich ein gutes Jahr dauern, bis ihr lesen könnt, woran ich jetzt schreibe, und ich bin jetzt schon ganz gespannt darauf, welche Wirkungen ich erneut erziele, an die ich selbst gar nicht denke.

    Liebe Grüße und nochmals herzlichen Dank

    eure Marita ( Marie Lacrosse):wave:wave:wave

  • Dann gehe ich jetzt hier an dieser Stelle auf diesen Aspekt ein: Bd. 3 meiner Weingut-Trilogie beginnt mit der Hochzeit der beiden fiktiven Hauptfiguren Irene und Franz, die auch bis dahin zwangsgetrennt bleiben mussten. In der Kaffeehaus-Trilogie noch mal eine solche Hochzeit nachzustellen, hätte ich als Wiederholung empfunden.

    Abgesehen davon, dass ich das selbst nicht gewollt hätte, hätte wieder meine Lektorin Einspruch dagegen erhoben. Denn eins der wichtigsten Kriterien für einen dauerhafteren Schriftsteller-Erfolg ist eben, dass man sich nicht von Roman zu Roman wiederholt.

    Ah, danke für deine Erläuterung, das kann ich somit sehr gut nachvollziehen. Dann male ich mir die Hochzeit der Beiden mit den Andeutungen selber aus 😊 Ich finde, die Leserunden mit dir immer sehr spannend und möchte Danke sagen, dass du dir die Zeit dafür genommen hast. Die Romane haben durch deine Gedankenerläuterungen nochmals andere Facetten, die für mich einen großen Mehrwert darstellen.
    Ich bin gespannt, was uns dann in einem Jahr erwarten wird!

  • Ja, als Unternehmensberaterin mit 30 Jahren Berufserfahrung in diesem Metier habe ich es viele Male erlebt, dass genau solche Wendungen möglich sind. Ehemals beste Freunde, die sich bis aufs Messer zerstreiten, weil der eine Führungskraft wird und der andere nicht. Schwer gekränkte ältere Mitarbeiter, die ehemals sehr loyal und zuverlässig waren und es jetzt nicht verkraften können, dass Jüngere das Sagen haben. Und ich könnte noch weitere Episoden schildern.

    Aber ich mache auch immer wieder die Erfahrung, dass Leserinnen und Leser etwas als "too much" erleben, was ich in der Realität genau so erfahren habe. Und ärgere mich gleichzeitig über viele Autorinnen und Autoren, die geschönte psychologische Entwicklungen darstellen, die es, sorry, so in der Realität so gut wie nie geben würde.

    Das ist übrigens einer der Gründe, warum ich selbst mit dem Schreiben begonnen habe.

    Spannend, danke für den Einblick! Und ja, ich habe gerade ein Buch über einen Auschwitz-Überlebenden hinter mir und welche unmenschlichen Taten dort beschrieben werden: ich kann dir nur zustimmen, die Realität ist viel härter, als man sich das selbst in seinem kleinen Stüblein wünscht. Von daher glaube ich dir, wenn du sagst, dass das Toni-Drama viel realistischer ist als andersherum.

  • Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt gemunkelt, gibt es ein "Happy End" für Sophie und Richard. Der Tod von Fredl war auch absehbar und, dass Amalie sich mehr oder weniger fängt und für ihre Lage eine Lösung findet, war nicht unbedingt überraschend. Dennoch habe ich mich für Sophie gefreut, dass ihr Kampf nun endlich ein Ende gefunden hat. Und ich bin der Meinung, sollte sie einen Jungen bekommen, wird er Stephan heißen. ;)


    Die Gemeinheiten von Toni waren mir ab dem Moment der neuen Torte klar. Wer auch sonst sollte es gewesen sein und das waren doch zu viele Zufälle, um Zufälle zu sein. Toni hat seine Strafe bekommen (meines Erachtens zu wenig Strafe), aber nach dem Absitzen seiner Strafe, kann er noch immer nicht locker lassen.


    Am meisten gefreut habe ich mich für Milli und sie wird sicherlich einen liebevollen Mann finden, der sie auf Händen tragen wird.