Sterbehilfe oder Lebenshilfe?

  • Glaub mir Hazel, würde es nur gute Menschen so wie dich geben, würde ich der erste Mensch sein, der Ja! zur Sterbehilfe sagen würde ...

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • @ Perseus... ich hab mal wieder zu schnell gepostet, ohne die anderen Statements ERST zu lesen...


    Natürlich bin ich mir bewusst, dass richtige Sterbehilfe - so wie sie in den Niederlanden praktiziert wird (?)- missbraucht werden kann und bestimmt leider auch wird...


    Ich bin aber trotzdem zumindest für die zarte Variante, die auch bei meinem Vater angewendet wurde: Also das Sterben irgendwie erleichtern.


    Trotzdem wünsche ich mir mit Sicherheit eine Hilfe, wenn ich unheilbar krank bin und mich nur noch schreiend im Bett wälze oder sonstwas. Ich möchte auch nicht hirntot an irgendwelchen Maschinen hängen und künstlich beatmet werden.


    Es gibt so viel Für und Wider, ich glaube, das lässt sich in einem Thread gar nicht abwägen...

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Zitat

    Ich bin aber trotzdem zumindest für die zarte Variante, die auch bei meinem Vater angewendet wurde: Also das Sterben irgendwie erleichtern.


    Liebe Hazel,


    das wird aber schon täglich in den Krankenhäusern im stillen Kämmerlein praktiziert - nur herrscht darüber in der Öffentlichkeit stillschweigen, ein absolutes Tabuthema.


    Gruß

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Anstatt aktiver Sterbehilfe sollte man es vielleicht mit einer intensiven Sterbebegleitung versuchen, ähnlich der Hospiz-Bewegung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Na immerhin... ich wusste bis damals noch nicht, dass zumindest so etwas "im stillen Kämmerlein" praktiziert wird... es beruhigt mich persönlich zu wissen, dass mir im Fall der Fälle wenigstens das Sterben erleichtert wird, wenn ich es wünsche!


    Und gehe gleichzeitig einfach davon aus, dass es nicht zu Missbrauch führt - denn ich will einfach an das Gute im Menschen glauben, zumindest so lange, bis ich vom Gegenteil überzeugt werde.... Ich weiß, das steht täglich in den Zeitungen... aber ich bin nun mal ein grundsätzlich eher positiv denkender Mensch...

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    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Der technisch-medizinische Fortschritt hat eine Situation entstehen lassen, die sehr komplex ist und moralisch wie emotional enorme Konflikte auslösen kann. Die Medizin ist dazu in der Lage, Menschen sehr lange am Leben zu halten, die vor ein paar Jahrzehnten noch an ihren Krankheiten (im weitesten Sinne, also auch Unfallfolgen) verstorben wären. In einigen Fällen hat diese Lebensverlängerung zur Folge, daß das Leben wiederhergestellt werden kann, die Patienten also genesen oder zumindest halbwegs aktiv ins Leben zurückkehren. In anderen - vielen anderen - Fällen endet die Lebensverlängerung mit dem Tod, ohne daß es zuvor zu einer Verbesserung der Umstände gekommen ist. Meistens sind die Prognosen der Ärzte schlecht, aber die Möglichkeit der Lebensverlängerung verpflichtet sie, diese Möglichkeiten auch zu nutzen. Auf diese Art werden wir u.U. - ich habe das selbst schon erleben müssen - mit Angehörigen konfrontiert, die unserer Meinung nach in einer quälenden Weise dahinvegetieren (<- auf mit pflanzlichem Leben vergleichbares reduziert), keine Lebensqualität mehr verspüren und - unserer Einschätzung nach, zuweilen aber auch nach der der Ärzte - auch nie wieder erleben werden. Ausnahmen widerlegen diese Regel.


    Der Wunsch, diesen Menschen aus seiner Situation zu "erlösen", ist nachvollziehbar. Moralisch vertretbar ist er aber m.E. nicht. Nie. Das ist meine ganz persönliche Meinung.


    Die Tötung eines Menschen bleibt immer die Tötung eines Menschen. In einer Situation, die keine Kommunikation mehr zuläßt, ist es möglicherweise Tötung gegen den Willen dieses Menschen. Und selbst wenn derjenige zuvor mitgeteilt hat, im Zweifelsfall keine lebensverlängernden Maßnahmen erfahren zu wollen - er war im Moment dieser Entscheidung noch nicht in dieser Situation. Es fragt sich, was er jetzt sagen würde. Es fragt sich, was er empfindet, denkt, was in ihm vorgeht. Die Situation ist einfach eine andere. Und auch wenn wir es "vegetieren" nennen - der Mensch lebt. Wenn das Gehirn noch funktioniert, ist der Mensch am Leben.


    Wie gesagt, meine ganz persönliche Meinung und auch kaum diskussionsfähig. Argumente wie die finanzielle Belastung der Angehörigen empfinde ich als sehr unangemessen.

  • Ich würde der Idgie zustimmen, und es lieber in einem engen Freundeskreis diskutieren.Niemand kann die Entscheidung eines einzelen, der jeweiligen Situation, beurteilen.
    Das sollte im ebenso offenen im Familienkreis besprochen werden. Desweiteren gibt es verschiedene Kulturkreise die Sterben anders sehen, als wir hier.
    Lassen wir die zugängliche Diskussion beenden.
    Zofie :wave

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Ist aber ja nicht so, als ob wir hier nicht schon über andere sensible Themen gesprochen hätten. Und klar wird pauschaliert, abgeschweift, gestritten, vertragen - ist eben so wie in allen Topics, sei es Kindesmissbrauch, Abtreibung, Religion, Wahlen, etc.


    Gruss,


    Doc


    Ist schon klar und bei vielen anderen Themen gehe ich auch keiner Diskussion aus dem Weg. Aber in diesem Fall möchte ich mir einfach die Leute aussuchen, die mich möglicherweise je nach Diskussionsstand pauschal als Erbschleicher beschimpfen. ;-)

  • Ich finde, man sollte zumindest passive Sterbehilfe in Deutschland erlauben. Da kann der kranke Mensch für sich entscheiden, ob er seine Schmerzen und was auch sonst noch weiter aushalten will, obwohl es keine Hoffnung auf Besserung gibt, oder ob er lieber aus diesem Leben scheiden will. Aktive Sterbehilfe - ich bin dafür, kann meine Augen aber den Gegenargumenten nicht verschließen. Böse und habgierige Menschen wird es immer geben und deshalb ist es wie so oft: Wegen einigen wenigen müssen viele leiden.


    Was mich interessieren würde: Wer von den Eulen, die sich hier gegen die aktive Sterbehilfe ausgesprochen haben, lebt vegetarisch? Ist es moralischer ein Tier zu ermorden als einen todkranken, leidenden Menschen zu erlösen? Und das nur, um sich mit etwas zu ernähren, ohne das man sehr gut leben kann?


    LG, Inge :wave

  • Nun ja, gut, dass ich da einer Meinung mit dir bin was die passive Sterbehilfe angeht... Und außerdem bin ich Vegetarier... aber das würde mich jetzt auch mal interessieren, wie Vegetarier-sein und Sterbehilfe zueinander stehen!!!

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Zitat

    Original von Sinela


    Was mich interessieren würde: Wer von den Eulen, die sich hier gegen die aktive Sterbehilfe ausgesprochen haben, lebt vegetarisch? Ist es moralischer ein Tier zu ermorden als einen todkranken, leidenden Menschen zu erlösen? Und das nur, um sich mit etwas zu ernähren, ohne das man sehr gut leben kann?


    LG, Inge :wave



    Ich kann den Begriff "Tiere zu ermorden" überhaupt nicht nachvollziehen. Ein Mord setzt niedere Beweggründe etc. voraus. Fleisch ist nun einmal ein wichtiger Bestandteil unserer Ernährung auch wenn irgendwelche "Veganer-Ideologen" dagegen trommeln.
    Das Schlachten von Tieren (dieses geschieht aus Gründen der menschlichen Ernährung) ins Verhältnis zu setzen zur Aktiven Sterbehilfe finde ich schon sehr abenteuerlich. Einen Zusammenhang vermag ich nicht zu erkennen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Man kann sehr wohl ohne Nahrungsmittel von toten Tieren leben... obwohl die Fleischindustrie natürlich dagegen trommelt ;-) - der Mensch muss sich nicht zwingend u.a. davon ernähren - sonst wäre ich längst ebenfalls tot und bräuchte mir über Sterbehilfe keine Gedanken mehr machen... :wave

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Hazel ()

  • Zitat

    Original von Hazel
    Man kann sehr wohl ohne Nahrungsmittel von toten Tieren leben... obwohl die Fleischindustrie natürlich dagegen trommelt ;-) - der Mensch muss sich nicht zwingend u.a. davon ernähren - sonst wäre ich längst ebenfalls tot und bräuchte mir über Sterbehilfe keine Gedanken mehr machen... :wave



    Ich habe nicht von "zwingend" sondern von "notwendig" gesprochen. Nicht nur die Fleischindustrie sieht Fleisch als wichtiges Nahrungsmittel an. Und es ist auch nicht nur die Fischindustrie die sagt, dass Fisch sehr, sehr wichtig für unsere Ernährung ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Für mich ist "zwingend" und "notwendig" fast dasselbe ;-) - niemand wird gezwungen, Fleisch zu essen, weil man definitiv auch sehr gut ohne leben kann. Das meinte ich. Darüber gehen die Geschmäcker auseinander und okay: ich lasse jeden, wie er meint. Ich will niemanden zum Vegetarier bekehren!
    Ich esse auch keinen Fisch - und lebe immer noch - und bin gesund :learn

    ************


    Hazel


    "Ganze Weltalter voll Liebe werden notwendig sein,
    um den Tieren ihre Dienste und Verdienste an uns zu vergelten."


    Christian Morgenstern

  • Zitat

    Original von Hazel
    Ich esse auch keinen Fisch - und lebe immer noch - und bin gesund :learn


    Es gibt auch Menschen die rauchen und trotzdem sehr alt werden. :grin :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Voltaire ()

  • Soweit mir bekannt, wirkt sich das Fehlen tierischer Eiweiße bei der Ernährung von Erwachsenen nicht weiter negativ aus. Ob das nun gesünder, moralisch einwandfreier, etc. ist, wage ich persönlich zwar zu bezweifeln, aber soll damit jeder nach eigenem Gusto umgehen.


    Bei Kindern und Heranwachsenden allerdings soll eine rein vegetarische Ernährung schon negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben. Angeblich lässt sich das auch wissenschaftlich belegen, was natürlich jeder auslegen kann und darf, wie er meint.


    Doch wir schweifen gerade gewaltig vom Thema ab, Leute.


    Gruss,


    Doc

  • Weiter oben wurde ein paarmal die "finanzielle Lage" der Familie besprochen. Ich kenne das aus meinem Beruf und muß sagen, nur die wenigsten Menschen würden ihre Eltern/Großeltern Ehegatten aus finanziellen Gründen ähh wegsterben lassen wollen.


    Das es das gibt ist klar, sind aber die Ausnahmen.


    Zum Erben....da haben die Erben wohl Pech gehabt und fertig!

  • Okay, dann versuche ich, mal wieder zurück zum Thema zu führen.


    @ Sinela
    Deiner Meinung kann ich nur voll und ganz zustimmen.


    Meine Großmutter stirbt seit sechs Wochen. Sie hatte eine Hirnblutung und ist seitdem ohne Bewußtsein. Sie reagiert auf keine äußeren Reize, wird künstlich ernährt und medizinisch versorgt (nicht, dass sie noch eine Lungenentzündung bekommt, daran könnte sie ja sterben...), sie atmet selbständig und ihr Herz schlägt (dem Schrittmacher sei Dank!). Sie wird lt. Auskunft der Ärzte aus diesem Zustand nicht wieder erwachen, geschweige denn, geheilt werden. Im Oktober wird sie 86 Jahre alt, und dank der medizinischen Betreuung wird sie diesen Geburtstag wohl noch "erleben".


    Ja, ich bin für aktive Sterbehilfe. In Einzelfällen, sofern der Patient - so lange er kein Patient war - diese festgelegt hat. Ich weiß aus Gesprächen mit meiner Großmutter, die ich schließlich mein Leben lang kenne, dass sie so nicht hätte "leben" wollen. Das ist kein Leben, sondern ein bewußtloser Körper, nicht mehr als eine Pflanze.


    Ich liebe meine Großmutter - und ich wünschte, ich hätte sie noch viele Jahre - und ich bin, weiß Gott, nicht auf ihr Erbe aus, und so langsam und unwürdig dahinzusterben, das hat sie nicht verdient.

    ToniO



    Betrachte nicht den Krug, sondern dessen Inhalt.
    Rabbi Me'ir


    Coincidence is God's way of remaining anonymous.
    Albert Einstein