Erstaunen – Richard Powers

  • S.Fischer, 2021

    320 Seiten, Gebundene Ausgabe


    OT:Bewilderment

    Aus dem Englischen übersetzt von Manfred Allié & Gabriele Kempf-Allié.


    Kurzbeschreibung:

    Vater und Sohn allein: Der hochbegabte Robbie mit Asperger-Zügen kann den Tod der Mutter nicht verwinden. In der Schule unverstanden, will er die Mission seiner Mutter vollenden: Er malt Plakate, demonstriert auf den Stufen des Kapitols, um die Natur zu retten. Der verzweifelte junge Vater will ihm mit ungestümer Liebe alles geben. Als Astrobiologe sind ihm die Sterne nah, und auf Wanderungen entdecken sie, dass die Wunder vor ihren Füßen liegen und sie einander brauchen. Doch was geschieht, wenn die Welt schneller endet, als unsere Zukunft beginnt?


    Über den Autor:

    Richard Powers wurde 1957 geboren und lebt in Urbana, Illinois. Seine Bücher sind Bestseller und wurden mehrfach preisgekrönt, er erhielt den National Book Award für Das Echo der Erinnerung.


    Mein Eindruck:

    Lange Zeit habe ich kein Buch von Richard Powers gelesen, dabei ist er ein wichtiger US-Amerikanischer Autor. Sein neues Buch Erstaunen erzählt von einem 9jährigen Jungen mit Asperger-Syndrom, dessen Mutter bei einem Autounfall verstorben ist und von seinem Vater, ein Astrobiologe. Zu zweit versuchen Theo und Robin den Alltag zu bewältigen, aber der gesellschaftliche Zustand unter Trump macht den Einsatz für Arten- und Umweltschutz nicht leicht.

    Wie Richard Powers aus Sicht des Vaters die schwierigen Umstände beschreibt ist wirklich zwingend und auch anrührend, denn die beiden haben wirklich eine liebevolle Beziehung.

    Von Richard Powers gibt es einige originelle Einfälle und Bezüge, etwa den zum Buch Blumen für Algernon von Daniel Keyes, das ein amerikanischer Klassiker ist und sowohl für Vater als auch Sohn von Bedeutung ist.

    Der sensible Robin will wie seine Mutter Aktivist sein und protestiert gegen das Artensterben, indem er sich mit einem Plakat vor das Kapitol begibt.

    Theo unterstützt seinen Sohn wo er nur kann, aber Robins psychische Störungen werden immer problematischer. Gemeinsam reisen sie in die Wildnis der Great Smoky Mountains. Das führt in ein dramatisches Finale.


    Der durchaus anspruchsvolle Roman ist sehr gut lesbar und unbedingt lesenswert.



    ASIN/ISBN: ‎3103971095

  • Richard Powers hat einfach viele gute Ideen, die er einbaut.

    Das neurowissenschaftlichen Forschungsprojekt aber, das bei dem Jungen solche Fortschritte brachte, war für mich streckenweise schwer fassbar. Ich glaube, diese Abschnitte muss ich noch einmal lesen.

  • Derdurchaus anspruchsvolle Roman ist sehr gut lesbar und unbedingtlesenswert.

    :write


    Deinem Fazit kann ich mich nur anschließen.


    In diesem einen Fall benutze ich das Wort furchtbar in seiner bestmöglichen Bedeutung. Das Buch reduziert auf sehr eindringliche und kindgerechte Weise (bedingt durch die Komponente der Vater-Sohn-Beziehung) wie furchtbar der Mensch mit der Erde umgeht...das Buch öffnet einem wieder die Augen für die Schönheit so vieler kleiner Dinge dank Robbies Begeisterung für die Tiere - und die Ausflüge zu verschiedenen Planeten waren für mich wie die Schilderungen der neurowissenschaftlichen Forschungen heruntergebrochen die Schilderungen menschlicher Emotionen und Sichtweisen, wie die Beobachtung verschiedenster Systeme durch Erfahrung und Interpretation.


    Das Buch fördert das "Erstaunen"...ein Buch so prall gefüllt mit Leben, dass es kaum auszuhalten ist, wo es doch darauf fußt, dass Aly - Theos Frau und Robbies Mutter - tot ist.


    Ist die Welt noch zu retten? Das fragt man sich nicht nur wie im kindlichen Protest des Buchs, wenn im Buch die Wirtschaftlichkeit von Wissenschaft angepriesen wird, wo es immer wieder eben jene Nachrichtenmeldungen im Buch gibt, die zeigen, dass ein Verständnis von Wissenschaft doch etwas bewegen könnte...


    Ich bin tief bewegt, traurig, aufgerüttelt, wach und zugleich tief enttäuscht - nicht von dem Buch - sondern von all dem, was es mir gezeigt hat...und dennoch wird sich die Welt einfach weiter drehen, mit all ihren Wundern darin...ich habe gar keine Wertung im Kopf für dieses außergewöhnliche Buch, das zugleich viel zu "schwer" und manchmal federleicht für mich war. Ich werde, glaube ich, niemals das ganze Buch verstehen, aber ich habe daraus etwas gemacht, was ich darin sehen wollte, was für mich der "Punkt" war, den ich wandern lassen konnte...am Anfang war es schwer, am Ende war es leicht...in irgendwas sind wir alle Theo und Robbie, finde ich...


    9 Punkte.