Preispolitik von Verlagen

  • Zu Fantasy und Belletristik kann ich nichts sagen - aber ich arbeite in einem Musikverlag, was ja an sich auch eine "Nische" ist.


    Selbst uns kommen unsere Noten und Bücher oft zu teuer vor, aber wenn wir weniger festsetzen, reicht's vorn und hinten nicht. Der Preis ist gebunden, der Händler kann also nicht einfach was draufschlagen, leben muss er aber auch. Also müssen wir ihm genügend Rabatt einräumen. Dann wollen noch die reinen Herstellkosten und der Autor oder Komponist bezahlt werden. Von den Mitarbeitern haben wir jetzt noch gar nicht geredet...


    Also seid nicht immer so sauer, wenn mal was teuer ist. Das ist nicht einfach nur Geldmache, manchmal geht's eben nicht anders.


    Melanie

  • Ich war gestern bei Hugendubel. Die neuen dtv Fantasy-Paperbacks kosten bei 178 Seiten 9,90 Euro und bei 240 Seite 11 Euro.
    Selbst große Verlage langen bei Nicht-Massenware kräftig hin. Nur Taschenbücher mit riesen Auflagen sind billiger.

  • Trugbild
    Das kannst Du halten, wie Du willst. Englische Originalausgaben sind natürlich i.d.R. günstiger zu bekommen, da hier ein paar wesentliche Faktoren den Preis nach unten drücken, z. B. die nicht vorhandenen Kosten für eine anständige Übersetzung und die zumeist billigere Verarbeitung (Papierqualität, Umschlagdruck, Bindung, etc.) der orignialsprachigen Taschenbuchausgaben. Aber das ist nun mal alles subjektiv.


    Letztendlich sind Deine Argumente gegen die angebliche Abzocke dieses Verlags mMn haltlose Luftnummern. Allein Deine Preisvorstellungen sprechen Bände, wenn man sich mal die Durchschnittspreise eines 400 Seiten starken TBs der wirklich großen Verlage, wie Heyne, anguckt. Da musst Du normalerweise zwischen 12 und 15 Euro hinlegen. Halbiert und mit dem von mir ins Spiel gebrachten Aufschlag von 2 bis drei Euro bei einem Kleinverlag bist Du bei dem zu bezahlenden Preis von Festa. Was soll also diese Aufregung?


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Trugbild
    Ich habe mich jedenfalls entschieden. Ich werd mir die Originalausgaben holen und damit den gepeinigten deutschen Büchermarkt weiter schädigen.


    Der gepeinigte deutsche Buchmarkt krankt nicht so sehr an solchen Methoden, wie den von dir geschilderten. Die Misere haben die großen Verlage selbst verschuldet, indem sie den deutschsprachigen Buchmarkt weitgehend in einen Importmarkt verwandelt haben (was immer ungesund ist) und die Vertriebsarbeit sich weitgehend auf eine einzige Zielgruppe konzentriert: Frauen zwischen 20 und 40. Diese in der Tat große und sehr divergente Gruppe wird in der Belletristik inzwischen mit solcher Ausschließlichkeit bedient, daß Männer in Buchhandlungen außer ein paar Thrillern und Klassikern nichts mehr finden; wenn Männer dann weniger Belletristik kaufen, wird die Fortsetzung dieser nicht sonderlich klugen Marketing- und Vertriebstrategie mit dem Argument untermauert, Männer kauften schließlich keine Belletristik.


    Eine klassische Ursache-Wirkung-Verwechslung. :grin


    Außerdem macht es wenig Sinn, dieselben alten Dauerbrenner und Klassiker in immer neuen Reihen und Sonderausgaben wieder und wieder auf den Markt zu schmeißen. Irgendwann ist auch der letzte potenzielle Leser im Besitz von zwei Ausgaben von Lolita und Tai-Pan -- und was dann? :wow

  • @Doc
    Und trotzdem ziehen sie es vor, 2 Bände für je 10 Euro zuveröffentlichen anstatt 1 Band für 17 Euro - obwohl es laut Deiner "Kalkulation" aufs selbe rauskommen sollte.


    Ein Besuch auf ihrer Seite und das Suchen nach Interviews mit Herrn Festa haben jedenfalls nicht hervorgebracht, dass er befürchtet, mit 400 Seiten starken Taschenbüchern und einem Kaufpreis von 17 Euro die Leute zu verschrecken. Zumal dieser Preis laut Deiner Kalkulation ja nur 2 oder 3 Euro über den üblichen Preisen liegt.


    Wieso also ziehen sie dem Leser diese 2 oder 3 Euro, die sie als Kleinverlag zusätzlich verlangen müssen ZWEI mal aus der Tasche anstatt nur 1 mal - so wie es wäre, wenn sie die Originalausgabe übernommen hätten.


    Ich denke man muss mit dieser Illusion über die ewig um ihre Existenz kämpfenden Verlagen aufräumen.


    Ich habe jemanden in meinem Bekanntenkreis, der ein winzig kleines Plattenlabel betreibt und - ihr werdet es wohl nicht glauben - selbst mit einer Auflage von nur 2000 bis 5000 Stück kann man Geld verdienen.
    Und ist es nicht die Musikindustrie, die am lautesten schreit?
    (mit Musikindustrie schliesse ich die Musikverlage nicht mit ein)



    Wenn ich daran denke, wie teuer die Herstellung einer Platte ist - mit professionellem Mastering, dem Pressen auf qualitativ hochwertigem Vinyl und einem externen Vertrieb - dann frage ich mich schon, welche Technik das Drucken von Büchern dermassen teuer macht, dass scheinbar die meisten Verlage um ihre Existenz kämpfen (woran ich definitiv nicht glaube).




    Iris :
    Auch in der Musikindustrie wird oft Ursache und Wirkung verwechselt. Produziert werden Songs, die einem spätestens nach 2 Monaten zum Hals raushängen und für deren Anschaffung man sich spätestens nach 2 Jahren schämt. Und dann wundern sie sich, dass CD-Käufer lieber auf illegale Downloads umsteigen. Und anstatt vernünftige Bands aufzubauen (U2 CDs verkaufen sich interessanterweise immer noch fantastisch), wird lieber in Pseudo-Gruppen für pubertierende Teenager investiert.
    Aber dann ist das Geklage und Gejammer wieder gross.

  • Zitat

    Original von Trugbild
    Auch in der Musikindustrie wird oft Ursache und Wirkung verwechselt.


    Und nicht nur da!
    Ich fürchte, "Wirtschaft" hat in der Praxis mit Kalkül nicht viel zu tun, ist meist kurzsichtiges Bauchdenken und getrieben von solchen Zirkelschlüssen, in denen sich nichts als Wunschdenken manifestiert.

  • Trugbild
    Mir ist ehrlich gesagt die Art und Weise, wie Du hier zu argumentieren versuchst schleierhaft. Was haben fehlende Interviews mit dem Verleger mit den real existierenden Problemen eines solchen Nischen-Verlags zu tun??


    *kopfschüttel*


    Anscheinend kennst Du Dich ja mit Preiskalkulationen, Vertriebsmanagement, etc. sehr gut aus, so daß Deine Tipps, wie man das kundenfreundlicher gestalten kann, sicherlich im Festa Verlag oder am besten in der eigenen Firma gerne angenommen werden.


    Und nach diesem kleinen Ausflug in die Gefilde der Polemik klinke ich mich hier aus.


    Gruss,


    Doc

  • Nein, ich kenne mich da nicht sehr gut aus. Aber gut genug um zu wissen, dass das ewige Jammern in keinem Verhältnis zur Realität steht.


    Fehlende Interviews?
    Wieso "fehlende"?
    Ich glaube, Du hast da entweder den Text nur überflogen anstatt zu lesen, oder Du hast da Dinge hineininterpretiert, die ich nicht gemeint habe.


    Ich habe zahlreiche Interviews gefunden und gelesen. Ihnen ist zu entnehmen, dass er sich nicht im geringsten in einem Existenzkampf befindet und dass sich die Festa-Bücher ausgezeichnet verkaufen. Die Argumentation, dass der Verlag hätte Angst haben müssen, dass sich die Bücher als 400 Seiten-Bücher nicht verkauft hätten, ist aufgrund der in den Interviews enthaltenen Angaben nicht im geringsten nachvollziehbar.


    Ja, es ist vom finanziellen Gesichtspunkt her vernünftiger, die Bücher zu splitten und in kleinen Stückchen zu verkaufen - und der Kunde fährt dabei definitiv schlechter.


    Ja, die Kritik ist beim Verlag an der richtigen Stelle und ich habe ihnen meine Beschwerde auch tatsächlich geschrieben. Vielleicht liefern sie ja gute Argumente dafür. Momentan bezweifle ich das allerdings.


    Mittlerweilen habe ich auch herausgefunden, dass ich noch Band 4 UND Band 5 kaufen muss, um die ursprünglichen Bände 1 und 2 vollständig zu haben.
    Dann habe ich für 2 Original-Bücher der Reihe 50 Euro bezahlt gegenüber rund 20 Euro der englischen Ausgabe. Ich habe also mehr als das doppelte zahlen müssen. Und wenn die beiden Bücher 1:1 für jeweils 20 (!!!) Euro erschienen wären, hätte ich noch immer 20% gespart!

  • Der Festa-Verlag hat sich mittlerweilen zur Kritik geäussert.
    Tatsächlich ist es so, dass einige Bände einen Umfang von über 700 Seiten haben und eine entsprechende Ausgabe über 20 Euro kosten und das den Absatz empfindlich treffen würde. Der Festa-Verlag sagt, dass das (wörtlich) "eventuell auch das wirtschaftliche Ende der Reihe bedeuten könnte".


    Ausserdem sei es gängige Praxis, Bücher zu splitten.


    Zwar bin ich trotzdem nicht wirklich einverstanden damit und werde mir auch keinen Band dieser Ausgabe mehr kaufen - aber freue mich darüber, dass der Verlag laut eigener Aussage eine Hardcover-Ausgabe mit originalem Umfang für die nächsten Jahre geplant hat.

  • ich habe hier gleich 2 "neue" fälle. und dieses mal handelt es sich nicht um kleine verlagshäuser von denen die bücher aufgelegt werden.


    zum einen die fantasy-reihe "das spiel der götter" hier


    und zum anderen die "black dagger" reiheund hier


    ich muss zugeben bei den büchern aus der reihe "das spiel der götter" scheint zumindest noch ungefähr das preis leistungsverhältnis zu stimmen. bleibt noch die ärgerliche sache das hier wieder die bände (bis auf band 1) aufgesplittet wurden. wobei das schon ziemlich geschickt gemacht wurde.


    bei der reihe "black dagger" ist das in allen punkten nicht gelungen der preis für band "1" mit knapp 268 seiten für 7,95 euro finde ich auch sehr happig nicht zu letzt weil ich damit nur die hälfte des ersten teils habe und wenn ich das dann mal zusammenrechne zahle ich dann für ein taschenbuch mit etwas über 500 seiten mal ebend gute 15,90 euro. das ende von dem deutschen band 1 macht zwar auf jeden fall lust auf mehr, wirkt aber auch nicht wirklich passend und künstlich herbeigeführt.

  • Hallo Eulen der Nacht


    Ich habe noch Zeiten erlebt ,wo ein gutes Taschenbuch nur 2.80 DM
    gekostet hat!!!!!!


    Heute bezahle ich im Durchschnitt 7,95 Euro für ein Taschenbuch !!!!


    Und die Tendenz ist noch nicht abzusehen , deswegen finde ich die
    Secondhandläden für Bücher eine sehr gute Einrichtung !!!


    Liebe Grüße teufelchen



    :-) :wave :-)

  • Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen. Ich habe aber ein Statement von Frank Festa gelesen, in dem er gesagt hat, dass die Bände geteilt wurden, weil erst mal getestet werden sollte, wie die NECROSCOPE-Reihe in Deutschland ankommt.


    Denn ich glaube nicht, dass jeder direkt den ersten Teil kaufen würde, wenn er 20 Euro kostet - so kann man zumindest mal rein lesen. Obwohl 10 Euro für ein Taschenbuch auch nicht gerade billig ist.


    Allerdings gibt es auch andere Verlage - wie z. B. den Feder-und-Schwert Verlag, bei dem man Taschenbücher auch erst ab 12.95 kaufen kann... Ich weiss nicht wo das Problem ist. Wenn ich ein Buch kaufen möchte, weil ich es gern lesen möchte, dann gebe ich für ein Taschenbuch für 200 Seiten auch mal 10 Euro aus - wenn mich der Inhalt anspricht.


    Ich denke, dass der Festa-Verlag uns da nicht groß abzockt. Die müssen ja auch sehen wo sie bleiben. Ausserdem hat - soweit ich das mitbekommen habe - der Frank Festa den Verlag mehr oder weniger als Hobby (erst mal) eröffnet.


    Ich meine, sowas steht auf der Homepage... Mitterlweile ist der Verlag ja ganz schön groß geworden. Ich hatte jedenfalls noch nie etwas auszusetzen!