Rita Falk: Rehragout-Rendezvous (Eberhofer Band 11)

    • Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft (17. September 2021)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Broschiert ‏ : ‎ 304 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3423262737
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423262736


    ASIN/ISBN: 3423262737



    Über die Autorin:

    Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger›‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.



    Inhaltsangabe:

    »Was gibt’s zum Essen?«

    »Nix. Die Oma kocht nicht mehr.«

    Zefix! Was ist denn in die Eberhofer-Weiber gefahren? Die Oma beschließt nach gefühlten 2000 Kuchen und noch mehr Schweinsbraten, Semmelknödeln und Kraut, sich der häuslichen Pflichten zu entledigen − und fortan zu chillen. Ausgerechnet an Weihnachten! Und seit die Susi ihre Karriere als stellvertretende Bürgermeistern verfolgt, fühlt sich der Sex mit ihr im schicken Neubau für den Franz an, als hätten sie ihn gratis zu den Esszimmermöbeln dazu bekommen. Zu allem Übel wird dann auch noch der Steckenbiller Lenz vermisst. Der Franz soll gefälligst eine Vermisstenanzeige aufgeben, die Mooshammer Liesl befürchtet das Schlimmste. Nur: Eine Leiche ist weit und breit nicht in Sicht. Damit steht der Eberhofer vor einer schier unlösbaren Aufgabe.



    Meine Kritik:

    Der elfte Fall für Franz Eberholfer beginnt nicht nur etwas ungewöhnlich, sondern ist lange Zeit gar kein Fall. Das erste Drittel des Romans geht es fast ausschließlich um das private Treiben in Niederkaltenkirchen. Die Oma beschließt, in den Ruhestand zu gehen und sich nicht mehr um den Haushalt zu kümmern. Beinahe zeitgleich verletzt sich der Bürgermeister im österreichischen Skiurlaub und Susi, die Lebensgefährtin vom Franz, nimmt das Gemeinderuder fest in die Hand. Ganz am Rande erfährt man, dass der alte Biobauer Steckenbiller vermisst wird. Daran ändert sich auch längere Zeit nichts. Erst als nach zig Wochen ein Goldzahn gefunden wird, beginnt der Franz mit Hilfe seines Freundes Rudi langsam zu ermitteln – wobei die Betonung eindeutig auf dem Wort langsam liegen muss.

    So amüsant das kleinbürgerliche Treiben auch ist, lange Zeit spielt der Kriminalfall bloß eine untergeordnete Rolle – was in einem Provinzkrimi eher schlecht als recht ist. Daher ist das „Rehragout-Rendezvous“ leider bloß durchschnittlich und ohne große Überraschungen.

  • Rita Falk: Rehragout-Rendezvous. Ein Provinzkrimi (Franz Eberhofer, Band 11), München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN 978-3-423-26273-6, Klappenbroschur, 299 Seiten inkl. Glossar und Kochrezepten, Format: 13 x 2,8 x 20,7 cm, Buch: EUR 16,95 (D), EUR 17,50 (A), Kindle: EUR 14,99.


    Fangen wir aus gegebenem Anlass heute mal nicht bei der Geschichte an, sondern beim Nachwort und damit bei der Autorin. Mit dem Wissen, dass Frau Falk gerade einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften hat, fällt es einem leichter zu akzeptieren, dass das Chaos in Band 11 ein bisschen gedämpfter tobt als in den vorigen Büchern. Ja, Arbeit lenkt ab und hilft, doch wie man in dieser Situation überhaupt ein lustiges Buch schreiben kann, ist mir ein Rätsel. Ich ziehe meinen Hut vor Rita Falk und sehe über manches hinweg, was hier nicht ganz so galaktisch ist, wie wir uns das vielleicht gewünscht hätten.


    „Bin ich jetzt eigentlich von lauter Irren umzingelt, oder was? Der Leopold mit seinen Sorgen und Nöten [...]. Die Susi, vom Ehrgeiz zerfressen und komplett dem Karrierewahnsinn verfallen. Eine Oma, deren jahrzehntelange familiäre Verpflichtungen jüngst einem [...] egozentrischen Phlegmatismus geopfert werden. Und als würde dies alles nicht reichen, habe ich hier ein paar sonderbare Leichenteile sowie einen Langzeitvermissten auf dem dienstlichen Buckel. Jackpot, quasi.“ (Seite 161/162)


    Ungeliebte Veränderungen

    Dorfpolizist Franz Eberhofer, Mitte 40, schätzt weder Stress noch Veränderungen. Doch das Leben richtet sich nicht immer nach dem Franz. Irgendwie hat ihn seine erweiterte Familie in den letzten Bänden ja mit dem Thema Hausbau überrollt. Statt in Ruhe allein im umgebauten Saustall des elterlichen Gehöfts zu hausen, wohnt Franz jetzt mit seiner Lebensgefährtin, der Verwaltungsangestellten Susanne Gmeinwieser und dem gemeinsam Sohn Paul (5) in einer Doppelhaushälfte – mit nagelneuen Möbeln und Wand an Wand mit seinem Bruder, dem spießigen Buchhändler Leopold, den er noch nie leiden konnte.



    Ein Karriereschub für Susi

    Dann verunglückt der Bürgermeister der Gemeinde im Ski-Urlaub und bestimmt als Krankheitsvertretung ausgerechnet Franzens Lebensgefährtin Susi. Die kriegt komplett den Höhenflug, kleidet sich neu ein und sieht sich schon als neue Bürgermeisterin.


    Nicht einmal bei der Arbeit hat er seine Ruhe! Die Mooshammer Liesl, die scharfzüngigste Dorftratschen von Niederkaltenkirchen, liegt ihm dauernd mit dem angeblichen Verschwinden eines reichen Bauern in den Ohren. Doch warum sollte die Polizei den suchen? Es weiß doch jeder, dass der Steckenbiller Lenz gern mal unangekündigt für Wochen und Monate nach Südafrika verschwindet. Das steht ihm frei, er ist schließlich erwachsen und niemandem Rechenschaft schuldig.


    Für die Sorgen vom Metzgermeister Simmerl hat der Franz jetzt gar keinen Kopf. Der missbilligt die Heiratspläne seines erwachsenen Sohnes. Klar kann der Bub heiraten, aber doch nicht ausgerechnet die!


    Oma legt die Arbeit nieder

    Das ist alles nix im Vergleich zum häuslichen Supergau: Franzens Oma, die seit Jahrzehnten der gesamten Familie den Haushalt schmeißt und einfach göttlich kocht, legt von heute auf morgen ihr „Amt“ nieder. Sie kann nicht mehr, sie mag nicht mehr, sie ist ja auch schon fast neunzig.


    Als Leser:in schwankt man zwischen Lachanfällen und dem dringenden Bedürfnis, diesen lebensuntüchtigen Gestalten den Laden mal tüchtig durchzuorganisieren:


    Urlaub oder Vermisstenfall?

    Durch Susis Tätigkeit als stellvertretende Bürgermeisterin bekommt Franz jetzt mehr Einblicke in Gemeinde-Angelegenheiten als je zuvor. Ihm kommt der Verdacht, dass der Steckenbiller Lenz vielleicht doch nicht so freiwillig verschwunden ist, wie es zunächst den Anschein hatte.


    Der Kriminalfall läuft zwar unspektakulär neben all dem amüsanten Familiengedöns her aber er hat’s in sich. Die Geschichte ist für diese heitere Krimireihe ungewöhnlich tragisch. Man ertappt sich für einen Moment bei der Frage, ob man das Ergebnis der Ermittlungen nicht einfach unter den Tisch fallen lassen könnte.


    Nicht mehr so viel Klamauk

    In den vorigen Bänden war mehr Klamauk und Remmidemmi. Das mag der Stimmungslage der Autorin geschuldet sein, vielleicht aber auch der Tatsache, dass die Hauptfiguren nicht mehr ganz so spätpubertär daherkommen wie zu Anfang. Mit Mitte 40 ist es ja auch nicht gänzlich ausgeschlossen, dass sie doch langsam erwachsen werden. Zum Schmunzeln und zum Lachen gibt’s trotzdem so einiges: das Eberhofersche Haushaltschaos, die Rivalitäten im Rathaus, die Birkenberger-Befindlichkeiten und die haarsträubende Aktion, die dem Metzgerssohn die Heiratspläne verleiden soll.


    Jetzt bin ich tatsächlich gespannt, wie es weitergeht. Nicht nur wegen der Auswirkungen des Kriminalfalls und weil ich sehen will, ob die Eberhofers ihren Haushalt doch noch auf die Kette kriegen, sondern weil die Susi sich weiterentwickelt und der Franz nun aufpassen muss, dass er mit ihr Schritt hält. Sonst ist er ihr vielleicht eines Tages zu kindisch und sie orientiert sich um. Und das wäre dann wirklich ein Drama.


    Die Autorin

    Rita Falk wurde 1964 in Oberammergau geboren. Ihrer bayrischen Heimat ist sie bis heute treu geblieben. Mit ihren Provinzkrimis um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer und ihren Romanen ›Hannes‹ und ›Funkenflieger‹ hat sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und Leser geschrieben – weit über die Grenzen Bayerns hinaus.


    ASIN/ISBN: 3423262737

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner