Navajo Nights - Vella Munn

  • „Manche Dinge widersetzen sich der Logik,“ antwortete er und verdammte sich dafür, daß er nicht genauer antworten konnte. „Wir müssen das einfach akzeptieren.“* (Seite 80)


    249 Seiten, kartoniert

    Verlag: Silhouette Books, Buffalo NY, 1995

    ISBN-10: 0-373-27058-5

    ISBN-13: 978-0-373-27058-3



    Zum Inhalt (eigene Angabe)


    Nach dem Tod der Großeltern entdeckt Shanna Whitmore, daß diese offensichtlich gar nicht ihre Großeltern waren und auch ihre Geburtsurkunde eine Fälschung ist.

    Eine Spur führt nach New Mexiko, und so reist sie kurzentschlossen dorthin, um die Rätsel ihrer Vergangenheit zu lösen. Doch so einfach ist das nicht. Denn Rigg Schellion, der ihren Brief beantwortet hatte, empfängt sie nicht gerade mit offenen Armen. Im Gegenteil - er will, daß sie so schnell als möglich wieder abreist.

    Doch warum? Irgendetwas stimmt hier nicht, mehr und mehr beschleicht Shanna das Gefühl, daß man versucht, ihr die Wahrheit vorzuenthalten. Doch je tiefer sie in der Vergangenheit bohrt, um so verwirrender wird alles. Verwirrend und gefährlich. Am Ende steht sie vor der Wahl, abzureisen oder weiter zu suchen und dabei ihr Leben zu riskieren.



    Über die Autorin


    Vella Munn stammt aus North Carolina. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und vier Enkelkinder. Bisher hat sie rund fünfzig Bücher veröffentlicht.


    Informationen im Internet:

    - Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)

    - Die Seite bei fantasticfiction.com (in englischer Sprache)




    Meine Meinung


    Nachdem ich kürzlich ein Buch der Autorin, in dem auch Navajo vorkamen (wenngleich vierhundert Jahre vor den Ereignissen dieses Buches angesiedelt) gelesen habe, sollte es nun eines sein, das eher in der Jetztzeit spielt. Daß sich dieses völlig anders entwickeln würde, als ich vermutet hatte, konnte ich da noch nicht wissen.


    Wenn ich den Roman mit einem Begriff beschreiben sollte, würde ich „mystischer Thriller“ verwenden: es baut sich beständig über das ganze Buch hinweg eine (teils dunkle) Spannung auf, die sich letztlich in der „Katastrophe“ entlädt. Dabei weiß man nie so recht, ob es sich nun um Geschehnisse in der realen oder in der Geisterwelt handelt, wobei letztere von der Autorin als real behandelt wird.


    Es hat sich als gut herausgestellt, kürzlich von der gleichen Autorin den Roman „Soul of the Sacred Earth“ gelesen zu haben. Der war zwar bei den Hopi angesiedelt, jedoch spielte auch ein Navajo eine wesentliche Rolle, wodurch auch die Vorstellungswelt der Navajo erklärt wurde. Mit diesem Vorwissen konnte ich die Geschehnisse hier besser (oder teilweise überhaupt erst) verstehen, jedenfalls deutlich besser als die Hauptfigur Shanna, die davon über weite Teile des Buches keine Ahnung hat und darob im Dunklen tappt oder Erklärungen, etwa von Rigg, als „Humbug“ abtut.


    Shanna macht nach dem Tod ihrer „Großeltern“ die Entdeckung, daß diese offensichtlich gar nicht ihre Großeltern waren, sondern sie adoptiert haben. Sie findet auch ein Sandgemälde eines Navajo-Shamanen, das immer in ihrer Nähe sein sollte, um sie zu beschützen. Irritiert beginnt sie nachzuforschen und reist kurzerhand nach New Mexiko, wo sie anscheinend geboren wurde.


    Dort begegnet ihr jedoch Ablehnung; niemand will von den Ereignissen zur Zeit ihrer Geburt etwas wissen oder darüber erzählen; vor allem nicht Rigg, der etwas zu wissen scheint. Shanna läßt jedoch nicht locker, und im Verlauf der Entwicklung wird deutlich, daß ihr Leben mit dem von Rigg auf eine Weise verbunden ist, die sie nie für möglich gehalten hätte. Dieser läßt sich gezwungenermaßen darauf ein, Shanna bei ihren Ermittlungen zu unterstützen, zumal sich mehr und mehr seltsame Dinge ereignen, die sich mit normalem Verstand offensichtlich nicht mehr erklären lassen.


    Die Autorin hat die Welt, die wir die reale Welt nennen, nahtlos mit der Vorstellungwelt der Navajo verbunden, so daß man nicht mehr recht weiß, wo die eine aufhört und die andere beginnt. Dadurch entwickelt sich eine zunehmend spannender werdende Handlung, bei der es dem Leser oft wie Shanna, die dem Übernatürlichen mit moderner Skepsis gegenüber steht, ergeht und man nicht so recht weiß, wie man etwas verstehen - oder überhaupt verstehen - soll. Denn offensichtlich ist ein Chindi, ein nach dem Glauben der Navajo böser Geist eines Verstorbenen, hinter Shanna her und trachtet ihr nach dem Leben. Aus dem Stegreif kann ich mich an kein Buch erinnern, in dem die Vorstellungswelt der Navajo (oder eines anderes Stammes) als so real beschrieben wurde wie hier.


    Trotz der Kürze des Romans von knapp zweihundertfünfzig Seiten, konnte ich mir Figuren wie beschriebene Umgebung gut vorstellen. Über weite Strecken teilte ich die Vorbehalte Shannas, doch offensichtlich gibt es mehr zwischen Himmel und Erde, als blanke Rationalität erklären kann. Dies akzeptiert, hat mich das Buch gut unterhalten, auch wenn dieses Genre (Thriller) eigentlich nicht das Meine ist. Die Spannung hielt sich in für mich erträglichen Grenzen, der Showdown am Ende hat alles gut aufgelöst und erklärt.



    Mein Fazit


    Die Autorin verwischt die Grenzen zwischen „Realität“ und Navajo-„Geisterwelt“, daraus entwickelt sich eine spannende Handlung, die mich bis zur letzten Zeile gefesselt hat.


    Originaltext

    * = „Some things defy logic,“ he replied, damning himself for not being able to answer more fully. „We simply have to accept.“ (S. 80)


    ASIN/ISBN: 0373270585

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")