Lesetagebuch & Plauderdauerthread ab 24.09.2021

  • Wenn Du mit dem Buch fertig bist, würde mich sehr interessieren, wie es Dir dann insgesamt gefallen hat.:)

    Gestern bin ich jetzt endlich fertig geworden. Wirklich warm geworden bin ich mit dem Buch nicht. Der Schreibstil war für meinen Geschmack deutlich zu pathetisch. Die Methapern in meinen Augen oft wackelig oder auch schlicht zu viel.

    Am problematischsten waren für mich jedoch die Untertöne der Geschichte.

    Victoria ist eine "Kümmerin" und bleibt es eigentlich das ganze Buch über. Sie pflegt ihre Familie nach dem Tod der Mutter, sie pflegt Tiere, Menschen, Pflanzen und macht diese Aufopferung zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Außer der relativ kurzen Liebe zu dem bereits im Klappentext erwähnten Will Moon gelingt es ihr Zeit ihres Lebens nicht, wirklich enge Bindungen einzugehen. Außer zu Gott - weil das hat sie von ihrer Mutter gelernt: Geduldig sein und Beten. Natürlich lebt sie deshalb auch nach der nicht einmal einen Sommer lang dauernden Affäre mit Will ein Leben lang zölibatär - es darf ja nur eine einzige große Liebe geben :rolleyes: Eine der wenigen Figuren, die sich dem zugewiesenen Rollenbild entzieht, um als junger Mann statt Professor oder zumindest Farmer zu werden, sich der Hippie-Bewegung anschließt, wird von der Autorin prompt mit dem Tod durch eine Überdosis Heroin bestraft. Immer wieder schwingt die Ermahnung mit, dass das, was Menschen gut macht, ihre Fähigkeit zum Erdulden ist. So wird eine lieblose Ehe, in der der Mann die Frau ständig bevormundet und schäbig behandelt, als "glückliche Familie" beschrieben, schließlich hat das Paar sich ja "zusammengerafft" und ist zusammengeblieben. Dazu die für mich schmerzhafte Überzeichnung der Mutterschaft - egal, wie groß eigene Erfolge sein mögen, Frieden und Glück kann eine Frau natürlich nur in der Vereinigung mit dem leiblichen Kind finden.


    Das alles mag zu Ort und Setting passen, authentisch sein oder von der Autorin beabsichtigt. Mir hat es beim Lesen nichts gegeben. Victoria war keine Figur, der ich GERNE gefolgt bin, oder die mich nachhaltig inspirieren wird. Ich würde maximal 2/5 Sternen geben.

  • Nachdem "So weit der Fluss uns trägt" ja eine ziemliche Enttäuschung für mich war, habe ich am Wochenende "Durch das große Feuer" von Alice Winn mehr oder weniger in einem Rutsch durchgesuchtet. Dabei ist es eigentlich nicht wirklich ein "Durchsucht-Buch", denn mit grausigen Details, die die Sinnlosigkeit und Abscheulichkeit des Krieges (hier WWI) vor Augen führen, spart die Autorin nicht. Dennoch bin ich geradezu in einen Sog geraten. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst einige Jahre in einem englischen Internat verbracht habe, das die Jungs von Preshute sofort einen Platz in meinem Herzen bekommen haben. Die Autorin trifft den Ton und das Setting so authentisch, dass alles wie ein Film vor meinem Auge abgelaufen ist.

    Besonders berührt hat mich die Gegenüberstellung der Briefe von Gaunt, der als erstes der Freundesgruppe an die Front geht, im Vergleich zu den Briefen, die Ellwood - der Daheimgebliebene - ihm schreibt. Das umsichtig maskierte Grauen auf der einen Seite - die kindliche Naivität, deren Vorstellungskraft für das Ausmaß des Schreckens nicht ausreicht, dem sich sein Freund gegenübersteht auf der anderen.

    Den Kriegsgräuel gegenüber steht die vorsichtige Liebe zweier Jungen, die in zarten Szenen porträtiert wird, ohne je ins Kitschige abzudriften.

    Am Ende sind nur noch Gaunt und Ellwood übrig, und der Preis, den sie fürs Überleben bezahlen mussten, macht sie zu anderen Menschen.

    Mich hat das Buch so getroffen, dass ich gleich danach "Im Westen nichts Neues" anschauen musste. Dabei hat sich dann wieder mal herausgestellt, dass kein Film mit den Bildern, die ein gutes Buch einem zeichnen kann, nicht mitzuhalten vermag.


    Mal sehen, wie es mir jetzt dann mit dem nächsten Buch geht. Auf "Durch das große Feuer" zu folgen dürfte nämlich nicht leicht sein ;-)


    ASIN/ISBN: 3961611602

  • Puh, ich bin heute Nacht immer wieder von dem Sturmgeräuschen wach geworden, der Wind hat ganz schön ums Haus gepfiffen - und ist auch jetzt noch nicht fertig damit. Wenn ich meinen Kaffee getrunken habe, mache ich mal einen kurzen Gang in den Garten und schaue, ob alles noch an seinem Platz steht.


    Nach einer kurzen Lese-Hochphase letzte Woche komme ich im Moment so gar nicht mehr in den Lesefluss. Das ist schade, weil ich eigentlich ein Buch meiner Lieblingsautorin Linda Castillo lesen will, aber nicht mal die kann mich gerade fesseln. Immerhin gehen noch Hörbücher.


    Nächste Woche soll es wieder wärmer werden (nach einem Tiefpunkt am kommenden Sonntag), mit Temperaturen, die wieder über 30 Grad steigen. Dann kann ich wieder meine Terrasse nutzen, vielleicht wird's dann auch mit dem Lesen wieder besser - hier drinnen finde ich immer was zum Räumen oder Internetsurfen.


    Habt eine schöne Restwoche!

  • Nachdem ich letztes Wochenende Sommersonnenwende von Pascal Engman unterbrochen habe für den neuesten Fall von Kate Burkholder, ging es heute weiter mit dem Krimi aus Schweden, der 1994 hauptsächlich in Stockholm spielt.


    Kommt gut in die neue Woche.

    Ha das neueste Buch von Linda Castillo ist mir glatt entgangen. Hab ich direkt bestellt.

  • Rouge

    Ich habe jetzt " Es war einmal in Brooklyn" von Syd Atlas gelesen.Ein Pageturner war es für mich nicht.

  • Puh, ich bin schon fast geschmolzen. Bei der Hitze mag ich nicht mal lesen, obwohl mit der Anfang von meinem aktuellen Buch (Mathijs Deen - Der Holländer) richtig gut gefallen hat.


    Wer behauptet eigentlich, dass man bei Hitze keinen Appetit hätte? Ich könnte gerade jedes Junkfood in mich reinstopfen, das ich finde. Gott sei Dank muss ich kaum aus dem Haus, sonst wäre ich echt gefährdet.

    :fleischspiess


    Ende der Woche soll es ja wieder kühler werden und auch mal regnen - Gott sei Dank.

  • Wer behauptet eigentlich, dass man bei Hitze keinen Appetit hätte? Ich könnte gerade jedes Junkfood in mich reinstopfen, das ich finde

    Da bin ich ja froh, dass es nicht nur mir so geht im Moment:grin

    Obwohl ich mir vorgenommen habe, mich wieder etwas gesünder zu ernähren, habe ich seit einigen Tagen ständig Lust auf Schokolade, Kuchen und sonstige Schleckereien. Keine Ahnung ob das an der Hitze liegt.

    Ich bin auf jeden Fall froh, wenn es am Wochenende wieder kühler wird. Das sind absolut nicht meine Temperaturen.

  • Ich bin auf jeden Fall froh, wenn es am Wochenende wieder kühler wird. Das sind absolut nicht meine Temperaturen.

    Darauf warte ich auch! Eigentlich wollte ich noch die positiven Seiten der Hitze genießen :schwimmen, aber nachdem mich eine vom Urlaub mitgebrachte Ohrentzündung mehr als erwartet zu schaffen macht, schlaucht die Hitze zusätzlich. Und schwimmen ist eh nicht drin :(. Heute Morgen war ich bei 26 Grad Wohlfühltemperatur auf der Terasse gesessen und dachte, so könne es gerne bleiben! :-] Aber tut es ja nicht und so hänge ich lieber wieder im abgedunkelten Haus rum. Zum Glück mag ich heute wieder lesen und so kehre ich zumindest literarisch nochmal nach Venedig zurück.


    ASIN/ISBN: 3751300678

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich bin eigentlich auch ein Süßzahn, aber momentan geht außer Eiskaffee nichts bei mir. Dabei liebe ich kleine Törtchen. Momentan ist eher herzhaft bei mir angesagt. Ist aber nicht schlimm, wenn ich das Ungesunde ganz weglassen.

    Ich werde jetzt mal etwas zum Abendessen kochen, Spagetti mit Garnelen. Garnelen kann ich immer essen.

    Es gibt weder moralische noch unmoralische Bücher. Bücher sind gut oder schlecht geschrieben, sonst nichts.


    Oscar Wilde (1854 - 1900)