Die vier Winde - Kristin Hannah

  • Die vier Winde

    Kristin Hannah

    Rütten&Löhning

    ISBN: 3352009430

    516 Seiten, 20 Euro


    Über die Autorin: Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern war es ihr Roman „Die Nachtigall“, der Millionen von Lesern in über vierzig Ländern begeisterte und zum Welterfolg wurde.



    „Flüchtlinge im eigenen Land“ – das ist das Thema dieses Romans, in dem Kristin Hannah den Leserinnen und Lesern die Zeit der Weltwirtschaftskrise 1934 näherbringen will. Elsa, ihre Hauptfigur, wächst in einem lieblosen Elternhaus auf. Nur durch eine ungewollte Schwangerschaft kann sie diesem entfliehen und kommt als Ehefrau und Schwiegertochter auf die Farm der Martinellis. Ihr Mann, der immer von einem anderen Leben geträumt hat, findet in ihrer gemeinsamen Tochter eine Verbündete; auch sie erträgt das Leben auf der Farm nur schwer. Als er eines Tages die Familie heimlich verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen und sie gibt ihrer Mutter die Schuld, die sich trotz der bedrohlichen Dürre und des Hungers geweigert hatte, ihre geliebten Schwiegereltern zu verlassen.


    Die Dürre und die Sandstürme in den Great Plains lassen Elsa irgendwann keine andere Wahl mehr, denn es geht inzwischen nur noch um das nackte Überleben. Sie verabschiedet sich schweren Herzens von ihren Schwiegereltern, die ihr Land nicht verlassen wollen und begibt sich mit ihren beiden Kindern auf eine gefährliche Reise nach Kalifornien. Doch das verheißene Land, in dem Milch und Honig fließen sollen, entpuppt sich als abweisend und die Menschen sind voller Ablehnung und Hass gegen die Flüchtlinge. In einem überfüllten Flüchtlingslager unter katastrophalen hygienischen Bedingungen geht der Kampf ums Überleben weiter…


    Schon nach wenigen Seiten hatte mich dieses Buch; die Lebensgeschichte von Elsa ist so gut erzählt, dass ich nicht mit dem Lesen aufhören wollte, bis ich alles über ihr Schicksal erfahren hatte. Die Lebensumstände der Menschen in den Great Plains aber auch in den Flüchtlingslagern in Kalifornien beschreibt die Autorin sehr drastisch und wirbt damit um Verständnis für alle Menschen, die ihr zuhause verlassen müssen, weil sie einfach nur leben wollen.


    Teilweise sind die Schilderungen ziemlich düster und wenn man denkt, es kann nicht noch schlimmer für die Protagonisten kommen, so wird man überrascht, dass es immer noch etwas Übler zugehen kann. Trotzdem wirkt das Ganze nicht übertrieben oder aufgesetzt. Man versteht beim Lesen, wie viel geschehen muss, bis sich Menschen dazu entscheiden, alles hinter sich zu lassen, um ein neues Leben zu beginnen und dass man als Flüchtling auch im eigenen Land diskriminiert werden kann.


    Ich habe dieses Buch fasziniert gelesen, mit der kleinen Familie um Elsa mit gefiebert und ihnen von Herzen ein besseres Leben gewünscht. Ob es letztlich dazu kommt, verrate ich natürlich nicht. Ich kann nur sagen, dass ich das Gefühl hatte, einen sehr guten Roman gelesen zu haben, der zum Nachdenken anregt und den hoffentlich noch recht viele Menschen kennenlernen. Wenn er nur ein klein wenig an der Einstellung zum aktuellen Flüchtlingsthema ändert, hätte er schon Großes bewirkt.


    ASIN/ISBN: 3352009430

  • Der Roman läßt den Leser teilhaben am Leben von Elsa und ihrer Familie zwischen den Jahren 1925 und 1940 in Amerika.


    Elsa hatte mit 14 Jahren rheumatisches Fieber und wird seither von den Eltern klein gehalten. Angeblich sind nur ihre Schwestern hübsch und sie darf am Leben nicht teilhaben. Einmal gelingt es ihr jedoch auszubrechen, sie lernt einen jungen Mann kennen und als Folge ihrer heimlichen Treffen wird sie nach kurzer Zeit schwanger, die Eltern verstoßen sie und geben sie bei Raffaello Martinellis Familie ab. Hier beginnt nun ein absolut anderer Teil ihres Lebens. Sie wird nach anfänglichen Schwierigkeiten in den Haushalt integriert und bekommt insgesamt zwei Kinder. Ein großes Problem stellt in Texas die große Trockenheit dar, damit verbunden die ausbleibenden Erträge der Felder und es folgt eine große Armut. Stattdessen häufen sich die Staubstürme. Letzter Ausweg ist für viele Bewohner der Zug in den Westen, Richtung Kalifornien wo alles viel besser sein soll. Und eines Tages verschwindet auch Raffello und läßt seine Lieben zurück. Nach einem Krankenhausaufenthalt von Sohn Anthony wird klar, daß er in dieser Dust Bowl mit seiner Staublunge nie mehr gesund werden kann. Als die Schwiegereltern beim Abschied zugeben müssen, daß sie zurückbleiben werden, ist das ein herber Schlag für Elsa. Aber für ihren Sohn und sein Leben macht sie sich alleine mit ihm und Loreda auf den Weg gen Westen und begibt sich auf eine wahrhaft abenteuerliche und beschwerliche Reise. Nur dort müssen sie bald bemerken, daß sie nicht mir offenen Armen empfangen werden, sondern als Okies ausgegrenzt und gedemütigt werden. Sie müssen ihr Zelt auf einem provisorischen Camp aufschlagen und am Existenzminimum leben. Arbeit bekommt Elsa nur für ein paar Cent und es reicht nicht zum Überleben. Alle Träume zerfallen, aber den Schwiegereltern verschweigt sie das Elend, sondern schwärmt in den Briefen von dem neuen Leben. Elsa setzt sich auch hier durch, erlebt durchaus positive Momente der Freundschaft und lernt den Kommunisten Jack Valden kennen. Mit ihm entdeckt sie wieder die Liebe. Er animiert sie, sich und ihre Kameraden gegen den Teufelskreis der Plantagenbesitzer für eine gerechte Bezahlung zu erheben. Und hier endet mein Bericht, denn den Roman muß man einfach selbst lesen.



    Ich kannte die Autorin schon durch verschiedene andere Romane, die mich begeistert hatten. Ihre Bücher sind keine Reihen bzw. Serien, sind nicht nach Schema F geschrieben, sondern stehen für sich alleine. Das schätze ich sehr und vor allem die Erzählkunst der Autorin. Im vorliegenden Buch hat sie Elsa in den Mittelpunkt gestellt. Ein zuerst lieblos aufgewachsenes, unterdrücktes junges Mädchen, das sich zu einer zielstrebigen und mutigen Frau entwickelt. Das Thema erinnerte mich an John Steinbeck „Früchte des Zorns“, auch da spielt das Leben der Okies eine große Rolle. Gerade dieses Leben und der Kampf wird sehr bildhaft erzählt und man kann es sich als Leser sehr gut vorstellen. Die Autorin hat einen emotionalen, berührenden Roman abgeliefert, der einen mitreißt, teilhaben läßt am Leben und vor allem mitfühlen läßt.


    Für mich ein Highlight und ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter!

  • Klingt, als könnte es mich so fesseln, wie ihr Buch "Die Nachtigall" Das habe ich vor einigen Jahren im Urlaub gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Ich setze es mal auf die Wunschliste. :-)

  • Texas, 1934: Elsa Martinelli hatte nie ein leichtes Leben. Obwohl sie aus gutem Hause stammt, erfährt sie in der Familie nur Herabsetzung. Sie heiratet dann einen Mann und lebt mit ihm und seinen Eltern auf einem Hof. Es ist ein hartes Leben, das die Familie hier fristet. Die Böden geben nicht viel her und Dürre und Sandstürme machen alles noch schlimmer. Das was sie ernten reicht kaum zum Überleben. Nachdem ihr Mann sie verlässt, muss Elsa eine schwere Entscheidung treffen. Soll sie mit ihren Kindern – wie so viele andere – die Gegend verlassen und im Westen neu anzufangen. Es wird eine gefahrvolle Flucht nach Kalifornien, die aber mit vielen Hoffnungen verbunden ist.

    Kristin Hannah begeistert mich immer wieder mit ihren Romanen und das ist ihr auch Mit „Die vier Winde“ gelungen. Ihr Schreibstil ist einfach unvergleichlich. Sie schildert die Verhältnisse zur Zeit der Weltwirtschaftskrise sehr gut, als die Arbeitslosigkeit ungeheuer hoch ist. Aber auch das harte Leben der Bauern und die schwierige Stellung der Frauen beschreibt sie sehr authentisch.

    Es ist eine schwere Zeit und die Menschen wissen kaum, wie sie überleben sollen. Ihnen bleibt im Grunde genommen keine Wahl. Sie machen sich auf den Weg Richtung Westen. Dieser Weg ist gefährlich, ganz besonders für allein reisende Frauen wie Elsa. Auch damals schon will niemand die Flüchtenden unterstützen und bei sich haben. Häufig wird ihre Not ausgenutzt

    Elsa ist eine starke Frau, die den Kampf aufnehmen muss, wenn sie sich und ihre Kinder durchbringen will. Dabei macht es ihr die pubertierende Tochter auch nicht leicht. Ich habe mitgehofft und mitgelitten

    Kristin Hannah erzählt diese berührende Geschichte mit sehr viel Einfühlungsvermögen. Für mich war es ein absolutes Lesehighlight.


    10/10