Wo habt ihr das buch eigentlich gekauft? Ich wollt es jetzt mal bei dem Normal-Buchhandel bestellen (Buch & Kunst) und da wurde mir nur gesagt, dass die deutsche Ausgabe von Band 1 nicht lieferbar wäre ... obwohl es ja bei amazon & auch anderen Anbietern (nur eben libri nicht) als lieferbar drin steht... und dabei wollt ich meinen Gutschein dafuer verwenden
Gormenghast - Mervyn Peake
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Ich habe es ganz normal über den Buchhändler meines Vertrauens bestellt, ohne Schwierigkeiten. Das war allerdings 2002. Und ich bekam nur die ersten zwei Bände, den dritten habe ich auf anderem Weg erworben, vielleicht direkt beim Verlag, das weiß ich nicht mehr. Der dritte Band ist in Stil und - wie nennt man das? Narrativik? - sehr anders als die beiden ersten; vermutlich liegt ein langer Zeitraum dazwischen und eine veränderte Erzählabsicht dahinter.
Ich bin sehr gespannt, eure Meinungen zu hören; den ersten Band habe ich bis ca. Seite 130 gelesen (die Taufzeremonie des neugeborenen Grafen Groan) und mache ein wenig Pause, in der Hoffnung, dass hier der eine oder die andere nachzieht.
Ermutigende Grüße
Zefira -
@ saz, ich hab meines bei der thalia bestellt, war schon nach einer woche da!
@ Zefira: also die ersten vier kapitel hab auch ich jetzt durch.
Es waren einige ungewohnte, zuvor von mir kaum vernommene englische vokabeln drinnen.
Gut fand ich, wie in den ersten vier kapiteln auf dem weg durch das schloss die hauptpersonen wechseln. Das fällt mir das erste mal überhaupt bei einem roman auf.
Die handlung wird in etwa so von mensch zu mensch weitergereicht wie der 'Dämon' im gleichnahmigen film So lernt man die zustände und den lokalkolorit aus der sicht der verschiedenen betroffenen personen kennen. -
Soo, hab es mir gestern bei amazon bestellt... ueberredet . Bin schon ganz in freudiger Erwartung... Werde mich also auch bald wieder melden
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ad Zephira:
*Die kleine dicke sich ganz toll schämt* weil - obwohl die worte und die sprache so schön und stimmungsvoll sind, musste ich unbedingt wissen, ob Fuchsia den vom bösen Flay eingekerkerten Steerpike findet. Und habe viel quergelesen und vorgespechtelt, es ist so köstlich, wie sie ihn zu bewusstsein bringt
Fuchsia- ich liebe dieses mädchen... - erinnert mich sehr an mich selbst, ich hatte auch mal einen dachboden als heimliches reich.
Bin jetzt am beginn vom 24. kapitel, muss aber nochmal zurück, weil mich die neue wetnurse für den kleinen Titus auch noch interessiert.Man merkt irgendwie das Peake vor der Kulturrevolution in China als missionarssohn aufgewachsen ist. Er hat sicher viel von von der chinesischen adelskultur da hineinverpackt.
Nur weil wir Europäer eher den byzantinischen hof - und auch das Spanische hofzeremoniell der Habsburger im kopf haben, mit seinen strikten tagesablauf und den ämtern, grossen und kleinen zutritten und der eifersüchtelei der hofbeamten im kopf haben, nennt man die hofhaltung in Ghormenghast in den meisten klappentexten byzantinisch.Es ist aber denke ich, eine gängige methode in allen grossen monarchien die höflinge in der hackordnung, bzw den herrscher in schach zu halten.
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Zitat
Original von MagnaMater
...und sie ist nur um 5 mm höherDu misst das nach???
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das sehe ich.
Als zeichnerin von verbogenen renaissance-stecknadeln, sieht man den milimeterbereich freiaug.
und verdammt blöd ist es, wenn ein buch mit 7 mm grösser nciht mehr ins regal geht. -
Das wird ein feines Lesen mit euch, ich freu mich
Ich hatte schon mal eine Leserunde mit Gormenghast, die ist aber leider zerbröckelt. Zuviel Masse wahrscheinlich.
@ Magna Mater:
ZitatEs waren einige ungewohnte, zuvor von mir kaum vernommene englische vokabeln drinnen
Ich habe mir ja, wie schon gesagt, den Film angesehen und dabei auch einiges an Vokabeln zugelernt ... da gibt es eine Szene, in der der Sekretär Barquentine Steerpike mit "pisslump" anredet ... darüber lach ich heute noch. Nachschlagen musste ich das allerdings nicht, obwohl es mir neu warFuchsia wird in dem Film übrigens "Fjuscha" ausgesprochen. In Fuchsias Märchenbuch, das Steerpike auf dem Dachboden findet, nennt sie sich selbst in zwei handschriftlichen Eintragungen "Fuschia". Kann kein Versehen sein, da es, wie gesagt, zweimal vorkommt. Gibt es dafür eine sprachliche Erklärung?
Der Roman ist nicht eben reich an Sympathiefiguren, nicht mal der fette Swelter ist wirklich nett , so richtig zum Gernhaben ist eigentlich nur Fuchsia, die habe ich auch von Anfang an gemocht ... und die Amme Keda. Habt ihr die schon kennen gelernt?
Grüße aus dem Schloss
Zefiraedit: übrigens habe ich aus der Literaturcafé-Leserunde noch die Mitschrift einer Radiosendung über Peake, die der Leserundenleiter damals als Hintergrundmaterial verschickte. Darin heißt es, dass Peake mindestens einen großen Teil des ersten Bandes während seiner Militärzeit in England schrieb. Er hat wohl sehr unter dem Drill und dem Zwang zum Gehorsam gelitten. Wahrscheinlich sind die vielen sinnlosen Rituale in Gormenghast auch ein Versuch, sich von diesem Druck freizuschreiben.
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@ Zefira, das kann daran liegen, dass das mädchen von den eltern in ihrer ausbildung vernachlässigt wurde sie schreibt vorher auch 7 CLOWDS, als sie die wolken sieht.
und das mit dem militär steht auch in meinem klappentext, meine ausgabe stammt von der Mervyn Peake Society, und deren chairman hat's geschrieben:
Buch 1: 1946
buch 2: 1950
buch 3: 1959es wären mehr geplant gewesen, aber es kam wegen dem 'onslaught of a protracted and destructive illness' nie dazu.
EDIT: Ja, inzwischen bin ich wieder ordentlich dorthin zurückgekehrt, wo ich hingehöre, und hab auch die amme kennengelernt - wenigstens eine erdige persönlichkeit, die weiss, was sie tut.
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Bei mir hängts ein bisserl, zu viel reallife. Aber ich bin mittlerweile bei Keda und Rantel, und ich weiß noch, wie ich dieses Kapitel beim ersten Lesen als wahre Wohltat erlebt habe. Endlich mal ein paar Leute, die wirklich leben und fühlen, endlich mal wahres Leben in dieser verdammten riesigen Kulisse ...
Was mir beim ersten Lesen nicht weiter auffiel, beim zweiten dagegen um so mehr, ist der Gärtner, der die an den Bäumen hängenden Äpfel poliert. Dagegen sind Tolkiens Hobbit-Supergärtner ja die reinsten Verweigerer.
Hust mal, MagnaMater, wie weit biste?
Gutnachtgruß
Zefira -
Den gärtner mit den polierten äpfeln find ich auch klasse.
Weil ich zuerst nach vor gespechtelt habe, weil ich es beim mauerklettern von Steerpike nicht mehr ausgehalten habe - er hat soviele handelnde personen, da könnt es sein, dass er ja eine tödlich abstürzen lässt - bin ihc wieder zum mauerklettern zurück - auch bei mir spiesst es sich.(weil... die kleine dicke hat sich eingebildet plötzlich nach 17 jahren an die 7000 bücher ihrer diversen bücherkästen zu inventarisieren :bonk- bin grad bei 278 - kann noch etwas dauern... - allerdings spüre ich schon am dritten tag, wie mein katalogisier-impetus verpufft, ich glaub, ich geh wieder mit Steerpike klettern... obwohl... wooo ist das hoch! Claudia fürcht's! :wow)
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Hm, ich spoilere mal, es gibt eine Reihe gewaltsame Tode, aber darunter sind NICHT bzw. jedenfalls vorläufig nicht (Aufzählung ist nicht erschöpfend!!):
Fuchsia, Steerpike, Titus, Gräfin Gertrude... aber sonst wird schon heftig gestorben in den ersten zwei Bänden.
Inventarisieren hab ich vor Jahren mal angefangen, auf halbem Wege aufgegeben und seitdem nicht wieder versucht. Immerhin habe ich noch so viel Überblick, dass ich ziemlich genau weiß, welches Buch ich schon habe und welches nicht. Im allgemeinen weiß ich auch, wo welches Buch ungefähr ist ... obwohl ich seit einer Woche darüber nachdenke, wo mein "Golem" geblieben ist ...
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Danke! Ich bin erleichtert. Ich kann also mal gefahrlos weiterlesen... und sehen, ob ich an der mauer diesen... alten... wasser...speier... vielleicht... doch... noch... erwisch...
EDIT: Yepp, hab ihn, mach mich jedoch mal für eine woche vom acker, weil ich zur omi fahr... Gormenghast nehm ich natürlich mit *Grin*
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Haar, jetzt hab ich vergessen, was ich eigentlich schreiben wollte: ich werde in meiner lektüre von zynischen, ambivalenten, spinnenartigen chemikern verfolgt ... zerscht Snape, dann Wittgenstein, und jetzt Steerpike auch noch... dabei war er mir so sympathisch, warum will er ausgerechnet beim arzt Prunesquallor in die lehre gehen?
Naja, vom küchenjungen zum chemiker ist es ja nicht mehr weit - und der Arzt... - Was hat Prunesquallor Fuchsia blos da für ein pülverchen verordnet? Wird doch wohl nicht Gift sein? Wovor hat sie der finstre Flay bloss gewarnt?
Bislang ist bei mir noch keiner gestorben, aber ich fürchte, das wird wohl nicht lang so bleiben. Todesliste der von mir nicht betrauerten figuren hab ich schon:
Die gräulichen zwillingsschwestern, der schwabbelige versoffene koch, den bibliothekar und zeremonienmeister mit dem bösen husten, die alte gebrechliche amme... ich glaub, die wird die erste, denk ich mir... den arzt, seine schwester... -
Nunja, ich habs jetzt durch - wollt nur nicht dazwischen schreiben, weil ich da schon weiter war als ihr... Insgesamt ist es irgendwie ein bisschen merkwuerdig... Einerseits ist es ja ganz interessant und die Charaktere sind wirklich gut ausgeformt & auch ziemlich vielseitig - nur bei Steerpike haette ich am Anfang gedacht, dass er einen anderen Charakter hat, als sich dann am Ende rausstellt. Teilweise find ich die dann die streckenweise sehr ausfuehrlichen Beschreibungen jedoch wiederum fast ein wenig übertrieben, auch wenn man sich natürlich ansonsten dadurch alles sehr gut vorstellen kann - allerdings ist mir dabei eben irgendwie die Handlung ein wenig zu sehr in den Hintergrund gerutscht... Faszierend fand ich trotzalledem, dass man zwar viel über Gormenghast erfährt, aber eigentlich gar nichts über die restliche Welt, denn letztendlich dürfte ja das Schloss und Umgebung nur einen ziemlich kleinen Teil einnehmen - und allein über ein Schloss so eine Geschichte zu schreiben ohne jegliche äußere Einwirkungen ist irgendwie schon eine Kunst.
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So, hab nun 2/3. hinter mir.
Ich hab bei den langen beschreibungen hin und wieder auch einen durchhänger. Steerpike hasse ich inzwischen schon richtig -Er legt nur weil er sich wichtig machen will feuer in einer bibliothek!!! :fetch
Hab aber schon kräftig nach vor geblättert und vernommen, dassihn der junge Titus zu guterletzt im band 2 killtUnd merkwürdig ist es in der tat, denn ich war mir zuguterletzt nicht mehr so sicher, ob die agierenden figuren wirklich menschliche körperformen haben... Mir kommen alle schon irgendwie insektenartig vor... Die Purpur-augen und die lila augen... die komischen knack-knie von Flay Irgendwann hatte wer drei augen... 'all three of them' dann wechseln sie die haarfarben und die beschreibung ihres aussehens... seehr irritierend und kafkaesque
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Im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Brandstiftung las ich den Satz, Steerpike sei "aktiv wie ein Aal an der Angel". Wie heißt dieser Satz denn im Original? Würde mich interessieren ...
Die Stelle, wo Barquentine ihn "pisslump" nennt, habe ich auch gefunden. Übersetzt ist das Wort mit "Pißwurm".Ach ja, der Zwischenstand: Bin mit Band I fertig, habe Band II angelesen bis zu der Szene im Lehrerzimmer. Das fand ich beim ersten Lesen ziemlich öde - deshalb hänge ich jetzt und habe mir zwischendurch einen Krimi von Fred Vargas zu Gemüt geführt, mache aber mit dem Peake nichtsdestotrotz weiter.
Der Insektenvergleich ist interessant, Du liest kreativ
Flay wird ja von Peake auch mehrfach mit einer Stabheuschrecke verglichen. In der Verfilmung übrigens sahen die Personen immer gleich aus, obwohl sich die Geschichte über beinahe 20 Jahre erstreckt; nur Titus wurde älter.lG Zefira
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in welchem kapitel, und wo? eher am anfang, mittig oder gegen schluss?
ah, habs gefunden, in meiner ausgabe p 191: '... it would be up to him to be as active as an eel on a line.' - klingt auf deutsch wegen der aliteration besser.
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Bin jetzt in buch 2 und stelle fest, dass ich zu buch 1 noch keine endgültige Meinung abgegeben habe...
Hmm Sprache ist wie musik, sie muss ungehindert dahin fliessen - aber bei Gormenghast fliesst sie etwas zu überreichlich - die masse des texts machen teils minutiöse beschreibungen von landschafts- und stimmungsbildern aus.
Es kann sein, dass meine gestrige relektüre einiger seiten des herrn der ringe nicht exemplarisch sein kann, aber mir scheint es irgendwie, als hätte sich der zeitgeschmack in der fantasy in den letzten 50 jahren durch filme und computerspiele geändert.
Es gibt in der jüngeren literatur weniger umwelt- sondern eher innenwelt-beschreibungen, und in der neueren fantasy wird mehr auf (missglückte) kommunikation wert gelegt. In Gormenghast wird nicht miteinander geredet, sondern bestenfalls aneinander vorbei. Die figuren kommen mir wie inseln vor, die voneinander zu weit entfernt sind, um etwas miteinander anfangen zu können.
Während man in jüngerer literatur häufig seitenweise oft lähmende rede und widerrede findet, sind in Gormenghast mehrere absätze lange beschreibungen - meisst von brütender sommerhitze. - Obwohl diese -sofern ich es als non-native-speaker überhaupt beurteilen kann durchaus ausgefeilt und stimmig wirken.
Auch von der handlung passiert eigentlich nicht viel für rollenspiel-verwöhnte computerspieler. In der neuern fantasy hetzen die helden meisstens von quest zu quest, während hier alles statisch ist, und nicht wirklich etwas passiert. Es wird zwar eine menge gestorben und subtile psychische gewalt eingesetzt, aber es gibt keine rasch sichtbaren veränderungen.Gormenghast ist wie ein gefängnis, in dem alles nach einem minutiös abgestimmten protokoll lebt; es verwundert nicht, dass eigentlich fast alle figuren, sich dieser statischen ordnung irgendwie zu entziehen versuchen - durch flucht - ob tatsächliche oder in den wahnsinn, oder durch innere verweigerung, die in einem fall bis zum selbstmord führt.
Dass ein ausbruch aus den vorbestimmten rollen aber nicht nur für den einzelnen sondern das ganze gefüge fatal sein kann, zeigt am besten die nemesis des buchs, Steerpike, die sich vom zuerst bemitleideten sympathieträger zum kalten opportunisten und tyrannen mausert.
Die lesersympathie wandert zielmlich unvorhersehbar vom spinnenartigen Steerpike zum heuschreckenartigen Flay, der - obwohl ebenso mörderisch - seine tat direkt und eigenhändig begeht, während Steerpike die ihm nützenden unglücke geschickt einfädelt, und die schwächen seiner opfer ausnutzt.In meiner englischen ausgabe sind eine reihe von tippfehlern, teilweise (gewollt???) sinnverändernde. Auch die Fuschia gibts ein paar mal im text, völlig unbegründet.
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Keda
Zuerst mochte ich die figur, aber dann entdeckt man ihren ausweglosen fatalismus, sie flieht am weitesten von Gormenghast, aber ihre flucht ist auch am erfolglosesten.
Am meisten geärgert hat mich ihr unmögliches liebhaber-management. Anstatt den beiden einen besuchsplan aufzustellen, lässt sie zu, dass sich diese dummen böcke um sie duellieren und beide drauf gehen.
Aus Gormenghast draussen reist sie dann neun monate als gelegenheitsarbeiterin durch die welt, landet zuerst bei ihrem vater, und anstatt bei ihm zu bleiben und ihm beim haushalt zu helfen, und bei ihm ihr kind grosszuziehen, kehrt sie in die lehmhütten zurück, deren bewohner sie verachtet, und die sie verachten, nur um ihr kind im elendsquartier zur welt zu bringen, und dann mit den statuetten ihrer bright carvers um den hals selbstmord zu begehen, äusserst geistreich - so eine dumme pute.
Sie ist der beschreibung und meinem gefühl grad mal 20 aber sie will in der blüte ihrer jahre sterben... was für ein schmonzes. Noch dazu plant sie ihr ende schon in Gormenghast selbst, wo sie Mrs Slaggs rolle hätte beerben können, wie wenig verlockend die auch immer sein mag.Irgendwie ist Keda so eine richtige von männern erfundene opern-opfer- frauenfigur: sie versucht in vollen zügen zu leben, und das darf ihr natürlich nicht gelingen, sie muss nach dem naschen an der verbotenen frucht - ui, wie unmoralisch: zwei Liebhaber, zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann - sterben. Anstatt dass sie sich in der ferne einen dritten holt, oder im schloss eine affähre mit dem earl oder dem arzt beginnt und sich wirklich etwas auslebt und danach zufrieden alt und hässlich wird, macht sie sowas. :bonk