Hier kann zu den Seiten 407 - 570 (Kapitel 21 - 27) geschrieben werden.
'Die Ungetrösteten' - Seiten 407 - 570
-
-
Ich bin noch am Anfang von diesem Abschnitt. Aber ich finde es schon erstaunlich, dass ich nun schon fast 500 Seiten gelesen haben, und die Handlung von diesem Buch sich bisher immer nur auf nicht mal 2 Tage im Leben von Mr. Ryder bezieht.
Ich glaube, ich habe bisher noch nie ein Buch gelesen, in dem die Zeit so langsam vergeht, oder in dem alles so ausführlich geschildert wird, das nach 500 Seiten noch nicht mal 2 Tage vergangen sind.
-
Ja, wirklich erstaunlich!
Und nach diesen vielen Seiten ist auch alles genau so unklar wie am Anfang, und mittlerweile glaube ich auch nicht mehr, dass sich das noch grundlegend ändert.
Ich habe den Abschnitt gerade beendet.
Meine Eindrücke in einem neuen Post. Nicht dass ich noch spoiler
-
Bei jedem anderen Roman würde ich jetzt schreibe, dass man in diesem Abschnitt mehr über Brodsky und Miss Collins erfährt, über die Gemeinschaft der Hoteldiener der Stadt, über Direktor Hoffman und auch über das mysteriöse Sattler-Haus, vor dem sich Ryder fotografieren ließ und damit Kontroversen auslöste. Bei jedem anderen Roman, ja.
Eigentlich weiß ich nach wie vor nichts.
Zentral war für mich, dass Ryder zum ersten Mal am Klavier saß und spielte. Er ist also wirklich Pianist, eine Konstante in der Geschichte.
Und er gerät zunehmend in Wut über die Leute der Stadt, die sich besonders und originell und wichtig finden, aber eigentlich nur den Weg des geringsten Widerstandes gehen, siehe die Mauer mitten in der Straße. Sie sind eher die Herde Schafe als die Baumeister oder Hirten.
Mir fällt bestimmt noch mehr ein, aber ich muss das gerade mal setzen lassen.
-
Zentral war für mich, dass Ryder zum ersten Mal am Klavier saß und spielte.
Das war für mich auf jeden Fall auch ein zentraler Moment. Ich dachte schon die ganze Zeit: was ist das denn für ein seltsamer Pianist, der überhaupt nie Klavier spielt? Aber anscheinend braucht er nicht viel üben, er scheint alles sehr gut ohne viel Proben zu spielen.
Ich fand es auch sehr bedeutsam, dass sich Mr. Ryder beim Thema Klavierspielen das erste mal wirklich durchsetzt und seine eigenen Wünsche äußert. Es war das erste mal in dem Buch, dass er definitiv gewusst hat, was er will und sich davon auch nicht hat abbringen lassen. Das fand ich ganz stark von ihm. Allerdings hat das ja nicht lange vorgehalten. Schon gleich danach, lässt er sich von Wildfremden auf eine Beerdigung mitziehen, zu der er eigentlich überhaupt nicht gehen möchte...
-
Das war für mich auf jeden Fall auch ein zentraler Moment. Ich dachte schon die ganze Zeit: was ist das denn für ein seltsamer Pianist, der überhaupt nie Klavier spielt? Aber anscheinend braucht er nicht viel üben, er scheint alles sehr gut ohne viel Proben zu spielen.
Ich fand es auch sehr bedeutsam, dass sich Mr. Ryder beim Thema Klavierspielen das erste mal wirklich durchsetzt und seine eigenen Wünsche äußert. Es war das erste mal in dem Buch, dass er definitiv gewusst hat, was er will und sich davon auch nicht hat abbringen lassen. Das fand ich ganz stark von ihm. Allerdings hat das ja nicht lange vorgehalten. Schon gleich danach, lässt er sich von Wildfremden auf eine Beerdigung mitziehen, zu der er eigentlich überhaupt nicht gehen möchte...
Ich habe über weite Strecken des Romans sogar gedacht, dass er vielleicht gar nicht spielen kann, wenn es darauf ankommt und dann dasteht wie ein Kaiser ohne Kleider vor all den respektablen Leuten, die ihm seit seiner Ankunft gelobhudelt haben.
Ja, er setzt sich nur kurz durch. Trotzdem finde ich, dass er sich da verändert. Für mich äußert sich das in der Wut, die sich in ihm verstärkt, wenn man ihn in eine Richtung drängen will. Vielleicht ist das Ereignis aber auch nur eine Folge seiner steigenden Wut, und er lässt sich trotzdem weiter in die ihn nichts angehenden Belange der Bürger hineingehen.
-
Nachdem sich das Ganze ein bisschen gesetzt hat, schreibe ich nochmal, was mir wichtig scheint.
Natürlich wichtig das erste und einzige Klavierspiel Ryders. Das ist so ein friedlicher Moment, und Ryder ist so erleichtert, dass er natürlich sofort spielen kann, makellos und virtuos. Das ganze Chaos und der Zeitdruck hatten ihn wahrscheinlich zweifeln lassen. Die Sonne scheint und friedliche Stimmung erfasst ihn. Und dann hört er das Geräusch. Es wird schließlich klar, dass es ein Schaufeln ist. Seine Musik ist die Untermalung für ein Begräbnis, wie er es Brodsky versprochen hatte.
Hauptsache er spielt noch einmal! Sonst war alles, was es von ihm zu hören gab, für den Hund
Noch so eine Schlüsselszene geschieht für mich auf dem langen, langen, langen Weg zum Konzerthaus am Ende von Teil 3.
Als er schließlich in der Nähe des Konzerthauses vor einer Mauer mitten auf der Straße steht, die man auch nicht umgehen kann (das war Ende des 3. Teils), bricht sein Urteil über diese Stadt, diese Menschen heraus.
Diese Mauer ist so ein typisches Hindernis für ihn, das ihm in den Weg gelegt wird, ein Symbol, das alle originell finden, denn sie lassen sogar Karten damit drucken. Dabei ist diese Mauer ohne jeden Sinn und Zweck, wird aber von den Einwohnern als etwas genommen, was sie und ihre Stadt besonders macht.
Leider verpufft dieser Moment wie jedes vorherige Aufbegehren Ryders sofort wieder und ist auch gleich vergessen, so als wäre er um die Ecke gegangen und Vergangenheit nur soweit erkennbar für ihn, wie er sie sehen kann.
Mir fällt mit der Zeit bestimmt noch mehr ein.
-
Ich frage mich, wofür die Mauer steht. Ryder verliert ständig die Richtung und weiß nicht, wie er zum Konzertsaal kommt. Manchmal denke ich, er ist gar nicht richtig bei Bewusstsein.
-
Über diese Mauer habe ich auch länger nachgedacht. Sie steht da einfach ohne ersichtlichen Grund mitten in der Stadt. Und niemand hinterfrägt sie oder kann einen Grund nennen, warum es sie gibt.
Für mich passt das ganz perfekt zu dem ganzen Buch und zu allen Erlebnissen von Ryder. Egal was er machen möchte, es steht ihm immer eine Mauer im Weg. Und die Mauer wird einfach so hingenommen, genauso wie Ryder aller andere einfach so hinnimmt und nicht hinterfrägt. Es gibt ja ein paar ganz kurze Augenblicke, in denen er seine Wut rauslässt und er nicht alles so hinnehmen möchte, was ihm geschieht. Aber diese kurzen Momente des Aufbegehrens nützen ihm gar nichts. Es bleibt immer dabei: er kümmert sich ständig nur um die Belange von anderen, fremden Menschen. Wenn er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern möchte, läuft er gegen eine Wand.
-
Bei Mauer mitten durch die Straße, musste ich sofort und kurz an die Berliner Mauer denken.
Aber ich will hier nicht zu viel reininterpretieren. Das mag ich nicht. Ich weiß nicht, ob es dem Autor um solche Parallelen ging, und eigentlich hoffe ich, dass es nicht so ist.
-
Ich habe gerade Kapitel 23 gelesen und dass das Buch viele Fragezeichen bei mir erzeugt, bin ich mittlerweile gewöhnt. Aber wer um alles in der Welt ist die mysteriöse "Kim", die bei der Diskussion zwischen Sophie und Ryder eine Rolle spielt. Ist die schon mal aufgetaucht???
-
Bei jedem anderen Roman würde ich jetzt schreibe, dass man in diesem Abschnitt mehr über Brodsky und Miss Collins erfährt, über die Gemeinschaft der Hoteldiener der Stadt, über Direktor Hoffman und auch über das mysteriöse Sattler-Haus, vor dem sich Ryder fotografieren ließ und damit Kontroversen auslöste. Bei jedem anderen Roman, ja.
Eigentlich weiß ich nach wie vor nichts.
Das hast du sehr schön zusammengefasst . Ja man weiß (etwas) mehr - andererseits bleibt das Buch so verwirrend wie eh und jeh. Ich bin auch gespannt, ob es am Ende zu einer Auflösung kommt oder ob wir so entlassen werden.
Ein paar Dinge sind mir in diesem Abschnitt aufgefallen, die mir noch unerklärlicher erscheinen als der ganze Rest. Neben der mysteriösen, nur ganz kurz auftauchenden Kim, die ich schon in meinem letzten Post erwähnt habe, frage ich mich auch, warum Hoffman, der die Mauer doch kennen muss, Ryder genau dort ohne Vorwarnung hinschickt und ihm auch noch versichert, es sei nur ein kurzer Fußweg . Und warum erwähnt Ryder zwischendurch, er habe beim Frühstück gründlich darüber nachgedacht, ob er sich vor dem Sattler-Haus fotografieren lassen soll - das stimmt doch so gar nicht!? Immer mehr Seltsamkeiten.
Ich dachte schon die ganze Zeit: was ist das denn für ein seltsamer Pianist, der überhaupt nie Klavier spielt?
Mir kam in dem Zusammenhang der Gedanke, Ryder sei vielleicht überhaupt kein Pianist, sondern eine Art Psychologe, der was auch immer in der Stadt "heilen" soll. Zumindest macht es ja diesen Anschein. Genauso mit den ganzen Fragen - soll er beim Konzertabend jetzt Klavier spielen oder Fragen beantworten? Jetzt ist wenigstens geklärt, dass er spielen kann und für Brodsky hat mich das Begräbnis gefreut.
Momentan stellt sich mir aber sowieso die Frage, ob es Ryder zum Konzertabend überhaupt schafft - oder ob er nicht stattdessen verpennt!
-
Ihr habt interessante Gedanken, und Clare ,du hast es treffend zusammengefasst
Ich bin gestern und heute, unter anderem durch eine Zugfahrt, gut ins Buch gekommen und konnte auch mal länger am Stück lesen. Ob's am Abschnitt lag, glaube ich weniger, sondern an etwas Abstand und Zeit Das tut dem Buch auch gut, so kann es diesen merkwürdigen Sog entwickeln.
Mittlerweile habe ich die Idee, dass Boris vielleicht eine Projektion von Ryders Kindheit ist. Das alles irgendwie ein Traum ist, darüber haben wir ja in Abschnitt 2 schon geschrieben. Dazu passt auch, dass Ryder Miss Collins und Herrn Brodsky gedanklich begleiten könnte, während er gleichzeitig in ihrem Haus blieb. Und das er immer mehr Leute aus der Jugend trifft.
Beim Klavierspiel bin ich eurer Meinung - aber - das wird ja direkt wieder zunichte gemacht, da er sich sofort denkt, klappt ja gut, war ja total unnötig. Das Buch macht mich fertig. Ryder setzt sich einmal durch (auf wie vorher gezeigte unsympathische Weise,diesmal aber passend), redet wieder nicht mit Boris!, und konterkariert es sofort.
-
Mittlerweile habe ich die Idee, dass Boris vielleicht eine Projektion von Ryders Kindheit ist. Das alles irgendwie ein Traum ist, darüber haben wir ja in Abschnitt 2 schon geschrieben. Dazu passt auch, dass Ryder Miss Collins und Herrn Brodsky gedanklich begleiten könnte, während er gleichzeitig in ihrem Haus blieb. Und das er immer mehr Leute aus der Jugend trifft.Das ist eine sehr interessante Idee . Und ohne spoilern zu wollen: im nächsten Abschnitt deutet durchaus noch mehr darauf hin. Nur müsste Ryder dann nicht viel mehr Empathie mit Boris haben und sich um ihn kümmern, anstatt ihn (auch) zu ignorieren? Oder spiegelt er das wieder, was er selbst erlebt hat?
-
Ja, wirklich erstaunlich!
Und nach diesen vielen Seiten ist auch alles genau so unklar wie am Anfang, und mittlerweile glaube ich auch nicht mehr, dass sich das noch grundlegend ändert.
Die Befürchtung habe ich leider auch. Ich habe nach einer kleinen Pause gestern mit Abschnitt 3 begonnen und ja, es ist so, als sei man nie weg gewesen - es hat sich gar nichts verändert
Mir scheint, das Buch zieht seine Spannung daraus, dass man darauf wartet, dass etwas passiert. Mal sehen, ob ich das weiter durchhalte.