Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Mann gemacht? – Heike Abidi

  • Heike Abidi: Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Mann gemacht? – Männer werden nicht älter, nur wunderlich, Igling 2021, echtEMF, eine Marke der Edition Michael Fischer, ISBN 978-3-7459-0771-1, Klappenbroschur, 237 Seiten, mit s/w Illustrationen von Sarah Lukic, Format: 13,6 x 2,4 x 20,3 cm, Buch: EUR 10,00 (D), EUR 10,30 (A), Kindle: EUR 7,99.


    „Als ich meinem Mann erzählte, dass ich ein Buch über Männer seines Alters – also quasi über ihn – schreibe, war er zunächst erstaunt (...), dann geschmeichelt (...), dann hilfsbereit (...) und schließlich gelassen. Mit Recht, würde ich sagen, denn ist er nicht supergut weggekommen in dieser Geschichte?“ (Seite 233)


    Ist es denn in Ordnung, wenn eine Autorin ein unterhaltsames Buch über die Eigenheiten von Männern im besten Alter verfasst und dabei auf Beispiele aus ihrem Umfeld zurückgreift (1)? Lachen wir Leser:innen da nicht auf Kosten des besten Ehemanns von allen (2)? Muss man sich hier beim Lesen fremdschämen (3)? Und ist das Buch männerfeindlich (4)? Kurz gesagt: Ja (1), nein (2), nein (3) und nein (4). Wenn es anders wäre, hätte ich das Lesen gar nicht ausgehalten. Aber ich habe mich bestens amüsiert.


    Macken mit Humor begegnen

    Das Buch ist eine Liebeserklärung an einen wunderbaren Mann, der ein paar skurrile Angewohnheiten hat, die sich mit den Jahren ein bisschen verstärkt haben. Das kennen wir, wenn wir ehrlich sind, von uns selbst. Und wie halten es unsere Mitmenschen trotz unserer Macken mit uns aus – und wir es mit ihnen? Genau: Mit Humor! So ist das auch bei den Eheleuten Abidi. Deshalb können wir uns ohne schlechtes Gewissen an den Anekdoten in diesem Buch erfreuen.


    Wir dürfen nach Herzenslust schmunzeln, kichern und losprusten, wenn wir in den Schilderungen der Autorin Partner, Brüder, Freunde oder (Schwieger-)Väter wiedererkennen. Oder uns selbst. Auch das kann passieren, denn die Schrullen, die man mit der Zeit entwickelt, sind nicht zwangsläufig geschlechtsspezifisch.


    Schwächen sind menschlich

    Ich konnte mich zum Beispiel sehr mit der mangelnden Begeisterung des Gatten für Geburtstagsfeiern identifizieren und damit, dass er von Papierkram mitunter regelrecht überwältigt wird. Ich denke da an die Geschichte von der verschollenen Lohnsteuerkarte (Seite 111).


    Einleuchtende Erklärungen

    Heike Abidi findet für manches bekannte Phänomen einleuchtende Erklärungen. Die fürs Mansplaining ist die wohlwollendste, die mir bislang untergekommen ist. Wenn ich nicht von Imponiergehabe oder großspurigem Überlegenheitsgetue ausgehen wollte, habe ich bis dato immer „Quellenamnesie“ angenommen. Der Mann, der mir gerade etwas erklärt, das er vor kurzem von mir erfahren hat, kann sich vielleicht einfach nicht mehr daran erinnern, woher sein Wissen stammt: aus den Medien oder von einem der vielen Menschen, mit denen er tagtäglich spricht. Darauf, dass es etwas mit Vergewisserung zu tun haben könnte, bin ich nie gekommen.


    Wir erfahren, worum es sich bei einem „Man Cave“ handelt, warum man(n) sowas braucht und wieso der Traum vom eigenen Gartenhäuschen die männlichen und weiblichen Bekannten der Abidis in zwei Lager spaltet. Ich wette, die Mehrheit der Leserinnen wird die Ansicht der Autorin vertreten. Hier geht es aber nicht um richtig oder falsch, es ist einfach nur ein Männer-oder-Frauen-Ding.


    Als wär’s von Loriot

    Wenn es in dem Buch ums Zuhören und Kommunizieren geht, kommt man sich manchmal vor wie in einem Sketch von Loriot oder einem Film mit Louis de Funès. :-D Vielleicht gelingt es uns ja, uns dies in Erinnerung zu rufen, wenn wir selbst wieder Mal in einer ähnlichen Situation stecken und aus der Haut zu fahren drohen. Kommunikation, die nicht funktioniert wie gewünscht, kann bisweilen anstrengend sein. Wenn man dann lachen kann statt sich aufzuregen, ist schon viel gewonnen.



    Die Bonus-Story ganz am Schluss ist ebenfalls der Brüller: Was, bitte, soll ein T h e r m o m i x denn können, was ein professioneller Koch wie Heikes Mann nicht deutlich besser kann?


    Tests und Bullsh*t-Bingo

    Wer mag, kann in dem Buch auch ein paar Tests machen: VERSTEHST DU HANDWERKERSPRECH? – WAS HEISST HIER „DINGENS“? oder WIE GUT KENNT IHR EUCH WIRKLICH? Es gibt auch ein Männer-Macken-Bullsh*t-Bingo und eine Top Ten der verrücktesten Apps für Männer – also viel zu staunen und zu lachen.


    Werden wir nicht alle komisch?

    Nun, wir werden alle älter und sind mit 50 oder 60 nicht mehr so, wie wir mit 20 waren. Natürlich gibt es auch persönliche Entwicklungen, die man nicht hinnehmen will, kann und sollte. Dann muss man entsprechende Konsequenzen ziehen. Das ist hier aber nicht das Thema. Solange die Eigenarten, die man sich im Lauf der Zeit angewöhnt, so harmlos sind, wie die, die hier beschrieben werden und Respekt und Zuneigung erhalten bleiben, ist alles im grünen Bereich. Dann kann man mit Humor und Gelassenheit in aller Ruhe wunderlich werden – gemeinsam.


    Die Autorin

    Heike Abidi lebt in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo die studierte Sprachwissenschaftlerin als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Sie ist seit über 30 Jahren verheiratet, und das immer mit demselben Mann. Die mehrfache Bestsellerautorin schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder.


    ASIN/ISBN: 374590771X

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner