Der Mauersegler - Jasmin Schreiber

  • Klappentext

    Menschen träumen vom Fliegen, doch wovon träumt ein Mauersegler? Vielleicht vom Fallen – so wie wir an der Grenze zwischen Wachsein und Schlaf…
    Prometheus ist Arzt und auch er befindet sich im freien Fall: Nach dem Tod seines besten Freundes tritt er eine überstürzte Flucht vor Polizei, Familie und sich selbst an. Bis er schließlich am dänischen Strand aufschlägt. »Der Mauersegler« erzählt von einem Mann, der an seiner Schuld zu zerbrechen droht. Und von zwei Frauen, die wenig Fragen stellen – wie alle Menschen, die ihre eigenen Geheimnisse haben. Die Geschichte einer großen Freundschaft, eines unerwarteten Todes und der Suche nach Vergebung.


    Über die Autorin

    Jasmin Schreiber, geboren 1988, ist studierte Biologin und arbeitet als Schriftstellerin. Ihr Bestseller MARIANENGRABEN war das erfolgreichste belletristische Debüt 2020, im März 2021 folgte ihr humorvoll erzählerisches Sachbuch ABSCHIED VON HERMINE, das sich ebenfalls in der SPIEGEL-Bestsellerliste platzieren konnte. Im Wissenschaftspodcast BUGTALES.FM erzählt sie von Nacktmullen, Bärtierchen und Walexplosionen.


    Mein persönliches Fazit

    Schon von Jasmin Schreibers erstem Roman war ich sehr begeistert. Und auch "Der Mauersegler" hat mich nicht enttäuscht.


    Beschrieben wird die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft zwischen Jakob und Prometheus. Beide kennen sich von Kindesbeinen an und sind unzertrennlich. Diese tiefe und innige Verbundenheit erhalten sie sich bis ins Erwachsenenalter. Bis Jakob seinem besten Freund eine Hiobsbotschaft mitteilt, die das Leben aller verändern wird. Prometheus sitzt zwischen allen Stühlen - seine eigene Familie, die Familie Jakobs, Frau und Freundin. Die Erwartungen an ihn scheinen hoch, fast erdrückend. Als das Schlimmstmögliche eintritt, sieht Prometheus nur noch die Flucht aus seinem Leben als einzigen Ausweg.


    Ich war tief bewegt von diesem Buch. Ich mag die Art der Autorin Gefühle in besonderen Situationen so greifbar zu schildern. Sie benutzt dafür sehr bildliche aber absolut passende Vergleiche. Prometheus ist kein eindeutiger guter oder schlechter Charakter. Er hat Züge, bei denen ich einfach nur dachte "Was für ein Blödmann!" und dann wieder ist von dem Druck und den an ihn gestellten Erwartungen so überfordert und so zerrissen, dass es mir in der Seele wehtat ihn so leiden zu sehen.

    Die Autorin hat ein Händchen für außergewöhnliche Figuren. Und so sind ihr auch Prometheus "Retterinnen" nicht gerade als durchschnittlich zu bezeichnen. Helle und Auslaug könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine rauhbeinig und nach außen sehr schrott auftretend. Die andere weicher und sanfter, fröhlicher und um das Wohl ihrer Mitmenschen bemüht. Und doch sind beide auf ihre eigene Art herzenswarm und nehmen den gestrandeten Prometheus auf, damit er wieder zu sich selbst findet. Während seines Aufenthalts bei den beiden Frauen durchlebt Prometheus alle Phasen der Trauer. Auch wenn er dies zuerst zu verdrängen versucht, ist es doch Aslaug die treffend feststellt: "Er muss trauern. Da muss er jetzt alleine durch."


    Ihren Schreibstil mag ich besonders. Ich empfinde ihn als frisch und frei von der Leber weg. Dabei trifft sie trotzdem den richtigen Ton und schafft eine sehr intimie Athmosphäre. Die Balance zwischen humorig, ernst, mitfühlend und philosophisch ist ihr bei diesem Buch sehr gut gelungen. Und es hat mich sehr gefreut, einen kleinen Verweis auf die Figuren ihres ersten Buches zu finden.

    ASIN/ISBN: 384790079X

  • Prometheus, der eigentlich mit ersten Namen Marvin heißt, ist auf der Flucht vor der Polizei. Seit der Kindheit war er mit Jakob befreundet. Doch dann macht Prometheus einen schlimmen Fehler. Nun ist der Freund plötzlich tot und der Arzt versteckt sich in Dänemark.


    „Der Mauersegler“ ist der zweite Roman von Jasmin Schreiber.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 13 Kapiteln, die wiederum in nummerierte Abschnitte unterteilt sind. Erzählt wird aus der Perspektive von Prometheus. Zum einen gibt es das aktuelle Geschehen, zum anderen immer wieder Rückblenden. Dieser Aufbau funktioniert prima.


    Der Schreibstil ist eine der Stärken. Er ist poetisch, voller starker, frischer Bilder und eindringlich. Die Metapher des Mauerseglers wird mehrfach aufgegriffen.


    Der Protagonist ist kein einfacher, durchweg liebenswerter Charakter, aber interessant ausgestaltet. Durch die inneren Widersprüche und seine Schwächen wirkt er authentisch und hat in psychologischer Sicht viel Tiefgang. Auch die übrigen Figuren werden reizvoll dargestellt.


    Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Es geht um Tod und Trauer, Schuld und die Suche nach Vergebung, Krankheit und Verlust, Freundschaft und Familie. Das macht die Geschichte bewegend, ohne ins Kitschige abzudriften. Der Roman hat es außerdem geschafft, mich immer wieder zum Nachdenken anzuregen.


    Auf nur etwas mehr als 230 Seiten entfaltet sich eine Geschichte, die vorwiegend auf Erinnerungen fußt und weniger von der Handlung in der Gegenwart vorangetrieben wird. Das Erzähltempo ist unaufgeregt. Dennoch kommt beim Lesen keinerlei Langeweile auf.


    Besonders gut gefällt mir auch, dass das Cover von der Autorin selbst gezeichnet wurde. Es passt hervorragend zum prägnanten Titel.


    Mein Fazit:

    Auch mit ihrem zweiten Roman konnte mich Jasmin Schreiber überzeugen. „Der Mauersegler“ ist eine empfehlenswerte Lektüre, die mich in mehrfacher Hinsicht begeistert hat und wohl noch eine Weile nachwirken wird.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Wenn die Schuld dich zerdrückt...


    Da ich "Marianengraben" sehr geliebt habe, wollte ich auch diesen Roman unbedingt lesen. Ich wusste es wird nicht leicht, aber dass es mich emotional so sehr trifft, das habe ich dann doch nicht kommen sehen. Daher ein kleiner Tipp vorab: Lest den Roman lieber, wenn ihr in guter Stimmung seid, denn er wird euch emotional packen und vielleicht auch runterziehen.


    In der Geschichte geht es um Marvin, der lieber Prometheus genannt werden möchte und diesem Namen alle Ehre macht. Er hat Schuld auf sich geladen und möchte einfach nur weg. Wie das weg genau aussehen soll, das weiß er nicht, aber so wie sein aktuelles Leben läuft, kann es nicht weitergehen. Wird er die negativen Emotionen besiegen können oder mit ihnen untergehen?


    Der Roman ist in dreizehn (Unglückszahl?) Kapitel gegliedert mit mehreren Unterkapiteln, in denen man mal Marvin und seinen besten Freund Jakob als Kinder und Jugendliche begleitet, mal in nicht allzu ferner Vergangenheit wandelt, in der die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird und mal sind wir einfach in der Gegenwart beim verzweifelten Hauptakteur. Die Zeitsprünge kommen unerwartet und stets dauert es einen Moment des Innehaltens, damit man als Leser weiß wo man gerade ist, aber genau dieses Innehalten empfand ich als so wichtig bei der Thematik.


    Als besonders habe ich die Schilderungen der Kindheits- und Jugenderlebnisse wahrgenommen, da sie mich an eigene Erfahrungen in dieser Zeit erinnert haben, die stets immer etwas verklärt sind für uns als Erwachsene. Nur in dieser Lebensphase gibt es die vielen ersten Male, die uns dauerhaft als etwas Besonderes in Erinnerung bleiben.


    Marvin ist eine Hauptfigur, an der man sich herrlich reiben kann, denn sonderlich sympathisch ist er nicht. Seine unterkühlte Art lässt ihn arrogant wirken und seine Spleens können ganz schön nerven und dennoch findet man Gemeinsamkeiten, die man mit ihm hat und die ihn so menschlich erscheinen lassen. Auch als Erwachsener hat man immer wieder Ängste auszustehen und dafür sollte man sich nicht schämen.


    Als besonders habe ich noch Helle und Aslaug empfunden, die so verschieden sind und dennoch so eine starke Einheit bilden. Ihre Paarbeziehung hat etwas so Natürliches und genau das braucht es in der heutigen Zeit, dass eben diese Diversität etwas Selbstverständliches ist.


    Der Roman zeigt klar auf was wichtig ist im Leben: Freunde und Familie und das Vertrauen in einander und die Fürsorge für einander.


    Fazit: Ein Roman der berührt und mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle verschafft hat. Ich halte schon viel aus, aber hier blieben die Augen dann doch nicht trocken. Unbedingt lesen! Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten