Emma Stonex - Die Leuchtturmwärter

  • ASIN/ISBN: 3103970374


    Herausgeber ‏ : ‎ S. FISCHER; 1. Edition (25. August 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 432 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3103970374

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3103970371

    Originaltitel ‏ : ‎ The Lamplighters


    Inhaltsangabe:


    In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben. Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage – des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung.


    Autoreninfo:


    Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol.


    Meine Meinung:


    Titel: Was damals wirklich geschah...


    Das schlichte Cover und der Klappentext hatten so etwas Magisches an sich, dass meine Neugier geweckt war.


    In der Geschichte geht es um ein Mysterium, denn vor 20 Jahren, genau gesagt 1972, verschwanden in der Silvesternacht drei Leuchtturmwärter spurlos von ihrem Turm. Seitdem wurde keiner von ihnen mehr gesehen. Was ist damals tatsächlich geschehen?


    Das Besondere an dem Roman ist, dass wir als Leser in unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedlichen Figuren wandeln. 1972 sind wir auf dem Leuchtturm auf dem Meer bei den drei Wärtern. 1992 sind wir bei deren Frauen an Land, die nun ohne ihre Männer klar kommen müssen. Durch diese Perspektivwahl hat der Leser immer mehr Wissen als die Figuren selbst und man würde am liebsten den ein oder anderen Protagonisten schütteln, um ihn auf die richtige Spur zu bringen.


    Von den Figuren ist jeder für sich speziell, weshalb ich keinen besonderen Liebling habe. Ich muss jedoch gestehen, dass ich lieber vom Leben auf dem Turm gelesen habe und wie die Männer mit der Enge und der Einsamkeit umgehen.


    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und ich mochte ihre sprachlichen Bilder sehr. Wenn das Meer schmatzt und schlürft, dann weiß man wie es sich gibt.


    Etwas verwirrt hat mich, dass sich das Geheimnis um die Männer ganze 300 Seiten aufbaut und man fürchtet, dass es zu keiner Auflösung kommen wird, denn es werden so viele Gerüchte gestreut und mystische Ereignisse thematisiert, dass man bald nicht mehr weiß was eingebildet und was wahr sein könnte.


    Die Auflösung kommt dann Knall auf Fall und überrollt den Leser. Der Schluss ist durchaus schlüssig und nachvollziehbar, ich hatte dennoch einen größeren Showdown erwartet.


    Fazit: Ein Roman, der zu fesseln weiß und mich gut unterhalten hat. Gern spreche ich eine Empfehlung aus. Gelungen!


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    In der Silvesternacht verschwinden vor der Küste Cornwalls drei Männer spurlos von einem Leuchtturm. Die Tür ist von innen verschlossen. Der zum Abendessen gedeckte Tisch unberührt. Die Uhren sind stehen geblieben.

    Zurück bleiben drei Frauen, die auch zwei Jahrzehnte später von dem rätselhaften Geschehen verfolgt werden. Die Tragödie hätte Helen, Jenny und Michelle zusammenbringen sollen, hat sie aber auseinandergerissen. Als sie zum ersten Mal ihre Seite der Geschichte erzählen, kommt ein Leben voller Entbehrungen zutage – des monatelangen Getrenntseins, des Sehnens und Hoffens. Und je tiefer sie hinabtauchen, desto dichter wird das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, Realität und Einbildung.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Emma Stonex, 1983 in Northamptonshire in England geboren und aufgewachsen, begann ihre Karriere als Lektorin. Mehrere Jahre arbeitete sie erfolgreich in einem großen Verlagshaus, bevor sie ihrem Traum vom Schreiben folgte. Schon immer fasziniert von Leuchttürmen, inspirierte sie nicht zuletzt das mysteriöse Verschwinden dreier Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles zu ihrem Roman. Stonex lebt heute in Bristol.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „The Lamplighters“, ins Deutsche übersetzt von Eva Kemper

    Erscheinungstermin: 25. August 2021 im Fischer Verlag als HC mit 432 Seiten
    Gliederung: Zwölf Teile mit insgesamt 60 Kapiteln, Danksagung

    Teilweise Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven, teilweise Ich-Erzählung

    Handlungsort und -zeit: Leuchtturm Maiden Rock vor Land´s End, 1972, nahegelegener Küstenort, 1992


    Inhalt

    Am Morgen des Silvestertages 1972 macht sich ein Boot zum Leuchtturm Maiden Rock auf, um die Besatzung nach vielen Wochen Dienst abzulösen; die Männer sind jeweils acht Wochen pausenlos im Dienst und haben dann vier Wochen frei. Als das Boot den Leuchtturm erreicht, findet man eine sehr mysteriöse Situation vor: Von den drei Leuchtturmwärtern Arthur Black, Bill Walker und Vincent Bourne fehlt jede Spur. Die Tür des Turms ist von innen verriegelt und muss aufgebrochen werden, in der Küche sieht es aus, als habe man sich gerade zum Essen niederlassen wollen und beide Uhren sind exakt zur selben Zeit stehengeblieben. Trident House, der Arbeitgeber der Leuchtturmwärter, führt eine ergebnislose Untersuchung durch, die Männer bleiben verschwunden. Man versucht, dem vorbestraften Hilfswärter Vincent Bourne ein Verbrechen in die Schuhe zu schieben, obwohl es weder Indizien noch Beweise dafür gibt.

    Zwanzig Jahre später, 1992, haben die Frauen der Vermissten immer noch nicht mit der Tragödie abgeschlossen. Sie meinen, dass Dinge unter den Teppich gekehrt wurden und sprechen mit einem Journalisten, der ein Buch über die mysteriöse Geschichte schreiben will. Jede der Frauen muss sich ihren Erinnerungen an ihren Partner, aber auch an ihr eigenes damaliges Verhalten stellen, dabei kommen Tatsachen ans Licht, die zwanzig Jahre lang verdrängt und geheim gehalten wurden…


    Beurteilung

    Die Autorin wurde von einem wahren Fall, dem Verschwinden der Besatzung eines schottischen Leuchtturmes im Jahre 1900, zu ihrem Roman inspiriert. Sie siedelt dessen Handlung jedoch sieben Jahrzehnte später kurz vor der Automatisierung der Leuchttürme an. Die Romanfiguren sind fiktiv.

    Die Lektüre erfordert eine Menge Konzentration, da nicht nur die Zeitebenen (1972, 1992), sondern auch die Erzählperspektiven immer wieder wechseln. Neben der Schilderung der 1972 und 1992 fortlaufenden Handlung gibt es auch Briefe, Zeitungsartikel und Ich-Erzählungen (Gespräche der Frauen mit dem Journalisten) sowie innere Monologe der Turmwärter.

    Der Erzählstil ist überaus atmosphärisch und vermittelt einen faszinierenden Einblick in den Arbeitsalltag der Leuchtturmwärter, der von Eintönigkeit, Beengtheit, Kargheit und Isolation geprägt ist. Das enge Zusammenleben ohne die Möglichkeit, den Turm auch nur kurz zu verlassen – statt Spaziergängen ist nur ein kurzer Rundgang auf der Galerie möglich - birgt Konfliktpotenzial. Auch auf die Ehe- und Familienkonstellationen der Männer wirkt sich der ungewöhnliche Arbeitsrhythmus problematisch aus.

    Die Beziehung der drei Frauen zueinander ist nicht ungetrübt, im Verlauf des Romans tun sich nach und nach Abgründe auf. Die Persönlichkeiten von Helen, Jenny und Michelle sind – ebenso wie die ihrer vermissten Partner – sehr gründlich, individuell und glaubwürdig ausgearbeitet.

    „Die Leuchtturmwärter“ stellt eine gelungene Mischung aus (psychologischem) Roman, Krimi und einem Hauch des Übernatürlichen dar, die fesselnde Unterhaltung bereithält.


    Fazit

    Ein beeindruckendes Debüt um ein „unverbrauchtes“ Sujet, ein Buch, das man nicht so schnell vergisst!

    9 Punkte

  • Ein Leuchtturm auf hoher See, drei Männer, die auf diesem Leuchtturm ihren Dienst verrichten und die einfach so spurlos verschwinden; davon handelt dieser absolut lesenswerte Roman, in dessen Sprache ich mich schon auf der ersten Seite verliebt habe.


    Inspiriert zu diesem Roman hat Emma Stonex die wahre Geschichte der Leuchtturmwärter von Eilean Mòr, einer schottischen Insel. Kurz vor Weihnachten 1900, als die Ablösung zum Leuchtturm gebracht wurde, entdeckte man das Verschwinden der Männer und so, wie das Innere des Turms vorgefunden wurde, stellten sich viele Fragen. Im Laufe der Jahre rankten sich immer mehr Legenden um dieses Mysterium – ein guter Romanstoff also und die Autorin lässt in ihrer Geschichte einen Autor diesen Gedanken aufgreifen und sich zwanzig Jahre später, nachdem die Männer verschwunden sind, auf die Suche nach den hinterbliebenen Frauen machen, um ihre Version des Ganzen aufzuschreiben.


    Die drei Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Von Freundschaft oder Zusammenhalt in diesen schweren Zeiten kann keine Rede sein. Sie alle haben ihre eigene Sicht auf die Dinge und gehen auf ganz eigene Weise mit ihrem Verlust und ihrer Trauer um. Doch nicht nur sie kommen zu Wort, wir dürfen auch einen Blick in den Leuchtturm werfen und die Männer kennenlernen, die später so plötzlich verschwunden sind. So sehen wir als Lesende das große Ganze und erkennen zudem Lebenslügen, Tragödien und ein Drama, das das Leben aller verändert hat, die mit den Wärtern lebten.


    Beim Ende schwächelt Emma Stonex leider ein wenig, wird etwas fahrig und scheint schnell fertig werden zu wollen. Ich hätte mir für dieses wunderbare Buch einen besser durchdachten Schluss gewünscht.


    Trotzdem bleibt mein Leseeindruck: Mich hat fast alles an diesem Roman sehr beeindruckt; die wahre Geschichte und das, was die Autorin daraus gemacht hat; ihr erzählerisches Können und ihre Sprachgewalt, deren düstere Bilder des Meeres und der Blick in ebenso düstere menschlichen Seelen auch nach dem Lesen nur schwer wieder zu vergessen waren.


    Daumen hoch und 9 von 10 Eulenpünktchen