Das letzte Bild von Anja Jonuleit

  • Super spannender Roman

    Der spannende Roman von Anja Jonuleit erzählt die aufwühlende Geschichte einer Frau, die tatsächlich gelebt hat und 1970 im Isdal ermordet wurde. Dieser Mord wurde (noch) nicht geklärt und es gibt mehrere Thesen über diese Frau und die Gründe der Ermordung. Die Autorin hält sich in ihrem fiktiven Roman vor allem an die Informationen des Sachbuchautors Dennis Zacher Aske, der ebenfalls über die Isdal-Tote geschrieben hat.

    Anja Jonuleit schafft es den Leser geschickt (mit den Zeitsprüngen) in die Geschichte zu entführen und ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gelesen. Mir gefällt der Schreibstil von Anja Jonuleit sehr. Eine klare Kauf- und Leseempfehlung für Krimifans und Leser, die sich für Zeitgeschichte interessieren. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch ein Bestseller wird.

    Das Buchcover hat mir auch sehr gut gefallen.


    ASIN/ISBN: 3423282819

    (Edit: ISBN zur Verlinkung und Coverabbildung nachgetragen. Gruß Herr Palomar)

  • DER THREAD WAR SCHON ANGELEGT, ABER KANN AUCH GERNE IN EIN ANDERES GENRE VERSCHOBEN WERDEN



    Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft (20. August 2021)

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 480 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3423282819

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423282819

    ASIN ‏ : ‎ B09164KGMK (1. August 2021)



    Kurzbeschreibung


    Ein altes Phantombild – eine düstere Familiengeschichte

    Als die Schriftstellerin Eva zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung stößt, gerät ihr Leben plötzlich aus den Fugen. Es ist das Bild einer Frau, die im November 1970 im norwegischen Bergen gewaltsam zu Tode gekommen ist und deren Identität nie aufgedeckt wurde. Doch warum sieht diese Frau ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich? Als Eva die Mutter mit ihrer Entdeckung konfrontiert, weiß sie sofort, dass sie auf ein dunkles Familiengeheimnis gestoßen ist, dem sie auf den Grund gehen muss. Eine Reise nach Norwegen führt Eva Schritt für Schritt in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel ...



    Autorin


    Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie nahe Friedrichshafen.



    Meine Meinung


    Eine lebenslange Suche


    Eva sieht in einer Zeitung ein Phantombild einer unbekannten Frau, die vor 47 Jahren im norwegischen Isadal gestorben ist – verbrannt. Entweder handelt es sich um Mord oder Suizid. In der Toten erkennt Eva eindeutig eine große Ähnlichkeit mit ihrer Mutter Ingrid. Die Journalistin in Eva verbeißt sich in die Sache und stellt Nachforschungen an.


    Die Handlung spielt in Frankreich, Norwegen, Italien, Belgien und Deutschland während der Jahre 1944, 1954, 1969 und 2018. Im Laufe der Handlung wird klar, wie der Prolog in die Geschichte paßt.


    Und am Ende schafft es Eva tatsächlich, die unglaubliche Wahrheit ans Licht zu bringen!



    Ich habe schon einige Bücher der Autorin gelesen, die mich begeistert haben. Die Titel Nachtfräuleinspiel und Rabenmutter klangen auf den ersten Blick auch recht harmlos, waren es aber richtig spannende Romane. Genauso ist es mit diesem Buch. Es packt den Leser von der ersten Seite an. Der Schreibstil liest sich flüssig, ohne jegliche Längen, spannend wie ein Krimi, aber auch berührend, man will als Leser bei der Stange bleiben und wissen, was geschah wirklich. Ingrid als Mutter war mir anfangs suspekt, mit wenig Empathie und am Ende sieht man sie mit anderen Augen.

    Die Anmerkungen der Autorin in Anhang fand ich sehr interessant.


    Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!


    ASIN/ISBN: B09164KGMK

  • Die Autorin (Amazon)

    Anja Jonuleit, in Bonn geboren, wuchs am Bodensee auf und ging dann einige Jahre ins Ausland. Sie studierte Italienisch und Englisch am Sprachen- und Dolmetscherinstitut in München, arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie mit Mitte dreißig das Schreiben entdeckte. Sie ist verheiratet, hat vier Kinder und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Friedrichshafen.


    Produktinformation (Amazon)

    ASIN ‏ : ‎ B09164KGMK

    Herausgeber ‏ : ‎ dtv (1. August 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch


    Wer war der Mörder?

    Die Schriftstellerin Eva stößt zufällig auf ein Phantombild in einer Zeitung. Ihr Leben gerät dadurch plötzlich aus den Fugen, denn diese Frau sieht ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich. Die Frau ist im November 1970 in Bergen, Norwegen ermordet worden und es wurde nie aufgedeckt, wer sie war. Eva konfrontiert ihre Mutter mit diesem Bild und merkt, dass sie auf ein Familiengeheimnis gestoßen ist. Sie weiß, sie muss dem auf den Grund gehen. In Norwegen führt sie die Reise in die Vergangenheit einer Fremden voller Rätsel.


    Meine Meinung

    Am Anfang wollte ich nicht so recht warm mit den Protagonisten in dem Buch werden. Doch irgendwann wurde es dann spannend und ich begriff, worum es ging. Eva wandelt auf den Spuren ihrer Tante Margarete (in Norwegen) die wiederum auf den Spuren ihrer Mutter Resi wandelte. Was sie so alles über ihre Mutter erfuhr war für Margarete irgendwie schon schockierend, aber das muss der Leser selbst lesen. Ab dem Zeitpunkt, wo es dann spannend wurde, kam ich auch richtig in die Geschichte rein. Margarete tat mir leid, denn eine solche Suche (nach Mutter und Schwester) kostet Geld, und woher nehmen? Auch Eva tat mir leid, musste sie doch einiges Verstörende über ihre Oma erfahren. Der Schluss ist etwas überraschend, damit hatte ich nicht gerechnet. Denn wer war nun der Mörder von Margarete? Darauf wäre ich nicht gekommen. Anja Jonuleit hat hier eifrig Recherche betrieben, denn die Isdal-Frau (im Buch Margarete) gab es wirklich. Nur hat sie ihr eben eine Geschichte angedichtet, denn die tatsächliche Israel-Frau wurde nie identifiziert. Einiges in dem Buch gab es tatsächlich, siehe die Informationen nach dem Nachwort der Autorin. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, habe ich doch auch hier wieder Neues erfahren. Zwar hatte ich die Bezeichnungen schon mal gehört, aber dass es sie auch in Norwegen gab, das wusste ich nicht. Und so kann ich das Buch sehr gerne weiterempfehlen und vergebe die volle Bewertungszahl.

    ASIN/ISBN: B09164KGMK

  • Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den Grund gehen muss.

    Anja Jonuleit nimmt den Fall der Isdal-Frau, die 1970 gefunden wurde und deren Identität und Todesumstände bis heute nicht geklärt sind, als Grundlage für ihren Roman. Der Schreibstil ist etwas emotionslos, lässt sich aber gut und flüssig lesen. Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. So können wir Evas Recherche mitverfolgen und gleichzeitig miterleben, wie es der kleinen Margarete ergangen ist.

    Es gibt Menschen, die haben zu Kriegszeiten so viel Schreckliches erlebt, dass sie nicht mehr zurückschauen wollen und schon gar nicht über Vergangenes reden wollen. Auch Evas Mutter blockt da ab. Doch Eva lässt sich nach dem Blick auf das Bild der unbekannten Frau nicht aufhalten. Sie will erfahren, wieso es diese frappierende Ähnlichkeit gibt. Dann erfährt sie, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die im Krieg verloren ging. Eva reist nach Norwegen. Auch wenn es Menschen gibt, die ihre unrühmliche Vergangenheit vergessen wollen und Nachforschungen als Bedrohung betrachten, so kommt doch nach und das Familiengeheimnis ans Licht.

    Es ist eine spannende und bewegende Geschichte, die zeigt, dass die Vergangenheit auch Folgen für die nachkommenden Generationen hat.


    10/10

  • Super spannende Geschichte über die Isdal-Tote

    Die Autorin Anja Jonuleit erzählt die fiktive Geschichte über eine Tote, die tatsächlich im November 1970 im Isdal gefunden wurde. Die einzelnen Kapitel beginnen immer mit einem Ausschnitt des Zeitungsartikels der Zeitung ZEIT vom 10. Januar 2018 über die Isdal-Tote. Die Zwischenkapitel aus den Jahren 1944, 1954, 1969 und 1970 sind mit ihren Ortsangaben beschrieben.

    Vor allem der Klappentext hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Das Buchcover finde ich eher ok. Erst sehr spät wird dem Leser der Buchtitel „das letzte Bild“ klar.

    Ich habe das Buch verschlungen und die Figuren haben mich nicht mehr losgelassen. Vor allem das Schicksal der Isdal-Tote hat mich sehr berührt, da die Autorin ihre These sehr schlüssig vertritt. Der Spannungsbogen wird auch anhand der ständigen Zeitenwechsel aufrecht erhalten.

    Sehr gut hat mir auch der Anhang mit den Sachinformationen über den Fall der Isdal-Toten gefallen.

    Fazit:

    Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

  • Sehr spannend

    Das Buchcover mit einem verblichenen Foto einer Frau verbunden mit dem Buchtitel machen neugierig. aber restlos überzeugt wurde ich von der Leseprobe, so dass ich auch das Buch kaufte. Schon während den ersten Seiten hat mich der flüssige Schreibstil gepackt! Durch den ständigen Zeitensprung (beginnend mit 1944, dann abwechselnd 1954 und 2018) schafft es die Autorin den Leser so geschickt in die Geschichte zu entführen, dass ich bis zum Ende des Buches meinen Blick nicht von den Zeilen lösen konnte. Parallel dazu suchte ich auch im Internet nach Informationen über diese Isdal-Tote und es hat mir sehr gut gefallen, dass im Anhang des Buches eine Zusammenfassung der Tatsachen sowie Widersprüche bei den Zeugenaussagen aufgelistet sind. Bei diesem Buch passt alles wunderbar zusammen und ich gebe die volle Punktzahl. Ich bin mir sicher, dass Anja Jonuleit mit diesem Buch ein Bestseller gelungen ist.

  • Meine Meinung zum Buch:

    Titel: Das Geheimnis einer Familie...


    Ehrlich gesagt habe ich aufgrund der Optik zum Buch gegriffen und weil ich schon viel Positives über die Schreibe der Autorin gehört habe. Ich konnte doch nicht im Ansatz ahnen, was ich hier geboten bekomme...


    In der Geschichte geht es um die geschiedene Eva, die beim Bäckereieinkauf in der Zeitung ein Foto sieht, dass ihrer Mutter und ihr sehr ähnlich sieht. Wie kann das sein? Als sie ihre Mutter darauf anspricht und diese dicht macht, ist Evas Ergeiz geweckt und sie will dem Geheimnis auf die Spur kommen. Kann sie es lüften?


    Der Roman ist in drei Handlungsstränge untergliedert, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. In der Gegenwart begleitet man Eva und Laurin (getrennt von einander), in der Vergangenheit Marguerite. Und während ich normalerweise die Vergangenheit oft spannender finde, so muss ich sagen, dass alle drei Stränge sehr spannend und mysteriös sind.


    Gut gefallen hat mir, dass Eva eine Figur mit Ecken und Kanten ist und kein "Eitel- Sonnenschein"- Leben führt, sondern geschieden und alleinerziehend ist. So konnte ich mich deutlich besser mit ihr identifizieren, weil sie schon einiges durch hat im Leben.


    Der Schreibstil Jonuleits ist fesselnd ohne zu überfordern. Man kann sehr gut in die Welt der Figuren abtauchen. Gut fand ich zudem, dass die Schriftart immer mal anders ist, so dass man direkt weiß bei welcher Figur man gerade ist.


    Das Schicksal von Marguerite hat mich doch sehr berührt, weil sie viel durchmacht und dennoch nicht ihr Ziel erreicht hat. Tragisch, aber so ist das Leben manchmal.


    Besonders überrascht hat mich, dass ein Nachbarort Erwähnung findet aufgrund seiner Geschichte. Zudem mochte ich, dass der Roman auf einen echten Fall basiert und nicht nur Familiengeschichte, sondern auch spannender Krimi ist, was ich so nicht erwartet hatte.


    Das gelüftete Geheimnis empfand ich als besonders. Es wird alles schlüssig aufgelöst und ist zu jeder Zeit nachvollziehbar.


    Am Ende des Buches gibt es noch diverse Fakten und Infos zum echten Fall, was ich spannend fand, denn mir war dieser bislang gänzlich unbekannt.


    Fazit: Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Von mir daher eine klare Leseempfehlung. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Das Rätsel um die Isdal-Frau


    Die Isdal-Frau war mir bis jetzt kein Begriff.

    Wer war diese unbekannte Leiche? War es Selbstmord? Mord?

    Anja Jonuleit beschreibt in ihrem Buch "Das letzte Bild" eine mögliche Erklärung.

    Und dies gelingt ihr ausgesprochen unterhaltsam und am Ende sagt man, ja, so könnte es gewesen sein.


    Die Geschichte spielt in 2 Zeitebenen.

    Das ist einmal Eva, die durch Zufall ein Foto der Isdal-Frau sieht und die Ähnlichkeit mit ihrer Mutter bemerkt.

    Und sich auf die Suche nach dieser Frau macht.

    Und da ist Margarete, die als 6-jährige im 2. Weltkrieg verloren geht.................und ihr ganzes Leben lang ebenfalls auf der Suche ist. Auf der Suche nach ihrer Familie.


    Das Buch liest sich kurzweilig und es kommen sehr viele tragische Geheimnisse ans Licht.

    Ich war mit der Geschichte sehr zufrieden und wurde bestens unterhalten.

    Am Ende gibt es sehr viele Informationen zu der realen Geschichte, es lohnt sich also unbedingt, auch das Nachwort zu lesen.

  • Ein wenig sperrig, nicht ganz rund ... dennoch spannende Themen, die hier verarbeitet werden ...

    Vorausschicken möchte ich dieser Rezension, dass ich großer Fan der Autorin Anja Jonuleit bin. Stets wählt sie Themen für ihre Romane, die ihre Leser zum Nachdenken, oft sogar recherchieren animieren, denn sie enthalten immer mal ein wenig mehr, mal ein bisschen weniger Körnchen von Wahrheit, die aufrütteln. So nun also auch bei ihrem aktuellen Buch „Das letzte Bild“, das sogar mehr als nur ein paar Elemente Wahrheit in sich beinhaltet.

    Die Autorin arbeitet diesmal die Geschichte einer mysteriösen Toten auf, die im November 1970 – true story - als verbrannte Leiche in Norwegen entdeckt wurde und deren Identität nie geklärt werden konnte. Man stelle sich den Schreck vor, wenn man morgens nichtsahnend zum Bäcker Brötchenholen geht und einem das eigene Konterfei von der Titelseite der BILD Zeitung ins Auge springt. Genau das ist die fiktive Taktik, die Anja Jonuleit wählt, um einen viel zu lange ungeklärten Mordfall zu entschlüsseln. Sie schickt die Schriftstellerin Eva, ihrerseits selbst bestens mit Recherchearbeiten vertraut, auf eine Reise in die Vergangenheit, die nebenher aber auch Evas eigene Gegenwart und das etwas surreale Verhältnis zur eigenen Mutter aufarbeiten wird, um Licht ins Dunkel zu bringen. Als Leser springt man zwischen Gegenwart und Vergangenheit und ist verblüfft, wie oft man sich sagt „Das kann doch nicht sein?“. Wie kann es möglich sein, dass die eigene Familie irgendwo existiert und man ihrer nicht habhaft werden kann? Und so verbringt nun die arme Frau, die später diesem schrecklichen Verbrechen zum Opfer fallen wird, ihr Leben genau damit, mit der nicht erfolgreichen Suche nach ihrer eigenen Identität. Quasi als Bonus erfahre ich als Leserin aber auch über ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich der Lebensborn Heim in Zeiten der Hitlerdiktatur.

    Eine großartige Idee für einen Roman mit fesselnden Elementen. Warum hat es also bei mir nicht ganz zur ansonsten meist vergebenen Bestnote gereicht? Mir persönlich war die Geschichte ein wenig zu sperrig. Dinge, die mich sehr interessierten, wurden eher in einem Nebenstrang abgehandelt und im Hauptstrang waren mir manchmal ein paar zu vielen Längen. Ich vergebe für dieses bestimmt akribisch und sehr gut recherchierte Meisterwerk deshalb 3,5 von 5 möglichen Sternen und werde dieser wundervollen Autorin auf jeden Fall die Treue halten. Ihrem nächsten Werk sehe ich mit Spannung entgegen.

  • Anja Jonuleit: Das letzte Bild. Roman, München 2021, dtv Verlagsgesellschaft, ISBN ‎978-3-423-28281-9, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 472 Seiten, Format: 15 x 3,6 x 21,6 cm, Buch: EUR 22,00 (D), EUR 22,70 (A), Kindle: EUR 16,99, auch als Hörbuch erhältlich.


    Der Fall der Isdal-Frau, der diesem Roman zugrunde liegt, ist wohl eines der größten Rätsel der norwegischen Kriminalgeschichte. Bis heute ranken sich die verschiedensten Theorien um die Unbekannte, die im November 1970 in einem einsamen Tal bei Bergen tot aufgefunden wurde, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wer war die Frau? Warum reiste sie allein durch Norwegen, unter Verwendung von acht verschiedenen Identitäten, die sich allesamt als falsch herausstellten?“ (Aus dem Pressetext des Verlags)


    Ja, ich kannte den 50 Jahre alten Fall der Isdal-Frau und habe schon allerhand Dokumentarisches und Fiktionales zu diesem Thema konsumiert. Nun hat mich interessiert, wie Anja Jonuleit, von der ich mehrere Bücher gelesen habe, diese Geschichte interpretiert. Und sie kommt auf ein paar plausibel klingende Erklärungen.


    Ein Phantombild in der Zeitung

    Darum geht’s in dem Roman: Sachbuchautorin Eva Berghoff, Mitte 40, rümpft normalerweise die Nase über die Tageszeitung, die beim Bäcker zum Verkauf ausliegt. Doch an einem Montagmorgen nimmt sie ein Exemplar mit, weil nämlich das Phantombild auf der Titelseite genauso aussieht wie sie. Es zeigt die Rekonstruktion des Gesichts einer vor 50 Jahren im norwegischen Isdal aufgefundenen und bis dato unbekannten Toten. Jetzt gibt es Hinweise darauf, dass die Frau aus Deutschland stammt.


    Warum sich dafür heute noch jemand interessiert? Weil das Leben der Isdal-Frau ebenso rätselhaft war wie ihr Ableben. Jahrelang war sie rastlos durch Europa gereist und hatte dabei verschiedene Aliasnamen verwendet. Sie hinterließ mysteriöse Aufzeichnungen und niemand hat je herausgefunden, wer sie war und welche Pläne sie verfolgte. Eine Spionin? Eine Kriminelle? Theorien gab es viele.


    Ist die Tote Evas Tante?

    Eva Berghoff, unsere Romanheldin, vermutet, dass die Isdal-Frau mit ihr verwandt ist. Eine so starke Ähnlichkeit mit ihr und ihrer Mutter in jungen Jahren kann einfach kein Zufall sein! Familiengeheimnisse gibt’s in ihrer Sippe genügend. Eine verschollene und verschwiegene Angehörige würde Eva nicht wundern.


    Nun, das lässt sich schnell klären. Eva meldet sich mit ihrer Vermutung bei der Polizei und nach einem DNS-Test ist klar, dass die Isdal-Frau tatsächlich Margarete Gruber ist.


    Das könnte das Ende der Geschichte sein, wenn Eva Berghoff nicht ausgerechnet Sachbücher über das Dritte Reich schreiben würde. Sie fragt sich jetzt, warum ihre Familie nie nach Margarete gesucht hat, wie deren Leben verlaufen ist und warum sie in einer entlegenen Gegend Norwegens ein gewaltsames Ende fand. An die damalige Theorie vom Suizid glaubt heute nämlich kein Mensch mehr. Und was hat eigentlich die Mutter der Zwillinge – ihre Großmutter Resi, über die kaum je gesprochen wurde – während des Krieges in verschiedenen europäischen Ländern gemacht?


    Eva recherchiert in Norwegen

    Eva lässt alles stehen und liegen und reist, auch wenn ihre Familie das nicht versteht, zu Recherchezwecken nach Norwegen. Hilfe erhält sie dort von einem Polizisten, einer cleveren Übersetzerin und – zunächst widerwillig – von einem Historiker, der sich fragen muss, was seine Eltern all die Jahre über den Fall wussten.


    Einen Teil der Antworten kennen wir Leser:innen bereits, denn die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Eva und von Margarete erzählt.


    Margarete sucht ihre Familie

    Margarete wächst unter dem Namen Marguerite Laurent in Frankreich auf.

    Und sie ist besessen von dem Gedanken, eines Tages ihre Herkunftsfamilie wiederzufinden. In Deutschland und Belgien sind ihre Nachforschungen erfolglos geblieben. Vielleicht hat sie auch nicht die richtigen Fragen gestellt.



    Aufgescheucht!

    Margarete ist kontaktfreudig, einfallsreich und hartnäckig - aber leider, bei aller Abgebrühtheit, in manchen Belangen erstaunlich naiv. Nicht alle Menschen, die sie im Zuge ihrer Nachforschungen ausfragt, sind begeistert davon, dass jetzt auf einmal eine Ausländerin daherkommt und ans Licht zerrt, was sie vor Jahrzehnten getan oder unterlassen haben. Und so nimmt das Unheil seinen Lauf ...


    Trotz der beiden Zeitebenen weiß man als Leser:in stets, an welcher Stelle des Zeitstrahls man sich gerade befindet. Evas Handlungsstrang wird in der Vergangenheitsform erzählt, Margaretes im Präsens. Außerdem sind die beiden Teile in einer jeweils anderen Schrift gesetzt, wenngleich der Unterschied recht subtil ist.


    Sachinformationen im Anhang

    Im ausführlichen Anhang gibt es eine Menge Sachinformationen über den realen Fall der Isdal-Frau, und man denkt, ja, so ähnlich, wie Anja Jonuleit das beschreibt, könnte es durchaus gewesen sein. Die volle Wahrheit wird man wohl nie herausfinden. Aber als Roman ist die sorgfältig recherchierte Geschichte schlüssig und spannend. Nur mit Margaretes unzähligen Kontakten, denen Eva 50 Jahre später nachspürt, bin ich manchmal ins Schleudern gekommen: Wer war das jetzt? Was hatte er/sie mit Margarete zu tun? Und was war seine/ihre Agenda? Bis ich Professor Laurin Abrahamsen, der ja schon auf Seite 14 auftaucht, richtig in die Geschichte einsortiert hatte, hat es peinlich lange gedauert!


    Wahrscheinlich hat die Autorin ohnehin alles weggelassen, gekürzt und verkürzt, was nur ging. Doch eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht, hat eben eine gewisse Komplexität. Das ist jetzt aber kein K.O.-Kriterium. Mir hat der Roman gut gefallen.


    Die Autorin

    Anja Jonuleit wurde in Bonn geboren. Sie arbeitete als Übersetzerin und Dolmetscherin, bis sie anfing, Romane und Geschichten zu schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie nahe Friedrichshafen.


    ASIN/ISBN: 3423282819

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner