Hannah Lühmann - Auszeit

  • ASIN/ISBN: 3446261958


    Herausgeber ‏ : ‎ hanserblau (26. Juli 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3446261958

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446261952


    Inhaltsangabe:


    In einer Ferienhütte im Bayerischen Wald trauert Henriette um ihr ungeborenes Kind. Als draußen die Schatten länger werden und die Tage kürzer, bringt ein Freund ungeahntes Unheil mit sich. Verführerisch und mit schmerzhafter Präzision seziert Hannah Lühmann die Träume und Ängste einer Generation um die dreißig, die alles zu haben scheint, aber der sich das Glück doch immer entzieht.


    Autoreninfo:


    Hannah Lühmann, geboren 1987, hat Philosophie in Berlin und in Paris studiert. Sie ist stellvertretende Ressortleiterin im Feuilleton der "Welt" und "Welt am Sonntag" und arbeitete unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", "Berliner Zeitung" und "Die Zeit". "Auszeit" ist ihr erster Roman. Hannah Lühmann lebt in Berlin.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Leben, Bürde oder Offenbarung?


    Das magische Blau des Covers zog mich an und da es um Figuren in meinem Alter geht, war die Neugier groß.


    In der Geschichte geht es um Henriette, die dringend eine Auszeit braucht. Bei ihrer Dissertation kommt sie einfach nicht weiter und auch sonst beutelt das Leben sie. Wird ihr die Ruhe in der einsamen Hütte gut tun und kann Freundin Paula helfen?


    In meinen Augen sollte man beim Lesen der Lektüre in einer stabilen, emotionalen Verfassung sein, denn der Inhalt des Romans zieht einen ganz schön runter.


    Frau Lühmann gelingt es hervorragend Generation Y, die alles hat darzustellen. Besonders prägnant und bei Lektüregenuss enorm spürbar die Depression der Hauptfigur. Zu Beginn denkt man noch wie anstrengend Henriette doch ist und dass man nicht gern mit ihr befreundet sein möchte, bis man hinter ihre Mauer schauen darf und immer mehr Verständnis für sie aufbringt.


    Während Henriette für mich der Schatten in der Handlung ist, strahlt Freundin Paula so viel Licht und Wärme aus, dass Hoffnung doch noch denkbar ist. Man wünscht sich, dass Henriette von ihrer Freundin doch bitte ein paar Lebensweisheiten annimmt.


    Der Roman ist gewiss keine leichte Kost, die man mal so ganz nebenbei liest, denn man wird tief in den Strudel der Depression gezogen und fragt sich: Hätte ich auch so gehandelt? Würde ich bereuen oder nach vorn schauen?


    Das Ende hat mich doch etwas überrumpelt und geschockt, aber das Leben ist nun mal kein Kindergeburtstag und fordert auch die Fröhlichsten unter uns, von daher eine interessante Wende.


    Fazit: Düster, schmerzhaft und emotional. Wer sich dem gewachsen sieht, wird seinen Nutzen aus der Geschichte ziehen können. Ich habe den Roman gern gelesen und werde die Figuren nicht so schnell vergessen. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Im Herbst in einer kleinen Hütte in Bayern: Henriette, Anfang 30, nimmt sich zusammen mit einer Freundin, Paula, eine Auszeit in den Bergen. Die Doktorandin hat gerade eine Abtreibung hinter sich, die sie in depressive Stimmung versetzt hat. Nun will sie zur Ruhe kommen und mit ihrer Dissertation vorankommen, an der sie schon sehr lange sitzt. Doch es verläuft nicht alles wie geplant...


    „Auszeit“ ist der Debütroman von Hannah Lühmann.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus kurzen Kapiteln mit noch kürzeren Abschnitten. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Henriette. Immer wieder eingestreut sind Rückblicke. Dieser Aufbau funktioniert gut.


    Eine Stärke des Romans ist seine Sprache. Der Schreibstil ist atmosphärisch dicht, intensiv und voll von gelungenen Bildern. Der Autorin schafft es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.


    Als Protagonistin steht Henriette im Fokus der Geschichte. Leider konnte ich keinen Zugang zu ihr finden, zumal sie wenig über sich als Person preisgibt, gleichzeitig aber sehr selbstbezogen ist. Ihre Freundin Paula nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein und beansprucht für meinen Geschmack sogar ein wenig zu viel Raum auf den bloß rund 170 Seiten. Und dann gibt es da noch Tobias, einen verheirateten Mann und Vater eines Babys, der mich in mehrfacher Hinsicht abgestoßen hat. Alle drei Charaktere sind mir unsympathisch und blieben mir bis zum Schluss fremd. Ihr Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar.


    Inhaltlich hat mich die Geschichte ein wenig enttäuscht. Gereizt an der Lektüre hat mich das Thema Abtreibung. Dies tritt in weiten Teilen des Romans aber in den Hintergrund. Vor allem wird nicht deutlich genug herausgearbeitet, wieso die Protagonistin überhaupt abgetrieben hat. Stattdessen lesen wir einen großen Strudel an sonstigen Gedanken. Darin philosophiert die Protagonistin über eine Vielzahl an Dingen, wobei durchaus einige kluge Sätze dabei sind, die zum Nachdenken anregen. Allerdings haben mich etliche Passagen nicht überzeugt. Unter anderen haben mich die langen und irrelevanten Ausführungen zum Thema ihrer geplanten Dissertation, die Werwölfe, gestört.


    Insgesamt ist der Roman besonders zu Beginn recht handlungsarm und gleitet in einem sehr gemächlichem Erzähltempo dahin. Erst als es etwa ab der Hälfte des Buches darum geht, wie es überhaupt zu der Schwangerschaft kam und was daraufhin passiert ist, konnte mich die Geschichte wirklich fesseln. Das Ende wiederum hat mich zwar überrascht, aber auch verwirrt und ratlos zurückgelassen. Es ist für mich nicht ganz stimmig.


    Das Cover finde ich sowohl geschmackvoll als auch aufgrund des Baummotivs thematisch passend. Der prägnante Titel ist ebenfalls treffend.


    Mein Fazit:

    „Auszeit“ von Hannah Lühmann ist ein Roman, der mich sprachlich beeindruckt, aber inhaltlich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.