Sharon Penman - The Land beyond the sea


  • Ich habe die hübsche gelbe UK-Paperback-Ausgabe gelesen. Bislang ist mir nichts von einer Übersetzung bekannt, ein Drama bei allen Penmans!


    Inhalt:

    Die Geschichte des Königreichs Jerusalems in etwa von der Thronbesteigung Amaurys I bis zur Katastrophe von Hattin. Die zentrale Figur ist hier Balian d'Ibelin, aber wie bei Penman üblich begleiten wir eine ganze Menge an Personen, vom christlichen Adel Outremers bis zu Saladin und seiner Familie.


    Meinung:

    Mir liegt das Buch gerade nicht vor, also kann ich nicht mehr bei allen Leuten sagen, in welcher Version ihr Name hier präsentiert wird. Apropos. Vorwissen schadet hier absolut nicht, aber es gibt auch ein sehr schönes und ausführliches Personenregister und mit ein bisschen Konzentration und gutem Willen - und notfalls Google griffbereit - klappt es sicher.


    Penman hat mir genau das Buch geschrieben, das ich mir von ihr gewünscht habe, eine wie mir scheint faire, historisch sehr genaue Darstellung der Geschichte Outremers von 1163 bis 1187. Sie hat es geschafft, einen meiner Ansicht nach sehr objektiven Blick auf die Ereignisse und Personen zu richten, seien es die zerstrittenen Parteien am Königshof oder die Konflikte zwischen Christen und Muslimen. Mir ist schon klar, es ist ein haariges Thema, aber ich vertrete die Ansicht, dass man Personen und Ereignisse in historischen Romanen nicht aus ihrem Rahmen reißen und beurteilen sollte, sondern nach ihren eigenen Maßstäben. Und, keine Sorge, für's Gemüt haben wir den braven Balian d'Ibelin, der aber, wie mir scheint, tatsächlich relativ gut getroffen ist und sein Gegenstück Al-Adil, Saladins Bruder. Aber mich hat eben erfreut, dass es hier keine Bösen im üblichen Sinne gab, jeder hat Grund und Motiv für seine Taten, zB die intrigante Königsmutter Agnes de Courtenay, bei der man tatsächlich versteht, warum sie so handelt, ebenso jemand reichlich umstrittener wie Reynald de Chatillon. Gut für Penman!


    Das Buch liest sich vielleicht ein bisschen trocken, wenn man neu in dem Thema ist, da es sehr politisch ist. Die Intrigen um die Thronfolge in Jerusalem werden meist nur unterbrochen von Kämpfen und Schlachten. Muss man mögen, sowas, aber Penman hat es vortrefflich geschafft, dies alles romanhaft umzusetzen. Die Geschichte schreibt die besten Geschichten, denn die haarsträubenden Probleme bei der Suche nach einem geeigneten Ehemann für Balduins Schwester Sybilla hätte man sich so kaum ausdenken können, ebenso das Drama um den so vielversprechenden jungen König selbst.

    Am vielleicht besten ist ihr hier das Porträt des tragischen jungen Königs Balduin IV gelungen, der sich jung damit abfinden muss, dass seine Lebenszeit wegen der tückischen Krankheit, Lepra, kurz bemessen ist und in einem Leidensweg enden wird. Balduin bricht einem das Herz.


    Das hier ist ein erstklassiger historischer Roman und wird, wie schon bei Penmans Plantagenet-Romanen, von nun an für mich das Maß aller Dinge bei Romanen über diesen Abschnitt sein. Danke Penman, Du wirst schmerzlich vermisst werden unten den AutorInnen großartiger Mittelalter-Romane.