Gold, Gauner und türkischer Honig - Yasemin Schreiber Pekin

  • ASIN/ISBN: 3754316621

    Von Thalia übernommen:

    Ayda lernt ihren Grossvater, den Diamantenhändler Basil Ismailow kennen und trifft ihre eigene grosse Liebe, den türkischen Kommissar Erol, während sie die drei tiefgefrorenen Leichen im Gepäck ihrer Grossmutter loswerden muss.
    Eine aussergewöhnliche Familiensaga über 4 Generationen und 111 Jahre.


    Zur Autorin:

    Yasemin Schreiber Pekin kam in der Türkei zur Welt. Ein Tag vor ihrem 14. Geburtstag zog es ihre Eltern nach Zürich, sodass sie pünktlich zum Pubertätsbeginn in der Schweiz eintraf. Sobald sie die Geheimnisse der Landessprache ergründet hatte, fing sie das Medizinstudium an. Nach dem Abschluss reiste sie um die Welt, arbeitete in Lesotho in Afrika, Bangladesch, Haiti und in der Türkei. Inzwischen wuchs ihre Familie um einen Ehemann und drei Kinder. Heute arbeitet sie in Zürich als Frauenärztin und Psychotherapeutin, wenn sie nicht mit der Katastropheneinheit des Roten Kreuzes im Einsatz ist. Ihre Bücher schreibt sie in deutscher Sprache, illustriert sie selbst, übersetzt sie auch ins Türkische. Für entspannte Stunden sorgt ihr Literatur- und Musikprojekt Ymagination & müzik, daneben schreibt sie Kolumnen in türkischsprachigen Kulturzeitschriften. Beim Lesen ihrer Bücher taucht man in eine Welt der Fantasie ein, wo sie ihre beruflichen und persönlichen Erfahrungen auf witzige und spannende Weise genüsslich präsentiert.


    In 111 Jahren mit Ayda quer durch Europa...


    Die Autorin Yasemin Schreiber Pekin hat mit ihrem Buch „Gold, Gauner und türkischer Honig“ eine Familiensaga der vollkommen anderen Art geschrieben: wunderbar schräg, abgefahren und skurril!

    Wir machen Bekanntschaft mit Ayda: Ayda Ismailov (30 Jahre alt, Juristin mit Schweizer Pass) trifft 1999 ihre Großeltern zum ersten Mal nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei – bzw. korrekt: ihre Großmutter kennt sie eigentlich schon ihr Leben lang – aber als Pflegemutter. „Als ich meinen Großvater kennenlernte, hielt er in seiner rechten Hand eine Pistole. An seinem spindeldürren linken Oberarm hing eine Infusion.“ (S.8) Während Ayda und ihre Großmutter Sofia im improvisierten Feldlazarett darauf warten, dass sich der Großvater wieder erholt, erzählt Sofia ihrer Enkeltochter die Familiengeschichte, angefangen mit Sofias Mutter Rokselana 1912 in Thessaloniki. Aber auf die Geschichte selbst möchte ich hier eigentlich gar nicht eingehen, da ich niemals den trockenen und herrlichen Humor wiedergeben könnte, in dem das Buch geschrieben wurde.

    Die Autorin „jagt“ uns Leser*innen gemeinsam mit Rokselana und Sofia, später auch mit Ayda, quer durch Europa, am liebsten im Orientexpress, da sich Sofia niemals von ihrer Pistole, einer Lady Hawk, trennt – und da sind ja auch noch die Koffer, wahlweise mit Gold, Diamanten oder Banknoten, die transportiert werden müssen, …

    Auf ihren Reisen lernen sie bekannte Persönlichkeiten kennen, z.B. tanzt Rokselana kurz nach der Gründung der Türkei mit Kemal Atatürk… Und wir erfahren, wodurch Coco Chanel zum „kleinen Schwarzen“ inspiriert wurde oder auch, wie die Brüder McDonald zu ihrem Firmenlogo kamen – das hat alles natürlich mit den Damen zu tun…

    Mir gefiel auch, dass sich Sofia ihren Lebensunterhalt mit Spielcasinos verdient, aber gleichzeitig die ersten Frauenschutzhäuser eröffnet, denn: so kurios die Familiengeschichte von Ayda auch sein mag, die Autorin hat historische Ereignisse immer korrekt eingebaut, so erfahren wir z.B. einiges über den Wandel der Zeit nach Gründung der türkischen Republik durch Atatürk.

    Neben den Hauptpersonen gibt es auch liebe- und respektvoll beschriebene „Nebenakteure“, hier habe ich besonders die Ordensschwester Rosa in mein Herz geschlossen, sie hatte immer ganz pragmatische Lösungsvorschläge für die kompliziertesten Verwirrungen.

    Das Buch liest sich sehr gut, der Schreibstil ist angenehm und flott, immer mit so einem kleinen Augenzwinkern…wie gesagt: so eine skurrile und schräge Familiensaga habe ich noch nie gelesen – aber sie hat mir sehr viel Spaß gemacht.

    Wer gern eine Familiengeschichte lesen möchte, die nicht dem „normalen“ Muster entspricht, ist mit „Gold, Gauner und türkischer Honig“ bestens versorgt, ich kann es nur wärmstens empfehlen (mit einem kleinen Tipp: vielleicht sollte das Buch nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln gelesen werden, ich habe an einer Stelle so laut losgeprustet, dass mich fast ein ganzer U-Bahn-Wagen verstört und irritiert angeschaut hat - deshalb: ich habe das Buch wirklich „in vollen Zügen“ genossen)!