„Since the first Navajo came to Hopi land, both our people acknowledged that we have different beliefs. We do not try to change each other, do not laugh at different beliefs. Why cannot the newcomers do the same?“* (S. 162)
374 Seiten, kartoniert
Verlag: Forge - Tom Doherty Associates, New York 2001
ISBN-10: 0-812-57066-9
ISBN-13: 978-0-812-57066-3
Zum Inhalt (eigene Angabe)
1599, nach der Schlacht von Acoma, werden die unterlegenen Indios aufs Grausamste bestraft, sie werden versklavt und ihnen werden die Füße abgehackt, zwei Hopi jeweils eine Hand.
Knapp dreißig Jahre später bei der Hopi Siedlung Oraibi. Fray Angelico, ein Franziskaner, vertritt die kirchliche Gewalt, während Captain Lopez die militärische führt. Der Pater will die Hopi mit (durchaus wörtlich zu verstehen) Gewalt christianisieren, während Lopez eher auf so weltliche Dinge wie Zwangsabgaben oder Edelsteine aus ist.
Morning Star gerät zwischen die Fronten, da sie Spanisch spricht und von den Spaniern als Dolmetscherin, die die unmenschlichen Forderungen übersetzen muß, genutzt wird. Durch einen Zufall lernt sie Cougar, einen Navajo, kennen. Während die Hopi ein friedliches Volk ohne Waffen (und darob den Spaniern ausgeliefert) sind, sind die Navajo ein eher kriegerischer Stamm.
Beide haben einen gemeinsamen Feind: die Spanier. Und so fesselt sie das Schicksal auf Gedeih und Verderb aneinander.
Über die Autorin
Vella Munn stammt aus North Carolina. Sie ist verheiratet, hat zwei Söhne und vier Enkelkinder. Bisher hat sie rund fünfzig Bücher veröffentlicht.
Informationen im Internet:
- Die Webseite der Autorin (in englischer Sprache)
- Die Seite bei fantasticfiction.com (in englischer Sprache)
- Die englische Wikipedia-Seite zu Oraibi
Meine Meinung
Das war sicher einer der härtesten Romane, die ich je gelesen habe. Nicht, weil der Inhalt so brutal war. Obwohl - das einleitende Kapitel mit den (historischen) Ereignissen von 1599 ist mit brutal noch eher beschönigend bezeichnet, allerdings von der Autorin so geschrieben, daß man zwar weiß, was passiert, doch die Geschehnisse selbst werden nicht weiter ausgeführt. Man sollte das im Hinterkopf behalten, denn im späteren Verlauf werden diese Ereignisse Folgen zeitigen.
Das Schlimme war diese unverschämte überhebliche Arroganz der Spanier gegenüber Hopi und Navajo, die einerseits mit Zwang christianisiert und „gerettet“ werden sollten, andererseits nichts anderes waren als Wilde, als Dreck, mit dem man ganz nach Belieben umspringen konnte. Selbst der Pater Fray Angelico macht da keine große Ausnahme, wenngleich er keine körperliche Gewalt anwendet. Allerdings findet er nichts dabei, die Hopi von der Feldarbeit abzuhalten und zum Bau einer Kirche zu zwingen. Hinweise, daß dann im Winter nicht genug zu Essen da sein, wischt er mit Bemerkungen wie „Gott sorgt dafür“ vom Tisch. Einerseits will der die Hopi „bekehren“, andererseits sind sie für ihn auch weiterhin nichts als Wilde im Status von rechtlosen Kindern, denen jedes Denkvermögen abgesprochen wird.
Diese Denk- und Handlungsweise der Spanier war für mich das Schlimmste am Buch und nur schwer zu ertragen. Mehrfach mußte ich für ein bis zwei Tage unterbrechen, um das zu „Verdauen“ und etwas Abstand zu gewinnen. Es ist eben eine Sache, in einem Sachbuch eher neutral formuliert über dieses Thema zu lesen, aber eine ganz andere, die gleichen Sachverhalte dann direkt aus Sicht der Betroffenen erzählt zu bekommen. Denn wenn auch fast alle Figuren fiktiv waren, so dürfte die Autorin inhaltlich doch den historischen Ereignissen ziemlich nahe kommen.
Die Errichtung einer Missionsstation in Oraibi im Jahre 1629 ist historisch; deren Ende kam 1680 mit der Pueblo-Revolte. Die im Buch beschriebenen Ereignisse dürften weitgehend fiktiv sein, da die Handlung 1628 angesiedelt ist, und auch das Nachwort darauf schließen läßt, das auf die Zeit nach 1629 anspielt. Allerdings ist fiktiv hier nicht als „frei erfunden“ zu verstehen. Die Autorin entwickelt einen Handlungsstrang, wie er so gewesen sein könnte bzw. sie verdichtet historische Ereignisse zu einem Geschehen, in das sie ihre Geschichte einbettet, um historische Entwicklungen darzustellen und verständlich zu machen.
Handlungsträger sind die Figuren, die die typischen Eigenschaften ihrer Vorbilder tragen. Da sind die Spanier, die sich quasi als Übermenschen und im Besitz der alleine gültigen Wahrheit wähnen und in allem nur Mittel für ihre Zwecke sehen. Da sind die Hopi als friedfertiges Volk ohne Waffen, das sich wie Lämmer zur Schlachtbank führen lassen muß, da ihm die Mittel zur Verteidigung fehlen. Und da sind die Navajo, die schon immer ein eher kriegerischer Stamm waren und die die Spanier vertreiben wollen.
Cougar setzt die Ereignisse in Gang, indem er Pferde von den Spaniern stiehlt. Denn er hat klar erkannt, welche Vorteile dem Stamm aus dem Besitz von Pferden entstehen. Dabei bekommt er Kontakt zu der Hopi Morning Butterfly. Beide sind typische Vertreter ihrer Stämme, und doch bereit, Neues zu lernen, Veränderungen zu akzeptieren. So entsteht Vertrauen und im Laufe der Ereignisse mehr als das. Doch kann der Graben zwischen einem kriegerischen Navajo und einer friedlichen Hopi wirklich überbrückt werden? Sehr schön und gut nachvollziehbar beschreibt die Autorin die Probleme, die dabei entstehen, welche noch erschwert werden durch den gemeinsamen Feind und den Zwang, zusammenzuarbeiten.
Dieses Buch war mein erstes, in dem die Hopi, von denen mein Wissen gegen Null tendiert, eine Rolle spielen. Munn hat dankenswerterweise viel von deren Spiritualität in den Roman einfließen lassen. Mehr als einmal kam mir der Gedanke, daß Fray Angelico sich eigentlich gut mit den Hopi verstehen müßte - wenn er nicht Augen und Ohren so konsequent vor allem verschließen würde. Denn wenn man genau hinsieht, gibt es manche prinzipiellen Gemeinsamkeiten, die einfach nur anders erzählt werden. Auf jeden Fall werde ich mich die nächste Zeit sowohl mit den Hopi (und Navajo) als auch den spanischen Eroberungen in der sogenannten Neuen Welt beschäftigen.
Am Ende angekommen, ist die Geschichte auserzählt und das Buch zufrieden geschlossen. Nicht ohne daß die Autorin im Epilog einen Bogen von 1628 bis in die heutige Zeit geschlagen und somit „Vergangenheit und Gegenwart zusammen gebracht hat.“ (Vgl. S. 374)
Mein Fazit
Ein spannender, mitreißender, bewegender, zum Nachdenken anregender Roman um den Konflikt zwischen den Spaniern einerseits und den Hopi und Navajo andererseits im 17. Jahrhundert.
* = Sinngemäße Übersetzung:
Seit die ersten Navajo ins Hopi-Land kamen, haben beide Nationen anerkannt, daß wir einen verschiedenen Glauben haben. Wir versuchen nicht, einander zu ändern, lachen nicht über den verschiedenen Glauben. Warum können die Neuankömmlinge nicht ein selbes tun?
ASIN/ISBN: 0812570669 |