Unionsverlag
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
OT: At-Tariq
Aus dem Arabischen von Doris Kilias
Kurzbeschreibung:
Auf dem Totenbett lüftet die Mutter, eine in ganz Alexandria gefürchtete Bordellwirtin, ihr letztes Geheimnis - sie gibt Sabir den Namen seines Vaters und eine Fotografie preis. Damit beginnt die Suche nach einem Unbekannten; denn wenn der Sohn seinen Platz finden und nicht verloren gehen soll, muß er seine Abstammung, seinen Vater kennen.Die Suche führt ihn durch Alexandria und Kairo, durch Höhen und Tiefen der ägyptischen Gesellschaft. Soll er sich für die liebenswerte Ilham und die Aussicht auf ein ehrbares, freilich recht ordentliches Leben entscheiden? Oder für die leidenschaftliche Karima, die wie er auf Lust und Reichtum aus ist, aber mit einem Tattergreis verheiratet ist? Es kommt zum Mord, die Katastrophe lässt sich nicht aufhalten.Nagib Machfus’ Roman, 1964 entstanden, lässt sich gleichermaßen als spannender Kriminalroman, als Bildungsroman oder Sittenbild lesen. Er wurde als politische Parabel für eine Gesellschaft interpretiert, die ihre Wurzeln verloren hat. Der Vater bleibt das Geheimnis, und das Leben bietet wenig Hoffnung auf ein Glück in Anstand und Ehrbarkeit.
Über den Autor:
Nagib Machfus, geboren 1911 in Kairo, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart und gilt als der eigentliche »Vater des ägyptischen Romans«. Sein Lebenswerk umfasst mehr als vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 1988 erhielt er als bisher einziger arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur. Nagib Machfus starb 2006 im Alter von 94 Jahren in Kairo.
Über die Übersetzerin:
Doris Kilias, geboren 1942 inmitten der Masurischen Seenplatte, also im heutigen Polen, arbeitete als Redakteurin beim arabischen Programm des Rundfunks Berlin (DDR). Nach der Promotion war sie als freie Übersetzerin tätig. Sie starb 2008 in Berlin.
Mein Eindruck:
Über die Handlung ist alles im Klappentet gesagt. Ich habe den 1964 geschriebenen Roman als düster und nicht einfach zugänglich empfunden.
Dazu passt auch das Cover einer nächtlichen Straße im schummrigen Licht, das einen Schatten zeigt.
Schon die Ausgangsposition zeigt den Protagonisten bei der Beerdigung seiner Mutter in einem wütenden Zustand, mit einem angeekelten Blick auf die sozial-gesellschaftliche Umgebung, von dem er ein Teil ist.
Sabir, aufgewachsen im Rotlichtmilieu, sieht keine Perspektiven für sich. In der Hoffnung auf finanzielle Absicherung hofft Sabir seine Vater zu finden, den er nie kennen gelernt hatte. Erst kurz vor dem Tod der Mutter hat er von ihm erfahren. Er hat nur eine Spur, die von Alexandria nach Kairo führt.
In dem Zusammenhang fand ich interessant, wie unterschiedlich Sabir diese beiden Städte wahrnimmt.
Ein paar Elemente des Buches erinnern an Noir, wie z.B. „Wenn der Postmann zweimal klingelt“. Es gibt also ein paar Krimi-Elemente, ohne das es wirklich komplett ein Kriminalroman wird, aber die Stimmung ist vergleichbar. Krimifans, die was mit Anspruch suchen, sollten es vielleicht einmal mit diesem Buch versuchen.
Nagib Machfus literarische Qualitäten lassen einen dicht am Protagonisten und am Roman dran bleiben. Er bleibt unübertroffen als Porträtist Kairos.
Ein unbequemes Buch, das sich aber doch lohnt. Ich gebe am Ende 9 von 10 Punkte!
ASIN/ISBN: 3293001777 |