Ein ungewöhnlicher Black-History-Liberation-Genre-Mix mit Zügen des magischen Realismus.
OT: The Water Dancer
Übersetzt aus dem Amerikanischen von: Bernhard Robben
Originalverlag: Penguin Random House LLC, erschienen am 02. März 2020
zur Zeit erhältlich als Hardcover mit Schutzumschlag, 544 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-89667-658-0
das Taschenbuch erscheint am 09.08.2021
Über den Autor (amazon-Inhalt):
Ta-Nehisi Coates, geboren 1975 in Baltimore, ist einer der angesehensten Intellektuellen der USA. Mit seinem Essay Plädoyer für Reparationen stieß er eine landesweite Diskussion zur Aufarbeitung der Sklaverei an. Zwischen mir und der Welt, für das er 2015 den National Book Award erhielt, ist in den USA eines der meistverkauften Bücher der vergangenen Jahre. In seinem Essay We Were Eight Years In Power. Eine amerikanische Tragödie (2017) stellte Coates die These auf, dass es sich bei Donald Trump um den ersten weißen Präsidenten der USA handele, da seine ganze Politik in klarer Abgrenzung zu Obama stehe. Coates schreibt regelmäßig für The Atlantic, größtenteils zum Thema struktureller Rassismus und »White Supremacy«. Der Wassertänzer ist sein erster Roman. Er lebt mit seiner Familie in New York.
Inhalt:
Um 1860, Virginia: Als Sohn eines weißen Tabak-Plantagen-Besitzers hat Hiram Walker es nicht leichter als die anderen Sklaven auf dem Gut seines Vaters. Das Land ist durch Jahrhunderte-lange Beanspruchung der Tabakernte wie ausgelutscht, von der einst roten, fruchtbaren Erde Virginias ist kaum noch etwas übrig. Um den luxuriösen Lebensstandard halten zu können, verkauft Hirams Vater einen Sklaven nach dem anderen, die meisten verschwinden nach Natchez und werden nie wieder gesehen. Auch Hirams Mutter verschwindet, als er noch recht klein ist, und er findet Unterschlupf bei einer Wäscherin, die ebenfalls zusehen musste, wie eins ihrer Kinder nach dem anderen verkauft werden, auf den "Block" gestellt und verschachert wie Vieh.
Als Hiram alt genug ist, holt ihn sein Vater ins Herrenhaus - er soll auf seinen 2 Jahre älteren Bruder "aufpassen", der ein wahrer Tu-nicht-gut ist und keine Anerkennung in der weißen Oberschicht der Stadt bekommt. Hiram wohnt bei "Seinesgleichen", unten, im Labyrinth des Hauses, genießt jedoch auch das Privileg einer schulischen Ausbildung und Nutzung der hauseigenen Bibliothek.
Als es zu einem dramatischen Vorfall mit seinem Bruder kommt, auf den er doch aufpassen sollte, und dabei selber fast ums Leben kommt, zeigt sich bei Hiram eine ungewöhnliche Gabe, die ihm seine Großmutter vererbte. Diese hat sich eines Tages, so die Sage, mit 48 weiteren Sklaven über den Fluß auf und davon gemacht.
Hiram will fliehen, zusammen mit der Frau, die ihn liebt, und am liebsten möchte er auch die Frau, die ihn aufgezogen hat, noch retten.
Doch was geschieht mit einem Sklaven, der das versucht? Wem kann man trauen, wem nicht? Und wie soll man die unmenschlichen Strafen aushalten, die sich Sklavenjäger/Gefängniswärter ausdenken?
Wie kann Hiram seine Gabe weiterentwickeln und einsetzen? Und wo ist eigentlich dieser verdammte Underground, wenn man ihn braucht?
Meine Meinung:
Für mich war dieses Buch mit 544 sehr dichten Seiten ein Mammut-Projekt, daher habe ich es abwechselnd gelesen und gehört, je nachdem, was die Alltagsssituation gerade hergab (das Hörbuch hat 17 Stunden und wird von Sabin Tambrea, langsam und bedächtig, aber sehr gut vorgelesen).
Die ganze Geschichte nimmt sich viel Zeit, um alles so zu erzählen, wie sie es möchte. Dem ein oder anderen mag das zäh vorkommen. Für mich war es okay, ich wusste ja, worauf ich mich einlasse.
Allerdings wusste ich nicht so recht mit dem mystischen Einschlag umzugehen, es ist schon ein ungewöhnlicher Genre-Mix, und habe dann für mich beschlossen, die Gabe und die mystischen Elemente (es ist eigentlich nur eines) als Metapher anzusehen.
Alles in allem ist das Buch aber ziemlich intensiv und nachhaltig, und ich werde sicher noch lange daran denken.
8 Punkte.
ASIN/ISBN: 389667658X |