Die fremde Spionin - Titus Müller

  • Zum Inhalt: (lt. Amazon)


    Ria ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt werden. Sie wird von ihrer kleinen Schwester getrennt und in einer Adoptivfamilie untergebracht. Seither führt Ria in Ostberlin ein scheinbar angepasstes Leben. Erst als der BND sie als Informantin rekrutiert, sieht sie ihre Chance gekommen. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will Ria sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie im Sommer 1961 von einem ungeheuerlichen Plan, der ihr Schicksal und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte …



    Zum Autor:


    Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift "Federwelt", drei Jahre später veröffentlichte er seinen ersten historischen Roman, "Der Kalligraph des Bischofs". Titus Müller ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u.a. mit dem C. S.-Lewis-Preis und dem Sir-Walter-Scott-Preis ausgezeichnet. Für den Roman "Nachtauge" wurde Titus Müller im Rahmen einer Histo-Couch-Umfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Zuletzt erschienen die Romane "Der Tag X" und "Die goldenen Jahre des Franz Tausend". Marcela Drumm urteilte in SWR2 über Titus Müllers vorletzten Roman: "Es gibt wenige Bücher, die man mit so großem Vergnügen und so viel Gewinn gelesen hat." Und Patric Seibel bezeichnete "Berlin Feuerland" in NDR Kultur als "eine historische Momentaufnahme voller Leuchtkraft".



    Meine Meinung:


    Als die Staatssicherheit der DDR die Eltern abholt, werden Ria und ihre Schwester bei zwei verschiedenen Pflegefamilien untergebracht und jeder Kontakt unterbunden. Jahrelang leben sie nun regelkonform im neu gegründeten Sozialstaat. Aber in Ria schwelt der Wunsch nach Vergeltung und danach, ihre Schwester wiederzufinden. Als der BND die junge Frau aus heiterem Himmel anspricht, lässt sie sich kurzentschlossen als Spionin für den Westen anheuern, weil sie hofft, dass ihr der Geheimdienst hilft. Der BND schmeißt sie ins kalte Wasser und sie muss sehr schnell lernen, wie man mit neuester Technik Unterlagen fotografiert und entwickelt und wie man die Spuren ihrer Spionage wirksam verwischt oder verschleiert, denn in der DDR gibt es drakonische Maßnahmen für Landesverrat bis hin zur Todesstrafe. Wegen ihrer Unerfahrenheit werden sowohl Stasi als auch der KGB schnell auf Ria aufmerksam. Mit dem russischen Geheimdienstoffizier Sorokin entspinnt sich ein gefährliches Katz- und Mausspiel. Was anfangs wie ein ungleicher Kampf aussieht entwickelt sich zu einem Verwirrspiel zwischen allen Fronten, denn Ria ist ein Naturtalent, das an den Gefahren und Problemen wächst und sich nicht beirren lässt.


    Man wird als Leser mitten hineingeworfen in ein Spiel von Spionage und Gegenspionage, von politischen Machtkämpfen zwischen der DDR-Zentralregierung, russischer Besatzermacht und skrupellosen BND-Führungskräften. Dabei geht es um sehr viel, denn es sind die Tage vor dem Bau der Mauer und Ria ist Honecker und Ulbricht und ihrem perfiden Plan, die Bürger der DDR endgültig an der Ausreise zu hindern, auf die Schliche gekommen.


    Eine junge Frau, die eigentlich vor allem ihre Schwester finden möchte, wird vom Westen hemmungslos ausgenutzt, gerät ins Visier der feindlichen Spione, muss um ihr Leben fürchten und darum, dass sie ihre Liebsten mit ins Verderben reißen könnte. Ria ist eine tolle Heldin, die einem sofort ans Herz wächst, die sich im Laufe des Romans unheimlich weiterentwickelt und mit Mut, Herz und Verstand und stahlharter Nervenstärke auch aus scheinbar ausweglosen Situationen immer wieder als Siegerin hervorgeht. Dabei verliert sie trotz all der Bedrohungen nie die freie Entscheidung über ihr Leben. Das schmutzige Geschäft der Spionage wird auf vielfältige Weise beleuchtet und man bekommt einen guten Eindruck, dass alle Geheimdienste gleichermaßen menschenverachtend agieren.


    Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, von dem ich sagen würde, es hat ein wichtiges Stück deutscher Geschichte so eindringlich und nahbar rübergebracht. Die Pläne zum Mauerbau und ihre generalstabsmäßige Durchführung im Geheimen wird ausführlich und mit vielen Details beschrieben. Die Fakten und Daten sind ebenso trocken wie erschütternd und erschreckend. Und sie fügen sich für mich perfekt in die Spionagegeschichte ein.


    Das Buch ist von der ersten Seite an extrem spannend und die interessant gezeichneten realen und fiktiven Charaktere haben mich wie der Plot begeistert. Dicke Leseempfehlung und ich kann die Fortsetzung kaum erwarten.


    Hervorragende 9 von 10 Eulenpunkte mit Tendenz nach oben


    ASIN/ISBN: 3453441257

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Eine Mitreißende Geschichte über eine mutige Frau, vor großem historischen Hintergrund.

    Inhaltsangabe: Quelle Heyne- Verlag


    Ria ist zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt werden. Sie wird von ihrer kleinen Schwester getrennt und in einer Adoptivfamilie untergebracht. Seither führt Ria in Ostberlin ein scheinbar angepasstes Leben. Erst als der BND sie als Informantin rekrutiert, sieht sie ihre Chance gekommen. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will Ria sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie im Sommer 1961 von einem ungeheuerlichen Plan, der ihr Schicksal und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte …


    Meine Meinung zum Autor und Buch

    Titus Müller, neuer Roman, ist mal wieder sagenhaft, spannend und tiefgründig, die Geschichte spielt vor großen historischen Hintergrund. Er weiß einem immer wieder aufs Neue zu begeistern. Seine Roman basiert auf einem historischen Kern, dem geteilten Berlin nach dem Krieg und dem Mauerbau. Die Familiengeschichte von Rias die Haupt Protagonistin ist zwar Fiktiv, aber diese Geschichte lehnt an einer wahren Begebenheit an. Auch für ihre Spionagetätigkeit, gibt es reale Personen. Viele Protagonisten den wir begegnen sind real, sowie der BND, SED und KGB, mit denen wir Bekanntschaft schließen und Kennen lernen. Ich hatte das Gefühl, als ob Titus mich an der Hand genommen hätte und mich in die Geschichte hinein katapultiert hat. Sehr gut sind alle einzelnen Personen und Charaktere herausgearbeitet. Ich habe mit Ria mitgelitten, gebangt und gezittert, konnte ihre Ängste, Skrupel, und den Hass auf des Regime der DDR , fühlen und habe mit ihr geweint und gelacht. Der Autor hat hervorragend recherchiert, man spürt mit wieviel Herzblut er die Geschichte geschrieben hat. Ich freue mich schon unbändig auf die beiden Fortsetzungen.



    Meine Meinung zum Autor und Buch

    Ich habe mit Ria mitgelitten, als ihre Eltern von der Staatssicherheit mitgenommen wurden, nur weil sie nicht linientreu waren, sie auch noch brutal von ihrer Schwester trennte, und die beiden in verschiedenen Adoptivfamilie unterbrachte. Ich konnte Rias Hass auf das DDR Regime verstehen und nachfühlen, ihre Zieheltern mochte ich überhaupt nicht.

    Ich hätte auch an ihrer Stelle die Chance wahrgenommen im Ministerium für Außenhandel, den sie erhofft sich dort an die Adresse ihrer Schwester zukommen. Ihr Chef Schalck ihr Vorgesetzter scheint einen Narren an ihr gefressenen zu haben, oft stellt er sich schützend vor sie. Wenn er wüsste das sie heimlich für den BND arbeitet, sie war ein leichtes Opfer für sie, Ria ist gerade zu zerfressen der DDR zu schaden, der BND hat ihr versprochen ihre Schwester zu finden. Ich fand es mutig von Ria als Spionin für den BND zu arbeiten, den wenn sie erwischt wird heißt es Folter, Zuchthaus oder Todesstrafe. Ich weiß nicht ob ich das alles riskieren würde wie Ria. Ich habe sie bewundert, besonders als Eickhoff ein regelrechter Widerling ihr misstraut, und den skrupellosen und kaltblütigen Spion Sokorin auf sie ansetzt, der auch vor einem Mord nicht zurück schreckt. Ria bewegt sich auf sehr dünnem Eis, ich hielt oft den Atem an, und dachte jetzt ist es aus und vorbei. Sie wechselt oft von Ostberlin nach Westberlin. Bei ihrer Spionage Tätigkeit macht sie eine ungeheure Entdeckung, als sie von den Plänen der SED und Honecker erfährt, das was sie vorhaben ist ungeheuerlich, und wird Familien und Freunde und Deutschland trennen. Wird Ria, ihre Schwester Ria wiederfinden, kann sie der DDR endlich schaden ? Der Roman ist so etwas von Spannend und Aufwühlend, man erfährt soviel über die schmutzige Arbeit der Geheimdienste, einfach unvorstellbar, das die bereit sind eigene Mitarbeiter zu opfern. Ich möchte nicht Zuviel hier verraten, lest einfach das Buch …..

    Für Rias Spionagetätigkeit gab es reale Vorbilder, sehr vieles beruht auf Wahrheit, auch viele der Protagonisten gab es wirklich…….


    Meine Leseempfehlung 5 Sterne oder 10 Eulenpunkte

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Titus Müller: Die fremde Spionin


    Buchrücken

    Ostberlin, 1961

    Ria war zehn Jahre alt, als ihre Eltern von der Staatssicherheit abgeholt wurden. Getrennt von ihrer kleinen Schwester, wuchs sie in einer Adoptivfamilie auf. Seither führt Ria ein scheinbar angepasstes Leben in Ostberlin. Als sie eine Stelle im Ministerium für Außenhandel antritt, versucht der BND, sie als Informantin zu rekruieren. Mithilfe des westlichen Geheimdienstes will sie sich an der DDR rächen und endlich ihre Schwester wiederfinden. Doch dann erfährt sie von einem ungeheuerlichen Plan, der das Schicksal ihrer Familie und die Zukunft beider deutscher Staaten für immer verändern könnte …


    Autor

    Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Mittelalterliche Geschichte, Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift "Federwelt", drei Jahre später veröffentlichte er seinen ersten historischen Roman, "Der Kalligraph des Bischofs". Titus Müller ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u.a. mit dem C. S.-Lewis-Preis und dem Sir-Walter-Scott-Preis ausgezeichnet. Für den Roman "Nachtauge" wurde Titus Müller im Rahmen einer Histo-Couch-Umfrage zum Histo-König des Jahres gewählt. Zuletzt erschienen die Romane "Der Tag X" und "Die goldenen Jahre des Franz Tausend". Marcela Drumm urteilte in SWR2 über Titus Müllers vorletzten Roman: "Es gibt wenige Bücher, die man mit so großem Vergnügen und so viel Gewinn gelesen hat." Und Patric Seibel bezeichnete "Berlin Feuerland" in NDR Kultur als "eine historische Momentaufnahme voller Leuchtkraft".


    Inhalt

    Eindrücklich erzählt der Autor, wie die verschiedenen Geheimdienste zu dieser Zeit in Deutschland arbeiten. Große Politik und Lebensalltag vermischen sich und werden am Schicksal der jungen Ria gespiegelt. Viel Zeit für eine umfassende Ausbildung bleibt ihr nicht, denn sie hat ein konkretes Ziel: ihre schmerzlich vermisste Schwester finden. Das nur oberflächlich unterdrückte Trauma ihrer Kindheit verleiht ihr Einsatzwille und Tatkraft für Geheimdienstaktionen, die sie in ihrer ganzen Auswirkung kaum überschauen kann. Ihre beeindruckende Intelligenz und Entschlussfreudigkeit helfen ihr in brenzligen Situationen.

    Neben ihr werden noch andere Figuren näher beleuchtet und sogar die großen Namen jener Zeit in ihrem beruflichen und privaten Umfeld gezeigt. Die politische und menschliche Stimmung um den Berliner Mauerbau herum ist gut recherchiertes Thema.


    Meine Meinung

    Das von Anfang an spannende Buch nahm mich mit in eine Zeit, die wenige Jahre vor meiner Geburt das Leben in Deutschland nachhaltig prägte. Im Westen und ohne Ostkontakte aufgewachsen habe ich den Eisernen Vorhang in meiner Jugend als Fakt akzeptiert. Der kalte Krieg war längst Alltag und die atomare Bedrohung machte eine Zukunft ungewiss. Interessant war für mich in diesem Buch zu lernen, wie es den Menschen in der jungen DDR ging bevor die Grenzen unüberwindbar wurde.

    Viele Spionageromane habe ich noch nicht gelesen und kenne die Handlungs- und Denkweise der Geheimdienste hauptsächlich aus Filmen. Rias Überlegungen und die Gedankengänge ihrer Gegenspieler sind in diesem Roman mitreißend und nachvollziehbar geschildert. Titus Müller schafft es in unterhaltsamer Weise auch komplizierte wirtschaftliche und politische Zusammenhänge klar zu benennen und die Beweggründe der Handlungsträger stimmungsvoll zu erklären.

    Ich bin gespannt, wie es in den Jahren 1973 und 1989 weitergeht.

    Meine Leseempfehlung mit 8 von 10 Pluspunkten.


    ASIN/ISBN: 3453441257

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend MZB: Darkover-Universum

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  • „Geschichte in Geschichten zu erzählen ist Titus Müllers großes Talent.“


    Dieses Zitat von Bayern 2 steht auf der Rückseite dieses Buches und selten trifft ein Zitat so sehr zu wie hier. „Die fremde Spionin“ ist eine sehr spannende fiktive Geschichte über eine junge Frau in Ost-Berlin, die unversehens zwischen die Fronten der Geheimdienste gerät. Es ist aber auch ein packendes Zeitdokument über die Geschehnisse kurz vor und während des Mauerbaus.


    Gleich von Anfang an hat mich die Spionagegeschichte in den Bann gezogen, denn es beginnt mitreißend und spannend. Nach und nach lernen wir die Protagonisten kennen, die sehr gut ausgearbeitet sind. Mitten zwischen BND, KGB und Stasi ist Ria, eine junge Sekretärin im Ministerium für Außenhandel der DDR in Berlin. Ihre eigene Geschichte ist eng mit dem jungen Staat verwoben und bringt sie zum spionieren.


    Sehr gut gefallen haben mir die Grautöne der Figuren, hier hat jeder Hauptcharakter Licht- und Schattenseiten, ein einseitiges schwarz-weiß gibt es glücklicherweise nicht. Sehr mitreißend agieren so die Personen und die Seiten verfliegen im Nu. Das Ende war mir persönlich etwas zu actionlastig (anderen wird gerade das gefallen) und so habe ich den Bezug zu den Figuren etwas verloren, doch das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Umso mehr freue ich mich auf den nächsten Band, denn „Die fremde Spionin“ ist der (abgeschlossene) Auftakt zu einer Trilogie, die mit den Geschehnissen 1989 enden wird.


    Überhaupt ist der historische Bezug eine der weiteren großen Stärken des Buches. Ich fühlte mich mitgenommen in das Leben sowohl in Ost- als auch in Westberlin des Jahres 1961. Sehr atmosphärisch werden dabei viele kleine Details aus dem Alltagsleben erwähnt. Großen Spaß hatte ich z. B. bei den Beschreibungen der Tätigkeiten einer Sekretärin wie dem Schreiben auf der mechanischen Schreibmaschine oder dem aufwändigen Kopieren einer Seite.


    Aber auch die große Politik kommt nicht zu kurz und für mich war es sehr aufschlussreich und spannend, die damaligen historischen Ereignisse in dieser Form miterleben zu dürfen. Dabei sind die vielen Informationen geschickt in die Handlung eingebunden, so dass die Geschehnisse ganz selbstverständlich und nebenbei geschildert werden. So wird Geschichte äußerst spannend erlebbar!


    Fazit: Hier stimmt die Story, die Charaktere, die Hintergrundinformationen und vor allem die Atmosphäre. Unterhaltsam, spannend und lehrreich. Eine ganz klare Leseempfehlung und ausgezeichnete 9 Eulenpunkte (von 10).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Die fremde Spionin hatte mich von der ersten Seite an am Wickel. Ich liebe es, wenn es ohne lange Erklärungen direkt losgeht.

    Der KGB Agent Sorokin geht bei seinem Einsatz in München brutal vor, aber mich hat seine ausgeklügelte Vorgehensweise fasziniert. Genauso wie die nachfolgenden Ermittlungen in Pullach beim BND.

    In weiteren Kapiteln lernen wir Ria in der DDR kennen, die als Kind von ihrer leiblichen Familie getrennt wurde, um systemgetreu aufzuwachsen.


    Die Geschichte ist von Anfang an spannend und interessant, immer wieder fließen spannende Details über die damalige Zeit ein und im Laufe des Buches kommen auch historische Persönlichkeiten zu Wort.

    Für meinen Geschmack genau die richtige Menge an Informationen. Nichts wird zu ausführlich breitgetreten, aber ich habe ganz nebenbei trotzdem einiges an jüngerer deutscher Geschichte gelernt bzw. aufgefrischt.

    Die Abschnitte wechseln häufig zwischen den Personen oder Schauplätzen und es entsteht eine solche Spannung, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.


    Das Buch war definitiv eins meiner (bisher 2) Lese-Highlights dieses Jahr und ich freue mich sehr, dass noch zwei weitere Teile geplant sind.

    Eine geniale Mischung aus spannendem Spionageroman und fesselndem Geschichtsunterricht!

  • Ich durfte das Buch in einer Vorab-Leserunde mit anderen Büchereulen und der Begleitung des Autors lesen. Schon seit Jahren bin ich Fans von Titus Müller, wie nur ganz wenige Autoren schafft er es Geschichte in Geschichten lebendig zu machen und sie so für den Leser intensiv zu schildern.

    Das Cover des Romans zeigt das Brandenburger Tor in Berlin mit einem Trabbi und einem VW-Käfer im Vordergrund. Ein paar Personen sind ebenfalls zu erkennen, der Blick des Betrachters bleibt aber definitiv an der rot gekleideten Frau hängen, da sonst alle Cover-Elemente (bis auf den Himmel) in grau-schattierungen gehalten sind. Der Klappentext verrät uns, dass wir uns in Berlin im Jahre 1961 befinden, die zentrale Figur Ria Nachtmann wird uns dort ebenfalls vorgestellt.

    Ria ist eine junge intelligente und mutige Frau, sie hat in der DDR schreckliches erlebt, ist von ihrer Familie getrennt worden und musste bei Zieheltern aufwachsen. Durch sie bekommt sie auch eine Stelle im Ministerium für Außenhandel. Der Bundesnachrichtendienst rekrutiert sie für Ihre Zwecke, Ria sieht ihre Chance gekommen sich an der DDR zu rächen, da diese ihre Familie zerstört hat.

    Rias Gegenspieler ist der KGB-Agent Sorokin, er ist nicht nur ein skrupelloser Mörder, sondern auch ein Gegner der Ria das Wasser reichen kann. Aber auch Sorokin hat eine Schwachstelle, die ihn verletzlich macht.

    Neben Ria und Sorokin, treten auch viele historische Persönlichkeiten wie Honecker, Chruschtschow, Ulbricht und Kennedy nicht nur im Roman auf, sondern kommen teilweise auch zu Wort. Der Roman wird hauptsächlich aus der Sicht von Ria und Sorokin erzählt, aber als Leser erhalten wir auch kurze Einblicke in die Lebens- und Seelenwelt der historisch verbürgten Personen. Dabei wird deutlich, dass der Autor eine intensive Zeichnung seiner handelnden Personen vorgenommen hat. Die Persönlichkeiten sind sehr facettenreich, tiefgründig und gleichzeitig unvorhersehbar angelegt. Dies macht besonders die Protagonisten für den Leser sehr nahbar, diese graustufen Zeichnung ist hervorragend. Oft ist nicht klar, wer der Böse / die Böse oder der Gute / die Gute ist. Der Roman lebt davon, dass viele ein doppeltes Spiel spielen und sich nicht in die Karten schauen lassen.

    Der Roman wird stringent, wie bereits erwähnt, aus unterschiedlichsten Perspektiven erzählt. Sprachlich ist dieser Roman nicht nur sehr gut zu lesen, sondern auch sehr präzise. Die Wortwahl des Autors ist oft mit Bedacht gewählt und besticht nicht durch treffende Schilderungen, sondern auch durch eine gehobene Ausdrucksweise.

    Die Spannung in dem Roman ist hoch, da es nicht nur um Leben und Tod geht, sondern auch vieles im Unklaren bleibt und man als Leser erst im Laufe der Geschichte einige Zusammenhänge versteht.

    Zudem tragen die häufigen Szenenwechsel zu einem hohen Lesetempo bei. Jeder neue Abschnitt bedeutet gleichzeitig einen neuen Erzähler, bzw. eine neue Erzählerin.

    Zum Abschluss des Romans erläutert uns der Autor ausführlich den historischen Kern der Geschichte. Während des Lesens habe ich schon so einiges Nachgelesen, so war mir nicht bekannt, dass John F. Kennedy ein schwerkranker Mann war und unter sehr, sehr starken Rückenschmerzen litt.

    Ein Quellenverzeichnis (5,1/2 Seiten) und eine Danksagung runden den Roman ab. Wer sich gerne ins Berlin der 60er Jahre begeben möchte und spannende zeitgeschichtliche Romane liebt sollte bei Titus Müllers neustem Werk definitiv zugreifen.

    Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung und ich freue mich schon auf den zweiten und dritten Band der Reihe, welche im Jahr 2022 und 2023 erscheinen.

    Herzlichen Dank an das Team von „Büchereule.de“ und dem Heyne Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars. Natürlich möchte ich mich auch bei Titus Müller für die spannenden Lesestunden bedanken und für die tolle Begleitung der Leserunde.

    10/10 P.

  • Der Autor Titus Müller ist für mich immer ein Garant für gut recherchierte und spannend geschriebenen historische Romane. Deswegen habe ich schon lange sehnsüchtig auf sein neues Buch "Die fremde Spionin" gewartet. Und meine hohen Erwartungen an den Roman wurden auch nicht enttäuscht sondern sind noch übertroffen worden. "Die fremde Spionin" hat mir wahnsinnig gut gefallen und war für mich ein kleines Jahreshighlight.


    Das Buch spielt in Berlin im Jahre 1961 und die Hauptperson ist Ria Nachtmann. Sie lebt in Ostberlin und führt ein scheinbar angepasstes Leben. Allerdings wurde sie im Alter von zehn Jahren von der Staatssicherheit von ihren Eltern und von ihrer Schwester getrennt und wuchs bei Pflegeeltern auf. Seitdem rumort es in ihrem Inneren und Ria würde alles dafür tun, um wieder in Kontakt mit ihrer Schwester zu kommen und um sich an der DDR zu rächen. Als sie die Chance bekommt als Sekretärin im Ministerium für Außenhandel der DDR in Berlin zu arbeiten, nimmt sie diesen Job mit dem Hintergedanken an, ihre Rachepläne an dem verhassten Staat umsetzten zu können. Dabei wird sie ohne es zu wollen in eine hochriskante, gefährliche Spionagegeschichte hineingezogen.


    Das Buch war für mich von der ersten Seite an super fesselnd und spannend zu lesen. Ich war als Leser sofort mitten in der Geschichte drinnen und konnte das Buch kaum aus den Händen legen. Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von verschiedenen Personen erzählt. Dadurch wird die Handlung noch abwechslungsreicher und lebendiger.

    Besonders gut gefallen hat mir die Tatsache, dass die einzelnen Figuren sehr detailliert gezeichnet sind und auch viele Grautöne haben. Zum Beispiel war mir Rias Gegenspieler,der KGB Spion Sokorin, in manchen Abschnitten des Buches durchaus sympathisch und ich konnte seine Gedanken und Handlungen gut nachvollziehen. Und auch Ria legt nicht nur positive Seiten an den Tag. Alle Figuren sind sehr authentisch dargestellt.

    Die Atmosphäre in dem Buch lässt mich als Leser richtig eintauchen in das Leben in Ost-und Westberlin im Jahre 1961. Titus Müller beschreibt ganz viele kleine Details aus dem Alltagsleben der Berliner und schafft so ein absolut stimmiges Bild.


    Das Buch war für mich nicht nur ein spannender Spionageroman sondern gleichzeitig auch ein guter Geschichtsunterricht. Ich habe durch die Lektüre einiges über die Geschehen im Jahre 1961 dazugelernt.

    Von mir gibt es für das Buch auch eine absolute Leseempfehlung und ich kann es kaum erwarten, bis ich im nächsten Jahr die Fortsetzung dazu lesen darf.

    Von mir also 9 von 10 Eulenpunkten.

    Und ein ganz dickes Dankeschön an den Autor Titus Müller für die tolle Begleitung der Leserunde und die ganzen Hintergrundinformationen.

  • Meine Meinung:

    "Die fremde Spionin" von Titus Müller hat mich ausgezeichnet unterhalten. Titus Müller gelingt es, den Leser von der ersten Seite an in ein historisches Setting zu katapultieren. In diesem Buch ist es das Berlin im Jahre 1961. In Berlin brodelt es. Immer mehr Menschen wandern aus dem Osten in den Westen ab. Fachkräftemangel ist die Folge, der ein großes Problem für die Aufrechterhaltung des sozialistischen System darstellt. Die Glaubwürdigkeit der politischen Strippenzieher steht auf dem Spiel.

    Im östlichen Teil der geteilten Stadt lebt auch Ria, eine junge Frau, die schon früh in ihrem jungen Leben mit der Härte des Systems konfrontiert wurde. Ihre Eltern wurden als Systemkritiker inhaftiert, und Ria wurde an ein linientreues Ehepaar vermittelt. Dort wuchs Ria auf, getrennt von ihrer Schwester Jolanthe auf. Nach außen hin systemtreu, steckt der Stachel um die verlorene Familie tief in ihrer Seele, was dazu führt, dass Ria die Schwächen und Ungereimtheiten der politischen Propaganda wahrnimmt. So kommt es, dass der BND in ihr eine perfekte Spionin sieht und sie anwirbt. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich ein packender Spionageroman.


    Wo Titus Müller draufsteht, ist auch Titus Müller drin. Die große Stärke dieses Autors ist es ,meiner Meinung nach, einen unterhaltsamen Roman in einem durchaus komplexen Setting zu erzählen. Dass dieser historische Hintergrund gründlichst recherchiert wurde, merkt der Leser durch die vielen, ganz nebenbei eingestreuten Fakten, die den Kontext der Handlung bilden. Dabei verwendet Müller mindestens genauso viel Sorgfalt auf die Zeichnung seiner Figuren.

    All dies ist in dem neuen Roman "Die fremde Spionin" wieder sehr gut gelungen. Ich habe viel über die durchaus politisch prekäre Lage Deutschlands zur damaligen Zeit gelernt. Ria ist eine vielschichtige und spannende Protagonistin, deren Entwicklung ich mit Spannung verfolgt habe und gerne auch in den Folgebänden weiterverfolge. Auch alle weiteren Figuren sind so lebendig und realistisch gezeichnet, dass sie mir bildhaft vor Augen standen.

    Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Ganz besonders gefreut hat mich die intensive Betreuung der Leserunde. Vielen Dank dafür, lieber Titus. :knuddel1

    Ein dicker Dank geht auch an die Teilnehmer der Leserunde, die ich als sehr lebendig und bereichernd empfunden habe.

    Vielen Dank auch an den Verlag für die zur Verfügungstellung des Leseexemplars.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich kann mich meinen begeisterten Vorrednern nur anschließen. Mich konnte der erste Teil der Serie komplett überzeugen.


    Ria, die im Ministerium für Außenhandel in Ost-Berlin arbeitet, wird zur Spionin für die BRD, um Rache an dem Staat zu nehmen, der ihr die Familie geraubt hat. Sie wurde als Kind von ihrer Familie getrennt und wie ihre Schwester in eine Pflegefamilie gegeben, weil ihr Vater nicht staatstreu war. Die Hoffnung, ihre Schwester zu finden, lässt sie zustimmen, der BRD Informationen zu liefern, was sie teilweise so kaltblütig durchgezogen hat, dass ich nur den Hut vor ihr ziehen konnte.


    Die beiden Geheimdienste, der BND und der KGB nehmen entsprechend Einfluss auf sie, nachdem sie durch den Spion Sorokin enttarnt wurde und nun auch für den KGB spionieren soll.


    Die Story ist einfach mitreißend, in einer Zeit kurz vor dem Mauerbau, in dem zahlreiche historische Figuren die Geschichte bereichern und abrunden. So treten John F. Kennedy genauso wie Erich Honnecker auf, was aber einfach passte und nicht gewollt wirkte.


    Für mich war "Die fremde Spionin" ein fessender Spionageroman zu einer sehr brisanten Zeit um das Jahr 1961 herum, in der die Beziehung zwischen Ost und West entscheidende Wendungen nahm. Durchgängig spannend, konnte ich das Buch ab der Hälfte nicht mehr aus den Händen legen, weil ich unbedingt wissen musste, was passiert. Und wider besseren Wissens hofft man mit den Figuren, dass die Mauer nicht gebaut wird, und das will was heißen.


    Von mir eine absolute Leseempfehlung.

  • Titus Müller schafft es wieder wunderbar in seinem neuen Roman Geschichte lebendig werden zu lassen. Als Leser ist man direkt mittendrin im Sionagegeschehen zwischen und Ost und West und bangt und leidet mit Ria.

    Besonders gut gefallen hat mir die sehr facettenreich und lebendig dargestellten Figuren, auch die "Bösen" haben ihre guten Seiten und sind zum Teil regelrecht sympathisch.


    Von mir gibt es volle 10 Punkte!

  • Meinen Leseeindruck stelle ich urlaubsbedingt erst jetzt ein:

    Den Namen des Autoren Titus Müller kannte ich vom Hörensagen begeisterter Leser. Nachdem ich „Die fremde Spionin“ gelesen habe, gehöre ich auch zu den LeserInnen. Der neue Spannungsroman, der den Auftakt zu einer Trilogie deutscher Geschichte beschreibt, ist mein Monatshighlight.


    Der Roman spielt 1961 im noch nicht durch eine Mauer geteilten Berlin. Es gibt drei Handlungsstränge, die parallel einen gleich auf den ersten Seiten in die erzählte Geschichte versuchen zu ziehen.


    Ria, die 21-jährige Protagonistin, ist in einer staatstreuen Familie aufgewachsen, nachdem man sie ihrer kritischen Familie weggenommen hat. Dann gibt es den kaum älteren KGB-Agenten Sorokin und auf Seiten der BRD begegnet man dem BND-Mann Hähner. Ria beginnt eine Tätigkeit im Ministerium für Aussenhandel als Sekretärin für Alexander Schalck (-Golodkowski), einem Mann, der auch noch nach 1989 eine Rolle in der gesamtdeutschen Politik spielte. Auch der KGB-Agent ist an eine historische Figur angelehnt.


    Im Anhang des Romanes ist nicht nur das umfangreiche Literatur-/Rechercheverzeichnis aufgeführt, sondern Titus Müller erzählt und ergänzt seinen Roman mit Fakten zu seiner Geschichte.


    Sehr schnell hat mich das Buch gepackt, ich war sehr gespannt, wie es weiterging. Titus Müller hat mir die Augen geöffnet für ein Thema, welches ich abseits der Problematik um den Mauerbau und das Leben im geteilten Deutschland, wenig berücksichtigt hatte. Die Arbeit von Geheimdiensten, das Anwerben von Agenten, die technische – für mich überraschend gute- Ausstattung und ihre Gefährlichkeit. Agent ist kein Job, sondern Lebensaufgabe und die Agenten in dieser Geschichte handeln immer wieder für und gegen ihr eigenes Überleben. Agenten sind gefährlich, sie schrecken nicht vor dem Tod und dem Töten zurück. Ich lese keine Thriller, von daher bin ich nicht viel gewohnt. Aber in diesem Buch, wird nichts so geschildert, dass ich einen Absatz überspringen oder mich gruseln würde. Ich bin überzeugt, dass Taten so geschehen sind und auch heute noch Agenten viel Gewalt anwenden.


    Das „Schlimme“, Titus Müller beschreibt Agenten so, dass man sympathisiert – aber es gibt auch Personen im Buch, da graust es einem nur, wenn sie heranschnaufen.


    Ria ist eine sehr interessierte junge Frau mit Geheimnissen, die vom BND angeworben wird an ihrem Arbeitsplatz zu spionieren. Ihre Motivation mitzuarbeiten, ist vom BND zu erfahren, wo ihre jüngere Schwester abgeblieben ist. Beide Schwestern wurden nach der Verhaftung der Eltern in getrennten Familien untergebracht.


    Wahnsinn, wie klein Spionagekameras waren und wie man sie versteckt einsetzt, bzw. wie Spionageergebnisse in den Westen übermittelt wurden. Der Roman nimmt einen mit in die Spionageabläufe, die Übergabe des Recherchematerials und die Gefährlichkeit jedes Handelns. Auch wenn Ria Hauptperson ist, d.h. ich plante ihr in Fortsetzungen zu begegnen, hat man ständig Angst, dass ihr etwas zustößt, sie ihr Leben verliert.


    Der Roman ist superspannend und ich habe ihn sehr gern gelesen. Leider müssen wir LeserInnen nun bis Mai 2022 warten, bis wir im 1973 spielenden nächsten Band der Trilogie „Das zweite Geheimnis“ weiterlesen können. Ich freue mich darauf und freue mich durch diesen Auftaktband einen neuen Autoren kennengelernt zu haben.


    Ich durfte das Buch im Rahmen einer durch den Autoren begleiteten Leserunde kennenlernen. Diese Möglichkeit ist ein Geschenk – vielen Dank, Titus Müller, dass Du so engagiert unsere Anmerkungen und Gedanken verfolgt und darauf lange und ausführlich reagiert hast.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Die 21-jährige Ria Nachtmann tritt ihre erste Stelle an und ist im Ministerium für Außenhandel Alexander Schalck unterstellt. Dann tritt der BND an sie heran, um sie als Informantin anzuwerben. Ria will ihre Schwester wiederfinden und lässt sich daher auf die Sache ein. Doch dann erfährt sie etwas, dass einschneidende Konsequenzen haben wird – für sie und für die beiden deutschen Staaten.

    Dies ist der Auftaktband der Spionin-Trilogie von Titus Müller. Im Jahr 1961 ist Berlin zwar schon geteilt, aber noch ist der Übergang von Ost nach West durchlässig. Berlin ist ein Tummelplatz für Agenten und jeder hofft, aus den Informationen einen Vorteil zu haben. Ziemlich bedrückend ist es zu erleben, wie die Menschen ständig überwacht werden und sich jedes Wort überlegen müssen. Natürlich ist das alles bekannt, aber hier wird es nochmals besonders deutlich und erschreckend.

    Ria hat als 10-Jährige miterleben müssen, wie ihre Eltern von der Stasi abgeholt wurden. Sie und ihre Schwester kamen zu linientreuen Eltern. Eigentlich hatte Ria es nicht schlecht getroffen, denn ihre Eltern lieben sie sehr. Doch über die Vergangenheit darf sie nicht reden. Aber Ria kann nicht vergessen, was geschehen ist und sie hat sich immer angepasst, um sich irgendwann zu rächen und ihre Schwester Jolanthe wiederzufinden. Sie ist eine clevere Person und arbeitet sich schnell ein. Dabei lernt sie interessante Personen kennen. Der KGB Spion Sorokin ist auch eine interessante Persönlichkeit, der gerne ein normales Leben führen möchte, aber aus den Zwängen nicht herauskommt.

    Es ist eine interessante und komplexe Geschichte, die allerdings auch einige Längen hat. Dennoch hat sie gefallen und ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht.


    8/10

  • Ria wurde mit 10 Jahren aus ihrer Familie gerissen und an systemtreuen Eltern als Pflegekind gegeben. Sie kann diese Trennung bis heute nicht verwinden. Als sie daher vom BND angesprochen wird, ob sie bereit wäre zu spionieren, stimmt sie dem zu. Allerdings ist ihr nicht bewusst, dass sie dabei immer mehr zwischen die Fronten gerät. Sie gerät schnell in das Visier von Stasi und KGB und nur der Gedanke daran, ihre Schwester wiederzufinden lässt sie an ihren Plänen festhalten


    Das Buch spielt in den Monaten vor dem Mauerbau 1961 in Berlin. Der Leser taucht ein in die Welt der Spionage und Gegenspionage, die spannender nicht sein könnte. Auch wenn man vieles zum Mauerbau ja vielleicht schon kennt, ist es doch unglaublich spannend wie die geheimen Pläne der DDR-Führung tatsächlich umgesetzt wurden. Titus Müller beschränkt sich dabei nicht nur auf die Handlung rund um Ria, sondern lässt hier auch wahre Begebenheiten mit einfließen, die die Geschichte noch besser verständlich machen. So haben Erich Honecker und John F. Kennedy ihre Auftritte und man merkt, wie sehr das deutsche Volk auf beiden Seiten doch ein Spielball der Weltmächte war.


    Ich fand das Buch unglaublich spannend und lebendig geschrieben. Man fiebert immer um Ria, ob und wie sie ihren Verfolgern entkommen kann. Und hofft doch ein bisschen, dass sie den Mauerbau vielleicht doch verhindern kann. Auch wenn man weiß, dass das sicher nicht der Fall sein wird. Die Mischung aus fiktiver Geschichte und wahrer Begebenheiten war für mich sehr gelungen. So lernt man ganz nebenbei noch etwas über die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit. Was ich auch hervorragend gelungen fand, war die differenzierte Darstellung der Geheimdienstler. Da ist keiner nur gut oder nur böse, alle haben ihre Schattenseiten, aber auch eben sehr menschliche Züge, auch wenn sich das nicht immer mit ihrer Tätigkeit verbinden lässt.


    Ich kann das Buch nur empfehlen und freue mich auf die Fortsetzung, die nächstes Jahr erscheinen wird.


    10 von 10 Punkte

  • Ein Buch von Titus Müller ist wie lebendig gewordener Geschichtsunterricht. Man kann eine längst vergangene Epoche erleben, im Großen wie im Kleinen, und mit den Hauptfiguren eintauchen in das damalige Zeitgeschehen.


    Diesmal hat sich Titus Müller an eine Trilogie herangewagt. Dieser erste Teil spielt im Jahr 1961, kurz vor dem Mauerbau. Deutschland ist zweigeteilt in Ost und West und gerade in Berlin sind die Menschen, die sich in den Westen absetzen, nur noch schwer aufzuhalten. Die Stimmungen sind aufgeladen, auf der politischen Weltbühne wie auch im privaten Bereich. Im Hintergrund agieren die Geheimdienste, zumeist mit höchster Brutalität. Ria Nachtmann, eine junge Ostdeutsche, deren Leben bis dato in nicht ganz ruhigen Bahnen verlaufen ist, weckt aufgrund ihrer Arbeit im Außenhandelsministerium plötzlich das Interesse des Bundesnachrichtendienstes und agiert fortan als Spionin für den Westen.


    Rias Geschichte ist eindrucksvoll und gut verknüpft mit den politischen Spannungen, die damals herrschten. Ihr persönliches Schicksal berührt: Ihre Eltern passten dem Regime nicht, sie wurden „entfernt“ und Ria und ihre Schwester getrennt. Ria wuchs bei regimekonformen Pflegeeltern auf, die ihr keine Liebe schenkten. Die Sehnsucht nach ihrer Schwester blieb und war letztlich der Grund, aus welchem heraus sie dieser Spionagetätigkeit zustimmt.


    Ihr Gegenspieler, KGB-Agent Sorokin, ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Auch er hatte keinen guten Start ins Leben und wendet sich aus Existenznot dem KGB zu. Einem Bund, dem er so ohne Weiteres nicht mehr entkommen kann. Anders als Ria ist er äußerst brutal, hat die harte Schule des KGB durchlaufen und schreckt vor nichts zurück. Aber dies wäre kein Buch von Titus Müller, wenn nicht auch die menschliche, weichere Seite Sorokins beleuchtet würde. Seine Sehnsucht, ein liebevoller Familienvater sein zu können und aus seinem bisherigen Leben auszubrechen, ist so eindringlich geschildert, dass man seine ganze brutale Seite einfach ausblendet und mit diesem Menschen leidet.


    Es sind genau diese zwischenmenschlichen Töne, die Titus Müllers Bücher so lesenswert machen. Geschichte besteht eben nicht nur aus Zahlen und Fakten, sie zeigt sich in erster Linie in den Schicksalen der einzelnen Personen, die, einmal zusammengefügt, erst das große Ganze ergeben. Natürlich kommen auch die harten Fakten nicht zu kurz, historische Persönlichkeiten und Begebenheiten haben gleichfalls Raum in diesem Roman, so dass sich ein rundum stimmiges Gesamtbild ergibt. So macht Geschichte Spaß und ich habe diesen ersten Band sehr gerne gelesen! Von mir daher 9 Eulenpunkte.