'Der Himmel über Amerika - Rebekkas Weg' - Seiten 089 - 158

  • Rebekka ist echt in einer Zwickmühle, aber wenn sie Josuas Berührungen nicht erträgt, kann es in der Ehe nur schlimm werden, eigentlich für beide.

    Das ist wohl wahr, aber im Moment widerspricht sie auch nicht, sondern macht alles mit sich aus. Irgendwann muss sie die Notbremse ziehen oder sie wird sehr unglücklich.

    Auch wenn ihm das eine oder andere noch schwer fällt, kann ich mir schon vorstellen, dass er das durchhalten könnte. Für Rebekka - aber auch für sich selber. Mit der Mühle hat er für sich ein "Zuhause" gefunden und wenn er wieder weg geht, müsste er wieder von vorne beginnen.

    Ich denke auch, dass er bleiben wird und dass er sich immer mehr einlebt.

    Wie ich das verstehe kann man sich ja als Erwachsener taufen lassen und damit der Gemeinschaft beitreten. Also wohl auch als vormals Andersgläubiger.

    Leider aber hat er gesagt, dass er bereits getauft ist.

  • Susanna und Rebekka lieben also beide Männer, die nicht für sie bestimmt sind. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Ich würde den beiden ja schon eine glückliche Ehe wünschen. Der Vater scheint ja prinzipiell nicht so tyrannisch zu sein, vielleicht ergibt sich ja noch etwas.

    Da ergibt sich bestimmt noch etwas.

    Interessant fand ich auch, wie Daniel bemerkt, wie sauber auch alles ist, Wohnung, Geschirr, Kleidung, sie waschen sich regelmäßig. Und er bemerkte, dass weniger krank waren. Das hatten die also schon drauf, dass die Reinlichkeit quasi ein Weg der Gesunderhaltung ist.

    Ist schon seltsam, dass ihm das auffällt. Er ist ein Müllerssohn, da sollte man eigentlich auch annehmen, dass dort Reinlichkeit sein sollte.

    Schwer - einerseits finde ich diese Gemeinschaft wunderbar, auf der anderen Seite beengeng.

    Stimmt, so empfinde ich das auch.

    Gleich auf S. 89 habe ich etwas gestutzt, nämlich über die Seitenverteilung beim Gottesdienst. Ich kenne es von meiner Kindheit her genau anders herum: die Frauen links, die Männerrechts. Außer Familien, da gab es schon etliche, die gemeinsam in der Bank waren. Selbst heute noch, da sich diese Dinge verwischt haben, gehe ich, wenn ich in eine Kirche komme, automatisch auf die rechte Seite. Alte Gewohnheiteben.

    Bei uns saßen die Frauen auch rechts und Familien wurden auch getrennt, nur ganz kleine Kinder beiderlei Geschlchts saßen bei der Mutter. Väter haben sich früher ja eher wenig um die Kinder gekümmert.

    die Schwester von Gideon kann auch gut Gift verspritzen.

    Finde aber schön, dass nicht alle nur gute Seiten haben.

    Natürlich ohne das Wasser zu wechseln.

    Seltsam, daß es viele Krankheiten gab.

    Ich glaube, damals wäre ich nicht baden gegangen...

    Wenn man es nicht anders kennt. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass die ganze Familie nacheinander ins gleiche Badewasser gestiegen ist.

  • Leider aber hat er gesagt, dass er bereits getauft ist.

    Das bezog sich aber auf die Taufe bei den Amisch. Da wird man nur als Erwachsener getauft (meistens zwischen 16 und 20 Jahren), wenn man sich entscheidet, der Gemeinde anzugehören. Kinder sind nicht amisch, erst wenn sie sich taufen lassen. Da Daniel schon 22 ist, wäre es für Amisch seltsam, wenn der da noch nicht getauft wäre.

    Ist schon seltsam, dass ihm das auffällt. Er ist ein Müllerssohn, da sollte man eigentlich auch annehmen, dass dort Reinlichkeit sein sollte.

    Inwieweit Müller reinlich waren, weiß ich nicht. Aber Daniel war zwei Jahre bei den Soldaten und die haben sich bestimmt nicht jeden Tag gewaschen.

  • Inwieweit Müller reinlich waren, weiß ich nicht. Aber Daniel war zwei Jahre bei den Soldaten und die haben sich bestimmt nicht jeden Tag gewaschen.

    Danke, das hätte ich jetzt auch erwähnt. Und man kennt ja die Zustände, wenn auch nicht aus persönlicher Erfahrung aber aus Berichten, dass die Leute damals glaubten, sich oft zu waschen würde krank machen.

  • Wenn man es nicht anders kennt. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass die ganze Familie nacheinander ins gleiche Badewasser gestiegen ist.

    Das wiederum entsinne ich nicht. Als mein Bruder und ich noch ziemlich klein waren, wurden wir zusammen gebadet, später dann badete jeder einzeln, in jeweils frischem Wasser. Allerdings gab es seinerzeit nur ein Mal die Woche warmes Wasser - am Badetag. Dabei hatten wir noch Glück. Mein Vater hatte eine Werkdienstwohnung, da er öfters Bereitschaftsdienst leisten mußte. Das war das einzige Haus in der Straße, in der die Wohnung ein Bad mit Badewanne hatte. Die anderen Häuser (gehörten alle dem bayr. Staat) hatten keine Bäder, dafür war im Keller "unseres" Hauses eine öffentliche Badeanstalt, in der diese Menschen dann ein Mal die Woche baden konnten. Zumindest in den ersten beiden Dritteln der 60er Jahre war das so; wann auch in die anderen Häuser Bäder eingebaut (und die Badeanstalt außer Betrieb ging) wurden, weiß ich nicht mehr.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das mit dem Badewasser hat die Familie meiner Taufpatin wohl auch praktiziert. Er war extrem geizig und er durfte als erstes ins Badewasser, dann die Frau, dann die zwei Kinder. Wahrscheinlich war er ein Kriegskind aber ich fand das nicht so prickelnd. Vor allem, da bis dahin das Wasser ja eiskalt war. (Ich bade sowieso nicht gerne in der Wanne.) Meine Famile hat das nicht gemacht. Gott sei Dank. Und gemeinsames Baden gab es nur bei den Jungs als sie noch klein waren.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Das mit dem Badewasser hat die Familie meiner Taufpatin wohl auch praktiziert. Er war extrem geizig und er durfte als erstes ins Badewasser, dann die Frau, dann die zwei Kinder. Wahrscheinlich war er ein Kriegskind aber ich fand das nicht so prickelnd. Vor allem, da bis dahin das Wasser ja eiskalt war. (Ich bade sowieso nicht gerne in der Wanne.) Meine Famile hat das nicht gemacht. Gott sei Dank. Und gemeinsames Baden gab es nur bei den Jungs als sie noch klein waren.

    Es war keine Frage des Geizes, sondern der Zweckmäßigkeit. Die Zinkwanne, in der auch die Wäsche gewaschen wurde, musste mit warmen Wasser gefüllt werden, das zuvor auf dem Kohleofen warm gemacht werden musste. Da ging nicht so von jetzt auf gleich. Wir Kinder kamen zuerst dran, dann meine Mutter und dann mein Vater, weil er durch die Arbeit wohl am schmutzigsten war. Als wir dann in unser Haus zogen und ein Bad hatten, wurde natürlich alles ganz anders.

  • Es war keine Frage des Geizes, sondern der Zweckmäßigkeit

    Ich meinte, dass es bei dem Mann meiner Taufpatin der blanke Geiz war. ;) War ein fürchterlicher Despot. Hat sich von ihm scheiden lassen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Und gemeinsames Baden gab es nur bei den Jungs als sie noch klein waren.


    Als Kind wurde ich auch immer mit meinem Bruder zusammen in die Wanne gesteckt und wir haben immer fürchterlich gestritten, wer auf der Stöpselfreien Seite sitzen darf :lache


    Total harmonisch dagegen das Badevergnügen meiner 3 kleinen süßen Damen. Sitzen und planschen zusammen in der Wanne und freuen sich dabei.




    smilie_bad_96.gif

  • Bei uns hatte auch jeder sein eigenes Badewasser. Als wir Kinder klein waren, haben wir schon mal zu zweit in der Wanne gesessen, das habe ich aber auch bei meinen Kindern so gemacht. Das waren dann Wasserschlachten :lache

    Allerdings war ich als Kind in den Sommerferien oft bei meiner Großtante. Die hatte einen Holz -oder Zinkzuber im Anbau. Da wurde warmes Wasser reingekippt und ich durfte drin baden. Badezimmer hatten sie zu der zeit noch keines.

  • Ich habe auch das Gefühl, dass er die Gemeindemitlieder immer mehr zu schätzen lernt.

    Er ist von Anfang an freundlich aufgenommen worden und fühlt sich sicher. Da kann er gut auf die anderen zugehen und sie so nehmen, wie sie sind. Es gibt ja wirklich auch viele freundliche Menschen dort.

    Ich glaube, darüber habe ich mich im ersten Abschnitt ausgelassen. Normalerweise ist es ja auch so, dass Regeln eher gelockert werden. Vielleicht wurden die Frauen zu aufmüpfig und die Männer sahen sich im Nachteil? Ist ja im Islam ähnlich, die radikalen, der IS usw. stellen ja auch Regeln auf, die längst abgeschafft waren. Frauen und Mädchen durften zur Schule gehen etc. sich ohne Verschleierung zeigen, öffentlich reden. Alles dahin. Zumindest in manchen Ländern und Regionen. Vielleicht gab es bei den Ammanleit ja auch ähnliche Gründe.

    Wir haben 1989 eine Ostanatolien-Rundreise gemacht. Ich hatte vorher schon Vorstellungen, dass in den spärlich besiedelten Landstrichen der Glaube strenger gehandhabt wird als in den größeren Städten. Doch ich musste viele meiner Vorurteile über den Haufen werfen. Kopftücher und Niqab haben wir gar nicht so viel gesehen. Wenn ich heute durch unsere Stadt gehe, ist das anders. Auch da scheint sich etwas zu ändern und strenger gesehen zu werden.

    Noch hat er ja viele Vorurteile und falsche Vorstellungen von den "Amish".

    Woher sollte er es auch wissen. Er hat ja nur von anderen Vorurteile aufgeschnappt und diese übernommen.

    Gut sie sondern sich auch ab, aber ich denke, wenn man als Grupper immerwieder verfolgt wurde, ist das tatsächlich nicht so ungewöhnlich.

    Sie sondern sich ab, aber sie werden ja von den anderen auch abgesondert.

  • Das Buch liest sich prima und ich habe Daniels Start in der Gemeinde gern verfolgt, sehr interessant, wie er sich in die Bräuche und Verhaltensweisen einfindet.

    Dieses Gemeinschaftsgefühl und die Hilfsbereitschaft klingen schön. Auch der Gedanke, dass Geber und Beschenkter Segen erfahren.

    Gleichzeitig ist mir noch nicht ganz klar, warum sie von Außenstehenden gemieden werden. Oder sondern sie sich selbst so sehr ab, dass deshalb keiner Interesse hat?

    Interessant fand ich, dass die jungen Frauen als selbstbewusst und offen beschrieben werden. Aber Zicken und Petzen gibts also auch hier...

  • Dieses Gemeinschaftsgefühl und die Hilfsbereitschaft klingen schön. Auch der Gedanke, dass Geber und Beschenkter Segen erfahren.

    Gleichzeitig ist mir noch nicht ganz klar, warum sie von Außenstehenden gemieden werden. Oder sondern sie sich selbst so sehr ab, dass deshalb keiner Interesse hat?

    An der Stelle bin ich eben auch angekommen - und genau dieser Gedanke kam mir auch (zum Geben und Nehmen).


    Ja, weshalb werden sie so gemieden? Oder ist das tatsächlich auch gewollt?

  • An der Stelle bin ich eben auch angekommen - und genau dieser Gedanke kam mir auch (zum Geben und Nehmen).


    Ja, weshalb werden sie so gemieden? Oder ist das tatsächlich auch gewollt?

    Ich vermute, daß alles, was gegen die "normale" Kirche und vor allem die Prediger ging, für die Kirche ein Meidungsgrund war.


    War ja schon immer so. Luther war von der katholischen Kirche gehasst.

    Schon Jahrhunderte vorher wurden "legerere" Ansichten über die Kirche als ketzerisch verachtet.


    Sprich, die Kirche hat alles, was nur etwas gegen sie ging, softort versucht, im Keim zu ersticken.

  • Das ist sicher so.


    Wobei ja hier von "legereren" Ansichten eigentlich nicht die Rede sein kann.

    Die Amischen leben ja eher Bibel getreu.........und meiden deshalb vielleicht auch von sich aus möglichst den Kontakt zu anderen.

  • Ja, weshalb werden sie so gemieden? Oder ist das tatsächlich auch gewollt?

    Das Thema kam weiter vorne schon mal auf. Ich zitiere mich mal selbst:

    Zitat

    Die Täufer wurden in ihren Anfängen erbittert verfolgt, weil sie die Autorität der Obrigkeit nicht anerkannt haben. Das 16./ 17. jahrhundert war ja eine Zeit, in der man glaubte, dass nicht alle Menschen gleich sind.

    Da die Täufer Eide ablehnten verweigerten sie die damals üblichen Lehen- bzw. Gehorsamseide gegenüber der Obrigkeit. Außerdem verweigerten sie den Kriegsdienst,

    Und dann waren sie auch noch sehr erfolgreichen Bauern und Viehzüchter. Sie nutzten "moderne" Anbaumethoden, düngten anders, bewässerten ihr Felder. Ihre Tiere gedeihen meistens besser als die ihrer Nachbarn. Das macht neidisch und oft war die Zugehörigkeit zu den Mennoniten oder Amisch nur ein Vorwand, um sie zu enteignen.


    Die Verfolgung hat diese Gemeinschaften sehr zusammengeschweißt. Sie wurden gefoltert, als Sklaven auf die Galeeren verkauft, verbrannt und besonders gerne ertränkt ( eine grausame Verhöhnung der Erwachsenentaufe.) Das war alles vor Rebekkas Zeit, aber es hat die Amisch geprägt. Es gibt den "Märtyrerspiegel" in dem die Geschichten erzählt werden und den fast jeder Amisch Haushalt hatte.

    Zitat

    Bei den Amisch gehört das Absondern auch zum Glauben und ist gewollt:

    "Es steht geschrieben, zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen und geht aus von ihnen und sondert euch ab. Korinther 6; 14,17 "

    Und da alle Nicht-Amisch "Ungläubige" sind, will man wenig mit ihnen zu tun haben.

  • Tja, die Katholische Kirche hält sich ja für die allein selig machende. Von daher kann es nicht sein, dass es da irgendeine Religion gibt, die ebenfalls Anhänger findet.