Lina Behrens - Das Stranddistelhaus

  • ASIN/ISBN: 3596705665


    • Herausgeber : FISCHER Taschenbuch; 1. Edition (26. Mai 2021)
    • Sprache : Deutsch
    • Taschenbuch : 432 Seiten
    • ISBN-10 : 3596705665
    • ISBN-13 : 978-3596705665


    Klappentext:

    Das Meer hören, die Liebe sehen, die Wahrheit sagen: Im Leben von drei ganz unterschiedlichen Frauen wird die Reise nach Spiekeroog zu einem Wendepunkt.

    Seit ihrer Kindheit war Rieke nicht mehr auf Spiekeroog, doch nun erscheint ihr die Insel als einziger Ausweg. Die Erkenntnis, dass ihre Ehe am Ende ist und der darauffolgende Hörsturz bringen Rieke dazu, endlich innezuhalten. Wo sollte das besser gehen als in ihrem Stranddistelhaus auf der „Insel der Stille“?

    1962 möchte Viola ihre kranke Mutter vor der herannahenden Sturmflut in Sicherheit bringen, aber diese weigert sich. Viola möchte endlich wissen, was auf der Insel geschehen ist: Warum würde ihre Mutter eher sterben, als die Insel zu verlassen?

    Im Frühling 1933 überzeugt Silvia ihren Mann Joachim davon, nach Spiekeroog zu flüchten. Da er als kritischer Journalist ins Visier der neuen Machthaber geraten ist, hoffen sie nun, sich auf der ruhigen Insel verstecken zu können …

    Ein bewegender Roman über die Kraft der Natur, die Bedeutung der Liebe und die Macht der Wahrheit.


    Zum Inhalt:

    Eine Insel. Drei Frauen. Drei Schicksale.

    Spiekeroog 2019. Nachdem Rieke herausgefunden hat, dass ihr Mann sie betrügt und sogar verlassen will, erleidet sie einen Hörsturz, auch bedingt durch die viele Arbeit in den letzten Jahren. Ihr Arzt erklärt ihr eindringlich, dass das ein Warnschuss war und sie sich unbedingt die nächsten Wochen schonen muss. Also flüchtet sie auf die kleine Nordseeinsel Spiekeroog, wo ihre Familie seit Jahren ein Ferienhaus hat. Der Zustand des Stranddistelhauses ist allerdings eher schlecht und Handwerker sind zur Zeit schlecht zu bekommen. Rieke aber ist fest entschlossen, aus dem Haus wieder ein idyllisches Feriendomizil zu machen und stürzt sich in die Renovierungsarbeiten.

    Im Jahr 1962 steht die große Sturmflut gerade bevor und Viola versucht alles, ihre kranke Mutter von der Insel und in Sicherheit zu bringen. Aber Cäcilia weigert sich, nie wieder wird sie Spiekeroog verlassen. Eine Erklärung gibt sie dafür nicht ab. Viola fragt sich, ob es etwas mit ihrem Vater zu tun hat, von dem sie nichts weiß. nich einmal, ob er noch lebt. Cäcilia spricht niemals über die Vergangenheit, ihre Tochter weiß so gut wie nichts über ihr Leben vor ihrer Geburt. Viola, die als Lehrerin auf Spiekeroog arbeitet, setzt sich in ihrer Freizeit für die Natur der Insel ein. Ganz besonders das Friederikenwäldchen, ein vor mehr als hundert Jahren künstlich angelegter Wald, liegt ihr am Herzen. Ihre Mutter liebt den kleinen Wald und Viola möchte diesen Ort der Stille unbedingt erhalten, nachdem das Salzwasser, das mit der Sturmflut kam, nun die Bäume bedroht.

    1933. Silvia und ihr Mann erleben hautnah die Machtergreifung Hitlers mit. Joachim gerät als Systemkritischer Journalist einer Lübecker Tageszeitung ins Visier des Regimes. Viele seiner Kollegen sind bereits einfach verschwunden und niemand weiß, was mit ihnen passiert ist. Silvia ist überzeugt, dass nur eine Flucht sie beide retten kann. Sie erinnert sich an unbeschwerte Sommerurlaube in ihrer Kindheit auf der Insel der Stille, Spiekeroog und überzeugt Joachim schließlich, dorthin zu gehen. Aber auch hier ist die Sicherheit trügerisch...


    Meine Meinung:

    Was für ein tolles Buch! Ich habe es in wenigen Tagen gelesen und bin begeistert und bewegt. Von den Geschichten an sich und vom Erzählstil.

    Man erfährt in den Kapiteln immer abwechselnd, wie es mit Rieke, Viola und Silvia weitergeht und ist hautnah dabei, hat an ihren Schicksalen Anteil und fühlt mit ihnen.

    Ganz besonders berührt hat mich die Geschichte von Silvia und Joachim. Hier wird deutlich, dass das damalige Regime auch ganz normale Leute verfolgt und mundtot gemacht hat. Einfach nur Menschen, die eben nicht so blind waren wie viele und nicht daran glaubten, dass Hitler der Heilbringer für Deutschland war. Die ihre Meinung sagten gegen die Machenschaften der Regierung und dadurch in Lebgensgefahr gerieten.

    Auch die Entwicklung von Rieke hat mir gefallen, denn sie findet bei der Arbeit an ihrem Ferienhaus zu sich selbst.

    Am Ende werden auch einige Fäden zusammengeführt und man erfährt, wie die Schicksale der drei Frauen zusammenhängen. Für alle drei war ihre Reise nach Spiekeroog ein Wendepunkt in ihrem Leben und auch die Kraft der Natur spielt eine große Rolle in den Geschichten.


    Die Nordeseeinsel Spiekeroog ist wohl die heimliche Haupt"figur" im Buch. Durch Silvias eigene Recherchen erfährt man auch ein bisschen über die "Insel der Stille". Ich war schon sehr oft in Ostfriesland und habe auch bereits die Inseln Juist und Wangerooge besucht, aber Spiekeroog kenne ich selbst noch nicht. Ich denke aber, das wird sich bald ändern, denn das Friederikenwäldchen möchte ich sehr gerne mit eigenen Augen sehen.


    Fazit: Ein lesenswerter, bewegender Roman, der in drei unterschiedlichen Zeiten spielt und die Schicksale dreier Frauen verbindet. Authentisch und fesselnd.


    Dafür gibt es 10 Eulenpunkte.

  • Ich kann mich meiner begeisterten Vorrednerin nur anschließen.


    ich war Anfang April auf Spiekeroog und wollte unbedingt noch was lesen, was dort spielt und so fiel mir dieses Buch in die Hände.


    Romane mit verschiedenen Zeitebenen mag ich sehr gerne, doch ich mochte jede der drei Frauen so sehr, dass ich zunächst ein wenig unwirsch wurde, wenn die Geschichte wieder zur nächsten sprang, wäre ich doch gerne noch bei der jeweiligen Protagonistin im Kapitel geblieben.


    Silvie und ihr Mann Joachim leben Anfang der 30er Jahre zunächst in Lübeck, doch Joachim ist als Zeitungsredakteur einer eher sozialdemokratisch geprägten Zeitschrift ins Visier der Machthaber geraten. Als ein Fluchtversuch scheitert, sucht Silvie einen Ort, an dem sie ganz ungestört weiter leben können. Was passt da besser als die abgeschiedene Insel Spiekeroog, zu der die Anreise äußerst beschwerlich ist? Die Schilderungen, wie die Reise damals stattfand, hat mich in der Zeit zurückreisen lassen.


    Viola begleiten wir im Jahr 1962, als die schwere Sturmflut auch Spiekeroog trifft. Doch ihre sture Mutter will ihre Heimat nicht verlassen und so nimmt Viola eine Tätigkeit am Insel-Internat auf. Das Friederikenwäldchen ist durch die Sturmflut bedroht, da das Salzwasser den Bäumen stark zusetzt und sie sterben lässt. Das kann sie nicht zulassen, bedeuet das Wäldchen ihrer Mutter doch soviel und vielleicht übersteht auch Cäcilie ihre Krankheit, wenn nur die Bäume überleben.


    Im Jahr 2019 flüchtet auch Rieke nach Spiekeroog, nach einem Hörsturz, der sie außer Gefecht setzt, als sie entdeckt, dass ihr Mann eine Affäre mit ihrer Assistentin hat. Dazu der Streß auf der Arbeit. Ihr Arzt rät ihr zur Auszeit und da erinnert sie sich an das Stranddistelhaus, das ihrer Familie seit langem gehört, aber stark renovierungsbedürftig ist.


    Und so erleben wir das Schicksal der drei Frauen mit, die ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen und jede auf ihre Art auch ums Überleben kämpfen müssen.


    Ich habe das Buch verschlungen, bin dabei auch immer wieder über die Insel gestreift, habe teilweise noch nach Bildern gegoogelt und Straßenpläne herausgesucht, um die Wege nachzuvollziehen, die die Frauen gehen. Viel zu schnell waren die Seiten gelesen und haben mich zufrieden, aber auch ein wenig traurig zurückgelassen, gerade, was die Schilderungen von Silvie angingen, die zur Nazizeit lebte. Mir waren die Protagonistinnen sehr nah und der Schreibstil war anschaulich und mitreißend.


    Große Empfehlung, hat mir richtig gut gefallen.


    10 Punkte