Die Prinzen von Irland - Edward Rutherfurd

  • Klappentext:
    Im 5. Jahrhundert ist Dubh Linn ("dunkler Teich") kaum mehr als eine Furt im Marschland mit einer Wassermühle und ein paar Bauernhöfen. Hier herrscht Fergus, der Viehhändler und Clanhäuptling. Er achtet die keltische Tradition, bis er miterleben muss, dass deren Hüter, die Druiden, seiner Tochter Deirdre und seinem Schwiegersohn ein übermenschliches Opfer abverlangen. Erst am Ende seines langen Lebens wird Fergus Zeuge, wie die Macht der Druiden gebrochen wird: Der ebenso charismatische wie gerissene Patrick, ein früherer Sklave, bekehrt immer mehr Menschen zum Christentum, und auch Deirdres Sohn fühlt sich zu dem Missionar hingezogen.


    Nach der Invasion der Wikinger wird Dublin 841 eine bedeutende Hafenstadt. Fergus' Nachfahren müssen zwischen den Besatzern und den alteingesessenen Familien lavieren, um ihren Besitz in stürmischen Zeiten zu wahren. Nur zögernd schließen sie sich dem großen irischen Fürsten Brian Boru an, der den Wikingern 1014 in der Schlacht von Clontarf die Stirn bietet. Auch in der Folge wird Dublins Unabhängigkeit immer wieder gefährdet: Die englischen Tudorkönige haben die Bedeutung der Stadt an der Liffey-Mündung erkannt und versuchen sie zu erorbern. Auf unnachahmliche Art verbindet Edward Rutherfurd die wichtigsten Ereignisse der irischen Geschichte mit einer spannenden Familiensaga. Mitreißend schildert er die abenteuerlichen Schicksale von Händlern, Rittern und Mönchen, von Söldnern, Schmugglern und Tagedieben. Im Mittelpunkt seines Romans stehen jedoch jene Frauen und Männer, die keine List und kein Wagnis scheuen, wenn es gilt, ihre Sehnsucht nach Liebe und Leidenschaft zu stillen.


    Autor: (lt. Klappentext)
    Edward Rutherfurd wurde in Salisbury geboren, studierte in Cambridge und lebte lange Jahre in Dublin, bevor er seine große Dublin-Saga schrieb. Seine Romane Sarum (1990), London (1998 ) und Der Wald der Könige (2000) waren internationale Bestseller. Gegenwärtig arbeitet er an einem weiteren Roman über Dublin, der die Geschichte dieser Stadt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart einfangen wird.


    Meine Meinung habe ich mit dieser Rezension bei Amazon eingestellt:
    Als großer Irland-Fan musste ich mir natürlich den ersten Teil der Dublin-Saga gleich nach Erscheinen zulegen. Die als Zweiteiler geplante Dublin-Saga von Edward Rutherfurd verarbeitet die Geschichte Dublins vom 5. Jhdt. nach Christus bis zur Neuzeit. Der elf Jahrhunderte umspannende historische Roman wird vom Autor anhand der Nachfahren einer Familie und ihres Umfelds erzählt.


    Bereits im Prolog wird erkennbar, wie sehr der Autor Irland und seine Natur liebt, und es gelingt ihm, seine Eindrücke so in Worte zu fassen, dass sie jeder, der Irland bereist hat, bestätigen wird.


    Die Liebesgeschichte von Deirdre und Conall bringt dem Leser das keltische Irland mit seinen Sagen, Mythen, wesentlichen Festen und Riten näher und zeigt die gesellschaftliche Struktur im 5. Jahrhundert bis hin zur beginnenden Christianisierung, bei der natürlich St. Patrick, Irlands Schutzpatron, eine wesentliche Rolle spielt. Die Geschichten der Nachfahren von Deirdre und Conall bilden den Rahmen für die Ankunft der Wikinger, Aufstieg und Niedergang von Brian Boru, dem letzten irischen Hochkönig, den zunehmenden Einfluß der Engländer in Irland und die Verwicklung Irlands in die englischen Thronfolgeauseinandersetzungen und die Auseinandersetzungen Heinrichs VIII. mit dem Vatikan und dem spanischen König.


    Obwohl Edward Rutherfurd die Geschichte der Nachfahren von Deirdre und Conall über kleine Details wie z. B. ein Trinkgefäß verknüpft, gibt es natürlich einige Zeitsprünge im Roman, die auch zu Brüchen führen. Trotzdem schafft der Autor es immer wieder seine Leser in den Bann der Erlebnisse seiner Akteure zu ziehen und ganz nebenbei auf unterhaltsame Art geschichtliches Basiswissen aber auch interessante Details zu vermitteln, die selbst Irland-Kennern vielleicht bisher nicht so bekannt waren. Sprache und Erzählstil des Romans wirkten auf mich, als ob Großvater seinen Kindern und Enkeln vor dem Kamin sitzend Geschichten von früher erzählt. Gelegentlich tritt der Erzähler hervor, indem er Vermutungen anstellt oder für lange Zeitsprünge Zusammenhänge schafft, sobald es aber um die Menschen geht, deren Geschichten erzählt werden, rückt er sofort wieder in den Hintergrund. Rutherfurd schafft es über die Schicksale von Deirdre, Conall und ihren Nachfahren Bilder im Kopf entstehen zu lassen, Ursachen der geschichtlichen Entwicklungen verständlich zu machen und das Leben der Bewohner Irlands lebendig werden zu lassen. Lediglich die letzte Geschichte erschien mir in manchen Punkten etwas konstruiert.


    Edward Rutherfurd hat gewissenhaft recherchiert, nach eigenen Angaben ging er sogar soweit, seinen Roman von drei Professoren der Geschichte gegenlesen zu lassen. Dem historisch interessierten Leser gibt er im Nachwort eine Abgrenzung, welche Bestandteile seines Romans historisch nachgewiesen und welche fiktiv sind.


    Passend zum Inhalt ist der Roman smaragdgrün gebunden und mit einem goldenen Lesebändchen versehen; er enthält vor und nach dem Textteil hilfreiches Kartenmaterial zu Irland und Dublin und einen Stammbaum der Familien, die Träger der Romanhandlung sind.


    „Die Prinzen von Irland" ist ein empfehlenswerter historischer Roman, geradezu ein Muss für Irland-Fans, aber auch ein schöner Einstieg um Dublin zu entdecken. Er wird viele, die Dublin oder Irland noch nicht kennen, neugierig machen und bei Irland-Kennern Erinnerungen an den letzten Urlaub wecken!


    Wer das englische Original lesen möchte, wird von den Verlagen über die drei Titeln, unter denen der Roman bisher erschienen ist, in Verwirrung gebracht; bei „Dublin: Foundation", „The Princes of Ireland" und „Dublin" handelt es sich um den gleichen Roman! Ähnliches erwartet uns beim zweiten Teil der Saga, der im englischen Original unter dem Titel „The Rebels of Irland" für Februar 2006 angekündigt ist, sowie unter den Titeln „Dublin: Ascendancy" und „Irland: A Terrible Beauty Acsendancy" für März 2006 avisiert wird.


    Ergänzung für die Eulen:
    Bei den ersten zwei Seiten des Prologs habe ich zunächst den Schreck bekommen "ach Du je, was kurze Sätze" (ich mag einfach keine Hauptsatzreihungen). Das hat sich aber umgehend geändert. Mir sind auch ein paar seltsam formulierte Sätze aufgefallen, bei denen ich aber darauf tippe, daß es an der Übersetzung liegen könnte. Es waren aber so wenige, daß dies auf keinen Fall ins Gewicht fällt.


    Da ich Irland sehr gerne mag, habe ich schon einige geschichtliche Abhandlungen, Sachbücher, Reiseführer etc. zu Irland gelesen und vor Ort viele Schlösser, Ruinen, Museen etc. besichtigt. Edward Rutherfurd hält sich deutlich an den neuen Erkenntnissen der Historiker, was sich z. B. an seiner Darstellung der Geschehenisse um Brian Boru, dem letzten irischen Hochkönig, der Irland einen konnte, zeigt.


    Ein empehlenswerter historischer Roman für Irland-Kenner und solche, die Irland kenenlernen wollen


    Bye
    Pelican :wave
    .

  • Ich steige irgendwie nicht ganz durch ... Ist das jetzt eine Geschichtenreihe/-folge wie Susan Vreelands Roman Mädchen in Hyazinthblau oder François Girards Film Le violon rouge (Die rote Violine), also eine Reihung von Erzählungen, in der das Bindeglied dann kein fiktives Gemälde bzw. eine fiktive Geige, sondern Irland ist?


    Und wie sind die einzelnen Erzählungen verknüpft?


    <Flüstermodus> (Meine Große ist Irland-Fan, deshalb suche ich immer nach "Stoff") </Flüstermodus>

  • Zitat

    Original von Iris
    <Flüstermodus> (Meine Große ist Irland-Fan, deshalb suche ich immer nach "Stoff") </Flüstermodus>


    <Flüstermodus> Welche Richtung? Ich war von 1991-2000 exzessiver Irland-Fan, muss allerdings im neuen Jahrtausend etwas kürzer treten (das liebe Geld, seufz!). Außerdem gibt's jetzt keine Auslandssemester mehr für mich (noch größerer Seufzer!). Bei George Moore (Guests of the Nation) erfährt man z.B. einiges über die Beziehung England-Irland im 19. Jahrhundert und frühen 20. Jahrhundert </Flüstermodus>[/quote]


    Solas :wave

  • @ Iris


    oh je, Mädchen in Hyazinthblau liegt noch im SUB und das Zweite kenne ich nicht.


    Aber ich versuch's einfach mal so zu erklären.


    Edward Rutherfurd führt die 11 Jahrhunderte über die Nachfahren eines Paares fort, insofern ist es eine Familiensaga. Da er aber immer wieder einige Jahrhunderte ausspart (das können schon mal drei Jahrhunderte sein), da er sich ja an den wesentlichen geschichtlichen Ereignissen orientieren will, muß er Verbindungen zwischen Nachfahren und Vorfahren schaffen. Dazu nutzt er dann Erbstücke, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, die dann in irgendeiner Szene plötzlich wieder auftauchen oder genutzt werden (wie z. B. ein Trinkschädel mit Goldrand :grin) oder auch hervorstechende genetische Merkmale, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Deshalb habe ich auch von Geschichten gesprochen, weil letzten Endes der Vorfahre aus dem 5. Jhdt. für den Nachfahren im 15. Jhdt. zwar im Sinne Familienstolz noch von Bedeutung ist, aber eben nicht stetig im Gedächtnis ist oder eine engere Beziehung vorliegt.


    Ich hoffe, ich konnte das jetzt einigermaßen verständlich machen.


    Die Art und Weise wie Rutherfurd das macht, scheint übrigens recht typisch für ihn zu sein. Mal sehen, Sarum habe ich mir letztens auch zugelegt.


    Bye
    Pelican :wave


    P.S.: A propos Stoff: Romane? Sachbücher? Historisch? AKtuell?

  • Zitat

    Original von Delphin
    Oh, ich glaub, dann ist das nichts für mich, ich mag's lieber, wenn das Leben einer Figur verfolgt wird. Dann hab ich ja Glück gehabt, mein Bücherbudget ist eh am Ende und es ist grad der 10. :wow


    Ich glaube, das was ich gerade am Wickel habe, wird was für Dein Bücherbudget... :-) Ich werde berichten!


    Bye
    Pelican :wave

  • Wer Tips für Irland hat, wende sich bitte gleich an Eule Ironie. Derzeit hat sie Bölls Irisches Tagebuch am Wickel, danach folgt vermutlich Die Boote fahren nicht mehr aus von Tomas O'Crohan. "Realistische Sachen", z.B. Reiseberichte, seien ihr auf jeden Fall lieber als Historicals à la Tartan und Schwert oder Krimis wie Erin Harts Die Frau im Moor, sagt sie. :-)

  • Zitat

    Original von Pelican
    Deine Buchvorstellung von Viola Alvarez steckt mir auch noch sehr in der Nase... leider noch nicht im Geldbeutel... :-(


    Alvarez ist aber eine ganz andere Richtung, dennoch (oder gerade deshalb?)
    mag ich ihre Bücher sehr.


    Bei den "Prinzen von Irland" bin ich bis auf Seite 265 vorgedrungen und bisher
    macht mir das Buch viel Spaß, obwohl ich mich zunächst an den Schreibstil
    gewöhnen musste.



    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Alvarez ist aber eine ganz andere Richtung, dennoch (oder gerade deshalb?)
    mag ich ihre Bücher sehr.


    Ich habe letztens in das Neueste reingeschaut. Die Sprache hat mich sehr angesprochen. Auf der Wunschliste bleibt es auf jeden Fall.


    Ich finde es einfach schön, Bücher verschiedener Richtungen zu lesen. Ich finde, das macht einen guten Teil von Freude am Lesen aus.


    Bye
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von Kalypso
    Bei den "Prinzen von Irland" bin ich bis auf Seite 265 vorgedrungen und bisher
    macht mir das Buch viel Spaß, obwohl ich mich zunächst an den Schreibstil
    gewöhnen musste.


    Das ging mir auch so.


    Schön finde ich übrigens gerade in diesem Anfangsteil, wie Rutherfurd auch die Herkunft so mancher Wörter erklärt, über die jeder Irland-Reisende schon mal drüber gestolpert ist. Und ich kann Dir versichern: Wenn die Einheimischen auf die Herkunft des einen oder anderen Wortes schon angesprochen habe, konnte mir noch selten jemand Auskunft geben.


    Insgesamt finde ich auch nach wie vor die Idee interessant die Geschichte einer Stadt über 11 Jahrhunderte in einem Buch darzustellen. I. d. R. beschränkt sich ein historischer Roman ja maximal auf 1 - 2 Jahrhunderte.


    Bye
    Pelican :wave

  • Zitat

    Original von Iris
    Wer Tips für Irland hat, wende sich bitte gleich an Eule Ironie. Derzeit hat sie Bölls Irisches Tagebuch am Wickel, danach folgt vermutlich Die Boote fahren nicht mehr aus von Tomas O'Crohan. "Realistische Sachen", z.B. Reiseberichte, seien ihr auf jeden Fall lieber als Historicals à la Tartan und Schwert oder Krimis wie Erin Harts Die Frau im Moor, sagt sie. :-)


    Wär das vielleicht was? Ich hab's aber selbst nicht gelesen.
    .

  • Zitat

    Original von Pelican
    Ich habe letztens in das Neueste reingeschaut. Die Sprache hat mich sehr angesprochen. Auf der Wunschliste bleibt es auf jeden Fall.


    Damit meinst du "Wer gab dir, Liebe, die Gewalt"?
    Dieses Buch hat definitiv einen Platz auf meiner Lieblingsbuchliste erhalten.
    Wunderschön. (Delphin sollte aber lieber die Finger davon lassen :lache)
    Schreib bitte auf jeden Fall deine Meinung dazu, wenn du es denn in diesem Leben
    noch lesen solltest. Bisher scheine ich ja die Einzige zu sein, die es gelesen hat
    und das ist wirklich ein Jammer.



    Zitat

    Original von Pelican
    Ich finde es einfach schön, Bücher verschiedener Richtungen zu lesen. Ich finde, das macht einen guten Teil von Freude am Lesen aus.


    Stimmt, aus diesem Grund wechsel ich ja ständig die Richtung. Ansonsten würde es
    vermutlich langweilig.


    Viele Grüße
    Kalypso

  • Zitat

    Original von Pelican
    Insgesamt finde ich auch nach wie vor die Idee interessant die Geschichte einer Stadt über 11 Jahrhunderte in einem Buch darzustellen. I. d. R. beschränkt sich ein historischer Roman ja maximal auf 1 - 2 Jahrhunderte.


    Stimmt, diese Idee ist sehr gut.
    Mich stören auch die Brüche bisher nicht.


    Viele Grüße
    Kalypso