Try & Trust - Nena Tramountani

  • Verlag: Penguin Verlag

    Erscheinungsdatum: Mai 2021

    Seitenanzahl: 464 Seiten


    Über die Autorin:

    Nena Tramountani, geboren 1995, liebt Kunst, Koffein und das Schreiben. Am liebsten feilt sie in gemütlichen Cafés an ihren gefühlvollen Romanen und hat dabei ihre Lieblingsplaylist im Ohr. Mit ihrer romantisch-prickelnden Soho-Love-Reihe schreibt sie sich in die Herzen ihrer Leserinnen und eroberte mit dem Reihenauftakt »FLY & FORGET« Platz 1 der Lovelybooks-Lesercharts. Nena Tramountani lebt in Stuttgart.

    Meine Meinung:


    Gegensätze ziehen sich an...bzw. aus!

    Bei "Try & Trust" (Mai 2021, Penguin Verlag, 464 Seiten) handelt es sich um den 2. Band der Soho-Love-Reihe von Nena Tramountani. Wie schon beim Vorgängerband (dessen Kenntnis zum Folgen der Handlung übrigens nicht nötig ist, da alle wichtigen Informationen in die aktuelle Story um Matilda Wakefield und Anthony Sinclair eingeflochten worden sind) besticht das stylische Cover durch seine schillernden Glanzeffekte und die außergewöhnliche Farbkombination.


    Matilda möchte ihre beste Freundin Briony vor einer Enttäuschung durch den charismatischen Hipster-Kunststudenten Anthony bewahren, der es unmöglich ernst mit ihr meinen kann. Immerhin sind alle Kerle gleich: nicht vertrauenswürdig! Sie geht sogar so weit, Anthony, den sie von Grund auf verachtet, ein Angebot zu unterbreiten: Wenn er die Finger von Briony lässt, hat er einen Wunsch frei. Tonys prompte Reaktion: Matilda soll für ihn als Aktmodell posieren. Zähneknirschend stimmt sie zu – und ahnt nicht, dass längst nicht nur Brionys Herz in Gefahr ist…


    Ich war total gespannt auf diese Geschichte, da die freche, toughe Matilda in Band 1 meine Lieblingsfigur war. Leider begegnete mir hier eine gänzlich andere junge Frau; zwar sprüht Matilda noch immer vor Selbstbewusstsein, verhält sich allerdings häufig patzig und schlichtweg unsympathisch, was angesichts Aussagen wie "Ich wusste, wie man Menschen manipulierte, um das zu bekommen, was man wollte. Dieses Verhalten hatte ich in den letzten Jahren perfektioniert" kein Wunder ist. Gerade zu Beginn habe ich sie als enorm anstrengend empfunden. Ihr Verhalten soll wahrscheinlich Fürsorglichkeit ausdrücken, aber in meinen Augen war es übergriffig und hatte beinahe schon etwas Obsessives; sie reagiert völlig übertrieben in ihrer Sorge um Briony. Beste Freundin hin oder her, Bry ist immerhin erwachsen und Matilda führt sich wie ein Kontrollfreak auf - sie kontrolliert Brys Onlinestatus, verfolgt sie heimlich/spioniert ihr nach, besticht mit ihrem Sex-Appeal einen Fitness-Studio-Trainer, um Infos über Brys Tagesablauf zu erhalten…bei einem Mann wäre hier längst von Stalking die Rede. So manches Mal dachte ich nur: 'Anstatt Psychologie zu studieren, sollte die Gute lieber selbst schleunigst einen Psychiater aufsuchen – normal ist ihr Verhalten definitiv nicht'. Überhaupt wirkt Matilda anfangs einfach nur verbittert, düster, desillusioniert und hart. Erst gegen Mitte der Handlung bzw. insbesondere im letzten Drittel des Werkes hatte ich einen besseren Zugang zu ihr gewonnen und konnte ihre Ängste mehr nachvollziehen. Ganz anders erging es mir mit Anthony, der so gar nicht dem Klischee des Bad Boys entspricht und zwar ein wenig verpeilt, doch durchaus liebenswürdig und gutherzig rüberkommt. Ehrlich gesagt, tat er mir größtenteils leid. Auch er hat sein Päckchen an Trauma zu tragen und lässt keine Frau nahe genug an sich heran, um jemals Gefühle zu entwickeln – aus Angst, erneut verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein, als "Fehler" angesehen zu werden. Doch während er all seine Passion in die Kunst legt (- obwohl er sich trotz Bestnoten an der Uni mit zahlreichen Nebenjobs gerade so über Wasser halten kann und seine Arbeit als Straßenkünstler seinem Talent nicht gerecht wird -), hat Matilda der Kunst nach einer familiären Enttäuschung abgeschworen. Dementsprechend entsetzt ist sie, als ausgerechnet Tony dafür sorgt, dass sie mit ebendieser Welt erneut konfrontiert wird und sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Dieses Element nimmt eine tragende Rolle ein, Kunst ist eines der Hauptthemen des Romans.


    Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr umgangssprachlich; einzig manche Gesten erschienen mir etwas übertrieben, zu dick aufgetragen – als wären die Dialoge nicht Inhalt genug und müssten zusätzlich mit 'Füllstoff' versehen werden: die Jungs nennen sich "Sweetheart", die Mädels geben sich permanent Schmatzer auf die Wangen, werfen sich Kusshände zu, strecken sich gegenseitig die Zunge raus…alles Gesten, die schon MAL vorkommen im realen Leben, aber hier wirkt es in der Gesamtheit ein wenig überzogen bzw. unauthentisch.


    Gut gefallen hat mir, dass im Vergleich zu Band 1 ernste Themen dieses Mal deutlich tiefgründiger ausgearbeitet und nicht nur oberflächlich angerissen worden sind, wobei ich mir gerade in Bezug auf Brionys Problem (auf das ich aus Spoiler-Gründen hier nicht weiter eingehe) gerne eine noch nähere Auseinandersetzung gewünscht hätte, aber vielleicht geschieht dies noch im Folgeband.


    Hinsichtlich der Erotikszenen hat sich die Autorin ordentlich gesteigert und allerlei prickelnde Momente zwischen den Hauptfiguren erschaffen.


    Fazit: Auch wenn mich die Emotionen nicht 100%ig erreicht haben, kann ich dieses Werk kunstinteressierten Fans des New-Adult-Genres empfehlen.


    ASIN/ISBN: 3328106219