Die Schatten von Westminster - C. S. Harris

  • Die Schatten von Westminster spielt im Jahr 1811 in London. Die düster anmutende Kulisse sorgt bei mir bereits für eine gruselige Grundspannung.

    Hauptperson ist der Adelige Sir Sebastian Alistair St. Cyr, Viscount Devlin. Sobald ich mich daran gewöhnt hatte, dass mit Devlin und Sebastian ein und dieselbe Person gemeint ist, ist es ein mehr als angenehmes Hörerlebnis. Davor trug es zu mehr Rätselraten bei.

    Und Rätselraten kann ich bei diesem Hörbuch ganz besonders.




    Eine Schauspielerin wird unter einer sehr morbide anmutenden Zurschaustellung tot in der Marienkapelle aufgefunden. Indizien weisen auf den Mörder hin. Während der Verhaftung von Sebastian kommt es zu einem weiteren Vorfall und ich denke "was für ein herrlich schräger britischer Humor".

    Von der einfachen Ermittlungsarbeit wird durch diesen Vorfall in eine temporeiche, verwirrende und kurzweilige Erzählung gewechselt. Sebastian kann fliehen und ist sehr bemüht, die Tat aufzuklären. Hat er doch das größte Interesse daran, dass dieser Mord nicht ungesühnt bleibt. Und das bitteschön, von dem wahren Täter.

    Auf seiner Flucht begegnet er dem Straßenjungen Tom, der mit seiner sympathischen Art bei mir sprichwörtlich offene Türen einrennt. Sein smarter Auftritt bei Kat Boleyn sorgt dafür, dass sie ihn bei der Ermittlungsarbeit von Sebastian unterstützt. Was sie vermutlich ohnehin getan hätte, denn Sebastian und Kat waren vor einigen Jahren ein Paar.

    Ich begleite die bildhaft beschriebenen Charaktere und bei jedem Einzelnen freue ich mich über die Wiederbegegnung. Ob es der Ermittler Sir Henry Lovejoy, der Portraitmaler Georgio Donatelli oder Hängebacken-Lord Jarvis ist. - Sie alle haben Ecken und Kanten und sind nicht immer liebenswürdig. Das Geschehen um die Personen herum ist dafür allemal spannend.

    Sebastian drücke ich bei seinen Ermittlungen die Daumen und muss erleben, dass - so aussichtsreich die Ermittlungsansätze auch ausschauen - sie nicht von nachhaltiger Dauer sind. Die Geschichte ist während der gesamten Laufzeit spannend erzählt und am liebsten würde ich diese in eins durchhören.

    Kevin Kasper sorgt als Sprecher dieses Hörbuchs dafür, dass ich die Stimmen der verschiedenen Charaktere gut auseinenanderhalten kann. Diese besitzen durch die verschiedenartige Ausdrucksweise und besondere Klangfarbe einen hohen Widererkennungswert. Dadurch wird die Geschichte letztlich zu einem wahren Hörvergnügen.

    Die Schatten von Westminster hat mir sehr gut gefallen. Schön für mich und alle diejenigen, die diesen Kriminalroman ebenso mögen: es ist bereits Band 16 erschienen. Die Schatten von Westminster ist der Auftakt einer Reihe um den ermittelnden Adeligen Sebastian St. Cyr, der mit Charme, guten Manieren und besonderen Fähigkeiten ausgestattet ist.


    Fazit

    Die Schatten von Westminster ist für alle, die spannend erzählte und verworrene Kriminalgeschichten in gruseliger Atmosphäre mögen.


    ASIN/ISBN: B08QZWY82K

  • 1811: Als die Leiche der Schauspielerin Rachel York gefunden wird, deutet alles darauf hin, dass Sebastian St. Cyr der Täter ist. Doch dieser ist unschuldig, und um dies zu beweisen, muss er den wahren Täter finden.


    Sebastian ist ein interessanter Protagonist, denn er hat durch ein Genanomalie besondere Fähigkeiten, hört besser, sieht besser im Dunkeln, hat bessere Reflexe, und das kommt ihm hier auch immer wieder zu Gute. Außerdem ist er ein sympathischer Mann, Veteran des Krieges gegen Napoleon und hat seine eigenen Päckchen zu tragen. Ihm zur Seite stehen der Straßenjunge Tom und seine frühere Geliebte Kat Boleyn, wobei letztere nicht ganz offen zu ihm ist.


    Eingebettet ist die Kriminalgeschichte in die historischen Hintergründe der Zeit, der König gilt als wahnsinnig und der Prince of Wales soll als Regent eingesetzt werden (woraus sich die Regency-Epoche entwickelte), und natürlich dem Krieg gegen Frankreich bzw. Napoleon Bonaparte. Sebastian ist zudem der Erbe des Earls of Hendon, also nicht irgendwer in der britischen Gesellschaft.


    Sebastians Ermittlungen sind gut nachvollziehbar, einen möglichen Zeugen nach dem anderen befragt er, einen Verdächtigen nach dem anderen schließt er aus, neue Erkenntnisse vereint er mit bisherigem Wissen, und das alles, während er versucht, sich verborgen zu halten.


    Wer mich kennt weiß, dass ich es nicht mag, wenn am Ende der Protagonist und/oder eine ihm nahestehende Person in Gefahr gerät, das ermüdet mich eher, als dass ich es spannend finde – leider ist es auch hier der Fall, und das, nachdem Sebastian, und der Leser, bereits weiß, wer der Täter ist. Die Situation gibt der Autorin zwar die Möglichkeit, Sebastian in einige verzwickte Situationen kommen und ein paar Actionstunts zu absolvieren zu lassen, und wird gewiss bei vielen Lesern für Spannung sorgen, bei mir aber leider nicht.


    Die Lösung selbst ist gut nachvollziehbar und kam für mich überraschend, ich hatte jemand anderen in Verdacht. Der Roman ist erst der Beginn einer Reihe, und ich denke, ich werde Sebastian weiter begleiten, zumindest noch einen Roman lesen. Denn letztlich fühlte ich mich gut unterhalten und konnte mit Sebastian mitfühlen. Auch Tom mag ich sehr und möchte gerne wissen, wie es ihm weiter ergeht.


    Ich vergebe knappe 8 Punkte und eine Leseempfehlung für Freunde historischer Kriminalromane.