Störfall – Christa Wolf

  • Nachrichten eines Tages


    Suhrkamp, 1987

    Taschenbuch, 129 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Im Frühling 1986, auf dem mecklenburgischen Land, sind die Blüten an den Kirschbäumen förmlich explodiert – aber das Wort vom Explodieren wagt man nicht einmal mehr zu denken, seit die Nachricht sich verbreitet: Im Kernreaktor von Tschernobyl hat eine Explosion stattgefunden. Und während die Erzählerin den stündlichen Warnungen im Radio lauscht, muß sich ihr Bruder einer riskanten Gehirnoperation unterziehen. Zwei Störfälle, eine kollektive und eine individuelle Katastrophe, an einem Tag: Christa Wolfs Erzählung schildert den Einbruch des Unfaßbaren in das menschliche Leben, entfesselte Kräfte, über die wir keine Kontrolle mehr haben.


    Über die Autorin:

    Christa Wolf, geboren 1929 in Landsberg/Warthe (Gorzów Wielkopolski), lebte in Berlin und Woserin, Mecklenburg-Vorpommern. Ihr Werk wurde mit zahlreichen Preisen, darunter dem Georg-Büchner-Preis, dem Thomas Mann Preis und dem Uwe-Johnson-Preis, ausgezeichnet. Sie verstarb 2011 in Berlin.


    Mein Eindruck:

    Störfall war das erste Buch von Christa Wolf, dass ich vor vielen Jahren versuchte zu lesen. Doch ich fand keinen Zugang und brach es ab, um lange nichts mehr von dieser Autorin zu lesen.


    Doch Christa Wolf war eine wichtige Autorin, daher bin ich froh, dass mein erneuter Leseversuch gelang.


    Die Handlung des Romans umfasst einen Tag.

    Die Erzählerin ist alleine in ihrem Haus in Mecklenburg und gibt sich ihren Gedanken hin, die von Sorge geprägt sind. Zum einen hat ihr Bruder an diesem Tag im April 1986 eine riskante Gehirnoperation und sie wartet auf Meldung aus dem Krankenhaus. Und zum anderen wurde an diesem Tag der Unfall in Tschernobyl bekannt gegeben. Es ist also ein privates und ein globales Ereignis, dass sie beschäftigt. Anlaß auch für viele andere Reflexionen.


    Diesen großen universellen Ereignissen setzen sich Geschehnisse aus dem Alltag entgegen. Sie macht Gartenarbeit, telefoniert mit der Tochter und einer Freundin und lässt sich vieles durch den Kopf gehen.

    Dieser Minimalismus war vielleicht das, was mich früher irritierte. Auf dieses Konzentrat von einem Text muss man sich einlassen. Dann funktioniert das Buch!


    ASIN/ISBN: 351846079X

  • Das hat mir gefallen.

    Ich fand diese Gedankensprünge nicht nur um die Nachrichtenlage rund um Tschernobyl und die Rastlosigkeit im Tagesablauf der Ich-Erzählerin, überlagert von der Sorge und den Erinnerungen um den Bruder, sehr authentisch. Ohne in allem übereinzustimmen (was auch nicht geht, denn es sind ja nicht meine Gedanken und Erlebnisse und darum ging es Christa Wolf wohl auch nicht), habe ich diesen Text - pathetisch ausgedrückt - gefühlt.