Ich lerne eigentlich von den Autoren, die ich auch sehr gerne lese!
Natürlich versuche ich sie dann aber nicht zu kopieren, denn ich möchte meinen eigenen Stil entwickeln.
Von welchen Autoren lernt ihr?
-
-
Zuerst habe ich Zuhören, dann Erzählen gelernt. Aber nicht aus Büchern. Routine im Erzählen ist für mich eine notwendige Voraussetzung, um schreiben zu können.
Wenn ich etwas schreibe, aufschreibe, dann sehe ich die Szene vor mir und höre denjenigen, der diese Geschichte erzählt. Das Lesefutter, das ich bis jetzt verschlungen habe, ist mit Sicherheit eine gute zusätzliche schreibtechnische Grundlage. Aber was ich jeweils von Herrn X oder Frau Y gelernt habe, das weiß ich nicht. In meinem Kopf hat sich eine unübersichtliche Menge Halbwissen angesammelt. Das ist eine Art Fundus für Formulierungen, Ideen, Szenen.
Und dann habe ich noch eine gedankliche Schublade für schlechten Stil, unmögliche Bücher, grauenhafte Fehler und Ähnliches. Karl Mays mehrseitige Landschaftsbeschreibungen gehören hinein, die Harry-Potter-Bände wegen der Überfrachtung mit Details und fernsehgerechten Zaubergags, diverse Bestseller, lieblos übersetzt ...
Aber das ist ein anderes Kapitel.Lieben Gruß
polli
-
Ich weiß nicht ob man das lernen nennen kann oder kopieren?
Ich habe z.B. Toms Buch gelesen und war so in dieser Geschichte drin, das ich anfing manche dinge zu kopieren, genauso wie bei Iris, nachdem ich ihre Bücher gelesen habe, fand ich das Altertum richtig klassen, und hatte viele Ideen dazu, aber ich weiß nicht wie hilfreich das ist, oder ob es nur kopiert ist!
Es ist genauso wenn man sagt, Das ist mein Stil! Viele fangen an zu schreiben und nennen es gleich ihren Stil! Stephen King hat Stil, Iris und Tom auch, wie auch viele die schreiben, aber ich habe noch nie gelesen das sie damit prahlen.
Ups, vom Thema abgerutscht. Nein, mein Vorbild im schreiben war früher Stephen King, heute habe ich mehrere Autoren deren Schreibstil mir sehr gut gefallen, aber da kommen wir wieder ins Genre, ich fühle mich in Fantasy sehr wohl, und wie ich erfahren habe hat Stephen King sogar Fantasy-Bücher, das läßt hoffen. -
Zitat
Original von Babyjane
Ines hat mal gesagt, irgendwo hier im Forum, daß man wenn man meine Geschichten und meine Äußerungen im Thread ICH LESE GERADE im Kontext sieht, man sehr schön meine schreiberische Entwicklung anhand des Lesestoffs beobachten könnte.
Ich fürchte, das war ich (Edit: Ich seh 's grad, das war sogar in diesem gerade wieder aktuell gewordenen Thread: Weil ihr so lieb seid und für die Piratin, sie weiß warum.... :)) -- sofern nicht Ines das auch mal gesagt hat, was ich für durchaus wahrscheinlich halte.ZitatIch neige dazu zu sagen, man lernt aus jedem Text den man liest.
Das denke ich auch. Denn selbst das schlechteste Buch kann noch als abschreckendes Beispiel dienen, selbst wenn man es nicht bis zum Ende liest.Auf jeden Fall ist Lesen eine bessere Schule für die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten als jede "Schreibschule". Letztere sind eher sinnvoll für das Motivationsproblem, das jeden von uns -- außer Tom! -- mal drückt. Allerdings löse ich solche Probleme anders.
-
Ganz so einfach ist es wohl nicht. Denn nicht jeder, der liest, schreibt auch.
WIE also lernen die Schreiber beim Lesen?Nehmt ihr die Bücher auseinander? Schaut ihr nach Zeitraffung, Dialoggestaltung, Dramaturgie usw.?
-
huch, ich meinte auch dich, liebe Iris... das war wohl ein kleiner Vertipper, Entschuldigung.
@ Ines
Ich denke das auch die nicht Schreiber, beim Lesen ihren Wortschatz und Ausdruck erweitern. Sie setzen es danach nur nicht in geschriebene Worte um.
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich lerne nicht bewußt beim Lesen. Eher ist das wohl eine schleichende Entwicklung. Die der Lernende weniger wahrnimmt, als der Leser der Texte des Lernenden.Ich habe darüber nachgedacht, wie das mit dem "Schreiben WIE XY" ist. Und ich möchte eigentlich nur schreiben wie ich, Babyjane. Alles andere wäre eine Verstellung, die mir zu anstrengend wäre.
Ich freue mich auch bei meinen Texten immer über Verbesserungsvorschläge und *Fähnchen* allerdings verliere ich auch dabei meinen Stil (hoffe ich) nicht aus dem Auge. Denn wenn ich manchen Text so umstricken würde wie manch anderer es mir rät. (Hier meine ich keine EULE!!!) Dann wäre es nicht mehr mein Text. Er wäre vielleicht besser, aber er wäre nicht mehr von mir.
-
Zitat
Original von Ines
Nehmt ihr die Bücher auseinander? Schaut ihr nach Zeitraffung, Dialoggestaltung, Dramaturgie usw.?nö.
wenn ich etwas durch das lesen lerne, dann nicht, weil ich ein buch auseinanderpflücke.
dann schon eher, dass es durch eine art osmotischen druck geschieht.
schöne grüße von blaustrumpf
-
Hallo Ines,
ZitatGanz so einfach ist es wohl nicht. Denn nicht jeder, der liest, schreibt auch. WIE also lernen die Schreiber beim Lesen?
Nehmt ihr die Bücher auseinander? Schaut ihr nach Zeitraffung, Dialoggestaltung, Dramaturgie usw.?
Nein, das tue ich nicht. Ich habe auch noch nie ein Buch nur daraufhin gelesen. Es sickert scheinbar einfach so in mich rein, ohne dass ich dazu etwas tun muss. Ich suche auch nicht aktiv nach Fehlern bzw. schlechtem Schreiben, muss aber gestehen, dass mir doch in den letzten Jahren häufiger etwas auffällt, das mir als reiner Leser wahrscheinlich nie aufgefallen wäre. Ist fast ein bisschen schade, denn ich lese nur, um mich gut zu unterhalten und das wird dann doch manchmal geschmälert.
Viele Grüße,
Michelle
-
Keiner versteht mich
Ich meine weder kopieren noch einen anderen Autor nachahmen, schreiben wie XY und so weiter.
Es ist doch so, dass man manche Sachen sehr gut beherrscht, andere wiederum nicht. Was muss ich tun, um meine Schwachstellen weniger schwach zu machen? Eine Möglichkeit scheint mir, bei Autoren, die man selbst sehr schätzt, zu schauen, die diese das machen und dann davon zu lernen. Das heißt aber eben nicht nachahmen, sondern die bloße Technik des anderen studieren und vielleicht bei eigenen Texten anzuwenden, im eigenen Stil. Versteht ihr mich jetzt? -
Ja, mach ich aber trotzdem nicht bewußt. Wäre mir zugefährlich in die Nachahmung abzudriften.
-
Danke, Michelle, Blaustrumpf und die anderen
@Babyjane
Ja, die Gefahr besteht schon. Aber - glaube ich - wenn man seinen eigenen Stil entwickelt hat, dann setzt dieser sich doch in der Regel durch, oder nicht?
-
Hallo, Ines
ZitatOriginal von Ines
Keiner versteht mich
Nimm's wie ein Mann!Jammere!
ZitatOriginal von Ines
Versteht ihr mich jetzt?
Ja. Aber dafür habe ich jetzt auch keinen Rat mehr für dich.Schöne Grüße von blaustrumpf
-
Zitat
Original von Ines
Es ist doch so, dass man manche Sachen sehr gut beherrscht, andere wiederum nicht. Was muss ich tun, um meine Schwachstellen weniger schwach zu machen?
Möglicherweise gibt es dafür soviele Rezepte, wie es Autoren gibt. Meines lautet: Textarbeit im Austausch mit anderen Autoren.Dabei haben sich mit der Zeit einige Kolleginnen und Kollegen herauskristallisiert, mit denen ich besonders eng zusammenarbeite. Aber ich berücksichtige jedes Feedback aus meiner Autorengruppe, auch wenn ich längst nicht alles davon 1:1 umsetze.
Feedback verleiht mir die Möglichkeit zu erkennen, wie der Text mit anderen Augen gesehen wird. Und evtl. Vorschläge verhelfen mir auch zu Verbesserungen -- ich übernehme extrem selten, was vorgeschlagen wird, weil es sich eben doch anders anfühlt, aber ich finde auf diesem Weg zu besseren Lösungen, weil mir das Problem bewußt wird.
-
-
Ich stimme Iris ausnahmsweise mal zu...
-
Zitat
Original von Ines
Ich meine weder kopieren noch einen anderen Autor nachahmen, schreiben wie XY und so weiter.
Es ist doch so, dass man manche Sachen sehr gut beherrscht, andere wiederum nicht. Was muss ich tun, um meine Schwachstellen weniger schwach zu machen? Eine Möglichkeit scheint mir, bei Autoren, die man selbst sehr schätzt, zu schauen, die diese das machen und dann davon zu lernen. Das heißt aber eben nicht nachahmen, sondern die bloße Technik des anderen studieren und vielleicht bei eigenen Texten anzuwenden, im eigenen Stil. Versteht ihr mich jetzt?Das erinnert mich daran, ein Bild zu malen.
Ich habe mich zum Beispiel gefragt, wie hat es der und der geschafft, dass ein Gesichtsausdruck so und so aussieht -Und nachgeschaut. Damit habe ich die Voraussetzung, diesen Gesichtsausdruck umzusetzen, von dem ich vorher nicht wusste, wie er geht.
Genauso geht es mir momentan bei der Frage, wie man jemanden "verschwommen" malt. Ich muss wieder schauen, da mich meine eigenen Versuche nicht zum Ziel bringen.
Menschliche Vorlagen helfen auch gut.
Ich denke, so ist es mit Büchern auch. "Wie hat der und der es geschafft..." oder auch umgekehrt "Warum überzeugt mich diese Szene nicht...?"
JAss
-
Zitat
Original von Ines
Keiner versteht michIch meine weder kopieren noch einen anderen Autor nachahmen, schreiben wie XY und so weiter.
Es ist doch so, dass man manche Sachen sehr gut beherrscht, andere wiederum nicht. Was muss ich tun, um meine Schwachstellen weniger schwach zu machen? Eine Möglichkeit scheint mir, bei Autoren, die man selbst sehr schätzt, zu schauen, wie diese das machen und dann davon zu lernen. Das heißt aber eben nicht nachahmen, sondern die bloße Technik des anderen studieren und vielleicht bei eigenen Texten anzuwenden, im eigenen Stil. Versteht ihr mich jetzt?Die Frage geht mir seit langem im Kopf herum.
Zum einen liegt es an der Fragestellung.
'Lernen' impliziert, daß man etwas nicht kann. Man sammelt also Information und Erfahrung über diese Sache, wendet sie an und 'kann' 'es'.
Bloß: gilt das beim Schreiben?
Wir lernen Buchstaben malen, wir lernen Wörter, wir lernen, aus ihnen worte zu machen, Sätze bilden. Aber wann gewinnen diese Sätze die Bedeutung, auf die es hier ankommt?
Welche Bedeutung ist das überhaupt?Es impliziert auch, daß man etwas nicht 'richtig' kann. Man muß demnach etwas anders, besser, richtig machen.
Das wiederum setzt voraus, daß man weiß, was 'nicht richtig' ist.
Woher weiß man das?Beim Schreiben kann man, so lehren die Aussagen der AutorInnen hier, auf vielen anderen Websites sowie unzählige Ratgeber, viel falsch machen.
Das Problem ist, daß man, wenn man all diese Dinge vermeidet, trotzdem nicht ganz automatisch einen 'richtigen' Text produziert.Was ist 'richtig'?
Du hast das Thema der Zeitraffung erwähnt. Das ist eines der vielen Probleme, die es beim Schreiben zu bewältigen gilt.
Es gibt eine Menge Möglichkeiten, jede Autorin, jeder Autor wendet eine andere an. Der von Dir zitierte Hebbel
(an die Eulen: diese Geschichte unbedingt l e s e n)
macht einfach einen Sprung.
Man kann schreiben: sieben Tage später, ein Jahr darauf...
Dumas titelt die Fortsetzung seiner 'Musketiere 'Zehn Jahre später, Virginia Wolf läßt in Mrs. Dalloway Kirchenglocken schlagen, Heym in Fünf Tage im Juni gibt tagebuchartig Daten ebenso wie Webster in Daddy Longlegs. Das sind nur die gebräuchlichsten Methoden.Sie werden angewendet, weil sie zum Text passen.
Und das ist in meinen Augen das Ausschalggebende. Sich zu fragen: was schreibe ich? Und danach zu bemessen, welche Mittel ich anwende.Mittel findet man in jedem fiktionalen Text.
Lange Sätze, Kurzsätze, Cliffhanger - Salamitechnik, Adjektive ja, Adjektive nein, daß - Sätze, saloppe Sprache, auktorial, objektiver Erzähler, offener Schluß, Witze, Sex - kein Sex.....Es nützt wenig zu wissen, daß Christa Wolf jeweils herrschende gesellschaftliche Bedingungen einarbeitet, wenn man selber Texte schreibt, die dies nicht tun.
Eichendorffs 'Ahnung und Gegenwart' beginnt und endet mit demselben Satz. Am Ende hat er eine andere Bedeutung als am Anfang. Fraglich, ob das ein passendes Mittel für einen Roman wie Vom Winde verweht wäre.im Mittelpunkt steht für mich die Entscheidung der Frage: was will ich erzählen.
Dementsprechend wähle ich die Mittel.Viel lesen gehört dazu. Nicht nur wegen der Mittel, sondern weil einem die andern zeigen, wo die Grenzen gezogen sind.
Wie weit die Kunst bislang gediehen ist. Was man wagen kann.
Ob man es will, ist eine andere Frage. -
hm. schwierige frage.
mir fällt meine tochter ein. die wurde im kindergarten gefragt, wer ihr denn das lesen beigebracht hat. und sie hat ganz empört geantwortet: niemand! ich kann das halt!ja. ich kann das halt auch. (es lebe die bescheidenheit!) der beste lehrer ist vielleicht einfach das leben. es lässt die geschichten in meinem kopf wachsen, transportiert sie in die finger, die dann nur noch tippen.
ohne erfahrungen, ohne enttäuschungen, ohne schwierigkeiten, ohne glücksmomente gäbe es das schreiben nicht. ja. die gefühle haben mich schreiben gelehrt. und das bedürfnis, meine gefühle - damit sie nicht so nackt herumrennen und frieren - in kleider zu hüllen. in hübsche kleider. in welche, die ihnen passen. in denen sie unverwechselbar aussehen und stimmig.
sonst? ja doch. kritik. auch welche, die weh getan hat. grad die. weil sie in frage stellt. mich. meine worte. weil sie ihnen die kleidung vom leib reißt und drunter sind wieder meine nackten gefühle. die angst. die zweifel. alles halt, was man so zum leben braucht.
die testsiegerin
-
Liebe Ines,
ich habe kein spezielles Vorbild beim Schreiben. Das was ich heute bin, bin ich durch die Essenz tausender unterschiedlichster Bücher, die ich gelesen und sehr vielen Seiten, die ich mit Geschichten und Fragmenten gefüllt habe. Dazu kommen Geschichten, die ich mir nur so ausgedacht habe, ohne sie niederzuschreiben, sowie unzählige Gespräche mit meinem Ehemann.
Herzliche Grüße
Sysai
-
Vielen Dank für eure Antworten.
Letztendlich habt ihr alle - Magali, Testsiegerin, Sysai - Recht. Und trotzdem reicht es mir nicht.
magali
"Lernen" impliziert nicht, dass man etwas nicht kann, schreibst du. Um Gottes Willen, nein. Ich glaube, es gibt nichts auf dieser Welt, das ich so gut kann, dass ich nicht noch dazu lernen muss. Noch nicht einmal "mit Messer und Gabel essen".
Aber ja, ich sammle Informationen über eine Sache, versuche sie anzuwenden, wenn es mir passend erscheint und "kann" es vielleicht in dieser Situation ein wenig besser als in einer ähnlichen, die vergangen ist. Wie es bei der nächsten Situation aussieht, weiß ich nicht. Das heißt, dass ich immer, immer, immer lernen muss.
Die Testsiegerin brachte das Beispiel mit den Kleidern, die passen müssen.
Und lernen heißt in diesem Sinne tatsächlich, das am besten passende Kleid zu finden.
Die Frage lautet also nun: Wie finde ich dieses Kleid?Ich halte mich von Schreibratgebern fern. Dies hat mir meine langjährige Coachin empfohlen. Aber lernen muss ich trotzdem, muss Kleider suchen gehen, muss am Stoff, am Schnitt etwas ändern, damit es passt.
Von Hebbel, ich gebe es zu, habe ich wirklich viel über Zeitraffung gelernt. Über das System der Zeitraffung. Ich habe - wenn du so willst - hier den Schnittmusterbogen in die Hand bekommen. Stoff, Knöpfe, Kragen, Spitzen usw. muss ich nach Bedarf hinzufügen, damit es eben passt, das Kleid."Sich zu fragen: was schreibe ich? Und danach zu bemessen, welche Mittel ich anwende." Magali, dieser dein Satz steht da wie eine Wand.
Es ist doch eigentlich alles ganz einach. Du musst nur zwischen den Mitteln wählen.
Aha, prima. Klingt logisch. Doch welches sind die Mittel? Wo kann ich sie bekommen? Woher weiß ich, welches Mittel das passende ist?
Bisher habe ich das rein nach Gefühl entschieden. Und es hat meist geklappt. Aber reicht das?