Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
An dunklen Herbstabenden 1956 werden in Dresden wiederholt Frauen brutal vergewaltigt. Als auch noch eine tote Frau an der Elbe gefunden wird, werden in der verunsicherten Bevölkerung die Rufe nach Selbstjustiz laut. Kommissar Max Heller und sein Team ermitteln unter Hochdruck. Mithilfe eines weiblichen Lockvogels gelingt es ihnen, einen Verdächtigen festzunehmen. Der von Narben entstellte Mann gesteht zwar die Vergewaltigungen, leugnet aber den Mord. Sind vielleicht doch die von allen gefürchteten, desertierten russischen Soldaten die Täter? Die Lage eskaliert, als Hellers Familie in den Fall hineingezogen wird.
Autor (Quelle: Verlagsseite)
Frank Goldammer, 1975 in Dresden geboren, ist Handwerksmeister und kam, neben seinem Beruf, schon früh zum Schreiben. Bei dtv veröffentlicht er seine erfolgreiche Krimireihe, die im Dresden zur Zeit des geteilten Deutschlands spielt. Mit seinen Büchern landet er regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.
Allgemeines
Sechster Band der Reihe um Max Heller
Erschienen am 23. April 2021 bei dtv als broschiertes TB mit 400 Seiten
Gliederung: Nichtnummerierte Kapitel, überschrieben mit Ort, Datum und Tageszeit
Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Oberkommissar Max Heller
Handlungsort und -zeit: Dresden, Oktober/November 1956
Inhalt
Im Herbst 1956 geht in Dresden ein Serientäter um, der - offenbar ohne bestimmtes Opferschema – Frauen überfällt und vergewaltigt. Als eines Morgens eine Frau aufgefunden wird, die an schweren Blutungen verstorben ist, werden auch Oberkommissar Heller und sein Kollege Oldenbusch offiziell in den Fall involviert. Eine Sekretärin der Polizeibehörde stellt sich als Lockvogel zur Verfügung, schließlich gerät ein Mann ins Visier der Ermittler, der von einem der Opfer identifiziert wird. Doch der Fall scheint nicht so einfach zu sein wie es zunächst scheint. Der Tatverdächtige streitet nicht nur die Schuld am Tod der verstorbenen Frau ab, sondern es kommt zu einer weiteren Vergewaltigung mit Todesfolge, während er sich in der Untersuchungshaft befindet… Die Ermittlungen konzentrieren sich nun verstärkt auf zwei desertierte Sowjetsoldaten, nach denen schon seit einiger Zeit gefahndet wurde.
Beurteilung
Auch im sechsten Band der Reihe um Oberkommissar Max Heller wird die Vergangenheit (Zweiter Weltkrieg und seine Folgen) gelegentlich angesprochen, jedoch steht hier die politische und gesellschaftliche Situation der DDR in den Fünfzigerjahren nicht so sehr im Vordergrund wie bei den vorherigen Bänden. In erster Linie handelt es sich hier um die Präsentation eines Kriminalfalls, der sich als überraschend komplex erweist und dessen Schilderung stellenweise sehr spannend ist. Den Ermittlern stehen im Gegensatz zur heutigen Zeit relativ wenige Mittel zur Verfügung, um einen Sexualstraftäter zweifelsfrei zu identifizieren. So bleibt es auch nicht aus, dass Heller und Oldenbusch längere Zeit im Dunkeln tappen und sich Verdachtsmomente nicht immer erhärten lassen. Der Umgang mit Verdächtigen bei Befragungen ist oft für das heutige Empfinden sehr rau, dennoch ist Heller eine integre Persönlichkeit, er bemüht sich, ruhig und sachlich zu bleiben und gibt sich nicht mit schnellen Lösungen zufrieden. Erneut besticht die gründliche und ausgewogene Ausarbeitung des Charakters dieses sympathischen und seriösen, aber auch „unperfekten“ Mannes, dem einige Fehler unterlaufen. Auch die familiäre Situation der Familie Heller wird aufgegriffen, die Beziehung zum Sohn Klaus, nach wie vor ein überzeugter Sozialist und Mitglied des MfS, ist immer noch angespannt, jetzt kommen noch Konflikte mit der elfjährigen Adoptivtochter Anni, die erstmals davon hört, dass sie nicht das leibliche Kind der Hellers ist, dazu. Aufgrund des seit Beginn der Reihe fortlaufenden Handlungsstrangs um die Familie Heller ist es empfehlenswert, die Romane in der korrekten Reihenfolge zu lesen, auch wenn die Kriminalfälle jeweils in sich abgeschlossen sind.
Der Fall um die Vergewaltigungsserie mag mit seinen vielen Verdächtigen ein wenig zu verwickelt sein, um gänzlich glaubwürdig zu wirken, er bietet dem Leser aber auch reichlich Gelegenheit, selbst mitzurätseln und Theorien zu ent- und verwerfen, der anschauliche Erzählstil tut ein Übriges, um die Lektüre zur fesselnden Unterhaltung zu machen.
Fazit
Ein weiterer sehr lesenswerter Band aus der Reihe um Oberkommissar Max Heller, den man idealerweise erst im Anschluss an die vorherigen Bände zur Hand nehmen sollte!
9 Punkte