Edmund de Waal - Camondo. Eine Familiengeschichte in Briefen
Wer Paris gut kennt, hat sicher schon einmal das Musée Nisim de Camondo im 8. Bezirk betreten. Wenige Häuser lassen den Geist des französischen Bildungsbürgertums zwischen Belle Epoque und 2. Weltkrieg besser wiederaufleben. Hier ist er omnipresent.
Edmund de Waals Familie, die Ephrussis, hatte ihr Stadtpalais ganz in der Nähe gebaut, auch der Schriftsteller Marcel Proust lebte in unmittelbarer Nachbarschaft. Edmund de Waal ist Cousin mit den Camondos um einige Ecken, und erzählt einfühlsam, nicht wertend ihre Geschichte.
ASIN/ISBN: 3552072578 |
ZitatGeschichte ist nicht Vergangenheit, sie hört nie auf und entfaltet sich in unseren Händen. Das schreibt Edmund de Waal in seinem neuen Buch, das ihn zurückführt in die Pariser Rue de Monceau, in der einst sein Vorfahre Charles Ephrussi den berühmten »Hasen mit den Bernsteinaugen« hütete, wo in unmittelbarer Nachbarschaft Marcel Proust wohnte und wo der Bankier Moïse de Camondo aus Konstantinopel ein Palais errichten ließ, in dem sich heute ein seit 1936 unverändertes Museum befindet. Niemand war zufällig in dieser »Straße der Anfänge«, sagt de Waal und beginnt, imaginäre Briefe an Moïse zu richten, über die vielfältigen Beziehungen ihrer beiden Familien, über Assimilation, Großzügigkeit, privates und öffentliches Leben und immer wieder über die Bedeutung der Erinnerung und dass es keinen »Schlussstrich« geben kann und darf.