Hier kann zu den Seiten 710 – 854 (Kapitel Adleik - Ende Zweiter Teil) geschrieben werden.
'Eines Menschen Flügel' - Seiten 0710 – 0854
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Die kleinen unglücklichen Liebesgeschichten von Nechful und Animur beleuchten noch ein paar andere Aspekte der Lebensgestaltung. Das rundet das Bild dieser Welt schön ab, verzögert aber die Haupthandlung.
Die ahnenartigen Außerirdischen verhalten sich erwartungsgemäß dumm und grob. Das ist mir hier aber etwas zu dick aufgetragen und schadet der Glaubwürdigkeit: welche Erkundungsmannschaft nimmt einen wilden Gefangenen auf einen neu entdeckten Planeten mit?
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Eine Kernaussage dieses Buches ist wohl in dem Monolog von Jehris/Jehwili auf den Seiten 803 und 804 ausgedrückt:
"Zu der Zeit, als die Ahnen noch auf ihrer Ursprungswelt lebten, waren Tugenden wie Klugheit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Wahrheitsliebe in Verruf geraten." und "Umgekehrt wurde es als klug erachtet, zu lügen, als unerlässlich, habgierig zu sein, als gesund, sich hochmütig zu geben, und als erstrebenswert, unmäßig und verschwenderisch zu leben."
Das ist die Gesellschaftskritik nicht nur an dieser fiktiven Welt sondern kann so für unsere reale Welt übernommen werden.
Bei den geflügelten Wesen hat dieser Zersetzungsprozess schon angefangen. Die Bruderschaft verheimlicht die Wahrheit und besonders Kalsul macht deutlich, dass es ihr hauptsächlich um ihr unmäßiges Vergnügen geht. Besonders klug agiert Oris auch nicht und er denkt nur an seine eigene Rechtfertigung und nicht, wie schädlich sich seine Spontanentscheidungen auf diese Gesellschaft auswirken könnten.
Auf unsere Realität übertragen kann sich jeder selber fragen, inwieweit wir obige Tugenden noch wertschätzen und wo unsere Dekadenz schon zu viel Verbreitung gefunden hat. Müssen wir zur Mäßigung zurückfinden, wenn wir die Menschheit nicht dem Moralverlust verloren geben wollen?
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Also, die geflügelten Menschen sind deutlich kleiner als ich gedacht hätte, soviel ist hier deutlich geworden. Die Sprache des Gefangenen wirkt grob und rudimentär, aber vielleicht liegt das daran, dass wir sie hier mit den Ohren der Geflügelten hören - nach 1000 Jahren muss es Unterschiede in der Sprache geben. Wobei ich mich allerdings frage, ob diesen 1000 Jahren nicht doch deutlich weniger irdische Jahre entsprechen.
Spannend fand ich die Erklärung zur Steuerung der weiblichen Fruchtbarkeit, was ja auch gleich die Frage beantwortet, wie Ifnigris und Garwen das regeln, und den Einblick in die Theaterwelt. Es gibt also auch Literatur - aber sie wirkt ein wenig wie mittelalterliche Mysterienspiele, die Geschichten der Bibel unter die Leute brachte.
Der Gefangene irritiert mich auch, aber vielleicht war das ein Gefangenentransport, der zufällig das Signal der Heimstatt empfing und die Gelegenheit nutzen wollte, um eine Welt zu erkunden. Wir wissen ja, dass die Entdeckung unberührter Welten Reichtümer bringt.
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Das mit der weiblichen Fruchtbarkeit und der Verschlussfähigkeit fand ich auch interessant. Trotzdem erfordert es wohl eine ganz besondere Selbstdisziplin der Frauen wirklich nur dann ein Kind zu bekommen, wenn es von der Nestgemeinschaft erlaubt wird. Die Größe eines Nestes hängt wohl hauptsächlich von der Tragfähigkeit des Nestbaumes ab. Wäre mal interessant gewesen zu erfahren, was gemacht wurde, wenn eine Frau unerlaubt ein weiteres Kind bekommt oder wenn es unerwartet Zwillinge werden - oder noch mehr Mehrlinge. Letztens stand hier in der Zeitung etwas von Neunlingen!
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