'Berlin Alexanderplatz' - 6. + 7. Buch

  • Hallo Leute :wave


    Ich kämpfe tapfer weiter, aber ich kämpfe wirklich. Ich mag diese Art von Büchern nicht. Wo sich die Situationen und Beschreibungen andauernd wiederholen, alles 10 Mal wiedergekäut wird, nein, meine Motivation hat schon einen Tiefstand erreicht. Ich mag Bücher, die kurz und prägnant sind, wo ich nach 50 gelesenen Seiten dann mindestens so lange nachdenken und interpetieren kann, oder Bücher, die von Stil und Erzähltechnik einfach schön sind. Aber hier hab ich nach 50 Seiten Lust auf gar nix. :cry


    Ich frage mcih schon, was diesen großen Erfolg dieses Romans ausgemacht hat bzw. die große Bedeutung, die ihm in der Literatur zukommt. Sicher, man muss natürlich bedenken, dass es 1929 geschrieben wurde und in dieser Zeit spielt. Für damalige Zeiten war es wohl der Hammer, so ein Buch auf den Markt zu bringen. :cry


    Soweit, so gut. Ich bin jetzt mitten im 6. Buch und denke gerade nach, in welchem Zustand sich der "Sozial- oder Wohlfahrtsstaat" um diese Zeit befunden hat. Franz Biberkopf wird ja mehr oder weniger ausgelacht, dass er nach redlicher Arbeit sucht. Ihm wird der Rat gegeben, doch auch von der Fürsorge/Sozialhilfe zu leben. So quasi wird die arbeitende Bevölkerung für blöd erklärt.


    Meine Überlegungen: War das damals wirklich eine Alternative? Die wirtschaftliche Lage war doch um diese Zeit mehr als katastrophal, ich kann mir nicht vorstellen, dass der Staat soviel Geld für Sozialhilfe aufbringen konnte, dass das wirklich eine Alternative wäre. Dass die Arbeiter bis aufs Letzte ausgebeutet wurden, schlecht bezahlt wurden, usw. ist natürlich auch ein Aspekt. Vielleicht lebte es sich wirklich besser mit weniger Geld, viel Freizeit und der einen oder anderen Gaunerei :-(


    Ich kenne solche Geschichten aus den 80-er Jahren hier bei uns, als man wirklich vom Arbeitslosengeld/Sozialhilfe fast besser leben konnte, als von einem schlecht bezahlten Teilzeitjob.


    Es grüßt euch eine kämfpende Jersey!! :wave

  • Hallo Jersey,


    erstmal: Ich kämpfe mit dir!!! :knuddel1 Und ich kann den Satz vorne im Buch "eines der großen Epen unserer Zeit" :wow :wow :wow bis jetzt nicht nachvollziehen. Ich muss auch gestehen, dass ich es nur weiterlese, weil ich eigentlich nie ein Buch weglege, und wenn ich das hier alleine lesen würde, hätte ich es schon weggelegt fürchte ich, aber so fühle ich mich nicht alleine ;-)


    Ich bin auch irgendwo im 6. Buch und will es heute fertig lesen. Gerade muss ich mich aber erst noch einmal sortieren für Kommentare zum Inhalt. Also hoffentlich bis später! :wave

  • So, 6. Buch geschafft!! Ich arbeite mich voran - im wahrsten Sinn des Wortes...


    Zitat

    Original von Jersey
    Ich frage mcih schon, was diesen großen Erfolg dieses Romans ausgemacht hat bzw. die große Bedeutung, die ihm in der Literatur zukommt. Sicher, man muss natürlich bedenken, dass es 1929 geschrieben wurde und in dieser Zeit spielt. Für damalige Zeiten war es wohl der Hammer, so ein Buch auf den Markt zu bringen. :cry


    Nachdem ich das 6. Buch durch hab, kann ich es mir nur so erklären, dass Döblin hier ganz offen (und vielleicht als erster??) 1. die Missstände 2. die politischen Ansichten und 3. Zuhälterei etc. nicht nur aufzeigt, sondern auch als relativ "normal" darstellt. Ist aber nur Spekulation... MIR erschließt sich die Faszination dieses Buches immer noch nicht.


    Zitat

    Franz Biberkopf wird ja mehr oder weniger ausgelacht, dass er nach redlicher Arbeit sucht. Ihm wird der Rat gegeben, doch auch von der Fürsorge/Sozialhilfe zu leben. So quasi wird die arbeitende Bevölkerung für blöd erklärt.


    Aber ja nicht von allen, der Tischler z.B. beschimpft ihn ja richtig wegen dieser Meinung (aber vielleicht kommt das noch, weiß nicht, wo genau du bist, deshalb gilt alles folgende für das 6. Buch insgesamt ;-))


    Zitat

    Meine Überlegungen: War das damals wirklich eine Alternative? Die wirtschaftliche Lage war doch um diese Zeit mehr als katastrophal, ich kann mir nicht vorstellen, dass der Staat soviel Geld für Sozialhilfe aufbringen konnte, dass das wirklich eine Alternative wäre. Dass die Arbeiter bis aufs Letzte ausgebeutet wurden, schlecht bezahlt wurden, usw. ist natürlich auch ein Aspekt. Vielleicht lebte es sich wirklich besser mit weniger Geld, viel Freizeit und der einen oder anderen Gaunerei :-(


    Also, ich habe dieses ganze mit Mieze und Franz als "Lude" (= Zuhälter) gar nicht richtig kapiert gehabt, ich dachte er wäre ein "richtiger" Zuhälter, wie man es heute versteht und Mieze hat nebenbei einen hmm nennen wir ihn "Gönner", der sie für ihre Gesellschaft und wahrscheinlich auch ihren Körper bezahlt. Ich habe dann doch mal im Lektüreschlüssel zu den Erklärungen für dieses Kapitel nachgelesen, und da heißt es, dass sie richtig für Franz anschaffen geht bei diesem "Gönner", sprich: Sie gibt Franz das Geld, mit dem der Freier sie regelmäßig bezahlt. Und dass Franz damit gut leben kann und auch noch gerührt ist über ihre große "Liebe" zu ihm, finde ich wirklcih erschreckend. Was glaubt er eigentlich??? :fetch Von daher hat er scheinbar doch ganz gut Geld (sieht man ja auch daran, dass er sich dick und rund fressen kann).


    Damit hat er sich wieder jegliche Sympathien verspielt und vom ursprünglichen Mitgefühl ist auch nicht mehr viel geblieben. Erst recht nicht als er dann am Ende des 6. Buches zu Reinhold, diesem Fiesling, geht.


    @ Jersey Da kam mir wieder deine These vom mangelnden Selbstbewusstsein: Wie minderwertig muss man sich fühlen, wenn man zu dem Menschen zurückkehrt, der das eigene Leben zerstört hat, und diesem dann trotz Demütigungen etc. Liebe entgegenbringt??? Wenn er niemanden sonst auf der Welt hätte, ok, dann könnte ich das noch IRGENDWIE erklären, aber er hat Freunde, eine Freundin etc. Sowas geht über meinen Verstand...

  • Tja, was soll ich sagen.... 7.Buch... Ich zwinge mich ein bisschen voranzukommen, weil ich es auf keinen Fall mit nach Lissabon nehmen will, nun ja.


    Jetzt zu diesem Teil. Hm. Ich sag mal so: Alles, was irgendwie positiv war in der Story ist jetzt dahin. Ich habe das Gefühl, noch düsterer kanns gar nicht mehr werden, dann vergeht mir auch das letzte bisschen Leselust, aber es sieht ganz danach aus :-(

  • Hallo Milla, meine treue Gefährtin :wave :knuddel1



    So im Nachhinein betrachtet fand ich das 6.Buch sehr, sehr aufschlussreich. Es liegt vielleicht daran, dass sich das Buch (endlich) dem Ende neigt, aber irgendwie habe ich jetzt wieder mehr Gefallen gefunden, dh. die Talsohle ist überschritten :grin


    In diesem Kapitel haben mir die biblischen Motive sehr gut gefallen, ich konnte auch erstmals wirklich Assoziationen herstellen. "Die Hure Babylons", als es dann mit Franz so richtig bergab ging, und auch die Geschichte von der Opferung Isaaks.


    "Miezeken" Sonja halte ich auch für ziemlich naiv. Dass es so was gibt, das ist ja wirklich unvorstellbar. Eva ist für mich etwas ernstzunehmender, ich halte sie aber für berechnend. Nicht viel anfangen konnte ich mit Sonjas lesbischen Anwandlungen und mit der Freude, die sie empfand, als sie hörte, dass Eva ein Kind von Franz will...... :wow :wow


    Absolut aufschlussreich aber auch beängstigend empfand ich die Beschreibung des politischen Alltags. Schon damals war Politik nur mit Macht verbunden, egal welche Partei. Ab einer gewissen politischen Position zählt nur noch das Streben nach mehr Macht, und wenn man über Leichen geht.


    Sehr gut fand ich das Gespräch mit dem Tischler Ede. Der erzählte wirklich aus dem Leben, und er hat ja auch recht. Er arbeitet sich den Buckel krumm, seine Kinder haben krumme Beine, weil sie nichts Gescheites zum Essen haben, während der Werksbesitzer den feinen Mann spielt, der seine feinen Kinder auf die hohe Schule schickt. Die haben keine krummen Beine. Aber, wie er auch richtig sagt, es war immer so und wird immer so sein, es wird immer Arme und Reiche geben, daran ändert sich nichts.


    Ich kann jetzt auch nachvollziehen, warum das NS Regime gar nicht recht eine Freude mit diesem Buch hatte :wow


    So, munter und hurtig geht es weiter, das 7. Kapitel ist ein kurzes, das schaff ich vielleicht heut noch!!


    :bruell Wo ist eigentlich Heidi??
    ?( ?( ?(

  • Zitat

    Original von Jersey
    Hallo Milla, meine treue Gefährtin :wave :knuddel1



    So im Nachhinein betrachtet fand ich das 6.Buch sehr, sehr aufschlussreich. Es liegt vielleicht daran, dass sich das Buch (endlich) dem Ende neigt, aber irgendwie habe ich jetzt wieder mehr Gefallen gefunden, dh. die Talsohle ist überschritten :grin


    Jersey: :knuddel Ich bleib mal mit tapfer, vielleicht kommt das Ende der Talsohle ja auch bei mir bald :-]


    Zitat

    In diesem Kapitel haben mir die biblischen Motive sehr gut gefallen, ich konnte auch erstmals wirklich Assoziationen herstellen. "Die Hure Babylons", als es dann mit Franz so richtig bergab ging, und auch die Geschichte von der Opferung Isaaks.


    Ja das mit der Hure Babylon hat mir auch gefallen, aber die Beinahe-Opferung Isaaks war echt heftig...


    Zitat

    Nicht viel anfangen konnte ich mit Sonjas lesbischen Anwandlungen und mit der Freude, die sie empfand, als sie hörte, dass Eva ein Kind von Franz will...... :wow :wow


    dito ?(


    Zitat

    :bruell Wo ist eigentlich Heidi??
    ?( ?( ?(


    gute Frage: :bruell Heiiiiiiiiiiidiiiiiiiiii :wave

  • Ich habe auch gestern noch das 7. Buch ausgelesen. Das ist wirklich ganz arg. Zuerst mal die Passage, als das Mädchen, so Mitte 20, ihr Leben beschreibt, dass es sowas von trostlos ist, sie überhaupt keine Zukunftsperspektiven hat, sich aufraffen muss, um sich in der Früh anzuziehen, und sich anschließend gleich wieder niederlegen möchte. Dass sie sich eigentlich lieber umbringen würde, sie dass aber ihrer Mutter nicht antun kann.... und letztendlich wünscht sie sich einfach, an einer unheilbaren Krankheit zu erkranken.... Ziemlich arg.


    Auch der Rest dieses 7. Buches verläuft in dieser Art, furchtbar.


    In diesem Sinne.....


    Trostlose Grüße!!