Ich muss euch unbedingt Recht geben - das Buch entwickelt von der ersten Seite an einen unfassbaren Lesesog. So habe ich auch schon etwas über den ersten Abschnitt hinaus gelesen...
Den Prolog fand ich heftig. Schon ein einziges, vergessenes Buch hat genügt, um Martin ins KZ zu bringen. Umso froher war ich, dass Martin die Kriegszeit irgendwie überlebt hat. Dass er nicht über diese Zeit sprechen will, kann ich absolut nachvollziehen. Jeder geht anders mit seinen Erlebnissen um und manche Dinge müssen vielleicht einfach totgeschwiegen werden, um sie einigermaßen vergessen zu können. Ich habe aber den Eindruck, dass er sich nicht verkriecht und mit seinem Schicksal hadert, sondern dass er zurück in seiner Familie aufblüht und voll neuem Tatendrang wieder etwas aufbauen will. Die Bücher sind sein Lebenselixier. Auch das finde ich sehr nachvollziehbar.
Natürlich ist mir Heinz auch ans Herz gewachsen. Er ist ein richtig aufgewecktes Kerlchen mit dem Herz am rechten Fleck. Und seine Handelsfähigkeiten sind beachtlich - er musste in den Kriegswirren und ohne Eltern ja auch schon früh erwachsen werden. Umso schöner finde ich es für ihn nun, dass er eine Familie gefunden hat und dort auch Kind sein darf.
Christa ist eine junge Frau, die endlich ihr Leben genießen will, die etwas aus ihrem Leben machen möchte. Und sie liebt Literatur. Es ist mehr als verständlich, dass sie gerne studieren möchte. Aber genauso verständlich, d.h. in die damalige Zeit passend, finde ich Helenes Ansichten. Wie Lese-rina
schon schreibt, sie lässt Christa große Freiheiten, weil sie ihr ein Abitur ermöglicht und ihr auch ansonsten nicht direkt vorschreibt, was sie machen soll. Aber sie ist natürlich ganz in der damaligen Denkweise verhaftet, dass ein Mädchen sich besser in hauswirtschaftlichen Dingen auskennen sollte, weil sie ja sowieso geheiratet wird.
Helenes "Erklärung" dazu, ihr Wunsch, in den Vorkriegsalltag mit seinen traditionellen Strukturen zurückzukehren, hat mir sehr gut gefallen. Heute teilen wir diese Ansicht nicht mehr und auch Christa lehnt sich ja dagegen auf, aber es ist gut und wichtig, dass diese Ansicht im Buch thematisiert wird.
Ich finde gerade diesen Wunsch nach alten Strukturen spannend. Bei Helene frage ich mich, ob sie diese Denkweise hat, weil sie anerzogen wurde oder weil sie sich einfach nach alten Zeiten sehnt. Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle.