'Die Buchhändlerin' - Seiten 097 - 184

  • Ich bin gespannt, welche Rolle Alan noch spielen wird. So ein Aas... aber wenigstens ist Heinz wieder gesund. Ich hoffe sehr, dass Christa irgendwie über ihre Bezahlung an Alan hinwegkommen wird.

    Hoffentlich hat das nicht noch Folgen...

    Und ein Buch wird als Lebensmittel betrachtet - wie wunderbar.

    Diese Diskussion gab es vor einiger Zeit auch mit dem Intendanten unseres Theaters, als es um die Schließungen wegen Corona ging. Kultur ist Nahrung, das gilt für Bücher, aber auch für alle anderen Bereiche der Kultur.

    Sorry, das hat nichts mit heutiger Sicht zu tun. Sondern mit Empathie, Taktgefühl und Hirn.

    Sie ist egoistisch und dreist. Dabei wird sie ihr Fähnchen immer nach dem Wind richten und die Richtung ist noch immer die gleiche. Dabei kuscht sie wahrscheinlich vor Obrigkeiten und tritt nach unten. Ich hoffe, dass auch einmal jemand auf ihr herumtrampelt.

  • Kultur ist Nahrung, das gilt für Bücher, aber auch für alle anderen Bereiche der Kultur.

    Stimmt. Ich brauche Bücher zum Leben wie Essen und Trinken. Und bald auch wieder andere Kultur. Sonst verkümmern wir alle.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Auch dieser Abschnitt hat sich wieder richtig schön und schnell gelesen.

    Besonders gut gefällt mir die Beschreibung der Buchhandlung.:-] Wie Martin und Christa versuche neue Bücher für die Buchhandlung zu bekommen, welche Verlage es damals schon gab und welche Autoren nach dem Krieg gelesen wurden ( ich muss ja gestehen, da sind einige Namen dabei, die mir so gar nichts sagen.)

    Die Buchhandlung ist so schön anschaulich beschrieben, ich fühle mich immer als ob ich selber dort zwischen den Regalen stehen würde.


    Liebe Ines : gibt es denn eine reale Buchhandlung in Frankfurt, die Vorbild für diese Buchhandlung in Deinem Roman ist ? Oder hast Du Dir die Geschichte dieser Buchhandlung komplett ausgedacht?

    Jago und Christa – das hat was. Jago ist so ein netter Mensch. Die Geschichte seiner Eltern hat mich sehr berührt.

    Ja Jago und Christa passen sehr gut zusammen, finde ich. Mich hat es so berührt, wie Jago in dieser Ruine leben muss. Ohne ein richtiges Dach über dem Kopf, nur mit einer einzelnen Tasse und mit Ziegelsteinen als Sitzgelegenheit. Und er ist sogar froh, dass er dieses Behausung hat. Die Beschreibung von seiner Wohnsituation hat mich wirklich sehr traurig und betroffen gemach. Natürlich war mir klar, dass viele Leute nach dem Krieg so oder noch schlechter gewohnt haben. Aber hier wird es einem noch mal so richtig deutlich vor Augen geführt und hat mich sehr berührt.

  • Der Professor ist auch einfach nur furchtbar. Schlimm dass damals solche Leute mit der Begründung "wir haben ja sonst niemanden" einfach weitermachen durften. Ohne auch nur ansatzweise umdenken zu müssen. Der hat vermutlich genügend Leute gefunden, die ihm ohne Bedenken einen Persilschein ausgestellt haben.

    Den Professor und sein Benehmen den Frauen gegenüber fand ich auch sehr schlimm. Er ist ein richtiger Nazi und bleibt trotzdem weiter in seinem Job. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass Christa in Mainz mehr Glück hat und es dort bessere, aufgeschlossenere Lehrende gibt. Ich finde es toll, dass Christa an ihrem Wunsch festhält Literatur zu studieren, auch wenn sie kaum Unterstützung in ihrere Familie für die Idee hat bekommt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass ihr Jargo da helfen wird.

  • Mich fasziniert, dass ich in diesem Buch genau das bekomme, was ich mir erhofft hatte - und noch mehr. Es heißt nicht nur "Die Buchhänderlin", sondern es geht auch wirklich um Bücher, die Menschen reden über Bücher, deren Inhalte, deren Bedeutung. Man erfährt, was nach dem Krieg als erstes gelesen wurde, welche Verlage was gemacht haben.

    Das ist eine besondere Stärke dieses Buches, finde ich. Man liest wirklich die Liebe zur Literatur und zu Büchern im Allgemeinen auf jeder Seite. Z.B. wenn Kundschaft in den Laden kommt und nur mal den Buchgeruch schnuppern will...

    Auch die vielen eingeflochtenen Textpassagen und Diskussionen darüber gefallen mir sehr gut!

  • ich habe es so verstanden, dass seine Mutter Jüdin gewesen ist und er damit halbjüdisch

    Stimmt, ich habe nochmal nachgeschaut. Die Müter war Jüdin und nicht Halbjüdin, wie ich das im Kopf hatte.


    Aber gestern habe ich fast sieben Stunden versucht, einen Termin für's impfen zu bekommen, entweder brach die Leitung zusammen, oder es war angeblich nicht mehr möglich, oder meine Altersstufe durfte nicht, oder oder. Dabei stand auf der Website der Zeitung, dass es noch genügend Termine gibt.

    Wenn ich dann meine Termine ausgesucht hatte und abschicken wollte, brach der Vorgang ab. Es war echt ätzend, aber nun hab ich es geschafft.

  • Ihr Lieben, vielleicht wünscht ihr euch mehr Engagement von mir. Aber am Karfreitag haben wir alle Schnelltests gemacht und nun sind meine beiden Enkelkinder, die ich beinahe ein Jahr nicht gesehen habe, zu Besuch. Sie sind noch klein, 2 und 5 Jahre alt und ich staune, wie sehr sie sich verändert haben. Für die Christa stand meine Tochter ein wenig Pate.

    Heinz ähnelt meinem Vater und Gunda Schwalm einer Freundin.

  • Auch in diesem Abschnitt sind mir die Protagonisten nicht näher gekommen. Sie sind und bleiben mir fremd, sie ergeben für mich kein Bild und ich könnte nicht mal sagen, wie sie aussehen. Selbst die Szene, als Heinz und Christa durch den Betham-Park gehen und Martin "erwischen"/entdecken, irgendwie war mir das von vornherein klar. Ich glaube, dass ist mein zusätzliches Problem im Buch - ich lese nichts Neues. Was nicht heißen soll, dass mir diese Themen egal sind und ich habe auch weitaus andere Bücher auf meinem SuB mit diesen Themen, aber mir fehlt etwas, was mich berührt. Ich kann es leider nicht anders sagen.


    Als ich mit "Galgentochter" begonnen hatte, da hat mich das Buch gefesselt, regelrecht in seinen Bann gezogen. Aber hier, ich weiß nicht, was die Autorin geändert hat, aber mir fehlt etwas, was mich die Protagonisten spüren lässt.

  • Ihr Lieben, vielleicht wünscht ihr euch mehr Engagement von mir. Aber am Karfreitag haben wir alle Schnelltests gemacht und nun sind meine beiden Enkelkinder, die ich beinahe ein Jahr nicht gesehen habe, zu Besuch. Sie sind noch klein, 2 und 5 Jahre alt und ich staune, wie sehr sie sich verändert haben. Für die Christa stand meine Tochter ein wenig Pate.

    Heinz ähnelt meinem Vater und Gunda Schwalm einer Freundin.

    Fast ein Jahr ist eine lange Zeit, wenn die Kinder so klein sind. Ich wünsche wunderschöne Ostertage.

  • Ja, es gibt ein reales Vorbild für die Buchhandlung. Es ist der Laden von Eisenbletter und Naumann in der Frankfurter Berger Straße, in der ich viele Jahre lang ausgeholfen habe.

    Ach schön, ich dachte mir schon, dass Du bestimmt eine reale Buchhandlung als Vorbild hast, weil die Buchhandlung in dem Roman so leibevoll beschrieben wird.:)


    Und ich finde auch, dass Du Dich bisher super viel an der Leserunde beteiligst. Vielen Dank auf jeden Fall schon mal für die tolle Begleitung der Runde

    Und ich wünsche Euch schöne Ostern!

  • Ich wünsche Euch ALLEN frohe Ostern und finde es Klasse, dass hier so viel debatiert wird. Wie schön, dass du wenigstens wieder ein bisschen Familie um dich haben kannst. Genieße es. Wir laufen nicht davon. :*

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Es heißt nicht nur "Die Buchhänderlin", sondern es geht auch wirklich um Bücher, die Menschen reden über Bücher, deren Inhalte, deren Bedeutung. Man erfährt, was nach dem Krieg als erstes gelesen wurde, welche Verlage was gemacht haben. Es werden Diskussionen über das Leben, die Gleichberechtigung etc. pp geführt und nichts davon liest sich aufgesetzt oder bemüht. Alles passt wunderbar zu den Figuren.

    :writeDas hat hollyhollunder wunderschön und sehr treffend ausgedrückt! Ich finde auch, dass gerade in diesen Szenen das Buch ganz, ganz stark ist. Wie hat LeseBär teffend geschrieben: eine besondere Stärke des Buches! Die Nachkriegszeit an sich ist zwar auch interessant, aber diese Gespräche über Bücher, über Gedichte, über das Verlagswesen finde ich einzigartig und sehr aufschlussreich! :thumbup:


    Den Professor und sein Benehmen den Frauen gegenüber fand ich auch sehr schlimm. Er ist ein richtiger Nazi und bleibt trotzdem weiter in seinem Job. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass Christa in Mainz mehr Glück hat und es dort bessere, aufgeschlossenere Lehrende gibt.

    Auch das kann ich nur :write. Wobei sein Verhalten Frauen gegenüber wohl nicht einzigartig war - studierende Frauen hatten es sicher öfter schwer. Aber seine Nazi-Vergangenheit :cursing:. Furchtbar, dass solche Männer nach dem Krieg einfach weitermachen konnten wie vorher. Wahrscheinlich wäre es wirklich nicht machbar gewesen, alle, die im NS-Reich mitgemacht haben, auszutauschen, aber zumindest solche Kaliber wie dieser Professor hätten doch nie wieder lehren dürfen. Schließlich beeinflussen sie wieder die nächste Generation.


    Die Hausarbeit von Christa, ihre Erwartungen und ihre Schwierigkeiten mit der Liebe, fand ich toll beschrieben. Ich wollte zwar stellenweise gar nicht weiterlesen, weil klar war, dass es nur in einer Katastrophe enden kann, aber ihren jugendlichen Mut, ihre Unverblümtheit und auch ihre Selbstüberschätzung kam da super rüber. Ich freue mich , dass sie nicht aufgibt, habe aber Bedenken, auf welche Dozenten sie in Mainz treffen wird. Einfach war es für eine Frau in diesen Jahren aber sicher nicht zu studieren und so lernt Christa sehr schnell, dass sie einen langen Atem und viel Durchsetzungskraft braucht.


    Einen langen Atem brauchen alle Frauen. Noch immer haben wir keine gleiche Bezahlung von Frauen und Männern - das ist im Jahr 2021 echt ein Skandal!


    Ich hätte zu gerne gewusst, welche Einstellung sie (die Dozenten, die bei der Hausarbeit "mitgeprüft" haben) wirklich hatten. Haben sie nicht gesagt, weil dieser Schreihals zu dominant war?

    Die Frage ist, ob sie überhaupt eine eigene Meinung/Einstellung haben durften. Ich könnte mir vorstellen, dass sie vom Professor abhängig waren und so werden sie schön brav das gesagt haben, was er hören will. Auch von daher ist es besser, dass Christa so schnell "rausgeflogen" bzw. gar nicht reingekommen ist: wäre so etwas erst bei den Prüfungen passiert wäre sehr viel Zeit und Mühe umsonst gewesen. Und irgendwann wären Christa und der Professor aneinander geraten.


    Alan ist ein Idiot und diese Entschuldigungsversuche machen es nicht besser. Dann lieber schweigen. Andererseites hätte er das Penicillin wohl nicht besorgt, wenn er anständig und nett gewesen wäre - schließlich ist es von seinen eigenen Landsleuten und Arbeitgeber gestohlen.


    In dieser Szene ist mir aber auch aufgefallen, was Totenleserin und Rouge im ersten Abschnitt geschrieben haben: ich konnte mit Christa überhaupt nicht mitfühlen. Klar kann ich mir vorstellen, was sie sich dabei denkt, aber das kommt durch das Buch überhaupt nicht rüber. Es wird recht teilnahmslos von der Entjungferung berichtet, danach noch ein paar Sätze aber dann war es das auch. Später kommt es zwar nochmal hoch, aber Emotionen stecken da keine drin, was ich sehr schade finde.


    Ines Ich hoffe, du und alle anderen hatten einen wunderschönen Ostertag und morgen nochmal einen. :) Dein Engagement ist wunderbar und wie hollyhollunder geschrieben hat: wir laufen nicht weg :lache.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • In dieser Szene ist mir aber auch aufgefallen, was Totenleserin und Rouge im ersten Abschnitt geschrieben haben: ich konnte mit Christa überhaupt nicht mitfühlen. Klar kann ich mir vorstellen, was sie sich dabei denkt, aber das kommt durch das Buch überhaupt nicht rüber. Es wird recht teilnahmslos von der Entjungferung berichtet, danach noch ein paar Sätze aber dann war es das auch. Später kommt es zwar nochmal hoch, aber Emotionen stecken da keine drin, was ich sehr schade finde.

    Vielleicht ist es genau richtig, sich nicht zu sehr in Emotionen zu verlieren an dieser Stelle. Als Leserin kann ich in etwa nachvollziehen, wie schwierig genau diese Situation für Christa ist. Aber ich kann ihren Beweggrund total verstehen. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie ihre Gefühle an dieser Stelle einfach verdrängt.

  • Denk daran, wie viele Frauen damals in der Sowjetzone vergewaltigt worden sind. Da war keine Zeit, um die Wunden zu lecken, das Trauma aufzuarbeiten. Man hat damals nach dem Motto gelebt: Vergiss schnell, was du erlebt hast, morgen ist ein neuer Tag. Alan wäre ohnehin nichts passiert, denn damals herrschte die Meinung, die Frauen sind selbst schuldig. Für ein uneheliches Kind mit einem G.I. gab es 1000 Dollar einmalig.