'Die Buchhändlerin' - Seiten 185 - 267

  • Ich finde es wirklich schade, dass ich so lange mit dem Buch brauche, denn eure Diskussion ist so interessant und ich wäre gerne von Anfang an dabei gewesen. Aber irgendwie kann ich momentan nicht schneller lesen, was ein bißchen auch am Buch liegt. Es passiert soooo viel in diesem Abschnitt und meist bin ich nach einem Kapitel schon so "gesättigt", dass ich das Gelesene erst mal sacken lassen muss. Dementsprechend langsam komme ich vorwärts.


    LeseBär schrieb:

    Da finde ich das Kontrastprogramm, also die Beschäftigung mit Literatur und Lyrik, geradezu entspannend in der ganzen Geschichte. Die Etablierung des Lesezirkels fand ich toll und auch die dort geführten Gespräche. Literaturfreunde sind schon ein eigenes Völkchen. ;)


    :write So geht es mir auch! Ich genieße zur Abwechslung dann richtig die Kapitel, in denen es um Literatur geht und ich so richtig im Buch schwelgen kann, ohne dass etwas Neues passiert. Grundsätzlich kann ich zwar auch mit Lyrik wenig anfangen, aber ich finde es hier super eingebaut.


    Ich habe mich auch gefragt, wer die Gedichte geschrieben hat (und mich noch nicht getraut das Nachwort zu lesen), danke für die Aufklärung hollyhollunder .


    Hier in diesem Abschnitt kommt Helene endlich nochmal richtig zu Wort. Also nicht nur mit ihren Ermahnungen und Vorstellungen für Christa sondern sie selbst und ihr Schicksal. ... Was ist, wenn der Mann wirklich nicht wider zurückkommt? Wird sie nochmal jemanden finden. By the way dachte ich mal, warum nicht sie den Martin heiratet.

    Helenes Kapitel hat mich sehr gefreut, ich hab ja im letzten Abschnitt schon einiges zu ihr geschrieben und das deckt sich mit dem, was dann im Buch stand. Die Idee, sie könne Martin heiraten, hatte ich auch. Allerdings denke ich, sie wartet immer noch auf die Rückkehr ihres Mannes (oder hofft zumindest darauf). Bevor sie wieder heiraten könnte, müsste sie ihn ja für tot erklären lassen, oder? Weiß jemand, wie lange die Frauen da warten mussten? Wobei das sicher ein sehr schwieriger Schritt ist, da man ja damit die Endgültigkeit anerkennt.


    Es ist an Christa, ihren Weg selbstbestimmt zu gehen (und das ist es für jede Generation, unabhängig, was die Eltern einem wünschen).

    :writeDas sehe ich auch so! Helenes Ansicht ist zu der Zeit passend, aber ich denke, in jeder Generation wünschen sich Eltern das eine und Kinder machen dann oft das andere. Und ganz ehrlich: mir fallen einige Lebensentwürfe ein, die ich bei meinen Kindern ganz sicher nicht unterstützen würde. Auch wenn das in 70 Jahren vielleicht "ganz normal" ist. ;)


    Als Helene ihren "Wutanfall" wegen des Studiums von Christa hatte, habe ich das noch nicht so gesehen, mittlerweile kann ich sie aber sehr gut verstehen. Martin und Christa machen ihr eigenes Ding, ohne Helene irgendwie miteinzubeziehen. Das finde ich überhaupt nicht ok. :thumbdown:Für die tägliche dröge, nervige, langweilige, anstrengede Alltagsarbeit wie um Lebensmittelmarken anstehen, Nahrungsmittel besorgen und zubereiten, Wäsche machen ist sie gut genug, aber nicht um bei wichtigen Entscheidungen mitzureden. Nicht bei der Frage, wie es mit dem Buchladen nach der Verhaftung Martins weitergehen soll und auch nicht bei der Frage, wie man Heinz behalten kann. Da verrennt sich Christa lieber in die fixe Idee, die ihr die Frau vom Jugendamt in den Kopf gesetzt hat, ganz schnell heiraten zu müssen, dabei gibt es doch schon eine verheiratete Frau im Haushalt, noch dazu eine "Hausfrau" (ich kann mir nicht vorstellen, dass Helene ihre Buchführungstätigkeit offiziell angemeldet hat). Wo also ist das Problem? Ich hoffe, die beiden Damen nutzen mal ihren Kopf und kommen auf diese doch naheliegende Lösung!


    Oft bleibt nur ein Weg zur Lösung eines Problems. Wie der, dass Christa den Laden führen muss. Keine Lösung, die mir gefallen hat, aber die einzig mögliche.

    Wirklich? Das hat mich wirklich gestört an Martin und seinem Vorschlag: er lässt Christa keine Wahl und er überrumpelt sie total, so dass sie nicht mal die Chance hat, über Alternativen nachzudenken. Totenleserin hat ja auch schon ein paar Ideen skizziert, so hätte es bestimmt auch andere Lösungen gegeben. Nur eine Lösung gibt es selten. Vielleicht hätten andere Möglichkeiten auf Dauer nicht funktioniert, aber zumindest hätte Christa die Chance bekommen müssen, darüber nachzudenken, sich mit ihren Vertrauten wie Helene und Jago zu beraten und etwas auszuprobieren. Egal ob es am Ende funktioniert oder nicht. Diese übergestülpte Pflicht-Lösung fand ich zwar aus Martins Sicht verständlich, aber nicht in Ordnung.


    Dass Christa es mit sich machen lässt, finde ich nachvollziehbar. Zum einen ist sie noch jung, zum anderen hat sie sicher ganz tief drin immer noch ein Schuldbewusstsein wegen des verlorenen Buches.


    Nicht falsch verstehen: grundsätzlich finde ich es richtig und gut, dass Christa in dieser Notlage einspringt. Menschen sind soziale Wesen und unsere Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn nicht jede(r) immer das tut, was sie/er gerade will, sondern das Gemeinwohl im Blick hat. Aber die Art und Weise wie, die hat mir nicht gefallen.


    Was mich aber wirklich interessiert: darf sie eigentlich den Laden führen? Sie ist ja noch nicht mal volljährig!


    Das liegt wohl daran, dass man in Großstädten mehr für sich bleibt und nicht immer unter Beobachtung wie auf dem Dorf. In der Stadt fallen daher die Engstirnigen weniger auf.

    Das hast du schon geschrieben und da ist sicher was dran :grin. Die Frage ist halt immer, was "Intoleranz" für jemanden ganz persönlich bedeutet? Geredet wird auf dem Land sicher mehr, aber ist das wirklich intolerant oder ein Zeichen, das man sich für andere Menschen interessiert? Dafür kommt auch jede/r mal beim Dorftratsch dran, so "normal" kann man gar nicht sein :lache. Ich wohne ja sehr ländlich (viel ländlicher wird schwierig) und auch hier gibt es homosexuelle Paare. Keine Ahnung, ob sie sich manchmal diskriminert fühlen, aber sie sind voll in der Dorfgemeinschaft integriert, sind in Vereinen aktiv ... Außenseiter sind sie definitiv nicht.


    Leider kann ich nicht mitspekulieren, aber alles ist anders als es scheint. Im Teil 2 gibt's die Auflösung.

    Da bin ich ja gespannt, mehr als "schon verheiratet" fällt mir leider auch nicht dazu ein. Er ist Halbjude, aber Religion war ja nie ein Thema bei ihm, also wird er nicht aus religiösen Gründen eine Heirat mit einer Christin ablehnen. Aber sonst? Sehr schade, dass Christa den Brief nicht liest!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Was mich aber wirklich interessiert: darf sie eigentlich den Laden führen? Sie ist ja noch nicht mal volljährig!

    Die Minderjährigkeit schließt die Führung eines Geschäfts nicht per se aus. Es braucht jedoch die Zustimmung des gesetzlichen Vertreters (und des Familiengerichts), da ja noch keine unbeschränkte Geschäftsfähigkeit besteht. Ich vermute, dass das damals nicht anders gewesen sein wird (das BGB ist 1900 in Kraft getreten), kenne aber die historische Entwicklung in diesem Zusammenhang nicht.


    Ich bin mir aber jetzt auch nicht sicher, ob Martin auf dem Papier nicht weiterhin Eigentümer bleibt und Christa als Angestellte den Laden führt (für den Arbeitsvertrag bräuchte sie dann wiederum die Unterschrift ihrer Mutter) oder ob der Laden wirklich auf Christa läuft.

  • Da verrennt sich Christa lieber in die fixe Idee, die ihr die Frau vom Jugendamt in den Kopf gesetzt hat, ganz schnell heiraten zu müssen, dabei gibt es doch schon eine verheiratete Frau im Haushalt, noch dazu eine "Hausfrau" (ich kann mir nicht vorstellen, dass Helene ihre Buchführungstätigkeit offiziell angemeldet hat). Wo also ist das Problem? Ich hoffe, die beiden Damen nutzen mal ihren Kopf und kommen auf diese doch naheliegende Lösung!

    Ich hatte den Hinweis der Jugendamtsfrau so verstanden, dass Heinz nicht einfach bei alleinstehenden Frauen aufwachsen kann. Sprich: Der Vater fehlt. Und den kann Helene, auch wenn sie verheiratet ist, eben auch nicht bieten.

  • Helenes Kapitel hat mich sehr gefreut, ich hab ja im letzten Abschnitt schon einiges zu ihr geschrieben und das deckt sich mit dem, was dann im Buch stand. Die Idee, sie könne Martin heiraten, hatte ich auch. Allerdings denke ich, sie wartet immer noch auf die Rückkehr ihres Mannes (oder hofft zumindest darauf). Bevor sie wieder heiraten könnte, müsste sie ihn ja für tot erklären lassen, oder? Weiß jemand, wie lange die Frauen da warten mussten? Wobei das sicher ein sehr schwieriger Schritt ist, da man ja damit die Endgültigkeit anerkennt.

    Stimmt, ein schwieriger Schritt. Ich glaube es waren so 10 Jahre für Kriegsheimkehrer.

    Wirklich? Das hat mich wirklich gestört an Martin und seinem Vorschlag: er lässt Christa keine Wahl und er überrumpelt sie total, so dass sie nicht mal die Chance hat, über Alternativen nachzudenken.

    Das Martin recht rigoros war, fand ich auch. Aber ich denke mal, er wollte seine geliebte Buchhandlung nur in ihre Hände geben. Es war wie ein Rettungsanker für ihn. Wenn sie den Laden führt, dann kann er damit leben und hoffen, dass am Ende alles gut wird. Auch für ihn.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich finde es wirklich schade, dass ich so lange mit dem Buch brauche, denn eure Diskussion ist so interessant und ich wäre gerne von Anfang an dabei gewesen.

    Mir erging es ja leider sehr ähnlich. Ich habe noch länger gebraucht. *schäm* :( Bei mir lag es auf keinen Fall am Buch. Es sind zurzeit zu viele Umstände, die mich entweder vom Lesen oder dann vom hier melden abhalten. Ich bin zurzeit leider eine sehr lausige LR-Teilnehmerin, wofür ich mich bei allen - allen voran bei Ines - entschuldige.


    Dennoch bin ich sehr froh, dass ich mich dazu entschlossen hatte, das Buch zu lesen. Und auch wenn ich jetzt sehr spät dran bin, hier

    Vorneweg. Bin jetzt gerade durch mit diesem Abschnitt - und jetzt werde ich das Lesen nicht mehr aufhören. Jetzt MUSS ich wissen, wie es weiter geht.

    Am Ende dieses Abschnitts ging es mir genauso. Ich konnte nicht anders und musste direkt weiterlesen. Und da ich gerade in dem Moment die Zeit und die nötige Ruhe dafür hatte, habe ich das ausgenutzt und bin dann auch direkt durch den letzten Abschnitt gerauscht. :schaem

    Hier in diesem Abschnitt kommt Helene endlich nochmal richtig zu Wort. Also nicht nur mit ihren Ermahnungen und Vorstellungen für Christa sondern sie selbst und ihr Schicksal. Das hab ich echt gebraucht, damit mir auch richtig klar wurde, dass sie selbst ja noch eine relativ junge Frau ist und das Leben noch lang nicht rum. Was ist, wenn der Mann wirklich nicht wider zurückkommt? Wird sie nochmal jemanden finden. By the way dachte ich mal, warum nicht sie den Martin heiratet. Nachdem sie das ja als so praktisch empfände. Sie hat schon eine ganz eigene Art, das Leben zu sehen. Hauptsache nicht anecken, und alles einfach und bequem halten. Sich anpassen, nicht auffallen, sich fügen. Ja, solche Frauen kenne ich tatsächlich noch aus genau Helenes Generation.

    Mir hat es auch sehr gut gefallen, dass Helene hier mehr "Raum" als in den vorherigen Abschnitten bekommen hat. Bis dahin blieb sie für mich schon sehr im Hintergrund. Ohne sie wäre es aber dennoch nicht gegangen. Und auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit ihr bin (wir sind halt doch aus verschiedenen Generationen :zwinker) empfinde ich sie als Ruhepol und Rückgrat in der Familie. Sie kennt die Frauenrolle nicht anders und macht sich daher Sorgen um ihre Tochter, die so befremdlich neue Wege gehen möchte. Im Grunde genommen möchte sie nur das Beste für alle Familienmitglieder.


    Auf Jago bin ich irgendwie sauer. Es gab ja schon vorher Momente, in denen er Christa gegenüber zurückhaltend war und man konnte spüren, dass ihn was bedrückt. Aber was ist so furchtbar, dass er nicht mit Christa darüber sprechen kann? Christa hätte verdient, dass er offen und ehrlich mit ihr umgeht und nicht einfach so über Nacht verschwindet. Mensch, Jago! Ein so sensibler Mann und dann sowas.... :rotekarte Ich bin gespannt, was hinter seinem Verhalten steckt.


    A propos Jago: ich muss gestehen, dass ich keinen richtigen Zugang zu seinen Gedichten gefunden habe. Aber das liegt definitiv an mir. Ich habe mich (leider) viel zu wenig mit Lyrik beschäftigt.


    Martins Schicksal bewegt mich sehr und ich bin so froh, dass es den §175 nicht mehr gibt. Trotzdem werden Homosexuelle auch heute noch diskriminiert und es macht mich traurig wieviel Ablehnung und Intoleranz noch in den Köpfen herum schwirren.


    Na ja, bestimmtes Thema ist vielleicht von mir falsch formuliert, aber hier werden immer Anschnitte zu Themen gemacht und dann werden diese nicht richtig ausgearbeitet. Anschnitt, fertig, nächstes Thema. Anschnitt, fertig, nächstes Thema. Und da Buch ist für mich voll damit, aber kein Thema und keine Person wird dadurch für mich greifbar. Also frage ich mich, was will die Autorin uns hier mitteilen?

    Ich verstehe dein Gefühl hier sehr gut. Es gab Situationen in denen ich auch gerne noch ein bisschen länger geblieben wäre, um darüber noch mehr zu erfahren. Da mich dann aber die weitere Geschichte in Bann zog, war das Gefühl rasch wieder verflogen und es hat mir gut gefallen, so auch einen weiteren Blickwinkel auf die damalige Zeit zu bekommen

    Da wird eine Geschichte erzählt, keine Botschaft transportiert. Eine Geschichte, die Geschichte erzählt und erklärt.

    Nachdem ich mich auf die Erzählweise in diesem Buch eingelassen hatte, konnte ich das genauso sehen. :)

  • Danke für eure Hinweise zur Geschäftsführung bei Unmündigkeit (auch wenn das jetzt nicht so einfach klingt wie im Buch) und der Wartezeit bei Vermissten LeseBär und hollyhollunder .


    Ich hatte den Hinweis der Jugendamtsfrau so verstanden, dass Heinz nicht einfach bei alleinstehenden Frauen aufwachsen kann. Sprich: Der Vater fehlt. Und den kann Helene, auch wenn sie verheiratet ist, eben auch nicht bieten.

    Dass nehm ich jetzt mal mit in den nächsten Abschnitt ...



    Auf Jago bin ich irgendwie sauer. Es gab ja schon vorher Momente, in denen er Christa gegenüber zurückhaltend war und man konnte spüren, dass ihn was bedrückt. Aber was ist so furchtbar, dass er nicht mit Christa darüber sprechen kann? Christa hätte verdient, dass er offen und ehrlich mit ihr umgeht und nicht einfach so über Nacht verschwindet. Mensch, Jago! Ein so sensibler Mann und dann sowas.... :rotekarte Ich bin gespannt, was hinter seinem Verhalten steckt.

    ... und das auch :wave.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich hatte den Hinweis der Jugendamtsfrau so verstanden, dass Heinz nicht einfach bei alleinstehenden Frauen aufwachsen kann. Sprich: Der Vater fehlt. Und den kann Helene, auch wenn sie verheiratet ist, eben auch nicht bieten.

    Na, dann müssten sie aber alle Kinder ins Heim stecken, deren Väter im Krieg geblieben sind.

    Ich hatte das schon so verstanden, dass Martin das Problem für das Kindswohl war.

  • Na, dann müssten sie aber alle Kinder ins Heim stecken, deren Väter im Krieg geblieben sind.

    Ich hatte das schon so verstanden, dass Martin das Problem für das Kindswohl war.

    Martin war ja auch das ursprüngliche Problem. Aber die Dame vom Jugendamt sagt auf Seite 254 deutlich, dass es "wünschenswert" wäre, "dass der Junge eine Pflegemutter und einen Pflegevater hat". Mit "wünschenswert" ist in diesem Fall jedoch mit Sicherheit kein Wahlrecht gemeint. Ich denke schon, dass der fehlende Vater also ausschlaggebend für die Vermittlung von Pflegekindern war (ganz sicher in dem im Buch geschilderten Fall).


    Das bedeutet andererseits ja nicht, dass vaterlose Kinder ihren Müttern entrissen werden müssen. Für die Waisenkinder war das Jugendamt aber bemüht, eine Lösung nach selbst auferlegten "Standards" zu finden. Sicher gab es auch gesetzliche Vorgaben.

  • Aber war es nicht auch so, dass es vornehmlich Frauen waren, die bereits aus einem "studierten" Elternhaus kamen? Wenn ich da an die Generation meiner Eltern denke, da war derjenige aus der Volksschulklasse, der dann ans Gymnasium wechselte, ein Exot.

    Das gilt fast noch für meine eigene Generation. Da war es dann nicht unbedingt mehr das Akademikerkind, aber der gut situierte Handwerker, Metzger, Bäcker, Schreiner, der sein Kind aufs Gymnasium schickte. Fabrikarbeiterkinder hatten wir von 36 Schülern je nach Definition drei oder vier. Das war 1968.

  • Das war ein sehr interessanter Abschnitt und eure Beiträge sind es auch.

    Ich finde ja, dass Christa für ihr Alter schon sehr "erwachsen" und "vernünftig" ist.

    Und gerade bei der Szene im Gefängnis, als Martin sie bittet, die Buchhandlung weiter zu führen wird ihr inneres Aufbegehren doch greifbar. Sie ist verzweifelt und klagt "wer fragt nach mir? Was ich möchte?"

    Und dann der Gedanke, dass sie Martin ja ins KZ gebracht hätte und ihm diese Bitte nun erfüllen muss..........


    Ich finde diese Nachkriegsgeschichte gut erzählt, natürlich kann nicht auf jede Einzelheit ausführlich eingegangen werden, dann wäre das ein 1000 Seiten Roman geworden..........aber all diese Dinge gab es, in hunderten von Familien.

    In welcher tatsächlichen Gefahr sich Homosexuelle damals befanden ist heute für uns hier in Deutschland gar nicht mehr so richtig nach zu vollziehen, denke ich.

    Natürlich gibt es auch heute noch Vorbehalte etc. - aber keiner landet deshalb mehr im Gefängnis.

    Von daher finde ich das Schicksal von Martin sehr traurig, und er leidet ja auch wirklich darunter.


    Zur Lyrik - so richtigen Zugang habe ich zu den Gedichten von Jago auch nicht gefunden. ;-)

    Aber sie klingen auf jeden Fall schön und für mich auch emotional.

    Mal schauen, was für ein Geheimnis er verbirgt............


    In meinem Lieblingstheater gibt es seit einiger Zeit eine "Gedicht-Interpretations-Reihe" mit Christian Muggenthaler.

    Da war ich schon bei einigen Abenden dabei und habe einen sehr schönen Zugang zu Gedichten z.B. von Erich Kästner, Hölderlin erhalten.

    Christian Muggenthaler - Home (christian-muggenthaler.de)


    Von daher finde ich die Literatur-Abend von Christa eine tolle Sache!

    Solche Veranstaltungen können ein echter Gewinn sein.