Suhrkamp, 2021
Preis: 18 €
Kurzbeschreibung:
In der Gegend gilt er als Besessener, »besessen nicht allein von einem, sondern von mehreren, vielen, gar unzähligen Dämonen«. Tags geht er, der eigentlich Obstgärtner ist, durch den Ort. Leise redet er in Zungen in einer nichtexistierenden Sprache, erschreckt die Dorfbewohner mit Beschimpfungen und Schmähreden, mit Orakelsprüchen. Nur die Schwester hält zu ihm, die Eltern leben schon lang nicht mehr. Sie beobachtet, wie er anderen Lebewesen, Tieren zuspricht, und will nicht wahrhaben, dass er wie aus der Kehle eines Engels singt. Sie folgt ihm, auch an den See »mit dem anderen Land an dem Ufer gegenüber« – dort blickt ihn ein Mann an, wie er »noch keinmal von einem Menschen angeblickt worden war«, und da fahren die Dämonen aus ihm heraus. So macht er sich, »nach einem freilich langgezogenen Abschied, auf den Weg hinüber ins andere Land«.
Über den Autor:
Peter Handke, geboren 1942 in Griffen, Kärnten, lebt in der Nähe von Paris.
2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
Peter Handkes neues Buch hat nicht einmal 100 Seiten. Man kann von einer Erzählung sprechen. Gattungsbezeichnung ist Dämonengeschichte.
Ein solcher Dämon scheint in den Protagonisten, einen Obstbauern gefahren zu sein, denn er wütend gegen Gesellschaft und alles.
Als ihm dann doch einmal ein Mann positiv begegnet fährt der Dämon aus ihm und es ist auch der Moment, indem er die Heimat verlässt, Richtung Dekapolis, den antiken Städten. Er erreicht sogar Kursi, wo Jesus einst Besessene heilte. Es gibt also biblische Anspielungen.
Die Erzählung ist nicht lang, aber es steckt doch viel drin in den immerhin 3 Teilen. Auffällig ist der hohe Ton, der konsequent durchgehalten wird und streckenweise auch schwer erträglich sein kann.
Mein Tag im anderen Land ist nicht die erste Veröffentlichung seit Handkes Literaturnobelpreis, aber ich vermute, es ist der erste Prosatext, der er erst danach geschrieben hat.
ASIN/ISBN: 3518225243 |